• August Wilhelm von Schlegel to Karl von Hardenberg

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Paris · Date: 20.05.1809 bis 22.05.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl von Hardenberg
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 20.05.1809 bis 22.05.1809
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 233‒237.
  • Incipit: „[Coppet] d. 20 Mai [180]9
    Haben Sie innigen Dank, geliebtester Freund, für Ihre erquicklichen Worte. Sie haben es errathen, daß ich Zuspruch [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37113
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.3,Nr.27
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19 x 12,1 cm
    Language
  • German
[Coppet] d. 20 Mai [180]9
Haben Sie innigen Dank, geliebtester Freund, für Ihre erquicklichen Worte. Sie haben es errathen, daß ich Zuspruch bedürfte. Ich habe diese Zeit über in großen Ängstigungen geschwebt, und bin in gränzenloser Niedergeschlagenheit beynah versunken. Ich hatte mich einigermaßen wieder ermannt, bloß weil ich durchaus nicht verzweifeln wollte: heute haben mich schlimme Nachrichten wieder sehr darnieder geworfen. Es scheint die Krankheit hat den Hauptsitz des Lebens angegriffen. Indessen wer weiß, welche Hülfsquellen der Natur noch in einem gesunden unverdorbnen Blut verborgen liegen. – Mich dünkt, wir thäten der Vorsehung zu nahe, wenn wir glaubten, sie könne und wolle sich nicht auch in dieser trüben Erdenwelt offenbaren. So viele Aussprüche der Schrift, besonders in den Psalmen und Propheten, bestärken mich hierin. Ich preise Sie selig, unter allen Stürmen des Lebens eine himmlische Zuflucht gewonnen zu haben, ich habe diese hohe Entsagung noch nicht errungen, ja ich halte mich solcher Gnade noch nicht werth. Jener deutsche Einsiedler, von dem Sie schreiben, erwählte unstreitig das beste Theil, aber er hatte vermuthlich seine Proben thätiger Tugend abgelegt, und so durfte er sich mit gutem Gewissen zum beschaulichen Leben wenden. Sonst würde ich eher einen Berufswechsel im umgekehrten Sinne gut heißen, wovon wir auch glorreiche Beyspiele erlebt haben.
Freylich erklärte Christus, um die eiteln Hoffnungen seiner noch fleischlich gesinnten Jünger niederzuschlagen, sein Reich sey nicht von dieser Welt, aber er gründete dieses überirdische Reich hienieden auf einen Felsen, den die Pforten der Hölle nicht überwältigen sollten, und seine Apostel gingen aus, um unermüdlich unter tausend Beschwerden, Gefahren und bis in der schmählichsten Todesnoth die von ihm ertheilten Segnungen in der möglichst großen Ausbreitung der Nachwelt zu überliefern. So retteten sie die Menschheit von der alles entadelnden römischen Herrschaft. – Christus sagte auch: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. – Wirket so lange es Tag ist, es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!“ – Diese Nacht, was ist sie anders, als die gänzliche Verfinsterung aller sittlichen und religiösen Begriffe, welche uns bedroht? O mein Freund! wenn Sie wüßten, mit welchem Übermuth jetzt die Glücklichen der Erde die gemeinsten Grundsätze der Rechtlichkeit, geschweige denn alles, was edel und groß ist, als blödsinnige Albernheit verhöhnen! Was soll aus den künftigen Geschlechtern werden, wenn sie unter solchen Beyspielen und in einer Verfassung der Gesellschaft aufwachsen, wo ihnen die äußerste Verderbtheit als das Gesetz der Natur erscheinen muß? Alle Frommen und Redlichen müssen daher die Bundesgenossen des Heilandes seyn, um die noch Ungebohrnen durch die nie zu überstimmende Verkündigung der heiligen Wahrheit zu retten.
