• Helmina von Chézy to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Coppet · Date: 02.04.1810
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Helmina von Chézy
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 02.04.1810
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen. – Helmina von Chézy lässt bei „ch“-Schreibungen gelegentlich das „c“ weg. Hier wurde korrigierend eingegriffen.
    Manuscript
  • Provider: Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Berlin
  • Classification Number: NL H. v. Chézy Nr. 860
  • Number of Pages: 2 S., hs.
  • Incipit: „[1] Ich schreibe Ihnen, lieber Wilhelm, in der Ungewißheit ob mein Brief Sie noch in C. trifft. Zuvörderst also wegen [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
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[1] Ich schreibe Ihnen, lieber Wilhelm, in der Ungewißheit ob mein Brief Sie noch in C. trifft. Zuvörderst also wegen des Anliegens, so soll es mir am liebsten seyn, wenn es sich etwan mit dem Honorar ein richten läßt. Mein Plan war von Anfang es Ihnen eh Sie wieder Paris verließen, auf die eine oder Andre Weise zu erstatten. Ich gebe auch den Rom. von L. nicht für verloren, daß Nicolle mir nicht schriftlich antwortet, beweist daß er Furcht hat.
Gott wenn Sie doch auf Flügeln herkommen könnten, lieber Wilhelm, mir ist noch nie so dumpf u bang gewesen als jetzt. Mein Entschluß hätte Ihnen nicht neu u überraschend seyn können, wenn ich Ihnen immer Alle meine Briefe zugesandt hätte. Sie würden sehen wie er nach u nach gereift ist. Übrigens habe ich keinen Theil daran. Mein Mann selbst hat es ja gewünscht u geaüßert, u es muß nun so seyn. Noch gestern hat er mir gesagt: je voudrois que cela fut déjà fait. Wenn Sie mich u Alles sehen werden, was mich umgiebt, wenn Sie Alles wißen werden so wird Sie blos meine lange Geduld wundern [2] u Sie werden mich billigen, das weiß ich ganz gewiß. Ich muß nur seine jetzige Stimmung so schnell als möglich benutzen, in der er mir die Kinder läßt, ohne welche ich nie fortgehen würde. Über das Alles wollen wir sprechen. Dieser Zeitpunkt ist der wichtigste u entscheidenste meines Lebens. Ich gehe so wahr ein Gott ist nicht mit leichter freudiger Hoffnung fort, aber ich muß fort wenn ich leben soll. Wohin ist mir ziemlich gleich, wenn nur in Deutschland, u wenn nur aus Franckreich. Was mich nach W. zieht können Sie leicht ermeßen, die Hoffnung eines kräftigen Trostes, u ächter Bildung, in Ihres Bruders u. D. umgang, u dann mein Plan auf orientalische Litteratur. Es ist traurig daß es nicht Anders seyn kann, doch ist es nun so, u ich weiß daß mein Muth u Glaube allein mich retten kann.
[3] Henriette M. hat Ihr Werk gelesen, u mit ganz unbeschreiblicher Innigkeit u Entzückung davon gesprochen. Ich sehe sie jetzt sehr oft, u sie hat mich sonst nicht mit solcher Herzlichkeit behandelt, als seit einiger Zeit. Auch sie fühlt mit mir daß ich fort muß, u doch weiß sie nicht einmal so viel als Sie davon, wie es mir seit drey Jahren geht.
Leben Sie recht wohl, lieber guter Freund, u bleiben Sie mir immer was Sie mir sonst gewesen. Ich erwarte Sie mit unnennbarer Sehnsucht.
d. 2. Aprill 1810.
[4] [leer]
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[1] Ich schreibe Ihnen, lieber Wilhelm, in der Ungewißheit ob mein Brief Sie noch in C. trifft. Zuvörderst also wegen des Anliegens, so soll es mir am liebsten seyn, wenn es sich etwan mit dem Honorar ein richten läßt. Mein Plan war von Anfang es Ihnen eh Sie wieder Paris verließen, auf die eine oder Andre Weise zu erstatten. Ich gebe auch den Rom. von L. nicht für verloren, daß Nicolle mir nicht schriftlich antwortet, beweist daß er Furcht hat.
Gott wenn Sie doch auf Flügeln herkommen könnten, lieber Wilhelm, mir ist noch nie so dumpf u bang gewesen als jetzt. Mein Entschluß hätte Ihnen nicht neu u überraschend seyn können, wenn ich Ihnen immer Alle meine Briefe zugesandt hätte. Sie würden sehen wie er nach u nach gereift ist. Übrigens habe ich keinen Theil daran. Mein Mann selbst hat es ja gewünscht u geaüßert, u es muß nun so seyn. Noch gestern hat er mir gesagt: je voudrois que cela fut déjà fait. Wenn Sie mich u Alles sehen werden, was mich umgiebt, wenn Sie Alles wißen werden so wird Sie blos meine lange Geduld wundern [2] u Sie werden mich billigen, das weiß ich ganz gewiß. Ich muß nur seine jetzige Stimmung so schnell als möglich benutzen, in der er mir die Kinder läßt, ohne welche ich nie fortgehen würde. Über das Alles wollen wir sprechen. Dieser Zeitpunkt ist der wichtigste u entscheidenste meines Lebens. Ich gehe so wahr ein Gott ist nicht mit leichter freudiger Hoffnung fort, aber ich muß fort wenn ich leben soll. Wohin ist mir ziemlich gleich, wenn nur in Deutschland, u wenn nur aus Franckreich. Was mich nach W. zieht können Sie leicht ermeßen, die Hoffnung eines kräftigen Trostes, u ächter Bildung, in Ihres Bruders u. D. umgang, u dann mein Plan auf orientalische Litteratur. Es ist traurig daß es nicht Anders seyn kann, doch ist es nun so, u ich weiß daß mein Muth u Glaube allein mich retten kann.
[3] Henriette M. hat Ihr Werk gelesen, u mit ganz unbeschreiblicher Innigkeit u Entzückung davon gesprochen. Ich sehe sie jetzt sehr oft, u sie hat mich sonst nicht mit solcher Herzlichkeit behandelt, als seit einiger Zeit. Auch sie fühlt mit mir daß ich fort muß, u doch weiß sie nicht einmal so viel als Sie davon, wie es mir seit drey Jahren geht.
Leben Sie recht wohl, lieber guter Freund, u bleiben Sie mir immer was Sie mir sonst gewesen. Ich erwarte Sie mit unnennbarer Sehnsucht.
d. 2. Aprill 1810.
[4] [leer]
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