Notice (8): Undefined index: 36_purlhand [APP/Controller/LettersController.php, line 918]Code Contextif ($docsource["36_datengeberhand"]=="Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden"){
$xml_repository = $xml->createElement( "repository" );
$xml_repository->setAttribute( "key" , "http://digital.slub-dresden.de/id".$docsource["36_purlhand"] );
$id = '12158' $currentDoc = array( '_index' => 'awschlegel0719_letter', '_type' => '_doc', '_id' => '12158', '_version' => (int) 1, '_seq_no' => (int) 5384, '_primary_term' => (int) 3, 'found' => true, '_source' => array( 'ID' => '12158', 'project' => '1', 'timecreate' => '2018-08-02 16:54:08', 'timelastchg' => '2018-09-06 19:52:50', 'key' => 'AWS-aw-05pm', 'docTyp' => array( 'name' => 'Brief', 'id' => '36' ), 'index_personen_11' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_orte_10' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ), (int) 4 => array( [maximum depth reached] ) ), 'index_werke_12' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ) ), 'notes' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_html' => '<span class="notice-27428 ">[1]</span> <span class="index-11716 tp-72234 underline-1 ">Parabel</span><span class="index-11716 tp-72234 "><br></span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 ">vom </span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 index-5943 tp-72235 ">Eulenspiegel</span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 "> und den Schneidern</span><span class="underline-1 ">.</span><br>Unter vielen löblichen Thaten, <br>So Eulenspiegels Witze gerathen, <br>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <br>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <br>Nach <span class="index-697 tp-72237 ">Rostock</span>, der berühmten Stadt, <br>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <br>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <br>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <br>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <br>Eine große Sach für ihr Gewerbe<br>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<br>Den Wendischen Städten in die Runde,<br>In Holstein, Pommern, bis <span class="index-3375 tp-72238 ">Stettin</span>,<br>Nach <span class="index-11948 tp-72239 ">Wismar</span>, <span class="index-1379 tp-72240 ">Lübeck</span> und <span class="index-98 tp-72241 ">Hamburg</span> hin.<br>Die Schneider kamen in hellen Haufen<br>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<br>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<br>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<br>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<br>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<br><span class="prspreset1 ">Als</span> sie nun warteten auf dem Platz,<br>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<br><span class="notice-27429 ">[2]</span> Frey hinauf in ein hohes Haus,<br>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<br>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<br>So sprach er, jeder hör’ und merke:<br>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<br>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<br>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<br>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<br>An allem dem ist keine Kunst,<br>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<br>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<br>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<br>Ans andere Ende des Fadens recht,<br>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<br>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<br>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<br>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<br>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<br><span class="prspreset1 ">Die</span> Schneider sahen einander an,<br>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<br>Was ist das für eine Fantasey,<br>Daß er uns ruft so weit herbey?<br>Schon lange wußten wir diese Kunst;<br>Unsre Reise war gar umsunst.<br><span class="notice-27430 ">[3]</span> Der Schalksnarr als er solches sah,<br>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<br>Deß ist oft niemand eingedenk,<br>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<br>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<br>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<br>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<br>So schlich er sich fort auf neue Züge.<br><span class="prspreset1 ">Die</span> Schneider schalten zwar mit Recht<br>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<br>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<br>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<br>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<br>Daß wir nach <span class="index-697 tp-72242 ">Rostock</span> ihn entböten,<br>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<br>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<br>Die sind in diesen Tagen bemüht,<br>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<br>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<br>Dem alten <span class="index-9481 tp-72243 ">Adam</span> ’nen Rock zu schneidern.