Alles dieß sage ich gegen mich selbst im Schmerz und der Beschämung über die Unthätigkeit, wozu mich mein Schicksal zu verdammen scheint. Doch rechne ich es mir zu einigem Verdienste an, den Eintritt unsers Fr.[iedrich]ʼs in seine neue Laufbahn vermittelt und eingeleitet zu haben. Er schien entschlossen, sich ihr mit ganzem Gemüth hinzugeben. Ich beneide und bewundre ihn, sollten auch seine muthigen Anstrengungen zur Erreichung der wohlthätigsten Absichten für jetzt gänzlich fehlschlagen. Sein Name wird noch einst dankbar genannt werden, ich hoffe, er hat ihn unauslöschlich in unsre Jahrbücher eingezeichnet.
Haben Sie Nachrichten von ihm, woran es mir seit dem 29sten März gänzlich mangelt, Vermuthungen über seinen jetzigen Aufenthalt, so beschwöre ich Sie, mir sie baldigst mitzutheilen. Die Umstände können ihn nöthigen, eine weite Reise zu machen, eine lange Trennung kann uns bevorstehn, und vielleicht finden wir uns erst jenseit der Meere wieder. Gott möge ihn leiten, dieß ist mein tägliches und stündliches Gebet.
Haben Sie etwas von seinen neuesten Schriften zu lesen Gelegenheit gehabt?
d. 22sten Mai. Sie fragen mich nach meinen Beschäftigungen. Ich hätte seit nun beynahe einem Jahre, daß ich wieder in dieser Gegend bin, weit mehr zu Stande bringen können, wenn mich nicht meistens eine trübe Stimmung überwältigt hätte. Meine Vorlesungen sollten auf Ostern erscheinen, nur der erste Band ist fertig geworden, und der Buchhändler hat ihn wegen der Schwierigkeit der Versendungen und des ungünstigen Augenblicks zurückbehalten, bis der zweyte auch fertig seyn würde. Dieß verdrießt mich besonders wegen der Vorrede, worin ich auf wenigen Seiten meine Gesinnungen über manches zu erkennen gegeben habe. – Richard III ist fertig, aber ich habe alle Lust, und ich glaube auch alles Talent verlohren. Wozu sollen wir dem Elende noch Schellen anhängen, es muß doch mit unsrer Litteratur wie mit allem übrigen ein schmähliches Ende nehmen.
Fr. Tieck war den Winter über bey mir. Es ist ein guter Mensch, mit dem aber außer dem Gebiete seiner Kunst nicht viel anzufangen ist. Er kommt nicht aus einer gewissen Unmündigkeit des Geistes heraus.
Kn[orring]ʼs fortgesetzter Aufenthalt in W.[ien] ist mir unbegreiflich. Was hält ihn nur dort? Ist sein Verhältniß mit Sophien, welches für sein ganzes Leben gegründet schien, verändert? Wenigstens hat sie bey den harten Schlägen, welche sie betroffen, wenig Trost von ihm gehabt. Er hätte sie überhaupt nicht nach München sollen reisen, noch weniger aber durch seine Zögerungen diesen Aufenthalt verlängern lassen. Der Ausgang war vorherzusehen. Muß er jetzt doch nach Rußland reisen, so hätte er es eben so wohl vor einem Jahre thun können.
Sie werden wohl selbst Nachrichten aus München haben, und also wissen, daß Fr. Tieck seit mehr als einem Monate dort ist, und bedeutende Aufträge vom Kronprinzen erhalten hat. Dieß ist also eine gute Aussicht für die Familie. Er schreibt, das Geschäft in Rom sey dem Punkte nahe, wo es einträglich werden wird. Ich zweifle. –
Sie melden mir nicht, daß Sie das anfänglich für Berlin bestimmte Geld, was Sie von mir in Händen hatten, nach einem Zettel, worin ich Sie darum bat, an Sophien übermacht haben, doch wird es ohne Zweifel geschehen seyn. Desto besser, wenn das Geschäft wegen meiner Bibliothek nun eine solche Wendung genommen hat, daß ich die Summe nicht durch eine neue Anweisung zu ersetzen habe. Haben Sie tausend Dank für die Besorgung, und melden Sie mir, wie wir mit den Auslagen stehen, ich werde sie Ihnen schleunigst ersetzen. Wo ich nicht irre, ließ ich im vorigen Frühling nur eine kleine Summe zurück, die vermuthlich nicht hingereicht haben wird. Jetzt habe ich wieder einiges Geld zu diesem Zweck an Mad. Unger angewiesen, ich weiß aber nicht, wieviel es beträgt, weil es der Überrest nach andern Zahlungen von dem Honorar ist, das ich an Zimmer zu fodern hatte.
