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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-04-20/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-228 tp-3679 ">Coppet</span> d. 20 Sept 1805<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3680 index-48 tp-3681 ">Ihrer Brüder</span>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob <span class="index-48 tp-3682 ">Ihr ältester Bruder</span> die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. <span class="index-96 tp-3684 index-44 tp-3683 ">Die Kinder</span> gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an <span class="index-96 tp-3686 index-44 tp-3685 ">diese liebenswürdigen Wesen</span> nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<br>Hoffentlich wird <span class="index-56 tp-3687 ">unserm Bildhauer</span> <span class="index-356 tp-3688 ">Rom</span> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <span class="index-354 tp-3689 ">München</span> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <span class="index-447 tp-3764 ">Arbeiten</span>.<br>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <span class="index-524 tp-3691 ">mein Gedicht über </span><span class="index-524 tp-3691 index-356 tp-3690 ">Rom</span> vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich <span class="index-565 tp-3765 ">einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz</span> für die <span class="index-94 tp-3692 ">Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung</span>: Artistische und literarische Nachrichten aus <span class="index-356 tp-3693 ">Rom</span>. Ich wollte das was Sie und <span class="index-48 tp-3697 ">Ihren Bruder</span> betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von <span class="index-632 tp-3766 ">Ihren dichterischen Arbeiten</span> gesprochen, besonders von <span class="index-512 tp-3694 ">Florio und Blanscheflur</span>; von <span class="index-48 tp-3695 index-620 tp-3767 ">Ihres Bruders</span><span class="index-620 tp-3767 "> Herausgabe der </span><span class="index-620 tp-3767 index-194 tp-3696 ">Niebelungen</span>; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften <span class="index-5988 tp-39170 ">der Vaticanischen Bibliothek</span> für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.<br>Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <span class="index-171 tp-3699 ">Paris</span> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <span class="index-171 tp-3700 ">Paris</span>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <span class="index-8 tp-3701 ">meinem Bruder</span> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <span class="index-280 tp-3702 ">Genf</span> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<br>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden <span class="index-173 tp-3771 ">Hanover</span> verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß <span class="index-279 tp-3708 ">Neapel</span> nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in <span class="index-356 tp-3709 ">Rom</span> leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3761 ">Rom</span> nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von <span class="index-356 tp-3710 ">Rom</span>. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.<br><span class="index-8 tp-3711 ">Mein Bruder</span> schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – <span class="index-264 tp-3712 ">Meine gute Mutter</span> ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.<br>Von <span class="index-276 tp-3713 ">Hufeland</span> habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.<br>An <span class="index-220 tp-3714 ">Fouqué</span> schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit <span class="index-42 tp-3715 ">B[ernhardi]</span>. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß <span class="index-450 tp-3716 ">eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval</span>, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von <span class="index-625 tp-3777 ">den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in </span><span class="index-625 tp-3777 index-15 tp-3717 ">Berlin</span>, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl <span class="index-42 tp-3718 ">B.[ernhardi]</span> den Ton an.<br><span class="index-115 tp-3719 ">Meine Schwester</span> erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst <span class="index-121 tp-3768 ">ihrer Tochter</span> das <span class="index-633 tp-3770 ">Carlsbad</span> mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß <span class="index-121 tp-3769 ">Augustchens</span> Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.<br><span class="index-8 tp-3720 ">Mein Bruder</span> freut sich sehr über Ihre Wahl von <span class="index-512 tp-3721 ">Florio und Blanscheflur</span>, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.<br>Von <span class="index-31 tp-3723 ">Frommann</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3722 ">Egidio und Isabella</span> noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. <span class="index-449 tp-3778 ">Der Regierungsrath Voigt</span> ist freylich nahe bey <span class="index-22 tp-3724 ">Leipzig</span>, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <span class="index-383 tp-3725 ">das Manuscript</span> mit einem Briefe an ihn senden.<br>Mit dem <span class="index-4 tp-3726 index-272 tp-3729 index-344 tp-3728 ">Shakespear</span> und <span class="index-166 tp-3727 index-266 tp-3731 index-261 tp-3730 ">Calderon</span> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <span class="index-272 tp-3733 ">ein neuer Band von </span><span class="index-272 tp-3733 index-4 tp-3732 ">Shakespear</span> und <span class="index-266 tp-3735 ">der 2</span><span class="index-266 tp-3735 offset-4 ">te</span><span class="index-266 tp-3735 "> vom </span><span class="index-266 tp-3735 index-166 tp-3734 ">Calderon</span> erscheinen soll.<br><span class="index-524 tp-3736 ">Meine Elegie</span> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <span class="index-380 tp-3737 ">Mad. Unger</span> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <span class="index-356 tp-3738 ">Rom</span> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <span class="index-524 tp-3739 ">dieß Gedicht</span>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <span class="index-56 tp-3740 index-48 tp-3741 ">Ihren Brüdern</span> gefallen wird.<br>Geben Sie mir doch Nachricht von <span class="index-48 tp-3742 ">Tiecks</span> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <span class="index-577 tp-3779 ">Den von </span><span class="index-577 tp-3779 index-8 tp-3743 ">meinem Bruder</span><span class="index-577 tp-3779 "> herausgegebnen</span> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<br>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <span class="index-631 tp-3744 ">Chateaubriand</span> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <span class="index-635 tp-3774 index-636 tp-3776 index-634 tp-3775 ">alle durchreisenden Prinzen</span>; <span class="index-634 tp-3773 ">der Erbprinz von Bayern</span> hat mir wieder wie in <span class="index-356 tp-3745 ">Rom</span> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <span class="index-8 tp-3746 ">meinem Bruder</span> eine Stelle bey der <span class="index-5957 tp-38757 index-354 tp-3747 ">Münchner</span><span class="index-5957 tp-38757 "> Akademie</span>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <span class="index-280 tp-3749 ">Genfer</span> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<br><span class="index-267 tp-3762 ">Der älteste Staël</span> ist in <span class="index-171 tp-3750 ">Paris</span> in einer Pension, ich habe also bloß für <span class="index-268 tp-3763 ">den zweyten</span> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<br>Grüßen Sie <span class="index-102 tp-3751 ">Knorring</span> aufs freundschaftlichste von mir; <span class="index-1123 tp-7349 ">die Werke von </span><span class="index-1123 tp-7349 index-1119 tp-7344 ">St. Martin</span> müssen erst von <span class="index-171 tp-3753 ">Paris</span> kommen, hier ist fast nichts davon.<br>Sagen Sie <span class="index-44 tp-3754 ">Wilhelm</span>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <span class="index-3165 tp-38254 ">gehörnten Siegfried</span> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <span class="index-96 tp-3755 ">Felix</span> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <span class="index-96 tp-3757 index-44 tp-3756 ">die lieben Engel</span>, und grüße <span class="index-102 tp-3760 index-56 tp-3758 index-48 tp-3759 ">die Freunde sämtlich</span> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. 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Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<br>Hoffentlich wird <span class="index-56 tp-3687 ">unserm Bildhauer</span> <span class="index-356 tp-3688 ">Rom</span> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <span class="index-354 tp-3689 ">München</span> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <span class="index-447 tp-3764 ">Arbeiten</span>.