• August Wilhelm von Schlegel to Johann Friedrich von Cotta

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Tübingen · Date: 08.07.1805
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Tübingen
  • Date: 08.07.1805
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Knödler, Stefan; Bamberg, Claudia: Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm Schlegel und Johann Friedrich Cotta. In: Archiv für die Geschichte des Buchwesens. Hg. v. der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutsche Buchhandels e.V. Bd. 74. Berlin u.a. 2019, S. 69–70.
  • Incipit: „[1] Coppet d. 8 Jul. 1805
    Es ist recht lange her, mein werthester Herr und Freund daß ich weder das Vergnügen gehabt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Classification Number: COTTA:Briefe
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Knödler, Stefan
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[1] Coppet d. 8 Jul. 1805
Es ist recht lange her, mein werthester Herr und Freund daß ich weder das Vergnügen gehabt habe Sie zu sehen noch Briefe mit Ihnen zu wechseln. Indessen habe ich unsre alten Verhältnisse nicht vergessen, und jetzt, da ich eben aus Italien zurückkomme, schreibe ich Ihnen eines Vorschlages wegen. Madame Bernhardi gebohrne Tieck, die Verfasserin der bey Frölich erschienenen Wunderbilder und Träume, und der dramatischen Fantasieen bey Reimer, hat mir in Rom, wo sie sich jetzt mit ihrem Bruder dem Bildhauer Tieck, aufhält, ein rührendes romantisches Trauerspiel in sehr schönen Versen, betitelt Egidio und Isabella vorgelesen, welches unstreitig, bey denen wenigstens, die Tiecks Poesieen lieben, mit vielem Beyfall aufgenommen werden wird. Sie wünscht es sobald als möglich gedruckt zu sehen, am liebsten in Form eines Taschenbuchs, wenn dazu für dieß Jahr noch Zeit wäre, und hat mir aufgetragen einen Verleger dafür zu finden. Es wird keine große Bogenzahl einnehmen; wenn Sie Lust dazu haben, so erwarte ich wegen des Honorars Ihre Vorschläge, ich habe deßhalb uneingeschränkte Vollmacht und wir werden uns leicht darüber vereinigen. Nur bitte ich Sie um recht baldige Antwort: falls Sie es annehmen, würde das Manuscript sogleich erfolgen können.
Erlauben Sie mir, noch eine zweyte Anfrage, eine Unternehmung von größerem Umfange betreffend, aber ganz vorläufig, hinzu[2]zufügen. Es ist diese: ob Sie wohl Lust hätten, ein gelehrtes Werk über die Topographie des alten Rom, etwa 4 Quartbände stark, mit Charten, Rissen u. s. w. versehen, zu verlegen? Der berühmte Antiquar Zoëga, unstreitig der gelehrteste unter den jetzt lebenden, ein Däne von Geburt, der sich aber seit mehr als 20 Jahren in Rom aufhält, hat die Materialien zu einem solchen fertig liegen, und ist nur zweifelhaft, ob er es in Italiänischer oder Deutscher Sprache herausgeben soll. Die Anträge eines Buchhändlers könnten ihn für das letzte bestimmen, und würden daher für die Gelehrsamkeit überhaupt, und insbesondre für unsre Literatur verdienstlich seyn. Sie werden von Zoëga ein vortreffliches Werk in Lateinischer Sprache über die Obelisken kennen. Seine Arbeit über Rom wird, mit den neuesten Entdeckungen bereichert, ohne Zweifel noch vorzüglicher ausfallen, als die besten bisherigen eines Donato, Nardini u. andrer.
Haben Sie doch die Güte, mir gelegentlich zu melden, wie es mit dem Absatze meiner Gedichte steht. Von dem Musen-Almanach, den Tieck u ich herausgegeben, müssen auch beträchtlich viele Exemplare nachgefodert seyn.
Schillers Tod ist mir sehr nahe gegangen. Werden Sie nicht vielleicht seinen Nachlaß verlegen, u was haben wir davon zu erwarten?
Leben Sie recht wohl. Ich bin mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergebenster
A. W. Schlegel

Meine Addresse ist:
chez Madame de Staël
Coppet pres
Génève.

