• August Wilhelm von Schlegel to Ludwig Tieck

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Unknown · Date: 15.02.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Ludwig Tieck
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 15.02.1803
    Printed Text
  • Bibliography: Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Hg. v. Edgar Lohner auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition. München 1972, S. 128‒130.
  • Incipit: „[1] Berlin, den 15. Februar 1803
    Liebster Freund
    Vor ein paar Posttagen bekam ich inliegenden Brief von Frommann. Um sein Verlangen zu erfüllen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37187
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.7,Nr.66(27)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,3 x 12,5 cm
    Language
  • German
[1] Berlin, den 15. Februar 1803
Liebster Freund
Vor ein paar Posttagen bekam ich inliegenden Brief von Frommann. Um sein Verlangen zu erfüllen ist es das beste, denke ich, dir den Brief selbst zu schicken. Was die Airs betrifft, so muß man es mit Frommann so genau nicht nehmen, sonst spricht aber die Sache für sich selbst. Zu seinen Buchhändler-Argumenten möchte ich nun eine Menge poetische hinzufügen. Du wirst dir das alles aber schon selbst sagen. Es wäre wirklich jetzt an der Zeit, daß du einmal wieder ein großes Kunstwerk aufstelltest, und je länger du es aufschiebst, je schwerer wird dir die Vollendung werden. Wenn du einen Theil des Manuscriptes um die Mitte März, und das übrige Ende März hinschickst, so kann es gewiß noch auf die Messe fertig werden. Welchen Triumph alle deine Freunde haben würden, brauche ich nicht erst zu sagen.
Ich habe immer gehofft, du würdest mir mein Manuscript von der Andacht zum Kreuz mit einer Gelegenheit zukommen lassen. Mein Brouillon wird in der Druckerey gebraucht, zum Vorlesen im Collegium muß ich jenes nothwendig haben, ich bitte [2] dich, also, es mir nicht länger vorzuenthalten. Mit meinem Exemplar der Nibelungen und dem Moreto hat es weniger Eil, diese können auf eine Gelegenheit warten, und ich hoffe du bringst sie mir noch selbst mit. Den Jon wirst du wohl schon an meine Schwester geschickt haben, sonst thuʼ es doch unverzüglich.
Ich habe immer noch deine Velin-Exemplare vom 2ten Band Novalis in Verwahrung. Reimer hat mir nachher ein eignes Velin-Exemplar vom 2ten Band für mich geschenkt, welches ich allerdings durch mein fleißiges Corrigiren redlich verdient habe. Indessen fehlt mir der 1ste, wenn du davon noch ein Exemplar übrig hättest, könnten wir deiner Schwester damit ein Geschenk machen. Hast du das aber durchaus nicht, und ergänzt dir dieser 2te Band ein Exemplar, so bin ich bereit, einen Tausch einzugehn.
Mein Bruder hat mir umständlich geschrieben. Er ist entzückt über deine musikalischen Gedichte, und ladet dich dringend zur Theilnahme an der Europa ein, wovon wir bald das 1ste Stück erhalten sollen. Besonders die Fortsetzung deiner Briefe über Shakspeare wünscht er sich außerordentlich.
Ich möchte dir gern vieles aus seinem Briefe mittheilen, habe aber heute unmöglich [3] Zeit. Nur so viel, daß er sehr fleißig ist, schon Persisch gelernt hat, und Indisch bald anfangen wird.
Ich habe unterdessen mancherley Proben mit Übersetzungen aus den Griechen gemacht, die dir interessant seyn würden. Gegen ehemals spüre ich große Fortschritte in dieser Kunst, die ich eben so wohl wie die Nachbildung der Romantischen Dichter bis auf den höchsten Punkt zu cultiviren gesonnen bin.
Deine Schwester läßt dich aufʼs zärtlichste grüßen. Diese ganze Zeit her hat sie gewünscht, dir recht umständlich zu antworten, allein theils ist sie nicht allein gewesen, theils hat sie sich so befunden, daß ihr das Schreiben sehr beschwerlich fällt. Sie rechnet gewiß darauf, dich wie Schütze uns gesagt, im März noch hier zu sehen, und ladet dich aufʼs herzlichste dazu ein. Wegen ihrer Gesundheit darfst du nicht in Sorge seyn, ich hoffe, es ist auf dem guten Wege damit, sie gebraucht die Mittel anhaltend, und besonders erwarte ich viel Frucht vom Baden, welches sie theils wegen der Kälte, theils wegen eintretender Zufälle noch wenig hat thun können. Die Kinder sind sehr gesund.
Das dramatisirte Mährchen (noch hat [4] es weiter keinen Namen) habe ich jetzt endlich ins Reine geschrieben; dir eine Abschrift zu besorgen war nicht möglich. Komm nur her, so wollen wir es zusammen lesen. – Deine Schwester hat ein neues angefangen, und es auch schon ziemlich weit geführt, bis sie durch ihr Befinden abgehalten wurde fortzufahren.
Lebe recht wohl, es ist mir unmöglich, mehr zu schreiben, ich stecke tief in Arbeiten. Der Himmel weiß wie ich noch alles bestreiten werde, was ich vorhabe.