<br>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<br>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<br>Sie kauern auf einem Tische hoch,<br>Und stecken die Füße durch das Loch,<br>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<br><span class="notice-27431 ">[4]</span> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<br>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<br>Das Knötlein vergessen sie allein.<br>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<br>So will die Nath doch fördern nicht,<br>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<br>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<br>Die Nadel heißet Logica,<br>Der Faden Metaphysica,<br>Und was sothanns Knötlein bedeute,<br>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<br>Die Weltweisen aber spürens nicht,<br>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<br><span class="cite tp-72236 prspreset1 ">O</span><span class="cite tp-72236 "> Eulenspiegel, du weiser Narr,<br>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!</span><br>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<br>Und mache durch Spott die Narren fromm!', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="27428"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27428"/> <name key="11716" type="work"><hi rend="underline:1">Parabel</hi><lb/><hi rend="underline:1">vom <name key="5943" type="work">Eulenspiegel</name> und den Schneidern</hi></name><hi rend="underline:1">.</hi><lb/>Unter vielen löblichen Thaten, <lb/>So Eulenspiegels Witze gerathen, <lb/>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <lb/>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <lb/>Nach <placeName key="697">Rostock</placeName>, der berühmten Stadt, <lb/>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <lb/>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <lb/>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <lb/>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <lb/>Eine große Sach für ihr Gewerbe<lb/>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<lb/>Den Wendischen Städten in die Runde,<lb/>In Holstein, Pommern, bis <placeName key="3375">Stettin</placeName>,<lb/>Nach <placeName key="11948">Wismar</placeName>, <placeName key="1379">Lübeck</placeName> und <placeName key="98">Hamburg</placeName> hin.<lb/>Die Schneider kamen in hellen Haufen<lb/>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<lb/>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<lb/>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<lb/>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<lb/>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Als</hi> sie nun warteten auf dem Platz,<lb/>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<lb/><milestone unit="start" n="27429"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Frey hinauf in ein hohes Haus,<lb/>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<lb/>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<lb/>So sprach er, jeder hör’ und merke:<lb/>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<lb/>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<lb/>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<lb/>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<lb/>An allem dem ist keine Kunst,<lb/>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<lb/>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<lb/>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<lb/>Ans andere Ende des Fadens recht,<lb/>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<lb/>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<lb/>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<lb/>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<lb/>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi> Schneider sahen einander an,<lb/>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<lb/>Was ist das für eine Fantasey,<lb/>Daß er uns ruft so weit herbey?<lb/>Schon lange wußten wir diese Kunst;<lb/>Unsre Reise war gar umsunst.<lb/><milestone unit="start" n="27430"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/> Der Schalksnarr als er solches sah,<lb/>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<lb/>Deß ist oft niemand eingedenk,<lb/>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<lb/>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<lb/>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<lb/>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<lb/>So schlich er sich fort auf neue Züge.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi> Schneider schalten zwar mit Recht<lb/>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<lb/>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<lb/>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<lb/>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<lb/>Daß wir nach <placeName key="697">Rostock</placeName> ihn entböten,<lb/>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<lb/>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<lb/>Die sind in diesen Tagen bemüht,<lb/>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<lb/>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<lb/>Dem alten <persName key="9481">Adam</persName> ’nen Rock zu schneidern.<lb/>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<lb/>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<lb/>Sie kauern auf einem Tische hoch,<lb/>Und stecken die Füße durch das Loch,<lb/>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<lb/><milestone unit="start" n="27431"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27431"/> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<lb/>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<lb/>Das Knötlein vergessen sie allein.