• August Wilhelm von Schlegel to Johannes Schulze

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 29.04.1840
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Johannes Schulze
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 29.04.1840
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 540‒541.
  • Incipit: „Hochgeehrtester Herr Geheimerath!
    Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre gehabt, im vorigen Jahre zwei gedruckte historisch geographische Abhandlungen des Gymnasial-Lehrers in Düsseldorf, [...]“
    Language
  • German
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Hochgeehrtester Herr Geheimerath!
Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre gehabt, im vorigen Jahre zwei gedruckte historisch geographische Abhandlungen des Gymnasial-Lehrers in Düsseldorf, Carl Menn, zu übersenden, wodurch der Verfasser Ihrer hochgeneigten Berücksichtigung sich zu empfehlen wünschte. Diese Abhandlungen sind von neuem durchgearbeitete Theile zweier gekrönten Preisschriften. Die erste Aufgabe hatte ich gestellt, und habe dem Bewerber nach bester Überzeugung den Preis zuerkannt. Bei der andern wird mein verehrter Freund Letronne sein Richter gewesen sein. Mich dünkt, das rühmliche Streben dieses wackern jungen Gelehrten verdient Aufmunterung. Er hat bis jetzt in der untersten Classe lehren müssen. Nun ist, wie ich höre, der Oberlehrer Lucas von hier anders wohin berufen worden. Mein Schützling würde sich sehr glücklich schätzen, wenn er an das hiesige Gymnasium versetzt werden sollte, das ohnehin, meines Erachtens, Verstärkung nöthig hat.
Ich bin gewissermaßen verpflichtet mich für die Beförderung des Hrn. Menn zu bemühen, da er auf meinen Rath es aufgegeben hat, hier zu promoviren und sich zu habilitiren. Ehemals sind aus dem Schulstande große Philologen hervorgegangen. Jetzt will jeder mittelmäßige Zögling Privatdocent werden. So haben wir nun deren drei. Die Landsmannschaft verschafft ihnen immer einige Zuhörer aus den Rheinlanden und Westphalen: in einer entfernten Provinz würden sie wie Fische außer dem Wasser seyn. Am Ende werden sie denn doch, weil sie lange am Teiche Bethesda gelegen haben, aus Mitleiden zu überschüssigen Professoren ernannt.
An Herrn Professor Ritschl haben wir eine vortreffliche Acquisition gemacht. Mit ihm verständige ich mich vollkommen. Ew. Hochwohlgeboren wird nicht unbekannt seyn, daß manche ausschließende Philologen mich nicht als zünftig anerkennen wollen. Es ficht mich wenig an. Aus Gelegenheit einer neuen Ausgabe meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur werde ich meine Stimme nächstens vernehmen lassen. Es giebt auch Moden in der Philologie; einer oder der andre hat seinen Ruhm schon überlebt, und man könnte auf ihn das Sprüchwort anwenden:
Vormals für tapfer galten wohl die Milesier.
Genehmigen Sie, Herr Geheimerath, die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster
A. W. v. Schlegel
Bonn d. 29 April 1840
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Hochgeehrtester Herr Geheimerath!
Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre gehabt, im vorigen Jahre zwei gedruckte historisch geographische Abhandlungen des Gymnasial-Lehrers in Düsseldorf, Carl Menn, zu übersenden, wodurch der Verfasser Ihrer hochgeneigten Berücksichtigung sich zu empfehlen wünschte. Diese Abhandlungen sind von neuem durchgearbeitete Theile zweier gekrönten Preisschriften. Die erste Aufgabe hatte ich gestellt, und habe dem Bewerber nach bester Überzeugung den Preis zuerkannt. Bei der andern wird mein verehrter Freund Letronne sein Richter gewesen sein. Mich dünkt, das rühmliche Streben dieses wackern jungen Gelehrten verdient Aufmunterung. Er hat bis jetzt in der untersten Classe lehren müssen. Nun ist, wie ich höre, der Oberlehrer Lucas von hier anders wohin berufen worden. Mein Schützling würde sich sehr glücklich schätzen, wenn er an das hiesige Gymnasium versetzt werden sollte, das ohnehin, meines Erachtens, Verstärkung nöthig hat.
Ich bin gewissermaßen verpflichtet mich für die Beförderung des Hrn. Menn zu bemühen, da er auf meinen Rath es aufgegeben hat, hier zu promoviren und sich zu habilitiren. Ehemals sind aus dem Schulstande große Philologen hervorgegangen. Jetzt will jeder mittelmäßige Zögling Privatdocent werden. So haben wir nun deren drei. Die Landsmannschaft verschafft ihnen immer einige Zuhörer aus den Rheinlanden und Westphalen: in einer entfernten Provinz würden sie wie Fische außer dem Wasser seyn. Am Ende werden sie denn doch, weil sie lange am Teiche Bethesda gelegen haben, aus Mitleiden zu überschüssigen Professoren ernannt.
An Herrn Professor Ritschl haben wir eine vortreffliche Acquisition gemacht. Mit ihm verständige ich mich vollkommen. Ew. Hochwohlgeboren wird nicht unbekannt seyn, daß manche ausschließende Philologen mich nicht als zünftig anerkennen wollen. Es ficht mich wenig an. Aus Gelegenheit einer neuen Ausgabe meines Buches über dramatische Kunst und Litteratur werde ich meine Stimme nächstens vernehmen lassen. Es giebt auch Moden in der Philologie; einer oder der andre hat seinen Ruhm schon überlebt, und man könnte auf ihn das Sprüchwort anwenden:
Vormals für tapfer galten wohl die Milesier.
Genehmigen Sie, Herr Geheimerath, die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster
A. W. v. Schlegel
Bonn d. 29 April 1840
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