• August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Ballhorn-Rosen

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Detmold · Date: 18.04.1839
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Friedrich Ballhorn-Rosen
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Detmold
  • Date: 18.04.1839
    Manuscript
  • Provider: Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Classification Number: B:Schlegel, August Wilhelm 62.197
  • Number of Pages: 4 S., hs. m. U. u. Umschlag
  • Format: 4°
  • Incipit: „[1] Hochzuverehrender Herr Canzlei-Director!
    Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Ihr Brief mich gerührt hat. Sie hatten mir keinen Dank [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Hochzuverehrender Herr Canzlei-Director!
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Ihr Brief mich gerührt hat. Sie hatten mir keinen Dank zu sagen: es war nur eine abgetragene Schuld. Im Gegentheil bedurfte ich der Entschuldigung weil ich die Sendung mit keinem Briefe begleitet, und auch jetzt so lange gezögert habe, Ihnen zu antworten. Ich will es nur gestehen: was den Gedanken an den Verlust meines unvergeßlichen Freundes Rosen lebhaft anregt, ist mir so schmerzlich, daß ich mich schwer dazu entschließe.
Das Londoner Comité der Übersetzungen hat mir das nachgelassene Werk Ihres Sohnes zukommen lassen. Es war ein schwieriges Unternehmen: nächst Colebrooke hat er hier zuerst die Bahn gebrochen. Bei seiner unermüdlichen Thätigkeit, wie viel hätte er noch leisten können! Gleich nach Herausgabe seiner Arabischen Algebra ermahnte ich ihn, ein altes Indisches Werk über die Astronomie vorzunehmen. Er war einzig dazu ausgerüstet. Ein so hervorstechendes [2] Sprachtalent, verbunden mit ausgebreiteten und gründlichen mathematischen Kenntnissen, ist etwas äußerst seltenes. In unserm Fache hat nur der große Forscher Colebrooke ein Beispiel davon gegeben.
Beinahe zufällig bin ich mit einem berühmten französischen Gelehrten, Herrn Letronne, in die Erörterung einer wichtigen Frage aus der Geschichte der Astronomie hinein gerathen. Es handelt sich nämlich um das Alter und den Ursprung der zwölf Sternbilder des Zodiacus. Da vermisse ich recht sehr die Aufschlüsse, die mir mein Freund Rosen aus den Londoner Handschriften hätte geben können.
Ich hoffe, Sie haben dem Ihnen gewidmeten Exemplar die Ehre einer Stelle in Ihrer Bibliothek gewährt. Für Ihren jüngeren Sohn halte ich ein andres weniger geschmücktes Exemplar bereit. Seyn Sie versichert, Hr. Lassen und ich, wir werden ihn aufs beste aufnehmen. Wenn er Neigung hat, das Sanskrit zu erlernen, so ist dabei nichts bedenkliches: es ist jedenfalls eine nützliches Studium, und gewährt dem Geiste mannichfaltige Anregung. Nur ausschließlich sich darauf zu beschränken, wäre nicht rathsam, auch wenn er gesonnen ist, ganz in eine [3] gelehrte Laufbahn einzutreten. Er muß seine Sphäre erweitern, wie es auch der ältere Bruder gethan, dem er nachzueifern wünscht.
Genehmigen Sie, mein hochverehrter Herr, die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AW von Schlegel
Bonn d. 18ten April
1839.
[4] [leer]
[5] An
Herrn Canzlei-Director
Rosen Hochwohlgeboren
in
Detmold
frei
[6] [leer]
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[1] Hochzuverehrender Herr Canzlei-Director!
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Ihr Brief mich gerührt hat. Sie hatten mir keinen Dank zu sagen: es war nur eine abgetragene Schuld. Im Gegentheil bedurfte ich der Entschuldigung weil ich die Sendung mit keinem Briefe begleitet, und auch jetzt so lange gezögert habe, Ihnen zu antworten. Ich will es nur gestehen: was den Gedanken an den Verlust meines unvergeßlichen Freundes Rosen lebhaft anregt, ist mir so schmerzlich, daß ich mich schwer dazu entschließe.
Das Londoner Comité der Übersetzungen hat mir das nachgelassene Werk Ihres Sohnes zukommen lassen. Es war ein schwieriges Unternehmen: nächst Colebrooke hat er hier zuerst die Bahn gebrochen. Bei seiner unermüdlichen Thätigkeit, wie viel hätte er noch leisten können! Gleich nach Herausgabe seiner Arabischen Algebra ermahnte ich ihn, ein altes Indisches Werk über die Astronomie vorzunehmen. Er war einzig dazu ausgerüstet. Ein so hervorstechendes [2] Sprachtalent, verbunden mit ausgebreiteten und gründlichen mathematischen Kenntnissen, ist etwas äußerst seltenes. In unserm Fache hat nur der große Forscher Colebrooke ein Beispiel davon gegeben.
Beinahe zufällig bin ich mit einem berühmten französischen Gelehrten, Herrn Letronne, in die Erörterung einer wichtigen Frage aus der Geschichte der Astronomie hinein gerathen. Es handelt sich nämlich um das Alter und den Ursprung der zwölf Sternbilder des Zodiacus. Da vermisse ich recht sehr die Aufschlüsse, die mir mein Freund Rosen aus den Londoner Handschriften hätte geben können.
Ich hoffe, Sie haben dem Ihnen gewidmeten Exemplar die Ehre einer Stelle in Ihrer Bibliothek gewährt. Für Ihren jüngeren Sohn halte ich ein andres weniger geschmücktes Exemplar bereit. Seyn Sie versichert, Hr. Lassen und ich, wir werden ihn aufs beste aufnehmen. Wenn er Neigung hat, das Sanskrit zu erlernen, so ist dabei nichts bedenkliches: es ist jedenfalls eine nützliches Studium, und gewährt dem Geiste mannichfaltige Anregung. Nur ausschließlich sich darauf zu beschränken, wäre nicht rathsam, auch wenn er gesonnen ist, ganz in eine [3] gelehrte Laufbahn einzutreten. Er muß seine Sphäre erweitern, wie es auch der ältere Bruder gethan, dem er nachzueifern wünscht.
Genehmigen Sie, mein hochverehrter Herr, die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AW von Schlegel
Bonn d. 18ten April
1839.
[4] [leer]
[5] An
Herrn Canzlei-Director
Rosen Hochwohlgeboren
in
Detmold
frei
[6] [leer]
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