<lb/>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<lb/>So will die Nath doch fördern nicht,<lb/>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<lb/>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<lb/>Die Nadel heißet Logica,<lb/>Der Faden Metaphysica,<lb/>Und was sothanns Knötlein bedeute,<lb/>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<lb/>Die Weltweisen aber spürens nicht,<lb/>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">O</hi> Eulenspiegel, du weiser Narr,<lb/>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!<lb/>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<lb/>Und mache durch Spott die Narren fromm!</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="27428"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27428"/> <anchor type="b" n="11716" ana="12" xml:id="NidB72234"/><hi rend="underline:1">Parabel</hi><lb/><hi rend="underline:1">vom <anchor type="b" n="5943" ana="12" xml:id="NidB72235"/>Eulenspiegel<anchor type="e" n="5943" ana="12" xml:id="NidE72235"/> und den Schneidern<anchor type="e" n="11716" ana="12" xml:id="NidE72234"/>.</hi><lb/>Unter vielen löblichen Thaten, <lb/>So Eulenspiegels Witze gerathen, <lb/>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <lb/>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <lb/>Nach <anchor type="b" n="697" ana="10" xml:id="NidB72237"/>Rostock<anchor type="e" n="697" ana="10" xml:id="NidE72237"/>, der berühmten Stadt, <lb/>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <lb/>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <lb/>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <lb/>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <lb/>Eine große Sach für ihr Gewerbe<lb/>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<lb/>Den Wendischen Städten in die Runde,<lb/>In Holstein, Pommern, bis <anchor type="b" n="3375" ana="10" xml:id="NidB72238"/>Stettin<anchor type="e" n="3375" ana="10" xml:id="NidE72238"/>,<lb/>Nach <anchor type="b" n="11948" ana="10" xml:id="NidB72239"/>Wismar<anchor type="e" n="11948" ana="10" xml:id="NidE72239"/>, <anchor type="b" n="1379" ana="10" xml:id="NidB72240"/>Lübeck<anchor type="e" n="1379" ana="10" xml:id="NidE72240"/> und <anchor type="b" n="98" ana="10" xml:id="NidB72241"/>Hamburg<anchor type="e" n="98" ana="10" xml:id="NidE72241"/> hin.<lb/>Die Schneider kamen in hellen Haufen<lb/>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<lb/>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<lb/>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<lb/>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<lb/>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Als</hi> sie nun warteten auf dem Platz,<lb/>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<lb/><milestone unit="start" n="27429"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/></hi> Frey hinauf in ein hohes Haus,<lb/>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<lb/>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<lb/>So sprach er, jeder hör’ und merke:<lb/>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<lb/>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<lb/>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<lb/>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<lb/>An allem dem ist keine Kunst,<lb/>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<lb/>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<lb/>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<lb/>Ans andere Ende des Fadens recht,<lb/>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<lb/>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<lb/>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<lb/>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<lb/>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Schneider sahen einander an,<lb/>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<lb/>Was ist das für eine Fantasey,<lb/>Daß er uns ruft so weit herbey?<lb/>Schon lange wußten wir diese Kunst;<lb/>Unsre Reise war gar umsunst.<lb/><milestone unit="start" n="27430"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Der Schalksnarr als er solches sah,<lb/>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<lb/>Deß ist oft niemand eingedenk,<lb/>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<lb/>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<lb/>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<lb/>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<lb/>So schlich er sich fort auf neue Züge.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi> Schneider schalten zwar mit Recht<lb/>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<lb/>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<lb/>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<lb/>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<lb/>Daß wir nach <anchor type="b" n="697" ana="10" xml:id="NidB72242"/>Rostock<anchor type="e" n="697" ana="10" xml:id="NidE72242"/> ihn entböten,<lb/>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<lb/>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<lb/>Die sind in diesen Tagen bemüht,<lb/>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<lb/>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<lb/>Dem alten <anchor type="b" n="9481" ana="11" xml:id="NidB72243"/>Adam<anchor type="e" n="9481" ana="11" xml:id="NidE72243"/> ’nen Rock zu schneidern.