[1] Hier, lieber Bruder, übersende ich Dir die Recension von Friedrichs Werke über Indien in unsern Anzeigen, die mir ehegestern von Heyne zugeschickt wurde. Du hast vielleicht von Hannover aus die beste Gelegenheit, sie nach Dresden zu befördern, und müssigst Dich auch wohl nicht gern während Deiner Reise zum Schreiben ab; deswegen überschicke ich sie Dir jetzt. Der gute Alte hat es sich recht sauer damit werden lassen. Ob Friedrich mit der Anzeige ganz zufrieden seyn wird und kann, ist eine andere Frage. Aber man muß ihm nun seine einmal gewohnten Ansichten lassen, und es würde unbillig seyn, zu verlangen, daß er sich jetzt noch in eine ganz neue Welt von Ansichten hinein denken sollte. Man sieht doch aus der ganzen Anzeige, daß er dem Buche die große Wichtigkeit beylegt, die ihm zukömmt. Ich war gestern bey ihm, und fand ihn ungewöhnlich heiter und munter. Er scheint jetzt einen großen Werth darauf zu legen, wenn er noch etwas beachtet und gefeyert wird. [2] Recht sehr freuet er sich, Dich wieder zu sehen. Wir alle sehen Deiner Ankunft am Dienstage mit größtem Verlangen entgegen, und wünschen Dir von Herzen einen recht vergnügten Aufenthalt zu Hannover. Nur das Wetter ist äußerst ungünstig und widerwertig, und Du wirst wohl noch manchmal unser nordisches Clima verwünschen, nachdem Du seit lange an einen milden Himmel gewöhnt bist. Carl, Julchen und die Mutter grüße aufs beste von mir.
Dein treuer Bruder
K.[arl] A.[ugust] M.[oritz] Schlegel
Göttingen,
den 16. Jun. 1808.