• Heinrich Carl Abraham Eichstaedt to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Genf · Date: 12.03.1806
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Heinrich Carl Abraham Eichstaedt
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Genf
  • Date: 12.03.1806
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 296‒297.
  • Incipit: „[1] Jena, 12 März 1806
    Sie haben mir, theuerster Herr Professor, durch die gütige Mittheilung des sehr interessanten Staelischen Aufsatzes eine große [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,A,13,13
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. u. U.
  • Format: 23,4 x 18,7 cm
    Language
  • German
[1] Jena, 12 März 1806
Sie haben mir, theuerster Herr Professor, durch die gütige Mittheilung des sehr interessanten Staelischen Aufsatzes eine große Freude gemacht, und ich bin Ihnen und der vortrefflichen Verfasserin desselben von ganzem Herzen dafür verbunden. Möge ich im Stande seyn, Ihnen bald wieder etwas Angenehmes dafür zu erweisen.
Die Abhandlung von Bossi habe unlängst erhalten. Auch dafür den besten Dank! Ich will Adlern in Schleswig um ein Urtheil darüber bitten. Die Antiquarier in Deutschland, welche so etwas treiben, sind, wie Sie wohl wissen, spärlich gesäet: der breitmäulige Herold des Freymüthigen (sonst in Weimar, jetzt in Dresden) kann nur schwatzen oder posaunen.
[2] Ihre schöne Anzeige von Montis Schriften werden Sie abgedruckt finden. Des V[er]f[asser]s Hypothese über Catull ist sinnreich und für mich überzeugend. Die früheren Ausleger, welche ich habe vergleichen können, auch Valckenaar (in s[einer] Callimacheis) bringen Unstatthaftes vor, und können sich aus dem Dunkel nicht hindurch interpretiren.
Vorderhand nun erwarten wir von Ihnen
1) Die Recension von Voß Zeitmessung,
2) – „ Lichtenbergs vermischten Schriften,
3) – „ Bouterwecks Geschichte der Poesie,
4) – „ Goetheʼs Rameau, den ich beylegen lasse.
Hätten Sie Stolbergs neuen Ossian, so wäre Ihr Urtheil auch von diesem Product höchst willkommen. Es sind 3 Bände heraus, Hamburg bey Perthes.
[3] Goethe grüßt herzlich und freundschaftlich. Er hat mir diesen Gruß zu wiederholten malen aufgetragen. Seine Gesundheit ist leider schwankend; aber er erholt sich immer schnell wieder, und ist dann wie gestärkt zu neuer Arbeit. Auch in unserer Zeitung werden Sie ihn oft finden (Des Knaben WunderhornMüllers SelbstbiographieHumboldts Vorlesung pp).
Von Schillers Nachlaß ist nichts erschienen; aber eine Menge Schwärmereien über ihn. Fichte ist wie Sie wissen, in Erlangen. Auf Ostern sollen endlich wieder ein paar Bücher von ihm erscheinen. Ich lege ein Blatt über ihn bey, das mir so eben von Würzburg zugeschickt worden.
Die armen Würzburger! Man hat ihnen nun, unter der neuen Regierung, ihre Dimission gegeben. Paulus (heißt es) geht nach Schwaben zurück, [4] Hufeland nach Landshut (wo man vorher dem nun nach München versetzten Feuerbach nach dem Leben trachtete), Niethammer nach Bamberg, Schelling nach Italien. An den letzten habe ich vorige Woche geschrieben: ob er nicht zu uns zurück kehren wolle.
Voß in Heidelberg lebt glücklich; er läßt jetzt an seinem deutschen Orpheus, Horaz, Theokrit drucken, und giebt dann auch den Homer zum 3 mal heraus, mit ungefähr 100 Verbesserungen, wie er mir schreibt, und mit einer Umarbeitung der homer.[ischen] Prosodie und vom Hauße des Odysseus.