<lb/>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<lb/>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<lb/>Sie kauern auf einem Tische hoch,<lb/>Und stecken die Füße durch das Loch,<lb/>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<lb/><milestone unit="start" n="27431"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27431"/></hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<lb/>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<lb/>Das Knötlein vergessen sie allein.<lb/>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<lb/>So will die Nath doch fördern nicht,<lb/>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<lb/>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<lb/>Die Nadel heißet Logica,<lb/>Der Faden Metaphysica,<lb/>Und was sothanns Knötlein bedeute,<lb/>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<lb/>Die Weltweisen aber spürens nicht,<lb/>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<lb/><anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB72236"/><hi rendition="#PRSPreset1">O</hi> Eulenspiegel, du weiser Narr,<lb/>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE72236"/><lb/>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<lb/>Und mache durch Spott die Narren fromm!', '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_altDat' => '[3. Juni 1811]', '36_sortdatum' => '1811-06-03', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_typ' => 'Beilage', '36_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_anmerkungextern' => 'Datum sowie Absende- und Empfangsort durch den zugehörigen Brief erschlossen.', '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_h1format' => '18,5 x 11,4 cm', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.Aut.2842.a', '36_h1zahl' => '4 S. auf Doppelbl., eigenh. o. U.', '36_heditor' => array( (int) 0 => 'Bamberg, Claudia' ), '36_hredaktion' => array( (int) 0 => 'Varwig, Olivia' ), '36_purl_web' => '2045', '36_Link_Hand' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ), (int) 1 => array( [maximum depth reached] ), (int) 2 => array( [maximum depth reached] ), (int) 3 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_Relationen' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_Datum' => '1811-06-03', '36_facet_absender' => array( (int) 0 => 'August Wilhelm von Schlegel' ), '36_facet_absender_reverse' => array( (int) 0 => 'Schlegel, August Wilhelm von' ), '36_facet_adressat' => array( (int) 0 => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling' ), '36_facet_adressat_reverse' => array( (int) 0 => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von' ), '36_facet_absenderort' => array( (int) 0 => 'Coppet' ), '36_facet_adressatort' => array( (int) 0 => 'München' ), '36_facet_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_facet_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_facet_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_facet_korrespondenten' => array( (int) 0 => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Letter', '_model_title' => 'Letter', '_model_titles' => 'Letters', '_url' => '' ) ) $docsource = array( 'ID' => '12158', 'project' => '1', 'timecreate' => '2018-08-02 16:54:08', 'timelastchg' => '2018-09-06 19:52:50', 'key' => 'AWS-aw-05pm', 'docTyp' => array( 'name' => 'Brief', 'id' => '36' ), 'index_personen_11' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '9481', 'indexID' => '11', 'indexContent' => 'Personen', 'content' => 'Adam, Biblische Person', 'comment' => 'GND:118646877', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ) ), 'index_orte_10' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '98', 'indexID' => '10', 'indexContent' => 'Orte', 'content' => 'Hamburg', 'comment' => 'GND:4023118-5', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 1 => array( 'ID' => '1379', 'indexID' => '10', 'indexContent' => 'Orte', 'content' => 'Lübeck', 'comment' => 'GND:4036483-5', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 2 => array( 'ID' => '697', 'indexID' => '10', 'indexContent' => 'Orte', 'content' => 'Rostock', 'comment' => 'GND:4050610-1', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 3 => array( 'ID' => '3375', 'indexID' => '10', 'indexContent' => 'Orte', 'content' => 'Stettin', 'comment' => 'GND:4057392-8', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 4 => array( 'ID' => '11948', 'indexID' => '10', 'indexContent' => 'Orte', 'content' => 'Wismar', 'comment' => 'GND:4201278-8', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ) ), 'index_werke_12' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '11716', 'indexID' => '12', 'indexContent' => 'Werke', 'content' => 'Schlegel, August Wilhelm von: Parabel vom Eulenspiegel und den Schneidern', 'comment' => '', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 1 => array( 'ID' => '5943', 'indexID' => '12', 'indexContent' => 'Werke', 'content' => 'Till Eulenspiegel (Volksbuch)', 'comment' => 'GND:4185518-8', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ) ), 'notes' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '27428', 'title' => 'Paginierung des Editors', 'content' => '', 'content_html' => '', 'category' => 'Notiz zur