Lieber Freund
Bernhardi meint ich soll Ihnen den Vorschlag thun ob wir nicht in den Zeitungen es noch bekant machen lassen wo man die Einlaskarten zu Ihrer Vorlesung bekomt. Ich begreife die Einfalt der Berliner nicht, es ist auf alle Ankündigungen geschrieben daß Schütze sie ausgibt und doch beklagen sich alle sie wolten das Collegium wohl hören sie wüsten nur nicht an wen man sich deshalb zu wenden habe. Niemand zweifelt daran daß Sie Zuhörer genug finden werden, die Menschen sind nur so albern daß sie da es noch so lange Zeit hat das Gold noch nicht bezalen werden, um Sie nun zu sichern haben wir die Einrichtung getroffen daß eine Liste gemacht ist worauf sich alle aufschreiben sollen die daran Antheil zu nehmen gedencken, diese Liste will ich Ihnen nächstens schiken. Bernhardi hat den Aufsatz von Tempelhof nicht bekommen können. Hat Ihnen mein Bruder noch nicht geschrieben und das Gedicht von mir zugeschickt? Verzeihen Sie diesen sehr kurzen Brief ich bin sehr eilig. Ich hoffe Sie sind noch so gesund und froh wie Sie neulig schrieben, ich kan von mir nicht dasselbe rühmen im Gegentheil ich werde bei allen stärkenden Mitteln mit jedem Tage schwächer. Demohnerachtet hoffe ich Ihnen nächstens die Comödie zu schiken. Ich wünsche sehr daß Ihre Frau besser werden und sich entschliessen mag Sie nach Berlin zu begleiten. Leben Sie recht wohl und machen Sie uns recht bald die Freude Sie in Berlin zu sehen.
S.[ophie] B[ernhardi]