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26sten März<br>1812<br>Verschiedene Reisen, die ungewisse Dauer meines Aufenthalts bald an diesem bald an jenem Orte, und andre zerstreuende Abhaltungen, mögen, wenn sie können, mich bey Ihnen entschuldigen, theuerster Freund, daß ich auf <span class="doc-378 ">mehrere</span> und <span class="doc-381 ">sehr bedeutende</span> <span class="doc-390 ">Briefe</span> so lange die Antwort schuldig blieb. Wenigstens habe ich Sorge getragen, daß die Ausführung <span class="index-1937 tp-79250 ">des Denkmals</span> nicht durch meine Schuld gehemmt würde, und die Sendung <span class="index-2169 tp-79249 ">meiner Gedichte</span> hat Ihnen bewiesen, daß ich Ihrer unterdessen freundschaftlich gedachte.<br>Zuerst einige Worte von dem Geschäft unserer Abrechnung, um dieses zu beseitigen. Das Capital ist abgetragen, nun bitte ich Sie um die Berechnung der Zinsen: nämlich für das Ganze vom Anfange an bis zu der ersten Zahlung, für 400 <span class="notice-43997 ">r.</span> auf die Zwischenzeit von dieser bis zu der letzten. Ich habe die Zeiten nicht genau im Kopfe; sobald ich weiß, wie hoch sich meine Schuld noch beläuft, werde ich baldmöglichst für die Berichtigung sorgen.<br>Daß Sie nach <span class="index-56 tp-79251 ">Tiecks</span> so langen, wiewohl zum Theil unwillkührlichen Zögerungen die Ausführung <span class="index-1938 tp-79445 index-1960 tp-79441 index-1937 tp-79446 ">des Denkmals</span> <span class="index-750 tp-79260 ">einem andern Bildhauer</span> auf<span class="notice-43998 ">[2]</span>getragen, darüber konnte ich mich weder verwundern, noch dagegen etwas einzuwenden haben. Nur Eine Bedenklichkeit wage ich Ihnen zu äußern. Nach dem ehemaligen Plane sollte <span class="index-1960 tp-79448 index-918 tp-79447 ">das Brustbild </span><span class="index-1960 tp-79448 index-918 tp-79447 index-30 tp-79440 ">der seligen Augusta</span> einen Theil des Denkmals ausmachen. Wird <span class="index-750 tp-79261 ">Thorwaldson</span> als Copist nach dem vorhandenen arbeiten wollen, und hat Tieck nicht ein Eigenthumsrecht auf seine Arbeit? Oder soll Thorwaldson nach den vorhandenen unvollkommnen Zeichnungen die Büste von neuem entwerfen, und wird nicht die Ähnlichkeit leiden, wenn er dabey nicht von Personen geleitet wird, welche die Verstorbene gekannt? Oder soll kein Bildniß bey dem Denkmale seyn?<br>Doch, Sie werden nach Ihren eignen Einsichten alles auf das schicklichste anzuordnen wissen. Ich wünsche dabey den besten Erfolg, und hoffe, es wird auch für mich die Zeit kommen, wo ich einmal zu dem Geliebten Grabe wallfahrten kann.<br><span class="index-56 tp-79252 ">Tieck</span> ist unterwegs nach Italien, er hat sich in <span class="index-226 tp-79253 ">Bern</span> einige Wochen bey mir verweilt: ich hielt ihn geflissentlich auf, damit er nicht gerade in der wegen der Lauvinen bedenklichsten Jahrszeit über den St. Gotthard gehen möchte. Er geht nicht zunächst nach <span class="index-356 tp-79255 ">Rom</span>, sondern zuvörderst nach <span class="index-293 tp-79254 ">Carrara</span>, <span class="notice-43999 ">[3]</span> wo er eine Zeitlang zu arbeiten gedenkt. <span class="cite tp-79449 ">Die Laufbahn eines Künstlers ist heut zu Tage wegen der ungünstigen Zeiten in der That sehr mühselig.</span><br><span class="index-222 tp-79256 ">Frau von Stael</span> ist Ihnen dankbar für Ihr Andenken. Ich wünschte Ihnen erfreulichere Nachrichten von ihr geben zu können. Ihre Gesundheit ist sehr erschüttert; sie ist seit mehreren Monaten in einem durchaus leidenden, wo nicht bedenklichen Zustande: doch hoffe ich ihre Herstellung von dem Frühlinge, der sich bey uns schon anmeldet, und von ihrer eignen starken Lebenskraft.