<br>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <span class="index-524 tp-3691 ">mein Gedicht über </span><span class="index-524 tp-3691 index-356 tp-3690 ">Rom</span> vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich <span class="index-565 tp-3765 ">einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz</span> für die <span class="index-94 tp-3692 ">Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung</span>: Artistische und literarische Nachrichten aus <span class="index-356 tp-3693 ">Rom</span>. Ich wollte das was Sie und <span class="index-48 tp-3697 ">Ihren Bruder</span> betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von <span class="index-632 tp-3766 ">Ihren dichterischen Arbeiten</span> gesprochen, besonders von <span class="index-512 tp-3694 ">Florio und Blanscheflur</span>; von <span class="index-48 tp-3695 index-620 tp-3767 ">Ihres Bruders</span><span class="index-620 tp-3767 "> Herausgabe der </span><span class="index-620 tp-3767 index-194 tp-3696 ">Niebelungen</span>; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften <span class="index-5988 tp-39170 ">der Vaticanischen Bibliothek</span> für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.<br>Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <span class="index-171 tp-3699 ">Paris</span> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <span class="index-171 tp-3700 ">Paris</span>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <span class="index-8 tp-3701 ">meinem Bruder</span> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <span class="index-280 tp-3702 ">Genf</span> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<br>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden <span class="index-173 tp-3771 ">Hanover</span> verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß <span class="index-279 tp-3708 ">Neapel</span> nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in <span class="index-356 tp-3709 ">Rom</span> leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3761 ">Rom</span> nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von <span class="index-356 tp-3710 ">Rom</span>. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.<br><span class="index-8 tp-3711 ">Mein Bruder</span> schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – <span class="index-264 tp-3712 ">Meine gute Mutter</span> ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.<br>Von <span class="index-276 tp-3713 ">Hufeland</span> habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.<br>An <span class="index-220 tp-3714 ">Fouqué</span> schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit <span class="index-42 tp-3715 ">B[ernhardi]</span>. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß <span class="index-450 tp-3716 ">eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval</span>, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von <span class="index-625 tp-3777 ">den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in </span><span class="index-625 tp-3777 index-15 tp-3717 ">Berlin</span>, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl <span class="index-42 tp-3718 ">B.[ernhardi]</span> den Ton an.<br><span class="index-115 tp-3719 ">Meine Schwester</span> erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst <span class="index-121 tp-3768 ">ihrer Tochter</span> das <span class="index-633 tp-3770 ">Carlsbad</span> mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß <span class="index-121 tp-3769 ">Augustchens</span> Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.<br><span class="index-8 tp-3720 ">Mein Bruder</span> freut sich sehr über Ihre Wahl von <span class="index-512 tp-3721 ">Florio und Blanscheflur</span>, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.<br>Von <span class="index-31 tp-3723 ">Frommann</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3722 ">Egidio und Isabella</span> noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. <span class="index-449 tp-3778 ">Der Regierungsrath Voigt</span> ist freylich nahe bey <span class="index-22 tp-3724 ">Leipzig</span>, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <span class="index-383 tp-3725 ">das Manuscript</span> mit einem Briefe an ihn senden.<br>Mit dem <span class="index-4 tp-3726 index-272 tp-3729 index-344 tp-3728 ">Shakespear</span> und <span class="index-166 tp-3727 index-266 tp-3731 index-261 tp-3730 ">Calderon</span> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <span class="index-272 tp-3733 ">ein neuer Band von </span><span class="index-272 tp-3733 index-4 tp-3732 ">Shakespear</span> und <span class="index-266 tp-3735 ">der 2</span><span class="index-266 tp-3735 offset-4 ">te</span><span class="index-266 tp-3735 "> vom </span><span class="index-266 tp-3735 index-166 tp-3734 ">Calderon</span> erscheinen soll.<br><span class="index-524 tp-3736 ">Meine Elegie</span> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <span class="index-380 tp-3737 ">Mad. Unger</span> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <span class="index-356 tp-3738 ">Rom</span> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <span class="index-524 tp-3739 ">dieß Gedicht</span>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <span class="index-56 tp-3740 index-48 tp-3741 ">Ihren Brüdern</span> gefallen wird.<br>Geben Sie mir doch Nachricht von <span class="index-48 tp-3742 ">Tiecks</span> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <span class="index-577 tp-3779 ">Den von </span><span class="index-577 tp-3779 index-8 tp-3743 ">meinem Bruder</span><span class="index-577 tp-3779 "> herausgegebnen</span> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<br>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <span class="index-631 tp-3744 ">Chateaubriand</span> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <span class="index-635 tp-3774 index-636 tp-3776 index-634 tp-3775 ">alle durchreisenden Prinzen</span>; <span class="index-634 tp-3773 ">der Erbprinz von Bayern</span> hat mir wieder wie in <span class="index-356 tp-3745 ">Rom</span> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <span class="index-8 tp-3746 ">meinem Bruder</span> eine Stelle bey der <span class="index-5957 tp-38757 index-354 tp-3747 ">Münchner</span><span class="index-5957 tp-38757 "> Akademie</span>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <span class="index-280 tp-3749 ">Genfer</span> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<br><span class="index-267 tp-3762 ">Der älteste Staël</span> ist in <span class="index-171 tp-3750 ">Paris</span> in einer Pension, ich habe also bloß für <span class="index-268 tp-3763 ">den zweyten</span> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<br>Grüßen Sie <span class="index-102 tp-3751 ">Knorring</span> aufs freundschaftlichste von mir; <span class="index-1123 tp-7349 ">die Werke von </span><span class="index-1123 tp-7349 index-1119 tp-7344 ">St. Martin</span> müssen erst von <span class="index-171 tp-3753 ">Paris</span> kommen, hier ist fast nichts davon.<br>Sagen Sie <span class="index-44 tp-3754 ">Wilhelm</span>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <span class="index-3165 tp-38254 ">gehörnten Siegfried</span> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <span class="index-96 tp-3755 ">Felix</span> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <span class="index-96 tp-3757 index-44 tp-3756 ">die lieben Engel</span>, und grüße <span class="index-102 tp-3760 index-56 tp-3758 index-48 tp-3759 ">die Freunde sämtlich</span> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. Ich habe wenigstens durch die Länge meines Briefes mein Stillschweigen wieder gut zu machen gesucht.', '36_xml' => '<p><placeName key="228">Coppet</placeName> d. 20 Sept 1805<lb/>Die Ankunft <persName key="56"><persName key="48">Ihrer Brüder</persName></persName>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. 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Dann <persName key="635"><persName key="636"><persName key="634">alle durchreisenden Prinzen</persName></persName></persName>; <persName key="634">der Erbprinz von Bayern</persName> hat mir wieder wie in <placeName key="356">Rom</placeName> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <persName key="8">meinem Bruder</persName> eine Stelle bey der <orgName key="5957"><placeName key="354">Münchner</placeName> Akademie</orgName>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <placeName key="280">Genfer</placeName> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<lb/><persName key="267">Der älteste Staël</persName> ist in <placeName key="171">Paris</placeName> in einer Pension, ich habe also bloß für <persName key="268">den zweyten</persName> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<lb/>Grüßen Sie <persName key="102">Knorring</persName> aufs freundschaftlichste von mir; <name key="1123" type="work">die Werke von <persName key="1119">St. Martin</persName></name> müssen erst von <placeName key="171">Paris</placeName> kommen, hier ist fast nichts davon.<lb/>Sagen Sie <persName key="44">Wilhelm</persName>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <name key="3165" type="work">gehörnten Siegfried</name> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <persName key="96">Felix</persName> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <persName key="96"><persName key="44">die lieben Engel</persName></persName>, und grüße <persName key="102"><persName key="56"><persName key="48">die Freunde sämtlich</persName></persName></persName> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. Ich habe wenigstens durch die Länge meines Briefes mein Stillschweigen wieder gut zu machen gesucht.