• August Wilhelm von Schlegel an Christian Friedrich Tieck

  • Absendeort: Coppet · Empfangsort: Rom · Datum: [Sommer 1806]
Editionsstatus: Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert
    Briefkopfdaten
  • Absender: August Wilhelm von Schlegel
  • Empfänger: Christian Friedrich Tieck
  • Absendeort: Coppet
  • Empfangsort: Rom
  • Datum: [Sommer 1806]
  • Anmerkung: Datum erschlossen.
    Druck
  • Bibliographische Angabe: „Geliebter Freund und Bruder“. Der Briefwechsel zwischen Christian Friedrich Tieck und August Wilhelm Schlegel in den Jahren 1804 bis 1811. Hg. und kommentiert v. Cornelia Bögel. Dresden 2015, S. 76 u. S. 141 (Auszüge).
  • Incipit: „[1] Theuerster Freund u Bruder
    Der Brief von dir, welchen mir deine Schwester verheißen, habe ich immer noch nicht empfangen Ich beunruhige [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Berlin, Staatsbibliothek
  • Signatur: NL L. Tieck 42, Mp. 4 Bl. 107
    Sprache
  • Deutsch
    Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
[1] Theuerster Freund u Bruder
Der Brief von dir, welchen mir deine Schwester verheißen, habe ich immer noch nicht empfangen Ich beunruhige mich daher von neuem über den Fortgang des Basreliefs, ich kann dir nicht genugsam ans Herz legen, wie wichtig es mir ist, daß es mit Anfang des Frühlings in Coppet eintreffe. Es würde meiner Freundin äußerst schmerzhaft seyn, das Grab ihres Vaters vielleicht auf lange Jahre verlassen zu müssen, ohne es würdig haben ausschmücken zu können, u mich würde es ganz unglücklich machen, da ich die Sache vermittelt habe. Thu’ also dein möglichstes, u gieb mir baldige u gründlige Nachricht. Du könntest mir überhaupt wohl einmal einen Brief gönnen. Deine Schwester schreibt mir von deinen vielen Arbeiten, u da bin ich sehr begierig zu wissen, was du für Unternehmungen vorhast. – Denke doch auch auf die Zeichnungen für meine Elegie, zuvörderst nur auf die Anfangs u Schlußvignette: Nämlich die auf zerbrochnen Trophäen sitzende u traurende Roma, u den Januskopf nach meiner Idee. – Der Ocnus braucht ja kein ganzes Blatt einzunehmen. Man brächte [2] ihn etwan auf ein inneres Titelblatt, wo oberhalb bloß Roma stünde. – Das Gedicht darf freylich nicht durch Kupferstiche unterbrochen werden. – Die Landschaft die etwa Koch machen könnte, müßte eine Aussicht auf oder in Rom selbst seyn. – Willst du die Titelvignette, die eine Auswahl u sinnreiche Gruppirung aller Arten von Alterthümern der Sculptur u Architektur seyn sollte, selbst übernehmen oder Koch dazu auffodern?
Ein Porträt von Fr. v. St. von dir gezeichnet, das wäre sehr schön, aber sie müßte dir doch Tage sitzen, wenn es recht gründlich werden sollte. Ich habe nach einem ziemlich ähnlichen aber oberflächlichen Porträt von ihr, einer Zeichnung von dem Berli Mahler selbst in Genf verfertigen, lassen u nach Berlin geschickt, sie ist verkleinert vor dem Damenkalender in Kupfer gestochen, aber freylich nicht sonderlich gerathen.
Grüße die Deutschen Bekannten in Rom, u lebe recht wohl, u schreibe mir bald etwas recht erfreuliches von deinem Thun u Treiben.
Ewig dein Freund u Bruder.
[1] Theuerster Freund u Bruder
Der Brief von dir, welchen mir deine Schwester verheißen, habe ich immer noch nicht empfangen Ich beunruhige mich daher von neuem über den Fortgang des Basreliefs, ich kann dir nicht genugsam ans Herz legen, wie wichtig es mir ist, daß es mit Anfang des Frühlings in Coppet eintreffe. Es würde meiner Freundin äußerst schmerzhaft seyn, das Grab ihres Vaters vielleicht auf lange Jahre verlassen zu müssen, ohne es würdig haben ausschmücken zu können, u mich würde es ganz unglücklich machen, da ich die Sache vermittelt habe. Thu’ also dein möglichstes, u gieb mir baldige u gründlige Nachricht. Du könntest mir überhaupt wohl einmal einen Brief gönnen. Deine Schwester schreibt mir von deinen vielen Arbeiten, u da bin ich sehr begierig zu wissen, was du für Unternehmungen vorhast. – Denke doch auch auf die Zeichnungen für meine Elegie, zuvörderst nur auf die Anfangs u Schlußvignette: Nämlich die auf zerbrochnen Trophäen sitzende u traurende Roma, u den Januskopf nach meiner Idee. – Der Ocnus braucht ja kein ganzes Blatt einzunehmen. Man brächte [2] ihn etwan auf ein inneres Titelblatt, wo oberhalb bloß Roma stünde. – Das Gedicht darf freylich nicht durch Kupferstiche unterbrochen werden. – Die Landschaft die etwa Koch machen könnte, müßte eine Aussicht auf oder in Rom selbst seyn. – Willst du die Titelvignette, die eine Auswahl u sinnreiche Gruppirung aller Arten von Alterthümern der Sculptur u Architektur seyn sollte, selbst übernehmen oder Koch dazu auffodern?
Ein Porträt von Fr. v. St. von dir gezeichnet, das wäre sehr schön, aber sie müßte dir doch Tage sitzen, wenn es recht gründlich werden sollte. Ich habe nach einem ziemlich ähnlichen aber oberflächlichen Porträt von ihr, einer Zeichnung von dem Berli Mahler selbst in Genf verfertigen, lassen u nach Berlin geschickt, sie ist verkleinert vor dem Damenkalender in Kupfer gestochen, aber freylich nicht sonderlich gerathen.
Grüße die Deutschen Bekannten in Rom, u lebe recht wohl, u schreibe mir bald etwas recht erfreuliches von deinem Thun u Treiben.
Ewig dein Freund u Bruder.
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