<br><span class="index-8 tp-79257 ">Meinem Bruder</span> habe ich Ihre Erklärung wörtlich mitgetheilt. Die ersten Stücke <span class="index-2101 tp-79258 ">seiner Zeitschrift</span> sind vermuthlich in Ihren Händen, ich selbst habe sie noch nicht, wiewohl ich sogleich thätig dafür gewesen. Ungeachtet der Ähnlichkeit der Ankündigungen werden die Zwecke <span class="index-2123 tp-79281 index-2101 tp-79282 ">der beyden </span><span class="index-2123 tp-79281 index-2101 tp-79282 overstrike-1 ">Schriften</span><span class="index-2123 tp-79281 index-2101 tp-79282 "> Zeitschriften</span> doch wohl verschieden genug seyn, um einander nicht in den Weg zu treten.<br>Ich danke Ihnen für die Theilnahme, womit Sie <span class="index-41 tp-79451 index-2169 tp-79450 ">meine Gedichte</span> gelesen, u dabey der vorigen Zeiten gedenken. Eine solche Sammlung enthält immer eine Art von Lebensgeschichte: wenn man diese im Sinne hat, kann man nicht ohne Wehmuth das Bild des Vergangenen betrachten, das nicht <span class="notice-44000 ">[4]</span> wiederkehrt, <span class="cite tp-79452 ">und wie sich das Leben so ganz anders gestaltet, als man es selbst entworfen hatte</span>: dieß Gefühl habe ich in der kleinen Zueignung angesprochen. <span class="cite tp-79453 ">Ich sage nicht, daß ich ganz von der Poesie Abschied nehme; indessen ist es besser zu früh aufzuhören als zu spät.</span> Auch habe ich jetzt andre weit aussehende u große Arbeit erfodernde Plane im Sinn. Ein dritter Band, der in einiger Zeit erscheinen soll, wird die Nachbildungen einzelner Stücke von griechischen und südlichen Dichtern enthalten.<br>Auf <span class="index-1930 tp-79283 ">Ihre neueste Schrift</span> bin ich sehr begierig, noch ist sie nicht zu mir gelangt, eben so wenig als <span class="index-2116 tp-79285 ">die von </span><span class="index-2116 tp-79285 index-1272 tp-79284 ">Jacobi</span>: <span class="cite tp-79454 ">man erhält in der Schweiz alles sehr spät.</span><br>Was Sie mir von <span class="index-2112 tp-79286 ">Hrn. von Balk</span> sagen, hat mir viel Vergnügen gemacht: ich brachte letzten Sommer mit diesem geistreichen Manne, der in seiner ganz auf das Äußerliche gerichteten Nation ein Phänomen ist, verwichnen Sommer manche angenehme Stunde in <span class="index-226 tp-79455 ">Bern</span> zu.<br>Ich bin so frey, einen Brief an <span class="index-547 tp-79271 ">Hrn. Docen</span> einzulegen, u bitte Sie, sobald er die für mich übernommene Arbeit an <span class="index-13051 tp-79279 ">der </span><span class="index-13051 tp-79279 index-199 tp-79277 ">Hohenemser</span><span class="index-13051 tp-79279 "> Handschrift der </span><span class="index-13051 tp-79279 index-194 tp-79456 ">Nibelungen</span> fertig hat, ihm von der Summe, welche Sie in Händen haben, was ausgemacht worden (ich glaube es war vier Carolinen) oder was Sie billig finden, auszuzahlen. Ich würde diese Auslage bey der nächsten <span class="notice-44001 ">[5]</span> Zahlung wieder erstatten. Es wird ihm vermuthlich willkommen seyn, das Geld sogleich zu erhalten, u es wäre weitläuftig, erst noch eine besondre Anweisung hinzuschicken.<br>Viele Grüße an <span class="index-1139 tp-79275 ">Baader</span>. Leben Sie recht wohl und bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen.<br>AWS.<br><span class="cite tp-79458 ">Was geben denn neuerdings die beyden </span><span class="cite tp-79458 index-15 tp-79272 ">Berlinischen</span><span class="cite tp-79458 "> Propheten, </span><span class="cite tp-79458 index-55 tp-79273 ">Fichte</span><span class="cite tp-79458 "> und </span><span class="cite tp-79458 index-43 tp-79274 ">Schleiermacher</span><span class="cite tp-79458 ">, zu vernehmen?</span> <span class="cite tp-79460 ">Es hatte jemand den lustigen Gedanken, Schleiermachern für eine neue Incarnation </span><span class="cite tp-79460 index-13077 tp-79467 ">des alten preußischen National-Gottes Potrimpos</span><span class="cite tp-79460 "> zu erklären.