Transkription', 'categoryID' => '8' ), (int) 1 => array( 'ID' => '27429', 'title' => 'Paginierung des Editors', 'content' => '', 'content_html' => '', 'category' => 'Notiz zur Transkription', 'categoryID' => '8' ), (int) 2 => array( 'ID' => '27430', 'title' => 'Paginierung des Editors', 'content' => '', 'content_html' => '', 'category' => 'Notiz zur Transkription', 'categoryID' => '8' ), (int) 3 => array( 'ID' => '27431', 'title' => 'Paginierung des Editors', 'content' => '', 'content_html' => '', 'category' => 'Notiz zur Transkription', 'categoryID' => '8' ) ), '36_html' => '<span class="notice-27428 ">[1]</span> <span class="index-11716 tp-72234 underline-1 ">Parabel</span><span class="index-11716 tp-72234 "><br></span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 ">vom </span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 index-5943 tp-72235 ">Eulenspiegel</span><span class="index-11716 tp-72234 underline-1 "> und den Schneidern</span><span class="underline-1 ">.</span><br>Unter vielen löblichen Thaten, <br>So Eulenspiegels Witze gerathen, <br>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <br>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <br>Nach <span class="index-697 tp-72237 ">Rostock</span>, der berühmten Stadt, <br>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <br>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <br>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <br>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <br>Eine große Sach für ihr Gewerbe<br>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<br>Den Wendischen Städten in die Runde,<br>In Holstein, Pommern, bis <span class="index-3375 tp-72238 ">Stettin</span>,<br>Nach <span class="index-11948 tp-72239 ">Wismar</span>, <span class="index-1379 tp-72240 ">Lübeck</span> und <span class="index-98 tp-72241 ">Hamburg</span> hin.<br>Die Schneider kamen in hellen Haufen<br>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<br>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<br>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<br>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<br>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<br><span class="prspreset1 ">Als</span> sie nun warteten auf dem Platz,<br>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<br><span class="notice-27429 ">[2]</span> Frey hinauf in ein hohes Haus,<br>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<br>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<br>So sprach er, jeder hör’ und merke:<br>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<br>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<br>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<br>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<br>An allem dem ist keine Kunst,<br>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<br>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<br>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<br>Ans andere Ende des Fadens recht,<br>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<br>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<br>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<br>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<br>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<br><span class="prspreset1 ">Die</span> Schneider sahen einander an,<br>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<br>Was ist das für eine Fantasey,<br>Daß er uns ruft so weit herbey?<br>Schon lange wußten wir diese Kunst;<br>Unsre Reise war gar umsunst.<br><span class="notice-27430 ">[3]</span> Der Schalksnarr als er solches sah,<br>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<br>Deß ist oft niemand eingedenk,<br>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<br>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<br>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<br>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<br>So schlich er sich fort auf neue Züge.<br><span class="prspreset1 ">Die</span> Schneider schalten zwar mit Recht<br>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<br>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<br>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<br>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<br>Daß wir nach <span class="index-697 tp-72242 ">Rostock</span> ihn entböten,<br>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<br>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<br>Die sind in diesen Tagen bemüht,<br>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<br>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<br>Dem alten <span class="index-9481 tp-72243 ">Adam</span> ’nen Rock zu schneidern.<br>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<br>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<br>Sie kauern auf einem Tische hoch,<br>Und stecken die Füße durch das Loch,<br>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<br><span class="notice-27431 ">[4]</span> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<br>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<br>Das Knötlein vergessen sie allein.