Es freut mich, wenn Mad. Unger zum Einpacken meiner Bibliothek Anstalt macht, ich wünsche, meine Bücher hier beysammen zu haben, ehe ich mich zu einer weiten Reise anschicke, wozu es immer mehr daß Ansehen gewinnt.
Sophie schrieb mir, sie habe B.[ernhardi] bey dem mit ihm eingegangnen Vergleich versprochen, mein Rechtshandel solle niedergeschlagen und die Rechnung des Schneiders bezahlt werden. Hiezu hatte sie schon mit 10 rth. den Anfang gemacht. Ich habe vorausgesetzt, sie würde Sie gebeten haben, deßhalb die nöthigen Verfügungen zu treffen. Es ist nicht meine Schuld, wenn sie es nicht gethan, und mir ist es um so lieber, daß seine Betrügerey gerichtlich ans Licht gezogen worden ist. Lassen Sie mir denn doch gelegentlich die Akten zukommen.
Ich habe Auftrag gegeben, daß man Ihnen von den Vorlesungen, sobald sie erscheinen, ein Exemplar zustellen möge, wo ich nicht irre, auch von dem zweyten Bande des Spanischen Theaters.
Schelling meldet mir unter vielen höflichen Wendungen, daß er meinen Bruder wegen des philosophischen Theils seiner Schrift über Indien angegriffen. Dieser Mensch hat in allen andern Stücken eben so schlechte Grundsätze als in der Philosophie, wozu ich freylich durch die Gesellschaft, die ich ihm beygegeben, das meinige gethan haben mag.
Was werden wir noch für Ausgeburten ans Licht treten sehen!
Leben Sie recht wohl, mein theurer Freund, und verzeihen Sie, wenn ich nichts andres zu schreiben weiß, als was meinen Ekel und Überdruß an der Welt, dem Leben und am Ende auch an mir selbst verräth. –
Meine ehrerbietigen Grüße an Ihre liebenswürdige Gattin, und lasse Sie der Himmel viele Freude an Ihren Kindern erleben, die einer bessern Zukunft entgegenwachsen mögen!
[Coppet] d. 20 Mai [180]9
Haben Sie innigen Dank, geliebtester Freund, für Ihre erquicklichen Worte. Sie haben es errathen, daß ich Zuspruch bedürfte. Ich habe diese Zeit über in großen Ängstigungen geschwebt, und bin in gränzenloser Niedergeschlagenheit beynah versunken. Ich hatte mich einigermaßen wieder ermannt, bloß weil ich durchaus nicht verzweifeln wollte: heute haben mich schlimme Nachrichten wieder sehr darnieder geworfen. Es scheint die Krankheit hat den Hauptsitz des Lebens angegriffen. Indessen wer weiß, welche Hülfsquellen der Natur noch in einem gesunden unverdorbnen Blut verborgen liegen. – Mich dünkt, wir thäten der Vorsehung zu nahe, wenn wir glaubten, sie könne und wolle sich nicht auch in dieser trüben Erdenwelt offenbaren. So viele Aussprüche der Schrift, besonders in den Psalmen und Propheten, bestärken mich hierin. Ich preise Sie selig, unter allen Stürmen des Lebens eine himmlische Zuflucht gewonnen zu haben, ich habe diese hohe Entsagung noch nicht errungen, ja ich halte mich solcher Gnade noch nicht werth. Jener deutsche Einsiedler, von dem Sie schreiben, erwählte unstreitig das beste Theil, aber er hatte vermuthlich seine Proben thätiger Tugend abgelegt, und so durfte er sich mit gutem Gewissen zum beschaulichen Leben wenden. Sonst würde ich eher einen Berufswechsel im umgekehrten Sinne gut heißen, wovon wir auch glorreiche Beyspiele erlebt haben.