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB3679"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE3679"/> d. 20 Sept 1805<lb/>Die Ankunft <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3680"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3681"/>Ihrer Brüder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3681"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3680"/>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3682"/>Ihr ältester Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3682"/> die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3684"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3683"/>Die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3683"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3684"/> gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3686"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3685"/>diese liebenswürdigen Wesen<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3685"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3686"/> nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<lb/>Hoffentlich wird <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3687"/>unserm Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3687"/> <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3688"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3688"/> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3689"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3689"/> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <anchor type="b" n="447" ana="12" xml:id="NidB3764"/>Arbeiten<anchor type="e" n="447" ana="12" xml:id="NidE3764"/>.<lb/>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3691"/>mein Gedicht über <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3690"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3690"/><anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3691"/> vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich <anchor type="b" n="565" ana="12" xml:id="NidB3765"/>einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz<anchor type="e" n="565" ana="12" xml:id="NidE3765"/> für die <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB3692"/>Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung<anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE3692"/>: Artistische und literarische Nachrichten aus <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3693"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3693"/>. Ich wollte das was Sie und <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3697"/>Ihren Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3697"/> betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von <anchor type="b" n="632" ana="12" xml:id="NidB3766"/>Ihren dichterischen Arbeiten<anchor type="e" n="632" ana="12" xml:id="NidE3766"/> gesprochen, besonders von <anchor type="b" n="512" ana="12" xml:id="NidB3694"/>Florio und Blanscheflur<anchor type="e" n="512" ana="12" xml:id="NidE3694"/>; von <anchor type="b" n="620" ana="12" xml:id="NidB3767"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3695"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3695"/> Herausgabe der <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB3696"/>Niebelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE3696"/><anchor type="e" n="620" ana="12" xml:id="NidE3767"/>; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften <anchor type="b" n="5988" ana="15" xml:id="NidB39170"/>der Vaticanischen Bibliothek<anchor type="e" n="5988" ana="15" xml:id="NidE39170"/> für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.<lb/>Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3699"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3699"/> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3700"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3700"/>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3701"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3701"/> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3702"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3702"/> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<lb/>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB3771"/>Hanover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE3771"/> verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB3708"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE3708"/> nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3709"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3709"/> leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3761"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3761"/> nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3710"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3710"/>. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3711"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3711"/> schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB3712"/>Meine gute Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE3712"/> ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.<lb/>Von <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3713"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3713"/> habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.<lb/>An <anchor type="b" n="220" ana="11" xml:id="NidB3714"/>Fouqué<anchor type="e" n="220" ana="11" xml:id="NidE3714"/> schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3715"/>B[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3715"/>. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß <anchor type="b" n="450" ana="12" xml:id="NidB3716"/>eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval<anchor type="e" n="450" ana="12" xml:id="NidE3716"/>, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von <anchor type="b" n="625" ana="11" xml:id="NidB3777"/>den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB3717"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE3717"/><anchor type="e" n="625" ana="11" xml:id="NidE3777"/>, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3718"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3718"/> den Ton an.<lb/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB3719"/>Meine Schwester<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE3719"/> erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB3768"/>ihrer Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE3768"/> das <anchor type="b" n="633" ana="10" xml:id="NidB3770"/>Carlsbad<anchor type="e" n="633" ana="10" xml:id="NidE3770"/> mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB3769"/>Augustchens<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE3769"/> Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3720"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3720"/> freut sich sehr über Ihre Wahl von <anchor type="b" n="512" ana="12" xml:id="NidB3721"/>Florio und Blanscheflur<anchor type="e" n="512" ana="12" xml:id="NidE3721"/>, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.<lb/>Von <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB3723"/>Frommann<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE3723"/> habe ich wegen <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3722"/>Egidio und Isabella<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3722"/> noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. <anchor type="b" n="449" ana="11" xml:id="NidB3778"/>Der Regierungsrath Voigt<anchor type="e" n="449" ana="11" xml:id="NidE3778"/> ist freylich nahe bey <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB3724"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE3724"/>, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3725"/>das Manuscript<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3725"/> mit einem Briefe an ihn senden.<lb/>Mit dem <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB3726"/><anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB3729"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB3728"/>Shakespear<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE3728"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE3729"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE3726"/> und <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB3727"/><anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB3731"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB3730"/>Calderon<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE3730"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE3731"/><anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE3727"/> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB3733"/>ein neuer Band von <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB3732"/>Shakespear<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE3732"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE3733"/> und <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB3735"/>der 2<hi rend="offset:4">te</hi> vom <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB3734"/>Calderon<anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE3734"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE3735"/> erscheinen soll.<lb/><anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3736"/>Meine Elegie<anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3736"/><anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE3723"/> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB3737"/>Mad. Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE3737"/> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3738"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3738"/> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3739"/>dieß Gedicht<anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3739"/>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3740"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3741"/>Ihren Brüdern<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3741"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3740"/> gefallen wird.<lb/>Geben Sie mir doch Nachricht von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3742"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3742"/> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <anchor type="b" n="577" ana="13" xml:id="NidB3779"/>Den von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3743"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3743"/> herausgegebnen<anchor type="e" n="577" ana="13" xml:id="NidE3779"/> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<lb/>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <anchor type="b" n="631" ana="11" xml:id="NidB3744"/>Chateaubriand<anchor type="e" n="631" ana="11" xml:id="NidE3744"/> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <anchor type="b" n="635" ana="11" xml:id="NidB3774"/><anchor type="b" n="636" ana="11" xml:id="NidB3776"/><anchor type="b" n="634" ana="11" xml:id="NidB3775"/>alle durchreisenden Prinzen<anchor type="e" n="634" ana="11" xml:id="NidE3775"/><anchor type="e" n="636" ana="11" xml:id="NidE3776"/><anchor type="e" n="635" ana="11" xml:id="NidE3774"/>; <anchor type="b" n="634" ana="11" xml:id="NidB3773"/>der Erbprinz von Bayern<anchor type="e" n="634" ana="11" xml:id="NidE3773"/> hat mir wieder wie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3745"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3745"/> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3746"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3746"/> eine Stelle bey der <anchor type="b" n="5957" ana="15" xml:id="NidB38757"/><anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3747"/>Münchner<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3747"/> Akademie<anchor type="e" n="5957" ana="15" xml:id="NidE38757"/>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3749"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3749"/> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<lb/><anchor type="b" n="267" ana="11" xml:id="NidB3762"/>Der älteste Staël<anchor type="e" n="267" ana="11" xml:id="NidE3762"/> ist in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3750"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3750"/> in einer Pension, ich habe also bloß für <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB3763"/>den zweyten<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE3763"/> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<lb/>Grüßen Sie <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3751"/>Knorring<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3751"/> aufs freundschaftlichste von mir; <anchor type="b" n="1123" ana="12" xml:id="NidB7349"/>die Werke von <anchor type="b" n="1119" ana="11" xml:id="NidB7344"/>St. Martin<anchor type="e" n="1119" ana="11" xml:id="NidE7344"/><anchor type="e" n="1123" ana="12" xml:id="NidE7349"/> müssen erst von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3753"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3753"/> kommen, hier ist fast nichts davon.<lb/>Sagen Sie <anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3754"/>Wilhelm<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3754"/>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <anchor type="b" n="3165" ana="12" xml:id="NidB38254"/>gehörnten Siegfried<anchor type="e" n="3165" ana="12" xml:id="NidE38254"/> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3755"/>Felix<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3755"/> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3757"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3756"/>die lieben Engel<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3756"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3757"/>, und grüße <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3760"/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3758"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3759"/>die Freunde sämtlich<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3759"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3758"/><anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3760"/> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. 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20 Sept 1805<br>Die Ankunft <span class="index-56 tp-3680 index-48 tp-3681 ">Ihrer Brüder</span>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob <span class="index-48 tp-3682 ">Ihr ältester Bruder</span> die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. <span class="index-96 tp-3684 index-44 tp-3683 ">Die Kinder</span> gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an <span class="index-96 tp-3686 index-44 tp-3685 ">diese liebenswürdigen Wesen</span> nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<br>Hoffentlich wird <span class="index-56 tp-3687 ">unserm Bildhauer</span> <span class="index-356 tp-3688 ">Rom</span> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <span class="index-354 tp-3689 ">München</span> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <span class="index-447 tp-3764 ">Arbeiten</span>.<br>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <span class="index-524 tp-3691 ">mein Gedicht über </span><span class="index-524 tp-3691 index-356 tp-3690 ">Rom</span> vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich <span class="index-565 tp-3765 ">einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz</span> für die <span class="index-94 tp-3692 ">Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung</span>: Artistische und literarische Nachrichten aus <span class="index-356 tp-3693 ">Rom</span>. Ich wollte das was Sie und <span class="index-48 tp-3697 ">Ihren Bruder</span> betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von <span class="index-632 tp-3766 ">Ihren dichterischen Arbeiten</span> gesprochen, besonders von <span class="index-512 tp-3694 ">Florio und Blanscheflur</span>; von <span class="index-48 tp-3695 index-620 tp-3767 ">Ihres Bruders</span><span class="index-620 tp-3767 "> Herausgabe der </span><span class="index-620 tp-3767 index-194 tp-3696 ">Niebelungen</span>; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften <span class="index-5988 tp-39170 ">der Vaticanischen Bibliothek</span> für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.<br>Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <span class="index-171 tp-3699 ">Paris</span> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <span class="index-171 tp-3700 ">Paris</span>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <span class="index-8 tp-3701 ">meinem Bruder</span> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <span class="index-280 tp-3702 ">Genf</span> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<br>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden <span class="index-173 tp-3771 ">Hanover</span> verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß <span class="index-279 tp-3708 ">Neapel</span> nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in <span class="index-356 tp-3709 ">Rom</span> leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in <span class="index-356 tp-3761 ">Rom</span> nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von <span class="index-356 tp-3710 ">Rom</span>. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.<br><span class="index-8 tp-3711 ">Mein Bruder</span> schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – <span class="index-264 tp-3712 ">Meine gute Mutter</span> ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.<br>Von <span class="index-276 tp-3713 ">Hufeland</span> habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.<br>An <span class="index-220 tp-3714 ">Fouqué</span> schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit <span class="index-42 tp-3715 ">B[ernhardi]</span>. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß <span class="index-450 tp-3716 ">eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval</span>, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von <span class="index-625 tp-3777 ">den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in </span><span class="index-625 tp-3777 index-15 tp-3717 ">Berlin</span>, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl <span class="index-42 tp-3718 ">B.[ernhardi]</span> den Ton an.<br><span class="index-115 tp-3719 ">Meine Schwester</span> erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst <span class="index-121 tp-3768 ">ihrer Tochter</span> das <span class="index-633 tp-3770 ">Carlsbad</span> mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß <span class="index-121 tp-3769 ">Augustchens</span> Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.<br><span class="index-8 tp-3720 ">Mein Bruder</span> freut sich sehr über Ihre Wahl von <span class="index-512 tp-3721 ">Florio und Blanscheflur</span>, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.