<br>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<br>So will die Nath doch fördern nicht,<br>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<br>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<br>Die Nadel heißet Logica,<br>Der Faden Metaphysica,<br>Und was sothanns Knötlein bedeute,<br>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<br>Die Weltweisen aber spürens nicht,<br>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<br><span class="cite tp-72236 prspreset1 ">O</span><span class="cite tp-72236 "> Eulenspiegel, du weiser Narr,<br>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!</span><br>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<br>Und mache durch Spott die Narren fromm!', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="27428"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27428"/> <name key="11716" type="work"><hi rend="underline:1">Parabel</hi><lb/><hi rend="underline:1">vom <name key="5943" type="work">Eulenspiegel</name> und den Schneidern</hi></name><hi rend="underline:1">.</hi><lb/>Unter vielen löblichen Thaten, <lb/>So Eulenspiegels Witze gerathen, <lb/>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <lb/>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <lb/>Nach <placeName key="697">Rostock</placeName>, der berühmten Stadt, <lb/>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <lb/>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <lb/>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <lb/>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <lb/>Eine große Sach für ihr Gewerbe<lb/>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<lb/>Den Wendischen Städten in die Runde,<lb/>In Holstein, Pommern, bis <placeName key="3375">Stettin</placeName>,<lb/>Nach <placeName key="11948">Wismar</placeName>, <placeName key="1379">Lübeck</placeName> und <placeName key="98">Hamburg</placeName> hin.<lb/>Die Schneider kamen in hellen Haufen<lb/>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<lb/>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<lb/>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<lb/>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<lb/>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Als</hi> sie nun warteten auf dem Platz,<lb/>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<lb/><milestone unit="start" n="27429"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Frey hinauf in ein hohes Haus,<lb/>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<lb/>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<lb/>So sprach er, jeder hör’ und merke:<lb/>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<lb/>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<lb/>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<lb/>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<lb/>An allem dem ist keine Kunst,<lb/>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<lb/>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<lb/>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<lb/>Ans andere Ende des Fadens recht,<lb/>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<lb/>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<lb/>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<lb/>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<lb/>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi> Schneider sahen einander an,<lb/>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<lb/>Was ist das für eine Fantasey,<lb/>Daß er uns ruft so weit herbey?<lb/>Schon lange wußten wir diese Kunst;<lb/>Unsre Reise war gar umsunst.<lb/><milestone unit="start" n="27430"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/> Der Schalksnarr als er solches sah,<lb/>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<lb/>Deß ist oft niemand eingedenk,<lb/>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<lb/>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<lb/>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<lb/>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<lb/>So schlich er sich fort auf neue Züge.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi> Schneider schalten zwar mit Recht<lb/>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<lb/>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<lb/>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<lb/>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<lb/>Daß wir nach <placeName key="697">Rostock</placeName> ihn entböten,<lb/>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<lb/>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<lb/>Die sind in diesen Tagen bemüht,<lb/>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<lb/>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<lb/>Dem alten <persName key="9481">Adam</persName> ’nen Rock zu schneidern.<lb/>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<lb/>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<lb/>Sie kauern auf einem Tische hoch,<lb/>Und stecken die Füße durch das Loch,<lb/>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<lb/><milestone unit="start" n="27431"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27431"/> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<lb/>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<lb/>Das Knötlein vergessen sie allein.<lb/>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<lb/>So will die Nath doch fördern nicht,<lb/>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<lb/>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<lb/>Die Nadel heißet Logica,<lb/>Der Faden Metaphysica,<lb/>Und was sothanns Knötlein bedeute,<lb/>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<lb/>Die Weltweisen aber spürens nicht,<lb/>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">O</hi> Eulenspiegel, du weiser Narr,<lb/>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!