Freylich erklärte Christus, um die eiteln Hoffnungen seiner noch fleischlich gesinnten Jünger niederzuschlagen, sein Reich sey nicht von dieser Welt, aber er gründete dieses überirdische Reich hienieden auf einen Felsen, den die Pforten der Hölle nicht überwältigen sollten, und seine Apostel gingen aus, um unermüdlich unter tausend Beschwerden, Gefahren und bis in der schmählichsten Todesnoth die von ihm ertheilten Segnungen in der möglichst großen Ausbreitung der Nachwelt zu überliefern. So retteten sie die Menschheit von der alles entadelnden römischen Herrschaft. – Christus sagte auch: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. – Wirket so lange es Tag ist, es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!“ – Diese Nacht, was ist sie anders, als die gänzliche Verfinsterung aller sittlichen und religiösen Begriffe, welche uns bedroht? O mein Freund! wenn Sie wüßten, mit welchem Übermuth jetzt die Glücklichen der Erde die gemeinsten Grundsätze der Rechtlichkeit, geschweige denn alles, was edel und groß ist, als blödsinnige Albernheit verhöhnen! Was soll aus den künftigen Geschlechtern werden, wenn sie unter solchen Beyspielen und in einer Verfassung der Gesellschaft aufwachsen, wo ihnen die äußerste Verderbtheit als das Gesetz der Natur erscheinen muß? Alle Frommen und Redlichen müssen daher die Bundesgenossen des Heilandes seyn, um die noch Ungebohrnen durch die nie zu überstimmende Verkündigung der heiligen Wahrheit zu retten.
Alles dieß sage ich gegen mich selbst im Schmerz und der Beschämung über die Unthätigkeit, wozu mich mein Schicksal zu verdammen scheint. Doch rechne ich es mir zu einigem Verdienste an, den Eintritt unsers Fr.[iedrich]ʼs in seine neue Laufbahn vermittelt und eingeleitet zu haben. Er schien entschlossen, sich ihr mit ganzem Gemüth hinzugeben. Ich beneide und bewundre ihn, sollten auch seine muthigen Anstrengungen zur Erreichung der wohlthätigsten Absichten für jetzt gänzlich fehlschlagen. Sein Name wird noch einst dankbar genannt werden, ich hoffe, er hat ihn unauslöschlich in unsre Jahrbücher eingezeichnet.
Haben Sie Nachrichten von ihm, woran es mir seit dem 29sten März gänzlich mangelt, Vermuthungen über seinen jetzigen Aufenthalt, so beschwöre ich Sie, mir sie baldigst mitzutheilen. Die Umstände können ihn nöthigen, eine weite Reise zu machen, eine lange Trennung kann uns bevorstehn, und vielleicht finden wir uns erst jenseit der Meere wieder. Gott möge ihn leiten, dieß ist mein tägliches und stündliches Gebet.
Haben Sie etwas von seinen neuesten Schriften zu lesen Gelegenheit gehabt?
d. 22sten Mai. Sie fragen mich nach meinen Beschäftigungen. Ich hätte seit nun beynahe einem Jahre, daß ich wieder in dieser Gegend bin, weit mehr zu Stande bringen können, wenn mich nicht meistens eine trübe Stimmung überwältigt hätte. Meine Vorlesungen sollten auf Ostern erscheinen, nur der erste Band ist fertig geworden, und der Buchhändler hat ihn wegen der Schwierigkeit der Versendungen und des ungünstigen Augenblicks zurückbehalten, bis der zweyte auch fertig seyn würde. Dieß verdrießt mich besonders wegen der Vorrede, worin ich auf wenigen Seiten meine Gesinnungen über manches zu erkennen gegeben habe. – Richard III ist fertig, aber ich habe alle Lust, und ich glaube auch alles Talent verlohren. Wozu sollen wir dem Elende noch Schellen anhängen, es muß doch mit unsrer Litteratur wie mit allem übrigen ein schmähliches Ende nehmen.
Fr. Tieck war den Winter über bey mir. Es ist ein guter Mensch, mit dem aber außer dem Gebiete seiner Kunst nicht viel anzufangen ist. Er kommt nicht aus einer gewissen Unmündigkeit des Geistes heraus.
