• Horace H. Wilson to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Kalkutta · Place of Destination: Unknown · Date: [ca. 1827]
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Horace H. Wilson
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Kalkutta
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [ca. 1827]
  • Notations: Datum erschlossen. – Datierung durch Erscheinen der „Indischen Bibliothek“ 1827.
    Printed Text
  • Bibliography: Indische Bibliothek. Eine Zeitschrift. Hg. v. August Wilhelm von Schlegel. Bd. 2. Bonn 1827, S. 149–152.
  • Incipit: „Kurze Nachricht von einigen Indischen Schauspielen.
    1.
    Der Lehmkarren.
    (Mṛcchhakaṭikā, Mṛcchhakaṭī, Mrichchhakat’ikâ, oder Mrichchhakat’î; von mṛd, mr’id, Lehm, Thon, und śakaṭa, s’akat’a, Karren.)
    Dieses Stück [...]“
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Kurze Nachricht von einigen Indischen Schauspielen.
1.
Der Lehmkarren.
(Mṛcchhakaṭikā, Mṛcchhakaṭī, Mrichchhakat’ikâ, oder Mrichchhakat’î; von mṛd, mr’id, Lehm, Thon, und śakaṭa, s’akat’a, Karren.)
Dieses Stück wird dem Sudrakas (śūdrakaḥ) König von Ujjayini (dem heutigen Ougein) zugeschrieben, welchen die Zeitrechnung der Hindu’s früher als Vikramadie tyas, und der Oberste Wilford um das Jahr 191 vor Christi Geburt ansetzt. Der Styl dieses Schauspiels ist einfach und veraltet, wodurch die Annahme begünstigt wird, daß ihm unter allen noch vorhandenen Dichtungen dieser Art in der Zeitordnung die erste Stelle gebühre. Es ist eine Comödie voll lebhafter Bewegung und reich an Charaktern. Eine nähere Angabe der Verwickelung und Proben der Uebersetzung sind in dem Annual-Register von Calcutta für das Jahr 1821 abgedruckt.
2.
Vikramas und Urwasi.
(Vikramorvaśī, Vikramôrvasî.)
Dieses Intriguen-Lustspiel von Kalidasas enthält die Geschichte des Liebeshandels zwischen dem Könige Pururavas und der himmlischen Tänzerin (Apsarase) Urvasi. Die Verbindung der beiden Liebenden wird durch die natürliche Eifersucht der Gemahlin des Pururavas gehemmt, jedoch zuletzt glücklich zu Stande gebracht. Das Stück hat eine Fülle dichterischer Schönheiten, nur fehlt ihm die Zärtlichkeit und Naivetät der Sakuntala.
3.
Malati und Madhavas.
(Mālatīmādhavaḥ, Malatîmâdhavah.)
Ein ungemein schönes Schauspiel, welches durch Hrn. Colebrooke’s Auszug bereits bekannt ist.
4.
Die späteren Schicksale des Ramas.
(Uttararāmacaritram, Uttara-râma-charitram.)
Dieses Schauspiel schildert die Trennung des Ramas und der Gita und ihre Wiedervereinigung, nach Beendigung des Krieges von Lanka (Ceylon) und der Erlegung des Ravanas. Es ist aus der ächt romantischen Schule, und umfaßt einen Zeitraum von zwölf Jahren, von dem Augenblicke an, wo Gita verschwindet, bis ihre Söhne Kusas und Lavas, mit denen sie bei Eröffnung des Stückes schwanger ist, jenes Alter erreichen.
Ungeachtet dieser Verletzung der Einheiten ist es ein glänzendes Schauspiel, überströmend von Dichtung und Leidenschaft. Dieses und das vorhergehende Drama sind beide Bhavabhutis, (Bhavabhūtiḥ) den wir Gründe haben, in das achte Jahrhundert unserer Zeitrechnung zu setzen.
5. Das Siegel des Rakshasas.
(Mudrārākṣasaḥ, Mudrâ-rakshasah.)
Rakshasas ist der Staatsminister des ermordeten Nandas, den Chandraguptas tödtete.
Dieses Stück hat mehr Stärke als Unmuth. Der Gegenstand ist die Aussöhnung des Rakshasas mit dem Chandraguptas, welche Chanakyas, der vornehmste Rathgeber und Vormund des jungen Fürsten, durch seine politischen Kunstgriffe gegen den Willen des erstgenannten bewirkt. Eine Fülle von Verwickelungen, kräftige Charakterzeichnung und viele dichterische Schönheiten empfehlen dieses Schauspiel. Die Schlußzeilen geben Anlaß zu der Vermuthung, daß es um die Zeit geschrieben worden, als die Mahomedaner eben anfingen, in Indien einzubrechen. Der Name des Verfassers ist Visakha-Dattas, (Viśākhadattaḥ) er war ein Sohn des Prithu-Maharajas, (Pṛthumahārājaḥ) den wir vielleicht für dieselbe Person mit dem Prithu-Rai oder Pithaura der Mahomedanischen Geschichtschreiber Hindustans zu halten haben.
6.
Ratnavali.
(ratnāvalī, ratnâvalî.)
Dies ist ein Intriguen-Lustspiel, und zwar ein sehr zierliches. Die Verwickelung entspringt aus der Leidenschaft des Königs von Kausambi, Vatsas, für die Ratnavali, eine Dienerin seiner Gemahlin, welche zuletzt für die Prinzessin von Ceylon erkannt wird, die ihm zur zweiten Braut bestimmt war, und auf ihrer Reise nach dem festen Lande Schiffbruch gelitten hatte. Der Verfasser, wenigstens dem Namen nach, ist Harsha-Devas, König von Kashmir, der im eilften Jahrhundert unserer Zeitrechnung regierte. Man darf daher mit gutem Grunde annehmen, daß die Sitten Indischer Fürsten hier genau geschildert sind. In der Anlage ist eine so große Aehnlichkeit mit dem Vikramas und Urvasi von Kalidasas, daß Harsha-Devas, oder vielmehr der Dichter Dhavalas, welcher dem Könige sein Talent verkauft haben soll, des Plagiats beschuldigt werden dürfte.