<br>Von <span class="index-31 tp-3723 ">Frommann</span> habe ich wegen <span class="index-383 tp-3722 ">Egidio und Isabella</span> noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. <span class="index-449 tp-3778 ">Der Regierungsrath Voigt</span> ist freylich nahe bey <span class="index-22 tp-3724 ">Leipzig</span>, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <span class="index-383 tp-3725 ">das Manuscript</span> mit einem Briefe an ihn senden.<br>Mit dem <span class="index-4 tp-3726 index-272 tp-3729 index-344 tp-3728 ">Shakespear</span> und <span class="index-166 tp-3727 index-266 tp-3731 index-261 tp-3730 ">Calderon</span> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <span class="index-272 tp-3733 ">ein neuer Band von </span><span class="index-272 tp-3733 index-4 tp-3732 ">Shakespear</span> und <span class="index-266 tp-3735 ">der 2</span><span class="index-266 tp-3735 offset-4 ">te</span><span class="index-266 tp-3735 "> vom </span><span class="index-266 tp-3735 index-166 tp-3734 ">Calderon</span> erscheinen soll.<br><span class="index-524 tp-3736 ">Meine Elegie</span> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <span class="index-380 tp-3737 ">Mad. Unger</span> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <span class="index-356 tp-3738 ">Rom</span> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <span class="index-524 tp-3739 ">dieß Gedicht</span>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <span class="index-56 tp-3740 index-48 tp-3741 ">Ihren Brüdern</span> gefallen wird.<br>Geben Sie mir doch Nachricht von <span class="index-48 tp-3742 ">Tiecks</span> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <span class="index-577 tp-3779 ">Den von </span><span class="index-577 tp-3779 index-8 tp-3743 ">meinem Bruder</span><span class="index-577 tp-3779 "> herausgegebnen</span> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<br>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <span class="index-631 tp-3744 ">Chateaubriand</span> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <span class="index-635 tp-3774 index-636 tp-3776 index-634 tp-3775 ">alle durchreisenden Prinzen</span>; <span class="index-634 tp-3773 ">der Erbprinz von Bayern</span> hat mir wieder wie in <span class="index-356 tp-3745 ">Rom</span> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <span class="index-8 tp-3746 ">meinem Bruder</span> eine Stelle bey der <span class="index-5957 tp-38757 index-354 tp-3747 ">Münchner</span><span class="index-5957 tp-38757 "> Akademie</span>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <span class="index-280 tp-3749 ">Genfer</span> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<br><span class="index-267 tp-3762 ">Der älteste Staël</span> ist in <span class="index-171 tp-3750 ">Paris</span> in einer Pension, ich habe also bloß für <span class="index-268 tp-3763 ">den zweyten</span> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<br>Grüßen Sie <span class="index-102 tp-3751 ">Knorring</span> aufs freundschaftlichste von mir; <span class="index-1123 tp-7349 ">die Werke von </span><span class="index-1123 tp-7349 index-1119 tp-7344 ">St. Martin</span> müssen erst von <span class="index-171 tp-3753 ">Paris</span> kommen, hier ist fast nichts davon.<br>Sagen Sie <span class="index-44 tp-3754 ">Wilhelm</span>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <span class="index-3165 tp-38254 ">gehörnten Siegfried</span> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <span class="index-96 tp-3755 ">Felix</span> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <span class="index-96 tp-3757 index-44 tp-3756 ">die lieben Engel</span>, und grüße <span class="index-102 tp-3760 index-56 tp-3758 index-48 tp-3759 ">die Freunde sämtlich</span> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. 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Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob <span class="index-48 tp-3682 ">Ihr ältester Bruder</span> die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. <span class="index-96 tp-3684 index-44 tp-3683 ">Die Kinder</span> gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an <span class="index-96 tp-3686 index-44 tp-3685 ">diese liebenswürdigen Wesen</span> nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<br>Hoffentlich wird <span class="index-56 tp-3687 ">unserm Bildhauer</span> <span class="index-356 tp-3688 ">Rom</span> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <span class="index-354 tp-3689 ">München</span> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <span class="index-447 tp-3764 ">Arbeiten</span>.<br>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <span class="index-524 tp-3691 ">mein Gedicht über </span><span class="index-524 tp-3691 index-356 tp-3690 ">Rom</span> vertieft. 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Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <span class="index-171 tp-3699 ">Paris</span> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <span class="index-171 tp-3700 ">Paris</span>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <span class="index-8 tp-3701 ">meinem Bruder</span> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <span class="index-280 tp-3702 ">Genf</span> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<br>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. 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Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <span class="index-524 tp-3739 ">dieß Gedicht</span>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <span class="index-56 tp-3740 index-48 tp-3741 ">Ihren Brüdern</span> gefallen wird.<br>Geben Sie mir doch Nachricht von <span class="index-48 tp-3742 ">Tiecks</span> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <span class="index-577 tp-3779 ">Den von </span><span class="index-577 tp-3779 index-8 tp-3743 ">meinem Bruder</span><span class="index-577 tp-3779 "> herausgegebnen</span> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<br>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <span class="index-631 tp-3744 ">Chateaubriand</span> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <span class="index-635 tp-3774 index-636 tp-3776 index-634 tp-3775 ">alle durchreisenden Prinzen</span>; <span class="index-634 tp-3773 ">der Erbprinz von Bayern</span> hat mir wieder wie in <span class="index-356 tp-3745 ">Rom</span> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <span class="index-8 tp-3746 ">meinem Bruder</span> eine Stelle bey der <span class="index-5957 tp-38757 index-354 tp-3747 ">Münchner</span><span class="index-5957 tp-38757 "> Akademie</span>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <span class="index-280 tp-3749 ">Genfer</span> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<br><span class="index-267 tp-3762 ">Der älteste Staël</span> ist in <span class="index-171 tp-3750 ">Paris</span> in einer Pension, ich habe also bloß für <span class="index-268 tp-3763 ">den zweyten</span> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. 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Ich herze <span class="index-96 tp-3757 index-44 tp-3756 ">die lieben Engel</span>, und grüße <span class="index-102 tp-3760 index-56 tp-3758 index-48 tp-3759 ">die Freunde sämtlich</span> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. Ich habe wenigstens durch die Länge meines Briefes mein Stillschweigen wieder gut zu machen gesucht.', '36_xml' => '<p><placeName key="228">Coppet</placeName> d. 20 Sept 1805<lb/>Die Ankunft <persName key="56"><persName key="48">Ihrer Brüder</persName></persName>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. 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Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <name key="383" type="work">das Manuscript</name> mit einem Briefe an ihn senden.<lb/>Mit dem <persName key="4"><name key="272" type="work"><name key="344" type="work">Shakespear</name></name></persName> und <persName key="166"><name key="266" type="work"><name key="261" type="work">Calderon</name></name></persName> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <name key="272" type="work">ein neuer Band von <persName key="4">Shakespear</persName></name> und <name key="266" type="work">der 2<hi rend="offset:4">te</hi> vom <persName key="166">Calderon</persName></name> erscheinen soll.<lb/><name key="524" type="work">Meine Elegie</name> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <persName key="380">Mad. Unger</persName> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <placeName key="356">Rom</placeName> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <name key="524" type="work">dieß Gedicht</name>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <persName key="56"><persName key="48">Ihren Brüdern</persName></persName> gefallen wird.<lb/>Geben Sie mir doch Nachricht von <persName key="48">Tiecks</persName> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <name key="577" type="periodical">Den von <persName key="8">meinem Bruder</persName> herausgegebnen</name> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<lb/>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <persName key="631">Chateaubriand</persName> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <persName key="635"><persName key="636"><persName key="634">alle durchreisenden Prinzen</persName></persName></persName>; <persName key="634">der Erbprinz von Bayern</persName> hat mir wieder wie in <placeName key="356">Rom</placeName> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <persName key="8">meinem Bruder</persName> eine Stelle bey der <orgName key="5957"><placeName key="354">Münchner</placeName> Akademie</orgName>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <placeName key="280">Genfer</placeName> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<lb/><persName key="267">Der älteste Staël</persName> ist in <placeName key="171">Paris</placeName> in einer Pension, ich habe also bloß für <persName key="268">den zweyten</persName> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<lb/>Grüßen Sie <persName key="102">Knorring</persName> aufs freundschaftlichste von mir; <name key="1123" type="work">die Werke von <persName key="1119">St. Martin</persName></name> müssen erst von <placeName key="171">Paris</placeName> kommen, hier ist fast nichts davon.