Kn[orring]ʼs fortgesetzter Aufenthalt in W.[ien] ist mir unbegreiflich. Was hält ihn nur dort? Ist sein Verhältniß mit Sophien, welches für sein ganzes Leben gegründet schien, verändert? Wenigstens hat sie bey den harten Schlägen, welche sie betroffen, wenig Trost von ihm gehabt. Er hätte sie überhaupt nicht nach München sollen reisen, noch weniger aber durch seine Zögerungen diesen Aufenthalt verlängern lassen. Der Ausgang war vorherzusehen. Muß er jetzt doch nach Rußland reisen, so hätte er es eben so wohl vor einem Jahre thun können.
Sie werden wohl selbst Nachrichten aus München haben, und also wissen, daß Fr. Tieck seit mehr als einem Monate dort ist, und bedeutende Aufträge vom Kronprinzen erhalten hat. Dieß ist also eine gute Aussicht für die Familie. Er schreibt, das Geschäft in Rom sey dem Punkte nahe, wo es einträglich werden wird. Ich zweifle. –
Sie melden mir nicht, daß Sie das anfänglich für Berlin bestimmte Geld, was Sie von mir in Händen hatten, nach einem Zettel, worin ich Sie darum bat, an Sophien übermacht haben, doch wird es ohne Zweifel geschehen seyn. Desto besser, wenn das Geschäft wegen meiner Bibliothek nun eine solche Wendung genommen hat, daß ich die Summe nicht durch eine neue Anweisung zu ersetzen habe. Haben Sie tausend Dank für die Besorgung, und melden Sie mir, wie wir mit den Auslagen stehen, ich werde sie Ihnen schleunigst ersetzen. Wo ich nicht irre, ließ ich im vorigen Frühling nur eine kleine Summe zurück, die vermuthlich nicht hingereicht haben wird. Jetzt habe ich wieder einiges Geld zu diesem Zweck an Mad. Unger angewiesen, ich weiß aber nicht, wieviel es beträgt, weil es der Überrest nach andern Zahlungen von dem Honorar ist, das ich an Zimmer zu fodern hatte.
Es freut mich, wenn Mad. Unger zum Einpacken meiner Bibliothek Anstalt macht, ich wünsche, meine Bücher hier beysammen zu haben, ehe ich mich zu einer weiten Reise anschicke, wozu es immer mehr daß Ansehen gewinnt.
Sophie schrieb mir, sie habe B.[ernhardi] bey dem mit ihm eingegangnen Vergleich versprochen, mein Rechtshandel solle niedergeschlagen und die Rechnung des Schneiders bezahlt werden. Hiezu hatte sie schon mit 10 rth. den Anfang gemacht. Ich habe vorausgesetzt, sie würde Sie gebeten haben, deßhalb die nöthigen Verfügungen zu treffen. Es ist nicht meine Schuld, wenn sie es nicht gethan, und mir ist es um so lieber, daß seine Betrügerey gerichtlich ans Licht gezogen worden ist. Lassen Sie mir denn doch gelegentlich die Akten zukommen.
Ich habe Auftrag gegeben, daß man Ihnen von den Vorlesungen, sobald sie erscheinen, ein Exemplar zustellen möge, wo ich nicht irre, auch von dem zweyten Bande des Spanischen Theaters.
Schelling meldet mir unter vielen höflichen Wendungen, daß er meinen Bruder wegen des philosophischen Theils seiner Schrift über Indien angegriffen. Dieser Mensch hat in allen andern Stücken eben so schlechte Grundsätze als in der Philosophie, wozu ich freylich durch die Gesellschaft, die ich ihm beygegeben, das meinige gethan haben mag.
Was werden wir noch für Ausgeburten ans Licht treten sehen!
Leben Sie recht wohl, mein theurer Freund, und verzeihen Sie, wenn ich nichts andres zu schreiben weiß, als was meinen Ekel und Überdruß an der Welt, dem Leben und am Ende auch an mir selbst verräth. –
Meine ehrerbietigen Grüße an Ihre liebenswürdige Gattin, und lasse Sie der Himmel viele Freude an Ihren Kindern erleben, die einer bessern Zukunft entgegenwachsen mögen!
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