</span> So würde er dann unter dem Ausrufe: „Es lebe Potrimpos! 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Oder soll kein Bildniß bey dem Denkmale seyn?<lb/>Doch, Sie werden nach Ihren eignen Einsichten alles auf das schicklichste anzuordnen wissen. Ich wünsche dabey den besten Erfolg, und hoffe, es wird auch für mich die Zeit kommen, wo ich einmal zu dem Geliebten Grabe wallfahrten kann.<lb/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB79252"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE79252"/> ist unterwegs nach Italien, er hat sich in <anchor type="b" n="226" ana="10" xml:id="NidB79253"/>Bern<anchor type="e" n="226" ana="10" xml:id="NidE79253"/> einige Wochen bey mir verweilt: ich hielt ihn geflissentlich auf, damit er nicht gerade in der wegen der Lauvinen bedenklichsten Jahrszeit über den St. Gotthard gehen möchte. Er geht nicht zunächst nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB79255"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE79255"/>, sondern zuvörderst nach <anchor type="b" n="293" ana="10" xml:id="NidB79254"/>Carrara<anchor type="e" n="293" ana="10" xml:id="NidE79254"/>, <milestone unit="start" n="43999"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="43999"/> wo er eine Zeitlang zu arbeiten gedenkt. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79449"/>Die Laufbahn eines Künstlers ist heut zu Tage wegen der ungünstigen Zeiten in der That sehr mühselig.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79449"/><lb/><anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB79256"/>Frau von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE79256"/> ist Ihnen dankbar für Ihr Andenken. Ich wünschte Ihnen erfreulichere Nachrichten von ihr geben zu können. Ihre Gesundheit ist sehr erschüttert; sie ist seit mehreren Monaten in einem durchaus leidenden, wo nicht bedenklichen Zustande: doch hoffe ich ihre Herstellung von dem Frühlinge, der sich bey uns schon anmeldet, und von ihrer eignen starken Lebenskraft.<lb/><anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB79257"/>Meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE79257"/> habe ich Ihre Erklärung wörtlich mitgetheilt. Die ersten Stücke <anchor type="b" n="2101" ana="13" xml:id="NidB79258"/>seiner Zeitschrift<anchor type="e" n="2101" ana="13" xml:id="NidE79258"/> sind vermuthlich in Ihren Händen, ich selbst habe sie noch nicht, wiewohl ich sogleich thätig dafür gewesen. Ungeachtet der Ähnlichkeit der Ankündigungen werden die Zwecke <anchor type="b" n="2123" ana="13" xml:id="NidB79281"/><anchor type="b" n="2101" ana="13" xml:id="NidB79282"/>der beyden <hi rend="overstrike:1">Schriften</hi> Zeitschriften<anchor type="e" n="2101" ana="13" xml:id="NidE79282"/><anchor type="e" n="2123" ana="13" xml:id="NidE79281"/> doch wohl verschieden genug seyn, um einander nicht in den Weg zu treten.<lb/>Ich danke Ihnen für die Theilnahme, womit Sie <anchor type="b" n="41" ana="12" xml:id="NidB79451"/><anchor type="b" n="2169" ana="12" xml:id="NidB79450"/>meine Gedichte<anchor type="e" n="2169" ana="12" xml:id="NidE79450"/><anchor type="e" n="41" ana="12" xml:id="NidE79451"/> gelesen, u dabey der vorigen Zeiten gedenken. Eine solche Sammlung enthält immer eine Art von Lebensgeschichte: wenn man diese im Sinne hat, kann man nicht ohne Wehmuth das Bild des Vergangenen betrachten, das nicht <milestone unit="start" n="44000"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="44000"/> wiederkehrt, <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79452"/>und wie sich das Leben so ganz anders gestaltet, als man es selbst entworfen hatte<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79452"/>: dieß Gefühl habe ich in der kleinen Zueignung angesprochen. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79453"/>Ich sage nicht, daß ich ganz von der Poesie Abschied nehme; indessen ist es besser zu früh aufzuhören als zu spät.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79453"/> Auch habe ich jetzt andre weit aussehende u große Arbeit erfodernde Plane im Sinn. Ein dritter Band, der in einiger Zeit erscheinen soll, wird die Nachbildungen einzelner Stücke von griechischen und südlichen Dichtern enthalten.<lb/>Auf <anchor type="b" n="1930" ana="12" xml:id="NidB79283"/>Ihre neueste Schrift<anchor type="e" n="1930" ana="12" xml:id="NidE79283"/> bin ich sehr begierig, noch ist sie nicht zu mir gelangt, eben so wenig als <anchor type="b" n="2116" ana="12" xml:id="NidB79285"/>die von <anchor type="b" n="1272" ana="11" xml:id="NidB79284"/>Jacobi<anchor type="e" n="1272" ana="11" xml:id="NidE79284"/><anchor type="e" n="2116" ana="12" xml:id="NidE79285"/>: <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79454"/>man erhält in der Schweiz alles sehr spät.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79454"/><lb/>Was Sie mir von <anchor type="b" n="2112" ana="11" xml:id="NidB79286"/>Hrn. von Balk<anchor type="e" n="2112" ana="11" xml:id="NidE79286"/> sagen, hat mir viel Vergnügen gemacht: ich brachte letzten Sommer mit diesem geistreichen Manne, der in seiner ganz auf das Äußerliche gerichteten Nation ein Phänomen ist, verwichnen Sommer manche angenehme Stunde in <anchor type="b" n="226" ana="10" xml:id="NidB79455"/>Bern<anchor type="e" n="226" ana="10" xml:id="NidE79455"/> zu.<lb/>Ich bin so frey, einen Brief an <anchor type="b" n="547" ana="11" xml:id="NidB79271"/>Hrn. Docen<anchor type="e" n="547" ana="11" xml:id="NidE79271"/> einzulegen, u bitte Sie, sobald er die für mich übernommene Arbeit an <anchor type="b" n="13051" ana="12" xml:id="NidB79279"/>der <anchor type="b" n="199" ana="10" xml:id="NidB79277"/>Hohenemser<anchor type="e" n="199" ana="10" xml:id="NidE79277"/> Handschrift der <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB79456"/>Nibelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE79456"/><anchor type="e" n="13051" ana="12" xml:id="NidE79279"/> fertig hat, ihm von der Summe, welche Sie in Händen haben, was ausgemacht worden (ich glaube es war vier Carolinen) oder was Sie billig finden, auszuzahlen. Ich würde diese Auslage bey der nächsten <milestone unit="start" n="44001"/>[5]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="44001"/> Zahlung wieder erstatten. Es wird ihm vermuthlich willkommen seyn, das Geld sogleich zu erhalten, u es wäre weitläuftig, erst noch eine besondre Anweisung hinzuschicken.<lb/>Viele Grüße an <anchor type="b" n="1139" ana="11" xml:id="NidB79275"/>Baader<anchor type="e" n="1139" ana="11" xml:id="NidE79275"/>. Leben Sie recht wohl und bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen.<lb/>AWS.<lb/><anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79458"/>Was geben denn neuerdings die beyden <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB79272"/>Berlinischen<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE79272"/> Propheten, <anchor type="b" n="55" ana="11" xml:id="NidB79273"/>Fichte<anchor type="e" n="55" ana="11" xml:id="NidE79273"/> und <anchor type="b" n="43" ana="11" xml:id="NidB79274"/>Schleiermacher<anchor type="e" n="43" ana="11" xml:id="NidE79274"/>, zu vernehmen?<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79458"/> <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB79460"/>Es hatte jemand den lustigen Gedanken, Schleiermachern für eine neue Incarnation <anchor type="b" n="13077" ana="11" xml:id="NidB79467"/>des alten preußischen National-Gottes Potrimpos<anchor type="e" n="13077" ana="11" xml:id="NidE79467"/> zu erklären.<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE79460"/> So würde er dann unter dem Ausrufe: „Es lebe Potrimpos! Potrimpos er lebe!