<lb/>Sagen Sie <persName key="44">Wilhelm</persName>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <name key="3165" type="work">gehörnten Siegfried</name> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <persName key="96">Felix</persName> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <persName key="96"><persName key="44">die lieben Engel</persName></persName>, und grüße <persName key="102"><persName key="56"><persName key="48">die Freunde sämtlich</persName></persName></persName> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. Ich habe wenigstens durch die Länge meines Briefes mein Stillschweigen wieder gut zu machen gesucht.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB3679"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE3679"/> d. 20 Sept 1805<lb/>Die Ankunft <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3680"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3681"/>Ihrer Brüder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3681"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3680"/>, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3682"/>Ihr ältester Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3682"/> die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3684"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3683"/>Die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3683"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3684"/> gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3686"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3685"/>diese liebenswürdigen Wesen<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3685"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3686"/> nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.<lb/>Hoffentlich wird <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3687"/>unserm Bildhauer<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3687"/> <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3688"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3688"/> sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3689"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3689"/> zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und <anchor type="b" n="447" ana="12" xml:id="NidB3764"/>Arbeiten<anchor type="e" n="447" ana="12" xml:id="NidE3764"/>.<lb/>Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in <anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3691"/>mein Gedicht über <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3690"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3690"/><anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3691"/> vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich <anchor type="b" n="565" ana="12" xml:id="NidB3765"/>einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz<anchor type="e" n="565" ana="12" xml:id="NidE3765"/> für die <anchor type="b" n="94" ana="13" xml:id="NidB3692"/>Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung<anchor type="e" n="94" ana="13" xml:id="NidE3692"/>: Artistische und literarische Nachrichten aus <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3693"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3693"/>. Ich wollte das was Sie und <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3697"/>Ihren Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3697"/> betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von <anchor type="b" n="632" ana="12" xml:id="NidB3766"/>Ihren dichterischen Arbeiten<anchor type="e" n="632" ana="12" xml:id="NidE3766"/> gesprochen, besonders von <anchor type="b" n="512" ana="12" xml:id="NidB3694"/>Florio und Blanscheflur<anchor type="e" n="512" ana="12" xml:id="NidE3694"/>; von <anchor type="b" n="620" ana="12" xml:id="NidB3767"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3695"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3695"/> Herausgabe der <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB3696"/>Niebelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE3696"/><anchor type="e" n="620" ana="12" xml:id="NidE3767"/>; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften <anchor type="b" n="5988" ana="15" xml:id="NidB39170"/>der Vaticanischen Bibliothek<anchor type="e" n="5988" ana="15" xml:id="NidE39170"/> für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.<lb/>Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3699"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3699"/> zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3700"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3700"/>, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3701"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3701"/> zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3702"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3702"/> halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.<lb/>Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB3771"/>Hanover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE3771"/> verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB3708"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE3708"/> nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3709"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3709"/> leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3761"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3761"/> nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3710"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3710"/>. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3711"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3711"/> schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB3712"/>Meine gute Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE3712"/> ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.<lb/>Von <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB3713"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE3713"/> habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.<lb/>An <anchor type="b" n="220" ana="11" xml:id="NidB3714"/>Fouqué<anchor type="e" n="220" ana="11" xml:id="NidE3714"/> schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3715"/>B[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3715"/>. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß <anchor type="b" n="450" ana="12" xml:id="NidB3716"/>eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval<anchor type="e" n="450" ana="12" xml:id="NidE3716"/>, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von <anchor type="b" n="625" ana="11" xml:id="NidB3777"/>den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB3717"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE3717"/><anchor type="e" n="625" ana="11" xml:id="NidE3777"/>, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB3718"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE3718"/> den Ton an.<lb/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB3719"/>Meine Schwester<anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE3719"/> erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB3768"/>ihrer Tochter<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE3768"/> das <anchor type="b" n="633" ana="10" xml:id="NidB3770"/>Carlsbad<anchor type="e" n="633" ana="10" xml:id="NidE3770"/> mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß <anchor type="b" n="121" ana="11" xml:id="NidB3769"/>Augustchens<anchor type="e" n="121" ana="11" xml:id="NidE3769"/> Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3720"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3720"/> freut sich sehr über Ihre Wahl von <anchor type="b" n="512" ana="12" xml:id="NidB3721"/>Florio und Blanscheflur<anchor type="e" n="512" ana="12" xml:id="NidE3721"/>, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.<lb/>Von <anchor type="b" n="31" ana="11" xml:id="NidB3723"/>Frommann<anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE3723"/> habe ich wegen <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3722"/>Egidio und Isabella<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3722"/> noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. <anchor type="b" n="449" ana="11" xml:id="NidB3778"/>Der Regierungsrath Voigt<anchor type="e" n="449" ana="11" xml:id="NidE3778"/> ist freylich nahe bey <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB3724"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE3724"/>, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich <anchor type="b" n="383" ana="12" xml:id="NidB3725"/>das Manuscript<anchor type="e" n="383" ana="12" xml:id="NidE3725"/> mit einem Briefe an ihn senden.