Wenn du den Octavian fertig schreibst, so bittet Friedrich recht sehr um eine Selbstanzeige davon für die Europa.
Leb nochmals wohl, grüße deine liebe Frau und Burgsdorff.
Dein
AWS.
[1] Berlin, den 15. Februar 1803
Liebster Freund
Vor ein paar Posttagen bekam ich inliegenden Brief von Frommann. Um sein Verlangen zu erfüllen ist es das beste, denke ich, dir den Brief selbst zu schicken. Was die Airs betrifft, so muß man es mit Frommann so genau nicht nehmen, sonst spricht aber die Sache für sich selbst. Zu seinen Buchhändler-Argumenten möchte ich nun eine Menge poetische hinzufügen. Du wirst dir das alles aber schon selbst sagen. Es wäre wirklich jetzt an der Zeit, daß du einmal wieder ein großes Kunstwerk aufstelltest, und je länger du es aufschiebst, je schwerer wird dir die Vollendung werden. Wenn du einen Theil des Manuscriptes um die Mitte März, und das übrige Ende März hinschickst, so kann es gewiß noch auf die Messe fertig werden. Welchen Triumph alle deine Freunde haben würden, brauche ich nicht erst zu sagen.
Ich habe immer gehofft, du würdest mir mein Manuscript von der Andacht zum Kreuz mit einer Gelegenheit zukommen lassen. Mein Brouillon wird in der Druckerey gebraucht, zum Vorlesen im Collegium muß ich jenes nothwendig haben, ich bitte [2] dich, also, es mir nicht länger vorzuenthalten. Mit meinem Exemplar der Nibelungen und dem Moreto hat es weniger Eil, diese können auf eine Gelegenheit warten, und ich hoffe du bringst sie mir noch selbst mit. Den Jon wirst du wohl schon an meine Schwester geschickt haben, sonst thuʼ es doch unverzüglich.
Ich habe immer noch deine Velin-Exemplare vom 2ten Band Novalis in Verwahrung. Reimer hat mir nachher ein eignes Velin-Exemplar vom 2ten Band für mich geschenkt, welches ich allerdings durch mein fleißiges Corrigiren redlich verdient habe. Indessen fehlt mir der 1ste, wenn du davon noch ein Exemplar übrig hättest, könnten wir deiner Schwester damit ein Geschenk machen. Hast du das aber durchaus nicht, und ergänzt dir dieser 2te Band ein Exemplar, so bin ich bereit, einen Tausch einzugehn.
Mein Bruder hat mir umständlich geschrieben. Er ist entzückt über deine musikalischen Gedichte, und ladet dich dringend zur Theilnahme an der Europa ein, wovon wir bald das 1ste Stück erhalten sollen. Besonders die Fortsetzung deiner Briefe über Shakspeare wünscht er sich außerordentlich.
Ich möchte dir gern vieles aus seinem Briefe mittheilen, habe aber heute unmöglich [3] Zeit. Nur so viel, daß er sehr fleißig ist, schon Persisch gelernt hat, und Indisch bald anfangen wird.
Ich habe unterdessen mancherley Proben mit Übersetzungen aus den Griechen gemacht, die dir interessant seyn würden. Gegen ehemals spüre ich große Fortschritte in dieser Kunst, die ich eben so wohl wie die Nachbildung der Romantischen Dichter bis auf den höchsten Punkt zu cultiviren gesonnen bin.
Deine Schwester läßt dich aufʼs zärtlichste grüßen. Diese ganze Zeit her hat sie gewünscht, dir recht umständlich zu antworten, allein theils ist sie nicht allein gewesen, theils hat sie sich so befunden, daß ihr das Schreiben sehr beschwerlich fällt. Sie rechnet gewiß darauf, dich wie Schütze uns gesagt, im März noch hier zu sehen, und ladet dich aufʼs herzlichste dazu ein. Wegen ihrer Gesundheit darfst du nicht in Sorge seyn, ich hoffe, es ist auf dem guten Wege damit, sie gebraucht die Mittel anhaltend, und besonders erwarte ich viel Frucht vom Baden, welches sie theils wegen der Kälte, theils wegen eintretender Zufälle noch wenig hat thun können. Die Kinder sind sehr gesund.
Das dramatisirte Mährchen (noch hat [4] es weiter keinen Namen) habe ich jetzt endlich ins Reine geschrieben; dir eine Abschrift zu besorgen war nicht möglich. Komm nur her, so wollen wir es zusammen lesen. – Deine Schwester hat ein neues angefangen, und es auch schon ziemlich weit geführt, bis sie durch ihr Befinden abgehalten wurde fortzufahren.
Lebe recht wohl, es ist mir unmöglich, mehr zu schreiben, ich stecke tief in Arbeiten. Der Himmel weiß wie ich noch alles bestreiten werde, was ich vorhabe.
Wenn du den Octavian fertig schreibst, so bittet Friedrich recht sehr um eine Selbstanzeige davon für die Europa.
Leb nochmals wohl, grüße deine liebe Frau und Burgsdorff.
Dein
AWS.
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