• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Köln · Place of Destination: Coppet · Date: 02.05.1806
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Köln
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 02.05.1806
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 324‒326.
  • Weitere Drucke: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Zweiter Teil (Januar 1806 ‒ Juni 1808). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 58‒60.
  • Incipit: „[1] Kölln. Den 2ten Mai. 1806
    Herzlich geliebter Bruder, auf Deinen langen Brief habe ich den 16ten April nach Coppet ausführlich geantwortet. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,29
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 20,4 x 12,3 cm
    Language
  • German
  • French
[1] Kölln. Den 2ten Mai. 1806
Herzlich geliebter Bruder, auf Deinen langen Brief habe ich den 16ten April nach Coppet ausführlich geantwortet. Ich freue mich sehr, daß Du diese Reise machst; es ist gewiß das beste Gegenmittel gegen die Verstimmung die Du in Deinem lezten Briefe äußerst. Möchtest Du nur auf den guten Gedanken kommen, da Du uns nun zu nahe bist, von Paris aus auf einige Zeit herzukommen. Ich fürchte sehr, daß Dich in Auxerre die Genfer Stimmung von neuem befällt. Kölln ist zwar noch 100 lieues von Paris, also fast so weit als Lyon, aber es ist doch sehr nah; denn mit 6 Louisdʼor bist Du in vier Tagen hier. Die Rheinreise zurück über Mainz und Metz, oder über Straßburg und Nancy wäre auch sehr angenehm und lehrreich; bringst Du den kleinen Chevalier mit, so soll er seine Zeit hier gewiß auch nicht verliehren. Ueberleg es Dir ja recht ernstlich, es wäre gar schön; zum Arbeiten bist Du doch gewiß noch so bald nicht gestimmt, würdest es auch allenfalls hier besser können als [2] in Auxerre.
Henriettens Addresse ist rue Bergere faubourg Montmartre. N° 1004. maison de Mr Fould. – Sie wird sich sehr freuen Dich wieder zu sehen. – Eigentlich weiß ich aber nicht, ob es rathsam ist, Dir noch andre Addressen zu geben, da Du nur eine Woche in Paris bleiben willst; denn da wirst Du keine Viertelstunde zu verliehren haben. Weil Du es aber ausdrücklich verlangst so lege ich wenigstens eine für die Bibliothek an Chezy bei, meinen Freund und Persischen Lehrmeister. – Hagemann und auch Hamilton wohnten vorigen Sommer rue Clichy N° 19. in meiner ehemaligen Behausung; ob sie noch da wohnen, weiß ich nicht; [Du] kannst von Chezy vollkommne Nachricht über sie erhalten. Siehst Du etwa Hamilton, so vergiß ja nicht, ihm recht viel freundschaftliches von mir und über mich zu sagen. – Nach Helminen frage nur erst bei Henriette; die wird ihre Addresse wohl wissen. Uns hat sie seit mehr [3] als sechs Monaten nicht geschrieben, so daß ich auch ihre Addresse nicht einmal weiß. Chezy wird diese wohl auch wissen, wenigstens sagt man mir, daß sie mit diesem verheirathet sei, oder doch so etwas ähnliches; es sollte mir um Chezyʼs willen leid sein, wenn etwas widriges dabei wäre, denn es ist der beste gefühlvollste und Poesie-empfänglichste von allen Franzosen die ich je gesehen habe.
Henrietten findest Du am besten und ungestörtesten, des Morgens früh um 9 Uhr bis 10 oder 11. – Du mußt nun alle morgen auf die Gemählde und Antiken gehen, von 10–4 Uhr ist es offen; des Abends ohne Ausnahme in das theatre François oder große Oper, wenn ein gutes Ballet ist. Mit dem theatre Faideau, Louvois, Montausier pp verliehre ja keine Zeit; noch weniger mit diners, wenn Du es vermeiden kannst, denn von einem diner ist es zu spät ins Theater zu gehen. – Hast Du Zeit, die Cameen und Münzen anzusehn, die auf der Bibliothek verwahrt werden, so frage auf der Bibliothek selbst nach HE. Winkler, ein ehrlicher Elsasser, des abgeschmackten Millin eigentlicher innrer Kern, der Dir gern alles nach besten Kräften zeigen wird. Die Bibliothek ist täglich von [4] 10–2 Uhr offen; da findest Du Chezy alle Tage zu dieser Zeit dort, der Dir alle Merkwürdigkeiten von Manuscripten zeigen wird.
Solltest Du Degerando oder Arnoult etwa doch sehen, so erinnerst Du dich gewiß meiner und meines Interesses wegen der hiesigen Schulanstalt. Es ist alles noch beim Alten d. h. noch nichts organisirt. – Solltest Du Visconti sehen, so bitte ich mich seinem Andenken zu empfehlen. – Kämest Du hierher, so würde ich Dir gern bis Brüssel entgegen reisen.
Nur noch eine Bitte. Wohnst Du gleichfalls in dem hôtel des Ormeaux rue de Lille wo ich vorigen Winter wohnte, so frage doch nach der portiere Mine le Gros, die dann wahrscheinlich auch Dein Zimmer besorgen wird. Da ich vorigen Winter von Paris abreißte, war ich so knapp mit dem Gelde daran, daß ich ihr nicht ganz das geben konnte was ich ihr bestimmt hatte, und was sie durch ihre treue Aufwartung wohl verdient hatte. Wolltest Du mir nun die Freundschaft erzeigen, ihr in meinem Namen etwa ein 12 francs zu geben, so würde ich Dir sehr dankbar dafür seyn. Ich will das Geld dann hier treulich auf die für Dich gesammelten und noch zu sammelnden Bücher wenden; ich habe diesen Winter schon manches Schöne gekauft.