Ich wollte Ihnen heut recht viel schreiben; und nun hat mich die Zeit doch übereilt, in welcher mein Brief zur Post muß. Aber ich schreibe bald wieder und bitte Sie, mich recht bald mit einer freundlichen Antwort zu erfreuen.
Der Ihrige
Eichstädt
[1] Jena, 12 März 1806
Sie haben mir, theuerster Herr Professor, durch die gütige Mittheilung des sehr interessanten Staelischen Aufsatzes eine große Freude gemacht, und ich bin Ihnen und der vortrefflichen Verfasserin desselben von ganzem Herzen dafür verbunden. Möge ich im Stande seyn, Ihnen bald wieder etwas Angenehmes dafür zu erweisen.
Die Abhandlung von Bossi habe unlängst erhalten. Auch dafür den besten Dank! Ich will Adlern in Schleswig um ein Urtheil darüber bitten. Die Antiquarier in Deutschland, welche so etwas treiben, sind, wie Sie wohl wissen, spärlich gesäet: der breitmäulige Herold des Freymüthigen (sonst in Weimar, jetzt in Dresden) kann nur schwatzen oder posaunen.
[2] Ihre schöne Anzeige von Montis Schriften werden Sie abgedruckt finden. Des V[er]f[asser]s Hypothese über Catull ist sinnreich und für mich überzeugend. Die früheren Ausleger, welche ich habe vergleichen können, auch Valckenaar (in s[einer] Callimacheis) bringen Unstatthaftes vor, und können sich aus dem Dunkel nicht hindurch interpretiren.
Vorderhand nun erwarten wir von Ihnen
1) Die Recension von Voß Zeitmessung,
2) – „ Lichtenbergs vermischten Schriften,
3) – „ Bouterwecks Geschichte der Poesie,
4) – „ Goetheʼs Rameau, den ich beylegen lasse.
Hätten Sie Stolbergs neuen Ossian, so wäre Ihr Urtheil auch von diesem Product höchst willkommen. Es sind 3 Bände heraus, Hamburg bey Perthes.
[3] Goethe grüßt herzlich und freundschaftlich. Er hat mir diesen Gruß zu wiederholten malen aufgetragen. Seine Gesundheit ist leider schwankend; aber er erholt sich immer schnell wieder, und ist dann wie gestärkt zu neuer Arbeit. Auch in unserer Zeitung werden Sie ihn oft finden (Des Knaben WunderhornMüllers SelbstbiographieHumboldts Vorlesung pp).
Von Schillers Nachlaß ist nichts erschienen; aber eine Menge Schwärmereien über ihn. Fichte ist wie Sie wissen, in Erlangen. Auf Ostern sollen endlich wieder ein paar Bücher von ihm erscheinen. Ich lege ein Blatt über ihn bey, das mir so eben von Würzburg zugeschickt worden.
Die armen Würzburger! Man hat ihnen nun, unter der neuen Regierung, ihre Dimission gegeben. Paulus (heißt es) geht nach Schwaben zurück, [4] Hufeland nach Landshut (wo man vorher dem nun nach München versetzten Feuerbach nach dem Leben trachtete), Niethammer nach Bamberg, Schelling nach Italien. An den letzten habe ich vorige Woche geschrieben: ob er nicht zu uns zurück kehren wolle.
Voß in Heidelberg lebt glücklich; er läßt jetzt an seinem deutschen Orpheus, Horaz, Theokrit drucken, und giebt dann auch den Homer zum 3 mal heraus, mit ungefähr 100 Verbesserungen, wie er mir schreibt, und mit einer Umarbeitung der homer.[ischen] Prosodie und vom Hauße des Odysseus.
Ich wollte Ihnen heut recht viel schreiben; und nun hat mich die Zeit doch übereilt, in welcher mein Brief zur Post muß. Aber ich schreibe bald wieder und bitte Sie, mich recht bald mit einer freundlichen Antwort zu erfreuen.
Der Ihrige
Eichstädt
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