Schlegel
8 Juli 1805
15 –
29 –
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[1] Coppet d. 8 Jul. 1805
Es ist recht lange her, mein werthester Herr und Freund daß ich weder das Vergnügen gehabt habe Sie zu sehen noch Briefe mit Ihnen zu wechseln. Indessen habe ich unsre alten Verhältnisse nicht vergessen, und jetzt, da ich eben aus Italien zurückkomme, schreibe ich Ihnen eines Vorschlages wegen. Madame Bernhardi gebohrne Tieck, die Verfasserin der bey Frölich erschienenen Wunderbilder und Träume, und der dramatischen Fantasieen bey Reimer, hat mir in Rom, wo sie sich jetzt mit ihrem Bruder dem Bildhauer Tieck, aufhält, ein rührendes romantisches Trauerspiel in sehr schönen Versen, betitelt Egidio und Isabella vorgelesen, welches unstreitig, bey denen wenigstens, die Tiecks Poesieen lieben, mit vielem Beyfall aufgenommen werden wird. Sie wünscht es sobald als möglich gedruckt zu sehen, am liebsten in Form eines Taschenbuchs, wenn dazu für dieß Jahr noch Zeit wäre, und hat mir aufgetragen einen Verleger dafür zu finden. Es wird keine große Bogenzahl einnehmen; wenn Sie Lust dazu haben, so erwarte ich wegen des Honorars Ihre Vorschläge, ich habe deßhalb uneingeschränkte Vollmacht und wir werden uns leicht darüber vereinigen. Nur bitte ich Sie um recht baldige Antwort: falls Sie es annehmen, würde das Manuscript sogleich erfolgen können.
Erlauben Sie mir, noch eine zweyte Anfrage, eine Unternehmung von größerem Umfange betreffend, aber ganz vorläufig, hinzu[2]zufügen. Es ist diese: ob Sie wohl Lust hätten, ein gelehrtes Werk über die Topographie des alten Rom, etwa 4 Quartbände stark, mit Charten, Rissen u. s. w. versehen, zu verlegen? Der berühmte Antiquar Zoëga, unstreitig der gelehrteste unter den jetzt lebenden, ein Däne von Geburt, der sich aber seit mehr als 20 Jahren in Rom aufhält, hat die Materialien zu einem solchen fertig liegen, und ist nur zweifelhaft, ob er es in Italiänischer oder Deutscher Sprache herausgeben soll. Die Anträge eines Buchhändlers könnten ihn für das letzte bestimmen, und würden daher für die Gelehrsamkeit überhaupt, und insbesondre für unsre Literatur verdienstlich seyn. Sie werden von Zoëga ein vortreffliches Werk in Lateinischer Sprache über die Obelisken kennen. Seine Arbeit über Rom wird, mit den neuesten Entdeckungen bereichert, ohne Zweifel noch vorzüglicher ausfallen, als die besten bisherigen eines Donato, Nardini u. andrer.
Haben Sie doch die Güte, mir gelegentlich zu melden, wie es mit dem Absatze meiner Gedichte steht. Von dem Musen-Almanach, den Tieck u ich herausgegeben, müssen auch beträchtlich viele Exemplare nachgefodert seyn.
Schillers Tod ist mir sehr nahe gegangen. Werden Sie nicht vielleicht seinen Nachlaß verlegen, u was haben wir davon zu erwarten?
Leben Sie recht wohl. Ich bin mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ergebenster
A. W. Schlegel

Meine Addresse ist:
chez Madame de Staël
Coppet pres
Génève.

Schlegel
8 Juli 1805
15 –
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