“ auf den Schultern seiner Schüler durch die Straßen Berlins getragen.<lb/><milestone unit="start" n="44002"/>[6]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="44002"/> [leer]', '36_anmerkungextern' => 'Empfangsort erschlossen.', '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '354', 'content' => 'München', 'bemerkung' => 'GND:4127793-4', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7155', 'content' => 'Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_datumvon' => '1812-03-26', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '228', 'content' => 'Coppet', 'bemerkung' => 'GND:1027948-9', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_heditor' => array( (int) 0 => 'Bamberg, Claudia' ), '36_briefid' => 'AWSanFWJvS_26031812', '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_datengeberhand' => 'Deutsches Literaturarchiv Marbach', '36_h1format' => '8°', '36_signaturhand' => 'A:Schelling 56.561 ', '36_h1zahl' => '6 S., hs. m. 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[1] Coppet d. 26sten März
1812
Verschiedene Reisen, die ungewisse Dauer meines Aufenthalts bald an diesem bald an jenem Orte, und andre zerstreuende Abhaltungen, mögen, wenn sie können, mich bey Ihnen entschuldigen, theuerster Freund, daß ich auf mehrere und sehr bedeutende Briefe so lange die Antwort schuldig blieb. Wenigstens habe ich Sorge getragen, daß die Ausführung des Denkmals nicht durch meine Schuld gehemmt würde, und die Sendung meiner Gedichte hat Ihnen bewiesen, daß ich Ihrer unterdessen freundschaftlich gedachte.
Zuerst einige Worte von dem Geschäft unserer Abrechnung, um dieses zu beseitigen. Das Capital ist abgetragen, nun bitte ich Sie um die Berechnung der Zinsen: nämlich für das Ganze vom Anfange an bis zu der ersten Zahlung, für 400 r. auf die Zwischenzeit von dieser bis zu der letzten. Ich habe die Zeiten nicht genau im Kopfe; sobald ich weiß, wie hoch sich meine Schuld noch beläuft, werde ich baldmöglichst für die Berichtigung sorgen.
Daß Sie nach Tiecks so langen, wiewohl zum Theil unwillkührlichen Zögerungen die Ausführung des Denkmals einem andern Bildhauer auf[2]getragen, darüber konnte ich mich weder verwundern, noch dagegen etwas einzuwenden haben. Nur Eine Bedenklichkeit wage ich Ihnen zu äußern. Nach dem ehemaligen Plane sollte das Brustbild der seligen Augusta einen Theil des Denkmals ausmachen. Wird Thorwaldson als Copist nach dem vorhandenen arbeiten wollen, und hat Tieck nicht ein Eigenthumsrecht auf seine Arbeit? Oder soll Thorwaldson nach den vorhandenen unvollkommnen Zeichnungen die Büste von neuem entwerfen, und wird nicht die Ähnlichkeit leiden, wenn er dabey nicht von Personen geleitet wird, welche die Verstorbene gekannt? Oder soll kein Bildniß bey dem Denkmale seyn?
Doch, Sie werden nach Ihren eignen Einsichten alles auf das schicklichste anzuordnen wissen. Ich wünsche dabey den besten Erfolg, und hoffe, es wird auch für mich die Zeit kommen, wo ich einmal zu dem Geliebten Grabe wallfahrten kann.
Tieck ist unterwegs nach Italien, er hat sich in Bern einige Wochen bey mir verweilt: ich hielt ihn geflissentlich auf, damit er nicht gerade in der wegen der Lauvinen bedenklichsten Jahrszeit über den St. Gotthard gehen möchte. Er geht nicht zunächst nach Rom, sondern zuvörderst nach Carrara, [3] wo er eine Zeitlang zu arbeiten gedenkt. Die Laufbahn eines Künstlers ist heut zu Tage wegen der ungünstigen Zeiten in der That sehr mühselig.
Frau von Stael ist Ihnen dankbar für Ihr Andenken. Ich wünschte Ihnen erfreulichere Nachrichten von ihr geben zu können. Ihre Gesundheit ist sehr erschüttert; sie ist seit mehreren Monaten in einem durchaus leidenden, wo nicht bedenklichen Zustande: doch hoffe ich ihre Herstellung von dem Frühlinge, der sich bey uns schon anmeldet, und von ihrer eignen starken Lebenskraft.
