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[18]28<br>Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal <span class="doc-3471 ">ein Zeichen Ihres Andenkens</span> zu erhalten, konnte es aber nicht erwiedern, weil ich wegen <span class="index-2573 tp-19989 ">einer in kurzer Frist zu liefernden Arbeit</span> sehr gedrängt wurde.<br>Zuerst was die Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen nicht so zuverlässigen Aufschluß geben als ich wünschte. Die Synglosse habe ich nur flüchtig angesehen, und dann dem Buchhändler zurückgeschickt; die Rechtfertigung dieser Schrift ist mir gar nicht zu Gesicht gekommen. Die Lateinischen Theses hat mir <span class="index-3493 tp-19990 ">der jüngere Schlosser</span> aus <span class="index-327 tp-19979 ">Frankfurt</span>, der damals von <span class="index-171 tp-19980 ">Paris</span> kam, auf einem gedruckten Blatte gegeben, und mich versichert, sie seyen von <span class="index-3688 tp-19988 ">Merian</span>. Ich errieth nun, daß dieser auch Vf. des anonymen Briefes seyn müsse. 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Nach dem Schulbesuch in Kassel studierte er zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Rechtswissenschaften an der Universität Marburg, wo Friedrich Carl von Savigny zu seinen Lehrern gehörte. Als Savigny 1804 wegen wissenschaftlicher Forschungen nach Paris reiste, ließ er Grimm bald nachkommen. Jacob Grimm wandte sich jedoch von den rechtswissenschaftlichen Studien ab und widmete sich der altdeutschen Literatur. Nach Ende des Studiums zog er nach Kassel. Grimm wurde 1808 Bibliothekar des König Jérômes auf Schloss Wilhelmshöhe und 1809 auch zum Auditor im Staatsrat ernannt. 1813, nach Rückkehr des Kurfürsten Wilhelm I., wurde er zum Legationssekretär des hessischen Gesandten auserkoren. Von 1814 bis 1815 nahm er am Wiener Kongress teil. Bis Ende 1815 war er zudem Beauftragter Preußens für Handschriften in Paris. 1816 wurde er wie sein Bruder Bibliothekssekretär in Kassel. 1830 wurde Jacob Grimm als ordentlicher Professor nach Göttingen berufen. Als Mitunterzeichner des Protestes der „Göttinger Sieben“ wurden beide Brüder 1837 durch den König von Hannover ihres Amtes enthoben. In der Folge lebten sie wieder in Kassel. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lud 1841 beide Brüder nach Berlin ein, wo sie sich niederließen, um an der dortigen Universität zu lehren. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften, 1852 die Wahl als Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Jacob Grimm war auch politisch engagiert, der Frankfurter Nationalversammlung gehörte er 1848/49 als Abgeordneter mit Platz im „rechten Centrum“ an. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm gilt Jacob Grimm als Begründer der germanistischen Altertumswissenschaften und der deutschen Philologie. Berühmt wurden die beiden Brüder durch ihre gemeinsame Sammlung von Kinder- und Hausmärchen und ihr wegweisendes Projekt eines Deutschen Wörterbuchs (ab 1838, 1. Band 1854). 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Bonn d. 9ten Jul. [18]28
Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten, konnte es aber nicht erwiedern, weil ich wegen einer in kurzer Frist zu liefernden Arbeit sehr gedrängt wurde.
Zuerst was die Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen nicht so zuverlässigen Aufschluß geben als ich wünschte. Die Synglosse habe ich nur flüchtig angesehen, und dann dem Buchhändler zurückgeschickt; die Rechtfertigung dieser Schrift ist mir gar nicht zu Gesicht gekommen. Die Lateinischen Theses hat mir der jüngere Schlosser aus Frankfurt, der damals von Paris kam, auf einem gedruckten Blatte gegeben, und mich versichert, sie seyen von Merian. Ich errieth nun, daß dieser auch Vf. des anonymen Briefes seyn müsse. Ich vermuthe, daß Merian nicht Deutsch schreiben kann. Klaproth steht mit ihm in sehr genauer Verbindung: sollte dieser nicht für ihn aufgetreten seyn? Er sucht und hat beständig Händel, und man kennt seinen Ton in litterarischen Fehden. Antworten Sie doch ja nicht. Wenn ich in dem Falle gewesen wäre, von dem Opus tripartitum zu sprechen, so hätte ich gesagt, das Buch sehe so aus, als wäre der Vf. eben während der ärgsten Verwirrung vom Babylonischen Thurmbau weggelaufen. Die Asia polyglotta ist nicht viel besser, aber dergleichen braucht man nicht zu widerlegen, es muß von selbst vor der strengeren Wissenschaft fallen.