Dein Freund Friedrich

An die Mutter und an Karl habe ich am 6ten Januar schon ausführlich geschrieben, aber ohne Antwort zu erhalten; vielleicht ist also der Brief verlohren.
[1] Kölln. Den 2ten Mai. 1806
Herzlich geliebter Bruder, auf Deinen langen Brief habe ich den 16ten April nach Coppet ausführlich geantwortet. Ich freue mich sehr, daß Du diese Reise machst; es ist gewiß das beste Gegenmittel gegen die Verstimmung die Du in Deinem lezten Briefe äußerst. Möchtest Du nur auf den guten Gedanken kommen, da Du uns nun zu nahe bist, von Paris aus auf einige Zeit herzukommen. Ich fürchte sehr, daß Dich in Auxerre die Genfer Stimmung von neuem befällt. Kölln ist zwar noch 100 lieues von Paris, also fast so weit als Lyon, aber es ist doch sehr nah; denn mit 6 Louisdʼor bist Du in vier Tagen hier. Die Rheinreise zurück über Mainz und Metz, oder über Straßburg und Nancy wäre auch sehr angenehm und lehrreich; bringst Du den kleinen Chevalier mit, so soll er seine Zeit hier gewiß auch nicht verliehren. Ueberleg es Dir ja recht ernstlich, es wäre gar schön; zum Arbeiten bist Du doch gewiß noch so bald nicht gestimmt, würdest es auch allenfalls hier besser können als [2] in Auxerre.
Henriettens Addresse ist rue Bergere faubourg Montmartre. N° 1004. maison de Mr Fould. – Sie wird sich sehr freuen Dich wieder zu sehen. – Eigentlich weiß ich aber nicht, ob es rathsam ist, Dir noch andre Addressen zu geben, da Du nur eine Woche in Paris bleiben willst; denn da wirst Du keine Viertelstunde zu verliehren haben. Weil Du es aber ausdrücklich verlangst so lege ich wenigstens eine für die Bibliothek an Chezy bei, meinen Freund und Persischen Lehrmeister. – Hagemann und auch Hamilton wohnten vorigen Sommer rue Clichy N° 19. in meiner ehemaligen Behausung; ob sie noch da wohnen, weiß ich nicht; [Du] kannst von Chezy vollkommne Nachricht über sie erhalten. Siehst Du etwa Hamilton, so vergiß ja nicht, ihm recht viel freundschaftliches von mir und über mich zu sagen. – Nach Helminen frage nur erst bei Henriette; die wird ihre Addresse wohl wissen. Uns hat sie seit mehr [3] als sechs Monaten nicht geschrieben, so daß ich auch ihre Addresse nicht einmal weiß. Chezy wird diese wohl auch wissen, wenigstens sagt man mir, daß sie mit diesem verheirathet sei, oder doch so etwas ähnliches; es sollte mir um Chezyʼs willen leid sein, wenn etwas widriges dabei wäre, denn es ist der beste gefühlvollste und Poesie-empfänglichste von allen Franzosen die ich je gesehen habe.
Henrietten findest Du am besten und ungestörtesten, des Morgens früh um 9 Uhr bis 10 oder 11. – Du mußt nun alle morgen auf die Gemählde und Antiken gehen, von 10–4 Uhr ist es offen; des Abends ohne Ausnahme in das theatre François oder große Oper, wenn ein gutes Ballet ist. Mit dem theatre Faideau, Louvois, Montausier pp verliehre ja keine Zeit; noch weniger mit diners, wenn Du es vermeiden kannst, denn von einem diner ist es zu spät ins Theater zu gehen. – Hast Du Zeit, die Cameen und Münzen anzusehn, die auf der Bibliothek verwahrt werden, so frage auf der Bibliothek selbst nach HE. Winkler, ein ehrlicher Elsasser, des abgeschmackten Millin eigentlicher innrer Kern, der Dir gern alles nach besten Kräften zeigen wird. Die Bibliothek ist täglich von [4] 10–2 Uhr offen; da findest Du Chezy alle Tage zu dieser Zeit dort, der Dir alle Merkwürdigkeiten von Manuscripten zeigen wird.
Solltest Du Degerando oder Arnoult etwa doch sehen, so erinnerst Du dich gewiß meiner und meines Interesses wegen der hiesigen Schulanstalt. Es ist alles noch beim Alten d. h. noch nichts organisirt. – Solltest Du Visconti sehen, so bitte ich mich seinem Andenken zu empfehlen. – Kämest Du hierher, so würde ich Dir gern bis Brüssel entgegen reisen.
Nur noch eine Bitte. Wohnst Du gleichfalls in dem hôtel des Ormeaux rue de Lille wo ich vorigen Winter wohnte, so frage doch nach der portiere Mine le Gros, die dann wahrscheinlich auch Dein Zimmer besorgen wird. Da ich vorigen Winter von Paris abreißte, war ich so knapp mit dem Gelde daran, daß ich ihr nicht ganz das geben konnte was ich ihr bestimmt hatte, und was sie durch ihre treue Aufwartung wohl verdient hatte. Wolltest Du mir nun die Freundschaft erzeigen, ihr in meinem Namen etwa ein 12 francs zu geben, so würde ich Dir sehr dankbar dafür seyn. Ich will das Geld dann hier treulich auf die für Dich gesammelten und noch zu sammelnden Bücher wenden; ich habe diesen Winter schon manches Schöne gekauft.
Dein Freund Friedrich

An die Mutter und an Karl habe ich am 6ten Januar schon ausführlich geschrieben, aber ohne Antwort zu erhalten; vielleicht ist also der Brief verlohren.
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