<lb/>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<lb/>Und mache durch Spott die Narren fromm!</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="27428"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27428"/> <anchor type="b" n="11716" ana="12" xml:id="NidB72234"/><hi rend="underline:1">Parabel</hi><lb/><hi rend="underline:1">vom <anchor type="b" n="5943" ana="12" xml:id="NidB72235"/>Eulenspiegel<anchor type="e" n="5943" ana="12" xml:id="NidE72235"/> und den Schneidern<anchor type="e" n="11716" ana="12" xml:id="NidE72234"/>.</hi><lb/>Unter vielen löblichen Thaten, <lb/>So Eulenspiegels Witze gerathen, <lb/>Ist eine von sondrer Lehr und Nutzen, <lb/>Wie er die Schneider zurecht thät stutzen. <lb/>Nach <anchor type="b" n="697" ana="10" xml:id="NidB72237"/>Rostock<anchor type="e" n="697" ana="10" xml:id="NidE72237"/>, der berühmten Stadt, <lb/>Beschied er sie zu gemeinem Rath: <lb/>Er woll’ ihnen etwas offenbaren, <lb/>Auf ewige Zeiten zu bewahren, <lb/>Daß jeder es auf die Seinen vererbe, <lb/>Eine große Sach für ihr Gewerbe<lb/>Durch ein Ausschreiben gab er Kunde<lb/>Den Wendischen Städten in die Runde,<lb/>In Holstein, Pommern, bis <anchor type="b" n="3375" ana="10" xml:id="NidB72238"/>Stettin<anchor type="e" n="3375" ana="10" xml:id="NidE72238"/>,<lb/>Nach <anchor type="b" n="11948" ana="10" xml:id="NidB72239"/>Wismar<anchor type="e" n="11948" ana="10" xml:id="NidE72239"/>, <anchor type="b" n="1379" ana="10" xml:id="NidB72240"/>Lübeck<anchor type="e" n="1379" ana="10" xml:id="NidE72240"/> und <anchor type="b" n="98" ana="10" xml:id="NidB72241"/>Hamburg<anchor type="e" n="98" ana="10" xml:id="NidE72241"/> hin.<lb/>Die Schneider kamen in hellen Haufen<lb/>Von ihren Werkstätten hergelaufen;<lb/>Bracht’ jeder Scheer, Elle, Nadel und Zwirn,<lb/>Und plagt im voraus drob sein Gehirn,<lb/>Was er doch neues hätt’ ersonnen,<lb/>Daß sie noch nicht gewußt noch begonnen.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Als</hi> sie nun warteten auf dem Platz,<lb/>Stieg Eulenspiegel, der schlaue Fratz,<lb/><milestone unit="start" n="27429"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/></hi> Frey hinauf in ein hohes Haus,<lb/>Und schaute oben zum Fenster hinaus.<lb/>Ehrbare Meister vom Schneidergewerke!<lb/>So sprach er, jeder hör’ und merke:<lb/>Habt ihr Scheer, Ell’ und Nadel gut,<lb/>Dazu noch Zwirn und Fingerhut,<lb/>So habt ihr zu eurem Handwerk genug;<lb/>Das schafft sich jeder mit gutem Fug.<lb/>An allem dem ist keine Kunst,<lb/>Nur eines, bitt’ ich, bemerkt mit Gunst.<lb/>Wenn ihr die Nadel habt eingeöhrt,<lb/>So macht einen Knoten, wie sichs gehört<lb/>Ans andere Ende des Fadens recht,<lb/>Daß ihr umsonst viel Stiche nicht stecht.<lb/>Denn wenn ihr nicht den Knoten knüpft,<lb/>Der Faden euch durch das Tuch hinschlüpft,<lb/>So bringt ihr nimmer zu Stand die Nath:<lb/>Vergeßt es nicht, dieß ist mein Rath.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Schneider sahen einander an,<lb/>Sprach jeder zu seinem Nachbarsmann:<lb/>Was ist das für eine Fantasey,<lb/>Daß er uns ruft so weit herbey?<lb/>Schon lange wußten wir diese Kunst;<lb/>Unsre Reise war gar umsunst.<lb/><milestone unit="start" n="27430"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27429"/> Der Schalksnarr als er solches sah,<lb/>Sprach: Was vor tausend Jahren geschah,<lb/>Deß ist oft niemand eingedenk,<lb/>Drum seiner Mühe sich keiner kränk’.<lb/>Auch meynt’ er, sollten sie sich schämen,<lb/>Statt Danks mit Unwillen aufzunehmen<lb/>Die Treu, so er zum Handwerk trüge.<lb/>So schlich er sich fort auf neue Züge.<lb/><hi rendition="#PRSPreset1">Die</hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi> Schneider schalten zwar mit Recht<lb/>Auf Eulenspiegel, den schlimmen Knecht.<lb/>Doch wollt ihr erwägen des Spruches Sinn,<lb/>So bringt er vielleicht euch noch Gewinn.<lb/>Ich weiß wohl manchen, dem’s thät vonnöthen,<lb/>Daß wir nach <anchor type="b" n="697" ana="10" xml:id="NidB72242"/>Rostock<anchor type="e" n="697" ana="10" xml:id="NidE72242"/> ihn entböten,<lb/>’s giebt Leute, die ihr alle kennt,<lb/>Der Weltweisheit Lehrer man sie nennt,<lb/>Die sind in diesen Tagen bemüht,<lb/>Wo Wissenschaft und Kunst erblüht,<lb/>Aus mancherley Lappen von geistigen Kleidern<lb/>Dem alten <anchor type="b" n="9481" ana="11" xml:id="NidB72243"/>Adam<anchor type="e" n="9481" ana="11" xml:id="NidE72243"/> ’nen Rock zu schneidern.<lb/>Sie nehmen die Brille nach Schneiderart<lb/>Vor die Augenbrauen struppig behaart,<lb/>Sie kauern auf einem Tische hoch,<lb/>Und stecken die Füße durch das Loch,<lb/>Sie halten die Nadel zur Nasenspitze,<lb/><milestone unit="start" n="27431"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27431"/></hi><note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="27430"/></hi> Um recht zu treffen die schmale Ritze;<lb/>Sie ziehn den Faden hindurch gar fein,<lb/>Das Knötlein vergessen sie allein.<lb/>So nähn sie, daß ihnen der Schweiß ausbricht,<lb/>So will die Nath doch fördern nicht,<lb/>Und nimmer will sich der Mantel gestalten,<lb/>Der Leib und Seele zusammen soll halten.