<lb/>Mit dem <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB3726"/><anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB3729"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB3728"/>Shakespear<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE3728"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE3729"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE3726"/> und <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB3727"/><anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB3731"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB3730"/>Calderon<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE3730"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE3731"/><anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE3727"/> haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern <anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB3733"/>ein neuer Band von <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB3732"/>Shakespear<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE3732"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE3733"/> und <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB3735"/>der 2<hi rend="offset:4">te</hi> vom <anchor type="b" n="166" ana="11" xml:id="NidB3734"/>Calderon<anchor type="e" n="166" ana="11" xml:id="NidE3734"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE3735"/> erscheinen soll.<lb/><anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3736"/>Meine Elegie<anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3736"/><anchor type="e" n="31" ana="11" xml:id="NidE3723"/> ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an <anchor type="b" n="380" ana="11" xml:id="NidB3737"/>Mad. Unger<anchor type="e" n="380" ana="11" xml:id="NidE3737"/> geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3738"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3738"/> zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie <anchor type="b" n="524" ana="12" xml:id="NidB3739"/>dieß Gedicht<anchor type="e" n="524" ana="12" xml:id="NidE3739"/>, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3740"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3741"/>Ihren Brüdern<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3741"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3740"/> gefallen wird.<lb/>Geben Sie mir doch Nachricht von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3742"/>Tiecks<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3742"/> Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. <anchor type="b" n="577" ana="13" xml:id="NidB3779"/>Den von <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3743"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3743"/> herausgegebnen<anchor type="e" n="577" ana="13" xml:id="NidE3779"/> habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.<lb/>Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war <anchor type="b" n="631" ana="11" xml:id="NidB3744"/>Chateaubriand<anchor type="e" n="631" ana="11" xml:id="NidE3744"/> auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann <anchor type="b" n="635" ana="11" xml:id="NidB3774"/><anchor type="b" n="636" ana="11" xml:id="NidB3776"/><anchor type="b" n="634" ana="11" xml:id="NidB3775"/>alle durchreisenden Prinzen<anchor type="e" n="634" ana="11" xml:id="NidE3775"/><anchor type="e" n="636" ana="11" xml:id="NidE3776"/><anchor type="e" n="635" ana="11" xml:id="NidE3774"/>; <anchor type="b" n="634" ana="11" xml:id="NidB3773"/>der Erbprinz von Bayern<anchor type="e" n="634" ana="11" xml:id="NidE3773"/> hat mir wieder wie in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB3745"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE3745"/> viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB3746"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE3746"/> eine Stelle bey der <anchor type="b" n="5957" ana="15" xml:id="NidB38757"/><anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB3747"/>Münchner<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE3747"/> Akademie<anchor type="e" n="5957" ana="15" xml:id="NidE38757"/>; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB3749"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE3749"/> Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.<lb/><anchor type="b" n="267" ana="11" xml:id="NidB3762"/>Der älteste Staël<anchor type="e" n="267" ana="11" xml:id="NidE3762"/> ist in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3750"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3750"/> in einer Pension, ich habe also bloß für <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB3763"/>den zweyten<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE3763"/> zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.<lb/>Grüßen Sie <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3751"/>Knorring<anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3751"/> aufs freundschaftlichste von mir; <anchor type="b" n="1123" ana="12" xml:id="NidB7349"/>die Werke von <anchor type="b" n="1119" ana="11" xml:id="NidB7344"/>St. Martin<anchor type="e" n="1119" ana="11" xml:id="NidE7344"/><anchor type="e" n="1123" ana="12" xml:id="NidE7349"/> müssen erst von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB3753"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE3753"/> kommen, hier ist fast nichts davon.<lb/>Sagen Sie <anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3754"/>Wilhelm<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3754"/>, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom <anchor type="b" n="3165" ana="12" xml:id="NidB38254"/>gehörnten Siegfried<anchor type="e" n="3165" ana="12" xml:id="NidE38254"/> u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3755"/>Felix<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3755"/> von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB3757"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB3756"/>die lieben Engel<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE3756"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE3757"/>, und grüße <anchor type="b" n="102" ana="11" xml:id="NidB3760"/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB3758"/><anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB3759"/>die Freunde sämtlich<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE3759"/><anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE3758"/><anchor type="e" n="102" ana="11" xml:id="NidE3760"/> aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. 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Coppet d. 20 Sept 1805
Die Ankunft Ihrer Brüder, geliebteste Freundin, hatte ich schon vor Ihrem Briefe aus andern Nachrichten erfahren, und mich von Herzen darüber gefreut. Denn die Verspätung beunruhigte mich theils Ihretwegen, theils befürchtete ich daß die Beschwerden der Reise in der heißen Jahrszeit einem aus der Gesellschaft eine Krankheit möchten zugezogen haben. Jetzt hoffe ich für Sie alle die günstigsten Wirkungen vom Clima, da die große Hitze nun ziemlich vorüber seyn muß, ohne daß sie irgend einem geschadet. Ihrer Gesundheit, hoffe ich, soll vor dem Eintritt der schlimmen Jahrszeit recht gründlich aufgeholfen seyn. Ob Ihr ältester Bruder die Bäder noch gebrauchen wird, oder durch die bloße Wirkung der anhaltenden Wärme hergestellt zu werden hofft, habe ich aus Ihrem Briefe nicht sehen können. Die Kinder gewöhnen sich am leichtesten, und scheinen ja nach dem was Sie sagen recht herrlich zu gedeihen. Ich kann an diese liebenswürdigen Wesen nicht ohne wahre Erquickung des Herzens denken. Diese Freude muß Ihnen doch auf alle Weise ungetrübt erhalten werden.
Hoffentlich wird unserm Bildhauer Rom sowohl leiblich als geistig gut bekommen. Ich habe mir immer geschmeichelt einen Brief von ihm zu empfangen, ich weiß nicht ob der meinige in München zu ihm gelangt ist. Natürlich wird er sehr beschäftigt seyn, sowohl mit der Betrachtung der Gegenstände, als seinen eignen Planen, Einrichtungen und Arbeiten.
Verzeihen Sie mein Stillschweigen seit einigen Wochen. Den ersten Theil dieser Zeit war ich ganz in mein Gedicht über Rom vertieft. Ich war verdrießlich über dessen langsames Fortrücken und entschlossen nicht eher abzulassen als bis es vollendet wäre. – Hierauf vollendete ich unverzüglich einen ziemlich lang gewordnen Aufsatz für die Allg.[emeine] Lit.[eratur] Zeitung: Artistische und literarische Nachrichten aus Rom. Ich wollte das was Sie und Ihren Bruder betrifft abschreiben um es Ihnen zu schicken, wurde aber bey Absendung des Packets durch den Abgang der Post übereilt. Ich habe von Ihren dichterischen Arbeiten gesprochen, besonders von Florio und Blanscheflur; von Ihres Bruders Herausgabe der Niebelungen; von der Hoffnung durch Sie beyde die Handschriften der Vaticanischen Bibliothek für die Freunde der Altdeutschen Poesie benutzt zu sehen. Ich wünsche daß Sie mit dem was ich gesagt zufrieden seyn mögen.
Die letzte Zeit habe ich in einer unangenehmen Ungewißheit über unsre Plane für den Winter geschwebt. Sie wissen, die Absicht war ihn in einer Französischen Provinzialstadt in der Nähe von Paris zuzubringen, dieß ist nun durch den Krieg und andre Umstände rückgängig geworden, und ich habe dadurch die Hoffnung eingebüßt, ein vierzehn Tage in Paris, und vielleicht einen Theil der Wintermonate mit meinem Bruder zuzubringen. Nach vielen Zweifeln und Überlegungen wird es wohl dabey bleiben, daß wir keine Reise irgend wohin unternehmen, sondern uns ruhig in Genf halten, was mir sehr zuwider ist, doch werde ich die Zeit zu Arbeiten zu benutzen suchen.
