• August Wilhelm von Schlegel to Karl Vom Stein Zum Altenstein

  • Place of Dispatch: Heidelberg · Place of Destination: Berlin · Date: 27.08.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Karl Vom Stein Zum Altenstein
  • Place of Dispatch: Heidelberg
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 27.08.1818
  • Notations: Konzept. – Datum sowie Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 333‒334.
  • Incipit: „[Heidelberg, 27. August 1818]
    Hochgebohrner Freyherr!
    Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
    Ew. Exc. gnädiges Schreiben vom 20sten Jul. meine Berufung zu einer Professur in der philosophischen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.14
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 20,5 x 12,4 cm
    Language
  • German
[Heidelberg, 27. August 1818]
Hochgebohrner Freyherr!
Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Exc. gnädiges Schreiben vom 20sten Jul. meine Berufung zu einer Professur in der philosophischen Facultät der Universität zu Berlin, mit einem Jahrgehalt von 2000 Thl. und einer Entschädigung von 500 Thl. für die Reise- und Umzugskosten enthaltend, ist mir erst vor einigen Tagen zu Handen gekommen. Ich beeifere mich, Ew. Exc. deren günstiger Bericht diesen huldreichen Königlichen Beschluß für mich ausgewirkt hat, meinen wärmsten und ehrerbietigsten Dank abzustatten; und ich bitte Hochdieselben, bey sich darbietender Gelegenheit den Ausdruck meiner huldigenden Gesinnungen zu den Füßen Seiner Königlichen Majestät zu legen.
Bey diesem für mich eben so ehrenvollen als vortheilhaften Rufe, dessen Bedingungen nichts zu wünschen übrig lassen, habe ich Ew. Exc. nur ein doppeltes Anliegen unterthänig vorzutragen: das eine betrifft meine nächste und vorläufige Bestimmung nach Bonn; das andre den Zeitpunkt des Antrittes.
Seit der Äußerung Sr. Durchl. des Fürsten Staatskanzlers, welche mich schon zu Anfange dieses Jahres auffoderte, an der neu zu errichtenden Universität in Bonn auf anderthalb oder zwey Jahre mitzuwirken, habe ich meine Gedanken und Entwürfe dorthin gerichtet; es ist mir eine erfreuliche Aussicht gewesen, zur Wiederbelebung deutscher Geistesbildung in diesen Gegenden, welche dem Vaterlande ein Anzahl von Jahren fremd geworden, nach dem Maaß meiner Kräfte beyzutragen; und ich würde hoffen dürfen, in einer kleinen Stadt, wo es keine gesellschaftlichen Anfoderungen giebt, eine Reihe von Vorlesungen um so ungestörter ausarbeiten zu können. Ich sehe also mit größter Bereitwilligkeit einer Modification des mir zu Theil gewordenen Rufes entgegen, vermöge deren ich beauftragt würde, zuvörderst in Bonn meine akademische Laufbahn zu eröffnen.
Was ferner den Zeitpunkt des Antritts betrifft, so muß ich Ew. Exc. unterthänig um einen Aufschub bis zum nächsten Sommer – halben – Jahr bitten. Meine Entfernung von dem Sitze der Königl. Preußischen Regierung, auch seit meiner Zurückkunft nach Deutschland, hat die erwarteten Entscheidungen dergestalt verzögert, daß nun nach deren Empfang bis zur Eröffnung der Winter-Vorlesungen nur noch wenige Wochen übrig sind. Ich bin im Begriff, mich mit der Tochter meines alten verehrten Freundes des Geheimen Kirchen-Rathes Paulus zu verheirathen; diese Familien-Verbindung, welche mir neues Lebensglück und neue Kraft zu nützlicher Thätigkeit verheißt, macht bey der Versetzung an einen andern Wohnort mancherley häusliche Einrichtungen nothwendig, deren ich für mich allein nicht bedurft haben würde, und wofür die noch übrige Zeit, besonders beym Eintritt des Winters, nicht hinreicht. Auch wird durch diesen halbjährigen Aufschub wenig versäumt seyn, indem ich die Zwischenzeit zur Vorbereitung benutzen und meine Bibliothek aus der Schweiz indessen herbeyschaffen werde, um auf Ostern mit mehreren Vorlesungen zugleich auftreten zu können.
Die Vorlesungen, für welche ich durch vieljährige Studien am meisten Stoff eingesammelt habe, sind folgende: Geschichte der Deutschen Sprache und Poesie; Litteratur des Mittelalters und der neueren Zeit in Italien, Spanien, Frankreich und England; Litteratur des classischen Alterthums nicht in philologischer, sondern in allgemein intellectueller Hinsicht; Geschichte der bildenden Künste in der alten und neuen Welt. Ferner habe ich manches vorgearbeitet für Kritik der Römischen Alterthümer und Geschichte, und für die älteste Culturgeschichte Asiens, indem ich die letzten Jahre vorzüglich der Erlernung der Indischen Sprache gewidmet.
Da wie mir H. Prof. Koreff meldet, Ew. Exc. baldigst mit Ihrer Gegenwart die Rheinischen Landschaften zu erfreuen gedenken, so würde ich mich sehr glücklich schätzen, bey dieser Gelegenheit Ew. Exc. persönlich aufwarten zu können, und ich würde einem hierüber erhaltenen Winke auf das schleunigste Folge leisten.