Meinem Bruder habe ich Ihre Erklärung wörtlich mitgetheilt. Die ersten Stücke seiner Zeitschrift sind vermuthlich in Ihren Händen, ich selbst habe sie noch nicht, wiewohl ich sogleich thätig dafür gewesen. Ungeachtet der Ähnlichkeit der Ankündigungen werden die Zwecke der beyden Schriften Zeitschriften doch wohl verschieden genug seyn, um einander nicht in den Weg zu treten.
Ich danke Ihnen für die Theilnahme, womit Sie meine Gedichte gelesen, u dabey der vorigen Zeiten gedenken. Eine solche Sammlung enthält immer eine Art von Lebensgeschichte: wenn man diese im Sinne hat, kann man nicht ohne Wehmuth das Bild des Vergangenen betrachten, das nicht [4] wiederkehrt, und wie sich das Leben so ganz anders gestaltet, als man es selbst entworfen hatte: dieß Gefühl habe ich in der kleinen Zueignung angesprochen. Ich sage nicht, daß ich ganz von der Poesie Abschied nehme; indessen ist es besser zu früh aufzuhören als zu spät. Auch habe ich jetzt andre weit aussehende u große Arbeit erfodernde Plane im Sinn. Ein dritter Band, der in einiger Zeit erscheinen soll, wird die Nachbildungen einzelner Stücke von griechischen und südlichen Dichtern enthalten.
Auf Ihre neueste Schrift bin ich sehr begierig, noch ist sie nicht zu mir gelangt, eben so wenig als die von Jacobi: man erhält in der Schweiz alles sehr spät.
Was Sie mir von Hrn. von Balk sagen, hat mir viel Vergnügen gemacht: ich brachte letzten Sommer mit diesem geistreichen Manne, der in seiner ganz auf das Äußerliche gerichteten Nation ein Phänomen ist, verwichnen Sommer manche angenehme Stunde in Bern zu.
Ich bin so frey, einen Brief an Hrn. Docen einzulegen, u bitte Sie, sobald er die für mich übernommene Arbeit an der Hohenemser Handschrift der Nibelungen fertig hat, ihm von der Summe, welche Sie in Händen haben, was ausgemacht worden (ich glaube es war vier Carolinen) oder was Sie billig finden, auszuzahlen. Ich würde diese Auslage bey der nächsten [5] Zahlung wieder erstatten. Es wird ihm vermuthlich willkommen seyn, das Geld sogleich zu erhalten, u es wäre weitläuftig, erst noch eine besondre Anweisung hinzuschicken.
Viele Grüße an Baader. Leben Sie recht wohl und bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen.
AWS.
Was geben denn neuerdings die beyden Berlinischen Propheten, Fichte und Schleiermacher, zu vernehmen? Es hatte jemand den lustigen Gedanken, Schleiermachern für eine neue Incarnation des alten preußischen National-Gottes Potrimpos zu erklären. So würde er dann unter dem Ausrufe: „Es lebe Potrimpos! Potrimpos er lebe!“ auf den Schultern seiner Schüler durch die Straßen Berlins getragen.
[6] [leer]
1812
Verschiedene Reisen, die ungewisse Dauer meines Aufenthalts bald an diesem bald an jenem Orte, und andre zerstreuende Abhaltungen, mögen, wenn sie können, mich bey Ihnen entschuldigen, theuerster Freund, daß ich auf mehrere und sehr bedeutende Briefe so lange die Antwort schuldig blieb. Wenigstens habe ich Sorge getragen, daß die Ausführung des Denkmals nicht durch meine Schuld gehemmt würde, und die Sendung meiner Gedichte hat Ihnen bewiesen, daß ich Ihrer unterdessen freundschaftlich gedachte.
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Viele Grüße an Baader. Leben Sie recht wohl und bewahren Sie mir Ihre freundschaftlichen Gesinnungen.
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Was geben denn neuerdings die beyden Berlinischen Propheten, Fichte und Schleiermacher, zu vernehmen? Es hatte jemand den lustigen Gedanken, Schleiermachern für eine neue Incarnation des alten preußischen National-Gottes Potrimpos zu erklären. So würde er dann unter dem Ausrufe: „Es lebe Potrimpos! Potrimpos er lebe!“ auf den Schultern seiner Schüler durch die Straßen Berlins getragen.
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