• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Sankt Gallen · Place of Destination: Unknown · Date: 25.07.1811
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Sankt Gallen
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 25.07.1811
  • Typ: Deutsche Übersetzung
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 227–228.
  • Incipit: „St. Gallen, den 25. Juli [1811]
    Liebe Freundin!
    Ich schreibe Ihnen von hier aus nur ein paar Zeilen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich [...]“
    Language
  • German
St. Gallen, den 25. Juli [1811]
Liebe Freundin!
Ich schreibe Ihnen von hier aus nur ein paar Zeilen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich wieder zurück bin und zu Ihrer Verfügung stehe. Seit Wien habe ich Ihnen nicht geschrieben. Auf der Hinreise war es etwas anderes: ich fuhr immer weiter von Ihnen fort und besäte den Weg mit kleinen Briefen, die zurück zu Ihnen flogen, um mit Ihnen in Verbindung zu bleiben. Jetzt kam ich Ihnen in höchster Eile näher und konnte nicht hoffen, daß meine Briefe schneller gingen als ich. Im übrigen fuhr ich immer mit der Post und zwar fast ohne Ausnahme Tag und Nacht. So habe ich mir nicht die Zeit genommen zu schreiben – es schien mir richtiger, daß ich selber käme. Ich habe Ihnen von Wien aus neunmal mit vier Posten geschrieben, je zweimal auf verschiedenen Wegen. Das letzte Mal schrieb ich Ihnen am 17. Juli unmittelbar; am 18. morgens reiste ich ab, und fuhr in einem Zug mit Ausnahme von einigen kleinen unfreiwilligen Aufenthalten von Wien nach Salzburg. Dort habe ich mich fast einen ganzen Tag erholt. Dem Kronprinzen konnte ich keinen Besuch machen; er war eines ländlichen Festes wegen abwesend. Von da fuhr ich nach Innsbruck, wo ich mich wieder ein wenig ausruhte. Der letzte Wegteil bis hier war der anstrengendste; er beträgt 18½ Posten und geht zu einem Teil über schauderhafte Gebirgswege. Ich fahre morgen mit Tagesanbruch wieder fort. Übermorgen früh hoffe ich in Zürich zu sein und dort Briefe von Ihnen vorzufinden.
Ich schmeichle mir, daß Sie bei einer Reise von annähernd fünfhundert Stunden, die ich in fünf Wochen zurückgelegt habe, eine Verspätung von drei Tagen entschuldbar finden. Ich stecke diesen Brief hier in die Post in der Annahme, daß ich in Zürich nach ihm eintreffen werde, da die Post so abfährt, daß sie Ihnen das Schreiben spätestens Montag bestellen wird. Mir ist etwas wirr im Kopf, da ich fünf Nächte im Wagen zugebracht habe, während ich mich nur an zwei Tagen ins Bett legen konnte. Aber ich wollte schließlich so wenig wie möglich den Termin, an dem ich zurückzukommen versprochen hatte, überschreiten. Was die Ratschläge betrifft, die ich meiner Stiefschwester zu geben habe, so habe ich in meinem vorhergehenden Briefe bereits alles mitgeteilt, aber ich will sie noch einmal daran erinnern. Ich bin der Meinung, sie soll sich ein Grundstück kaufen, ins Bad nach T. gehen und von dort aus ihre Angelegenheiten weiter ordnen. Um jeden Preis möchte ich mit ihr oder mit jemandem, der ihr Vertrauen hat, reden, denn vieles läßt sich nicht schreiben, selbst wenn man sich alle mögliche Mühe gibt, um sich verständlich zu machen. Ich könnte diesem Betreffenden bis Bern entgegenfahren – darin sähe ich keine Schwierigkeit. Leben Sie wohl, liebe Freundin, ich falle vor Müdigkeit um. Auf dem Weg von hier nach Zürich werde ich noch einmal schreiben und den Brief bei meiner Ankunft auf die Post bringen.
St. Gallen, den 25. Juli [1811]
Liebe Freundin!
Ich schreibe Ihnen von hier aus nur ein paar Zeilen, um Ihnen mitzuteilen, daß ich wieder zurück bin und zu Ihrer Verfügung stehe. Seit Wien habe ich Ihnen nicht geschrieben. Auf der Hinreise war es etwas anderes: ich fuhr immer weiter von Ihnen fort und besäte den Weg mit kleinen Briefen, die zurück zu Ihnen flogen, um mit Ihnen in Verbindung zu bleiben. Jetzt kam ich Ihnen in höchster Eile näher und konnte nicht hoffen, daß meine Briefe schneller gingen als ich. Im übrigen fuhr ich immer mit der Post und zwar fast ohne Ausnahme Tag und Nacht. So habe ich mir nicht die Zeit genommen zu schreiben – es schien mir richtiger, daß ich selber käme. Ich habe Ihnen von Wien aus neunmal mit vier Posten geschrieben, je zweimal auf verschiedenen Wegen. Das letzte Mal schrieb ich Ihnen am 17. Juli unmittelbar; am 18. morgens reiste ich ab, und fuhr in einem Zug mit Ausnahme von einigen kleinen unfreiwilligen Aufenthalten von Wien nach Salzburg. Dort habe ich mich fast einen ganzen Tag erholt. Dem Kronprinzen konnte ich keinen Besuch machen; er war eines ländlichen Festes wegen abwesend. Von da fuhr ich nach Innsbruck, wo ich mich wieder ein wenig ausruhte. Der letzte Wegteil bis hier war der anstrengendste; er beträgt 18½ Posten und geht zu einem Teil über schauderhafte Gebirgswege. Ich fahre morgen mit Tagesanbruch wieder fort. Übermorgen früh hoffe ich in Zürich zu sein und dort Briefe von Ihnen vorzufinden.
Ich schmeichle mir, daß Sie bei einer Reise von annähernd fünfhundert Stunden, die ich in fünf Wochen zurückgelegt habe, eine Verspätung von drei Tagen entschuldbar finden. Ich stecke diesen Brief hier in die Post in der Annahme, daß ich in Zürich nach ihm eintreffen werde, da die Post so abfährt, daß sie Ihnen das Schreiben spätestens Montag bestellen wird. Mir ist etwas wirr im Kopf, da ich fünf Nächte im Wagen zugebracht habe, während ich mich nur an zwei Tagen ins Bett legen konnte. Aber ich wollte schließlich so wenig wie möglich den Termin, an dem ich zurückzukommen versprochen hatte, überschreiten. Was die Ratschläge betrifft, die ich meiner Stiefschwester zu geben habe, so habe ich in meinem vorhergehenden Briefe bereits alles mitgeteilt, aber ich will sie noch einmal daran erinnern. Ich bin der Meinung, sie soll sich ein Grundstück kaufen, ins Bad nach T. gehen und von dort aus ihre Angelegenheiten weiter ordnen. Um jeden Preis möchte ich mit ihr oder mit jemandem, der ihr Vertrauen hat, reden, denn vieles läßt sich nicht schreiben, selbst wenn man sich alle mögliche Mühe gibt, um sich verständlich zu machen. Ich könnte diesem Betreffenden bis Bern entgegenfahren – darin sähe ich keine Schwierigkeit. Leben Sie wohl, liebe Freundin, ich falle vor Müdigkeit um. Auf dem Weg von hier nach Zürich werde ich noch einmal schreiben und den Brief bei meiner Ankunft auf die Post bringen.
· Original , 25.07.1811
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 297.
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