Erlauben Sie mir, theuerster Freund, Ihnen zu sagen, daß Sie zu viel arbeiten, und sich mehr Erholung gönnen sollten. Ich arbeite mit sehr gemäßigtem Fleiße, und es kommt doch allerlei eins nach dem andern zu Stande: seit dem, was Sie kennen, eine Abhandlung in französischer Sprache über Baktrische Münzen für das Journal Asiatique, jetzt eben ein Aufsatz über Indien für einen Taschen-Kalender.
Sie sind sehr gütig, auf das wenige, was ich über Ihr Meisterwerk gesagt, so viel Werth zu legen. Wirklich fördersam wäre eine Reihe von Briefen an Sie über die gemeinschaftlichen Gegenstände unsrer Forschungen: Sie wissen, daß ich es mir längst vorgenommen habe, aber ich konnte noch nicht zur Ausführung kommen.
Wie gern brächte ich Ihnen das Sanskrit auf Ihr Studirzimmer, wenn ich mich nach Belieben abmüßigen könnte! Für Sie wäre die Erlernung dieser Sprache eine wahre Kleinigkeit. Ich habe jetzt sieben Schüler, wovon viere erst seit dem Herbste Hrn. Lassens Elementar-Unterricht gehabt haben, und nun schon ganz fertig den Râmâyana interpretiren.
Nehmen Sie so vorlieb mit diesem magern Briefe. Grüßen Sie von meinetwegen alle die Ihrigen recht herzlich. Mit den freundschaftlichsten Gesinnungen und den besten Wünschen
Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel
Ich war sehr erfreut, mein verehrtester Freund einmal ein Zeichen Ihres Andenkens zu erhalten, konnte es aber nicht erwiedern, weil ich wegen einer in kurzer Frist zu liefernden Arbeit sehr gedrängt wurde.
Zuerst was die Anfrage betrifft, so kann ich Ihnen nicht so zuverlässigen Aufschluß geben als ich wünschte. Die Synglosse habe ich nur flüchtig angesehen, und dann dem Buchhändler zurückgeschickt; die Rechtfertigung dieser Schrift ist mir gar nicht zu Gesicht gekommen. Die Lateinischen Theses hat mir der jüngere Schlosser aus Frankfurt, der damals von Paris kam, auf einem gedruckten Blatte gegeben, und mich versichert, sie seyen von Merian. Ich errieth nun, daß dieser auch Vf. des anonymen Briefes seyn müsse. Ich vermuthe, daß Merian nicht Deutsch schreiben kann. Klaproth steht mit ihm in sehr genauer Verbindung: sollte dieser nicht für ihn aufgetreten seyn? Er sucht und hat beständig Händel, und man kennt seinen Ton in litterarischen Fehden. Antworten Sie doch ja nicht. Wenn ich in dem Falle gewesen wäre, von dem Opus tripartitum zu sprechen, so hätte ich gesagt, das Buch sehe so aus, als wäre der Vf. eben während der ärgsten Verwirrung vom Babylonischen Thurmbau weggelaufen. Die Asia polyglotta ist nicht viel besser, aber dergleichen braucht man nicht zu widerlegen, es muß von selbst vor der strengeren Wissenschaft fallen.
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Sie sind sehr gütig, auf das wenige, was ich über Ihr Meisterwerk gesagt, so viel Werth zu legen. Wirklich fördersam wäre eine Reihe von Briefen an Sie über die gemeinschaftlichen Gegenstände unsrer Forschungen: Sie wissen, daß ich es mir längst vorgenommen habe, aber ich konnte noch nicht zur Ausführung kommen.
Wie gern brächte ich Ihnen das Sanskrit auf Ihr Studirzimmer, wenn ich mich nach Belieben abmüßigen könnte! Für Sie wäre die Erlernung dieser Sprache eine wahre Kleinigkeit. Ich habe jetzt sieben Schüler, wovon viere erst seit dem Herbste Hrn. Lassens Elementar-Unterricht gehabt haben, und nun schon ganz fertig den Râmâyana interpretiren.
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Ganz der Ihrige
A. W. v. Schlegel