<lb/>Die Nadel heißet Logica,<lb/>Der Faden Metaphysica,<lb/>Und was sothanns Knötlein bedeute,<lb/>Das merken nun schon die gescheidten Leute,<lb/>Die Weltweisen aber spürens nicht,<lb/>Weil’s ihnen an tüchtigem Sinn gebricht.<lb/><anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB72236"/><hi rendition="#PRSPreset1">O</hi> Eulenspiegel, du weiser Narr,<lb/>Schau auf der heutigen Welt Wirrwarr!<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE72236"/><lb/>Kannst du vom Grab’ erstehn, so komm,<lb/>Und mache durch Spott die Narren fromm!', '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '354', 'content' => 'München', 'bemerkung' => 'GND:4127793-4', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_altDat' => '[3. Juni 1811]', '36_sortdatum' => '1811-06-03', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '228', 'content' => 'Coppet', 'bemerkung' => 'GND:1027948-9', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7155', 'content' => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_typ' => 'Beilage', '36_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_anmerkungextern' => 'Datum sowie Absende- und Empfangsort durch den zugehörigen Brief erschlossen.', '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_h1format' => '18,5 x 11,4 cm', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.Aut.2842.a', '36_h1zahl' => '4 S. auf Doppelbl., eigenh. o. U.', '36_heditor' => array( (int) 0 => 'Bamberg, Claudia' ), '36_hredaktion' => array( (int) 0 => 'Varwig, Olivia' ), '36_purl_web' => '2045', '36_Link_Hand' => array( (int) 0 => array( 'url_image_hand' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/SchlPara_495893048/SchlPara_495893048_tif/jpegs/00000001.tif.original.jpg', 'subID' => '144' ), (int) 1 => array( 'url_image_hand' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/SchlPara_495893048/SchlPara_495893048_tif/jpegs/00000002.tif.original.jpg', 'subID' => '144' ), (int) 2 => array( 'url_image_hand' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/SchlPara_495893048/SchlPara_495893048_tif/jpegs/00000003.tif.original.jpg', 'subID' => '144' ), (int) 3 => array( 'url_image_hand' => 'https://digital.slub-dresden.de/data/kitodo/SchlPara_495893048/SchlPara_495893048_tif/jpegs/00000004.tif.original.jpg', 'subID' => '144' ) ), '36_Relationen' => array( (int) 0 => array( 'relation_art' => 'Hauptdokument (zu dem das aktuelle Dokument mitgeschickt wurde)', 'relation_link' => '12084', 'subID' => '270' ) ), '36_Datum' => '1811-06-03', '36_facet_absender' => array( (int) 0 => 'August Wilhelm von Schlegel' ), '36_facet_absender_reverse' => array( (int) 0 => 'Schlegel, August Wilhelm von' ), '36_facet_adressat' => array( (int) 0 => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling' ), '36_facet_adressat_reverse' => array( (int) 0 => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von' ), '36_facet_absenderort' => array( (int) 0 => 'Coppet' ), '36_facet_adressatort' => array( (int) 0 => 'München' ), '36_facet_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_facet_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_facet_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_facet_korrespondenten' => array( (int) 0 => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling' ), '_label' => '', '_descr' => '', '_model' => 'Letter', '_model_title' => 'Letter', '_model_titles' => 'Letters', '_url' => '' ) $xml = object(DOMDocument) { } $xml_tei = object(DOMElement) { } $xml_teiheader = object(DOMElement) { } $xml_filedesc = object(DOMElement) { } $xml_titlestmt = object(DOMElement) { } $absender = 'August Wilhelm von Schlegel' $adressat = 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling' $abs = array( 'ID' => '7155', 'content' => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von', 'LmAdd' => array( 'personid17' => '4631' ) ) $key = (int) 0 $xml_title = object(DOMElement) { } $xml_editor = object(DOMElement) { } $xml_persname = object(DOMElement) { } $xml_persnamef = object(DOMElement) { } $xml_persnames = object(DOMElement) { } $xml_affiliation = object(DOMElement) { } $xml_respstmt = object(DOMElement) { } $xml_orgname = object(DOMElement) { } $xml_resp = object(DOMElement) { } $xml_editionstmt = object(DOMElement) { } $xml_edition = object(DOMElement) { } $editors = array( (int) 0 => 'Bamberg, Claudia', (int) 1 => 'Varwig, Olivia' ) $ed = 'Bamberg, Claudia' $red = 'Varwig, Olivia' $collaborator = array( (int) 0 => 'Varwig', (int) 1 => 'Olivia' ) $xml_publicationstmt = object(DOMElement) { } $xml_publisher = object(DOMElement) { } $xml_availability = object(DOMElement) { } $xml_licence = object(DOMElement) { } $xml_ab = object(DOMElement) { } $xml_datestate = object(DOMElement) { } $datestate = object(DateTime) { } $xml_idnostate = object(DOMElement) { } $xml_sourcedesc = object(DOMElement) { } $xml_msdesc = object(DOMElement) { } $xml_msidentifier = object(DOMElement) { } $xml_institution = object(DOMElement) { } $xml_repository = object(DOMElement) { }LettersController::xml() - APP/Controller/LettersController.php, line 918 ReflectionMethod::invokeArgs() - [internal], line ?? Controller::invokeAction() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Controller/Controller.php, line 499 Dispatcher::_invoke() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Routing/Dispatcher.php, line 193 Dispatcher::dispatch() - APP/Lib/cakephp/lib/Cake/Routing/Dispatcher.php, line 167 [main] - APP/webroot/index.php, line 109
Parabelvom Eulenspiegel und den Schneidern