Ich bitte Ew. Exc., die wiederhohlte Bezeugung meiner dankbaren Verehrung gnädig zu genehmigen, und verharre in tiefster Ehrerbietung
Ew. Exc
[Heidelberg, 27. August 1818]
Hochgebohrner Freyherr!
Hochzuverehrender Herr Staatsminister!
Ew. Exc. gnädiges Schreiben vom 20sten Jul. meine Berufung zu einer Professur in der philosophischen Facultät der Universität zu Berlin, mit einem Jahrgehalt von 2000 Thl. und einer Entschädigung von 500 Thl. für die Reise- und Umzugskosten enthaltend, ist mir erst vor einigen Tagen zu Handen gekommen. Ich beeifere mich, Ew. Exc. deren günstiger Bericht diesen huldreichen Königlichen Beschluß für mich ausgewirkt hat, meinen wärmsten und ehrerbietigsten Dank abzustatten; und ich bitte Hochdieselben, bey sich darbietender Gelegenheit den Ausdruck meiner huldigenden Gesinnungen zu den Füßen Seiner Königlichen Majestät zu legen.
Bey diesem für mich eben so ehrenvollen als vortheilhaften Rufe, dessen Bedingungen nichts zu wünschen übrig lassen, habe ich Ew. Exc. nur ein doppeltes Anliegen unterthänig vorzutragen: das eine betrifft meine nächste und vorläufige Bestimmung nach Bonn; das andre den Zeitpunkt des Antrittes.
Seit der Äußerung Sr. Durchl. des Fürsten Staatskanzlers, welche mich schon zu Anfange dieses Jahres auffoderte, an der neu zu errichtenden Universität in Bonn auf anderthalb oder zwey Jahre mitzuwirken, habe ich meine Gedanken und Entwürfe dorthin gerichtet; es ist mir eine erfreuliche Aussicht gewesen, zur Wiederbelebung deutscher Geistesbildung in diesen Gegenden, welche dem Vaterlande ein Anzahl von Jahren fremd geworden, nach dem Maaß meiner Kräfte beyzutragen; und ich würde hoffen dürfen, in einer kleinen Stadt, wo es keine gesellschaftlichen Anfoderungen giebt, eine Reihe von Vorlesungen um so ungestörter ausarbeiten zu können. Ich sehe also mit größter Bereitwilligkeit einer Modification des mir zu Theil gewordenen Rufes entgegen, vermöge deren ich beauftragt würde, zuvörderst in Bonn meine akademische Laufbahn zu eröffnen.
Was ferner den Zeitpunkt des Antritts betrifft, so muß ich Ew. Exc. unterthänig um einen Aufschub bis zum nächsten Sommer – halben – Jahr bitten. Meine Entfernung von dem Sitze der Königl. Preußischen Regierung, auch seit meiner Zurückkunft nach Deutschland, hat die erwarteten Entscheidungen dergestalt verzögert, daß nun nach deren Empfang bis zur Eröffnung der Winter-Vorlesungen nur noch wenige Wochen übrig sind. Ich bin im Begriff, mich mit der Tochter meines alten verehrten Freundes des Geheimen Kirchen-Rathes Paulus zu verheirathen; diese Familien-Verbindung, welche mir neues Lebensglück und neue Kraft zu nützlicher Thätigkeit verheißt, macht bey der Versetzung an einen andern Wohnort mancherley häusliche Einrichtungen nothwendig, deren ich für mich allein nicht bedurft haben würde, und wofür die noch übrige Zeit, besonders beym Eintritt des Winters, nicht hinreicht. Auch wird durch diesen halbjährigen Aufschub wenig versäumt seyn, indem ich die Zwischenzeit zur Vorbereitung benutzen und meine Bibliothek aus der Schweiz indessen herbeyschaffen werde, um auf Ostern mit mehreren Vorlesungen zugleich auftreten zu können.
Die Vorlesungen, für welche ich durch vieljährige Studien am meisten Stoff eingesammelt habe, sind folgende: Geschichte der Deutschen Sprache und Poesie; Litteratur des Mittelalters und der neueren Zeit in Italien, Spanien, Frankreich und England; Litteratur des classischen Alterthums nicht in philologischer, sondern in allgemein intellectueller Hinsicht; Geschichte der bildenden Künste in der alten und neuen Welt. Ferner habe ich manches vorgearbeitet für Kritik der Römischen Alterthümer und Geschichte, und für die älteste Culturgeschichte Asiens, indem ich die letzten Jahre vorzüglich der Erlernung der Indischen Sprache gewidmet.
Da wie mir H. Prof. Koreff meldet, Ew. Exc. baldigst mit Ihrer Gegenwart die Rheinischen Landschaften zu erfreuen gedenken, so würde ich mich sehr glücklich schätzen, bey dieser Gelegenheit Ew. Exc. persönlich aufwarten zu können, und ich würde einem hierüber erhaltenen Winke auf das schleunigste Folge leisten.
Ich bitte Ew. Exc., die wiederhohlte Bezeugung meiner dankbaren Verehrung gnädig zu genehmigen, und verharre in tiefster Ehrerbietung
Ew. Exc
×
×