Der Krieg, über den die Gerüchte lange geschwankt, scheint nun völlig entschieden. Die Oesterreicher sind in Bayern eingerückt, eine große Russische Armee wird ihnen vermuthlich auf dem Fuße folgen. Ob Preußen sich neutral behaupten kann, ist sehr zweydeutig, es scheint sehr heftig auf der einen Seite von Frankreich, auf der andern von Rußland gedrängt zu werden. Man sagte schon die Französischen Truppen würden Hanover verlassen und die Preußischen einrücken. Dieß wäre ein Beweis von der behaupteten Neutralität des Nordens von Deutschland gewesen, es wird aber jetzt widersprochen. Ergreift der Krieg auch jene Gegenden, so steht bald wieder ganz Europa in Flammen. Der Himmel gebe, daß Neapel nicht darein verwickelt werden mag, sonst könnten Sie in Rom leicht unangenehme Wirkungen davon erfahren. Überhaupt wird der Aufenthalt in Rom nicht mehr so ruhig seyn, weil doch unfehlbar die Lombardey zum Kriegsschauplatze wird.– Die Künstler bedürfen auch Frieden für ihre Beschäftigungen, der Krieg entfernt alle Fremden, und folglich auch die von ihnen herrührenden Bestellungen, von Rom. Alles dieß erfüllt mich mit Sorgen.
Mein Bruder schreibt ziemlich mißmuthig über seine Lage; seine Hoffnungen werden nun vollends rückgängig, denn wer denkt bey solchen Zeiten an gelehrte Anstalten? – Meine gute Mutter ist zwar von ihrem Beinbruch hergestellt, aber doch sehr geschwächt, so daß sie wenig zu Fuße gehen kann.
Von Hufeland habe ich keine Antwort, doch befremdet mich dieß nicht bey seinen vielen Geschäften. Ich bin gewiß ihm so geschrieben zu haben, daß es ihm Eindruck hat machen müssen.
An Fouqué schreibe ich jetzt, und werde ja dann erfahren, ob er noch in einiger Verbindung mit B[ernhardi]. Fast vermuthe ich das Gegentheil aus seiner fortdauernden Wärme für mich. Ich erfahre daß eine kleine Sammlung Romanzen vom Thale Ronceval, die ich mit Vergnügen gelesen, von ihm ist; von den noch übrigen Mitgliedern unsers ehemaligen Zirkels in Berlin, sollen sie nicht mit Beyfall aufgenommen seyn, da giebt doch wohl B.[ernhardi] den Ton an.
Meine Schwester erkundigt sich mit lebhafter Theilnahme nach Ihrem Befinden. Sie hat nebst ihrer Tochter das Carlsbad mit gutem Erfolge gebraucht; sie rühmt daß Augustchens Gesundheit sich sehr gestärkt, und daß sie jetzt in Munterkeit und Spielen ihre Kindheit nachhohlt.
Mein Bruder freut sich sehr über Ihre Wahl von Florio und Blanscheflur, und hegt große Erwartungen davon. – Ich hoffe Sie werden, wenn Sie die letzte Hand an dieses liebliche Werk gelegt, mir die Abschrift davon für den Druck zu machen auftragen.
Von Frommann habe ich wegen Egidio und Isabella noch keine Antwort, und daher zum zweytenmale geschrieben, im Fall etwa mein erster Brief nicht zurecht gekommen wäre. Der Regierungsrath Voigt ist freylich nahe bey Leipzig, und verliert also nicht so viel Zeit wie ich mit dem Erwarten der Antworten. Sobald Sie es mir auftragen, werde ich das Manuscript mit einem Briefe an ihn senden.
Mit dem Shakespear und Calderon haben Sie sehr recht, ich mache mich selbst alle Tage daran. Aber wenn eine solche Arbeit eine Zeitlang unterbrochen, so geht man schwer an den Entschluß sich wieder in das Joch zu spannen. – Zudem habe ich eine Leidenschaft zu Studien über die alte Geschichte, den Ursprung der Völker und Sprachen gefaßt, die ihrer Natur nach endlos sind. Ich kann mich Tagelang in Lateinische Etymologieen vertiefen. Indessen rechne ich gewiß, daß auf Ostern ein neuer Band von Shakespear und der 2te vom Calderon erscheinen soll.
Meine Elegie ist ziemlich lang geworden, 300 Verse, und hat mir fast so viel Zeit gekostet als ein ganzes Buch. Ich habe sie an Mad. Unger geschickt, mit der Empfehlung sie unverzüglich und schön abzudrucken, was sie hoffentlich übernehmen wird. Zugleich habe ich den Auftrag ertheilt eine Anzahl Exemplare an die Freunde in Rom zu befördern. Sollte sich dieß verzögern, so müßte ich mich zu einer Abschrift entschließen, was mir allerdings hart fällt. Ich bin sehr begierig, zu erfahren wie dieß Gedicht, das ganz auf dem Standpunkte des Alterthums geschrieben ist, Ihnen und Ihren Brüdern gefallen wird.
Geben Sie mir doch Nachricht von Tiecks Almanach, ob und wann und wie er erscheint? Hätte ich früher davon gewußt, so hätte ich wohl Beyträge liefern können. Den von meinem Bruder herausgegebnen habe ich noch nicht, doch muß er abgedruckt seyn.
Wir haben diesen Sommer wie gewöhnlich viel Gesellschaft hier gehabt. Verschiedne Fremde, unter andern war Chateaubriand auf einige Stunden hier, der sehr geistreich und liebenswürdig ist. Dann alle durchreisenden Prinzen; der Erbprinz von Bayern hat mir wieder wie in Rom viel Wohlwollen bezeugt. Ich wollte er wäre so gescheidt und verschaffte meinem Bruder eine Stelle bey der Münchner Akademie; aber der Krieg verhindert an dergleichen zu denken, er ist plötzlich aus der Schweiz weggereist. Die Genfer Gesellschaft gefällt mir aber gar nicht, darum werde ich mich möglichst zurückziehn, und studiren. Für jetzt genieße ich noch die Landluft, die Aussicht auf den See und unsern herrlichen Park; ich reite ziemlich oft und bade mich im See, um nicht alle jugendlichen Gewöhnungen zu verlieren.
Der älteste Staël ist in Paris in einer Pension, ich habe also bloß für den zweyten zu sorgen, der sich liebenswürdig entwickelt. Er war sonst sehr wild und flatterhaft; da man findet, daß das Leben mit mir wohlthätig auf ihn wirkt, so macht es mir auch wieder Freude.
Grüßen Sie Knorring aufs freundschaftlichste von mir; die Werke von St. Martin müssen erst von Paris kommen, hier ist fast nichts davon.
Sagen Sie Wilhelm, daß ich mit höchster Ungeduld einen Brief von seiner Hand erwarte, und daß wir bey der nächsten Zusammenkunft viele gelehrte Geschichten vom gehörnten Siegfried u. s. w. mit einander lesen wollen. Fragen Sie Felix von meinetwegen, ob er nicht ein wenig Italiänisch spricht, und ob er sich noch so entrüstet, wenn man ihn Antonio nennt. Ich herze die lieben Engel, und grüße die Freunde sämtlich aufs beste. Leben Sie tausendmal wohl. Ich habe wenigstens durch die Länge meines Briefes mein Stillschweigen wieder gut zu machen gesucht.
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