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Zürich u.a. 1930, S. 121, 138. 138-139.@ extern@Hofmann, Etienne „Staël, Germaine de“, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/f/F16051.php@ Wikipedia@http://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Louise_Germaine_de_Sta%C3%ABl@', '39_beziehung' => 'AWS machte gegen Ende des Jahres 1804 in Berlin die persönliche Bekanntschaft mit Germaine de Staël-Holstein. Als Hauslehrer ihrer Kinder gehörte er zum Coppeter Zirkel. Er begleitete Mme de Staël-Holstein auf ihren zahlreichen Reisen und war auch als ihr Berater im Hinblick auf die deutsche Literatur tätig; sein wichtiger Anteil an ihrem bedeutendsten Werk „De LʼAllemagne“ (1810) ist heute unbestritten. Auch Friedrich von Schlegel gehörte zu den zahlreichen Gästen auf Schloss Coppet. In Zeiten des politischen Umbruches begleitete AWS die Familie de Staël-Holstein durch Europa. Den Kindern Mme de Staël-Holsteins blieb AWS auch nach ihrem Tod verbunden. 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An Madame OIive Uginet,
Coppet (Waadtland)
Bern, den 27. Dezember 1811.
Liebe Freundin I
Ich schrieb Ihnen gestern aus Lausanne. Ungeduldig warte ich auf Nachrichten, wie es Ihnen geht und wie Sie sich befinden. Ich habe vergessen, wohin Sie Ihre Briefe richten wollten. Schicken Sie sie mir postlagernd, bis ich eine Wohnung habe. Ich werde die Herren Guyot besuchen, damit Sie wissen, daß ich angekommen bin, falls Sie zufällig deren Adresse benutzt haben.
Die Poliers haben mich genau so wie immer empfangen, aber Herr de Langallerie ist kühl und empfindlich mir gegenüber. Er fühlt sich beleidigt, weil ich nicht sofort zu ihm kam, nachdem ich aus der Post gestiegen war, und besonders, weil ich Herrn von Polier, der gegenüber wohnt, meine Ankunft früher wissen ließ als ihn, der eine halbe Stunde entfernt seine Wohnung hat. Am nächsten Morgen ging er aus, nur damit ich ihn nicht anträfe, und um mir zu zeigen, daß ich zu spät käme. Ich redete dann mit seiner Frau; ihn traf ich erst mittags bei Herrn von Polier, wo er sich an gehässigen Bemerkungen nicht genugtun konnte. Wie kann man sich so kleinlich zeigen, wenn man behauptet, ein Vorbild völliger Resignation zu sein? Sagen Sie Herrn Gautier nichts davon, aber sein Rat, ich sollte in Lausanne bleiben, wäre schlecht ausgeschlagen. Ich bin kein Mensch, der sich so ohne weiteres beherrschen läßt, und Herr de Lang[allerie] verträgt keinen Widerspruch. Übrigens habe ich ihm ja auch nichts zu sagen, was eilig wäre. Seine Theorie ist leicht zu verstehen, aber schwer in die Praxis umzusetzen. Die Dinge, über die ich mit ihm einer Meinung sein kann, hat er mir alle gesagt, und über tausend andere: über moralisches Handeln, Kult, Kirche, Kontemplation, über Poesie u. s. w. könnten wir jahrelang reden, ohne zu einer Verständigung zu kommen.
Gestern war ich zu gliederlahm, um Besuche machen zu können. Ich habe auf dieser Reise die findige Beobachtung gemacht, daß man, wenn man nach Norden fährt, dem Winter entgegengeht; auf dieser Seite ist der Weg voll Schnee, und es herrscht hier strenge Kälte.
Ich werde den Auftrag von August so schnell wie möglich erledigen. In Lausanne denkt man ganz allgemein, daß Herr von der Lahr den Prozeß fallen lassen wird.
Leben Sie wohl bis zum Sonntag, liebe Freundin. Überall, wohin ich gehe, habe ich ein unbändiges Verlangen nach Ihrer Gesellschaft. Pflegen Sie sich gut – bitte, und seien Sie nicht so niedergeschlagen.
Coppet (Waadtland)
Bern, den 27. Dezember 1811.
Liebe Freundin I
Ich schrieb Ihnen gestern aus Lausanne. Ungeduldig warte ich auf Nachrichten, wie es Ihnen geht und wie Sie sich befinden. Ich habe vergessen, wohin Sie Ihre Briefe richten wollten. Schicken Sie sie mir postlagernd, bis ich eine Wohnung habe. Ich werde die Herren Guyot besuchen, damit Sie wissen, daß ich angekommen bin, falls Sie zufällig deren Adresse benutzt haben.
Die Poliers haben mich genau so wie immer empfangen, aber Herr de Langallerie ist kühl und empfindlich mir gegenüber. Er fühlt sich beleidigt, weil ich nicht sofort zu ihm kam, nachdem ich aus der Post gestiegen war, und besonders, weil ich Herrn von Polier, der gegenüber wohnt, meine Ankunft früher wissen ließ als ihn, der eine halbe Stunde entfernt seine Wohnung hat. Am nächsten Morgen ging er aus, nur damit ich ihn nicht anträfe, und um mir zu zeigen, daß ich zu spät käme. Ich redete dann mit seiner Frau; ihn traf ich erst mittags bei Herrn von Polier, wo er sich an gehässigen Bemerkungen nicht genugtun konnte. Wie kann man sich so kleinlich zeigen, wenn man behauptet, ein Vorbild völliger Resignation zu sein? Sagen Sie Herrn Gautier nichts davon, aber sein Rat, ich sollte in Lausanne bleiben, wäre schlecht ausgeschlagen. Ich bin kein Mensch, der sich so ohne weiteres beherrschen läßt, und Herr de Lang[allerie] verträgt keinen Widerspruch. Übrigens habe ich ihm ja auch nichts zu sagen, was eilig wäre. Seine Theorie ist leicht zu verstehen, aber schwer in die Praxis umzusetzen. Die Dinge, über die ich mit ihm einer Meinung sein kann, hat er mir alle gesagt, und über tausend andere: über moralisches Handeln, Kult, Kirche, Kontemplation, über Poesie u. s. w. könnten wir jahrelang reden, ohne zu einer Verständigung zu kommen.
Gestern war ich zu gliederlahm, um Besuche machen zu können. Ich habe auf dieser Reise die findige Beobachtung gemacht, daß man, wenn man nach Norden fährt, dem Winter entgegengeht; auf dieser Seite ist der Weg voll Schnee, und es herrscht hier strenge Kälte.
Ich werde den Auftrag von August so schnell wie möglich erledigen. In Lausanne denkt man ganz allgemein, daß Herr von der Lahr den Prozeß fallen lassen wird.
Leben Sie wohl bis zum Sonntag, liebe Freundin. Überall, wohin ich gehe, habe ich ein unbändiges Verlangen nach Ihrer Gesellschaft. Pflegen Sie sich gut – bitte, und seien Sie nicht so niedergeschlagen.
· Original , 27.12.1811