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Kurze Nachricht von einigen Indischen Schauspielen.
1.
Der Lehmkarren.
(Mṛcchhakaṭikā, Mṛcchhakaṭī, Mrichchhakat’ikâ, oder Mrichchhakat’î; von mṛd, mr’id, Lehm, Thon, und śakaṭa, s’akat’a, Karren.)
Dieses Stück wird dem Sudrakas (śūdrakaḥ) König von Ujjayini (dem heutigen Ougein) zugeschrieben, welchen die Zeitrechnung der Hindu’s früher als Vikramadie tyas, und der Oberste Wilford um das Jahr 191 vor Christi Geburt ansetzt. Der Styl dieses Schauspiels ist einfach und veraltet, wodurch die Annahme begünstigt wird, daß ihm unter allen noch vorhandenen Dichtungen dieser Art in der Zeitordnung die erste Stelle gebühre. Es ist eine Comödie voll lebhafter Bewegung und reich an Charaktern. Eine nähere Angabe der Verwickelung und Proben der Uebersetzung sind in dem Annual-Register von Calcutta für das Jahr 1821 abgedruckt.
2.
Vikramas und Urwasi.
(Vikramorvaśī, Vikramôrvasî.)
Dieses Intriguen-Lustspiel von Kalidasas enthält die Geschichte des Liebeshandels zwischen dem Könige Pururavas und der himmlischen Tänzerin (Apsarase) Urvasi. Die Verbindung der beiden Liebenden wird durch die natürliche Eifersucht der Gemahlin des Pururavas gehemmt, jedoch zuletzt glücklich zu Stande gebracht. Das Stück hat eine Fülle dichterischer Schönheiten, nur fehlt ihm die Zärtlichkeit und Naivetät der Sakuntala.
3.
Malati und Madhavas.
(Mālatīmādhavaḥ, Malatîmâdhavah.)
Ein ungemein schönes Schauspiel, welches durch Hrn. Colebrooke’s Auszug bereits bekannt ist.
4.
Die späteren Schicksale des Ramas.
(Uttararāmacaritram, Uttara-râma-charitram.)
Dieses Schauspiel schildert die Trennung des Ramas und der Gita und ihre Wiedervereinigung, nach Beendigung des Krieges von Lanka (Ceylon) und der Erlegung des Ravanas. Es ist aus der ächt romantischen Schule, und umfaßt einen Zeitraum von zwölf Jahren, von dem Augenblicke an, wo Gita verschwindet, bis ihre Söhne Kusas und Lavas, mit denen sie bei Eröffnung des Stückes schwanger ist, jenes Alter erreichen.
Ungeachtet dieser Verletzung der Einheiten ist es ein glänzendes Schauspiel, überströmend von Dichtung und Leidenschaft. Dieses und das vorhergehende Drama sind beide Bhavabhutis, (Bhavabhūtiḥ) den wir Gründe haben, in das achte Jahrhundert unserer Zeitrechnung zu setzen.
5. Das Siegel des Rakshasas.
(Mudrārākṣasaḥ, Mudrâ-rakshasah.)
Rakshasas ist der Staatsminister des ermordeten Nandas, den Chandraguptas tödtete.
Dieses Stück hat mehr Stärke als Unmuth. Der Gegenstand ist die Aussöhnung des Rakshasas mit dem Chandraguptas, welche Chanakyas, der vornehmste Rathgeber und Vormund des jungen Fürsten, durch seine politischen Kunstgriffe gegen den Willen des erstgenannten bewirkt. Eine Fülle von Verwickelungen, kräftige Charakterzeichnung und viele dichterische Schönheiten empfehlen dieses Schauspiel. Die Schlußzeilen geben Anlaß zu der Vermuthung, daß es um die Zeit geschrieben worden, als die Mahomedaner eben anfingen, in Indien einzubrechen. Der Name des Verfassers ist Visakha-Dattas, (Viśākhadattaḥ) er war ein Sohn des Prithu-Maharajas, (Pṛthumahārājaḥ) den wir vielleicht für dieselbe Person mit dem Prithu-Rai oder Pithaura der Mahomedanischen Geschichtschreiber Hindustans zu halten haben.
6.
Ratnavali.
(ratnāvalī, ratnâvalî.)
Dies ist ein Intriguen-Lustspiel, und zwar ein sehr zierliches. Die Verwickelung entspringt aus der Leidenschaft des Königs von Kausambi, Vatsas, für die Ratnavali, eine Dienerin seiner Gemahlin, welche zuletzt für die Prinzessin von Ceylon erkannt wird, die ihm zur zweiten Braut bestimmt war, und auf ihrer Reise nach dem festen Lande Schiffbruch gelitten hatte. Der Verfasser, wenigstens dem Namen nach, ist Harsha-Devas, König von Kashmir, der im eilften Jahrhundert unserer Zeitrechnung regierte. Man darf daher mit gutem Grunde annehmen, daß die Sitten Indischer Fürsten hier genau geschildert sind. In der Anlage ist eine so große Aehnlichkeit mit dem Vikramas und Urvasi von Kalidasas, daß Harsha-Devas, oder vielmehr der Dichter Dhavalas, welcher dem Könige sein Talent verkauft haben soll, des Plagiats beschuldigt werden dürfte.
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