Erlauben Sie, mein theuerster Herr Rath, daß ich, im Vertrauen auf wahre gemeinschaftliche Liebe zur Kunst der Künste, Sie um eine Gefälligkeit anspreche, welche ich in ähnlichem und jedem andern Fall mit Freuden erwiedern werde.
Ich veranstalte eben izt eine neue Ausgabe meiner Dichtungen. Gar zu gern wüßtʼ ich die Vortreflichen, welche durch die Gunst des Schiksals innerhalb des Ringes Ihrer schönen Stadt so vertraulich zusammen wohnen, unter meinen Lesern. Sollten Sie nun der Meinung seyn, daß meine Poesien Ihrer Verwendung nicht durchaus unwerth seyen, so erzeigen Sie mir die Liebe, einliegendes Blatt unter jenen Männern in Umlauf zu bringen, ob etwa deren Einer oder Andrer mir erlauben möchte, ihn unter der Zahl meiner Leser aufzuführen. Zu Ostern 98 erscheint mein Buch auf jeden Fall. Früher wird kein Geld ausgezahlt. Jedes fünfte Exemplar gehört den Herren Beförderen.
Haben Sie die Güte, auf diese meine geziemende Bitte mir dereinst in einigen lieben Zeilen zu antworten. Grüßen Sie unsern Freund Schiller, der nicht mehr scheint schreiben zu können oder zu wollen; ingleichen Ihren wackern bösen Bruder Friedrich, dessen neustes Buch [„Die Griechen und Römer, historische und kritische Versuche über das klassische Altertum“, Zusatz des Verfassers!] mir viel Aerger macht, und mich nicht selten zum gänzlichen Verzagen an mir selber treibt.
Ich umarme Sie mit inniger Liebe. Schenken Sie mir Ihre Freundschaft und leben Sie selig.
Ludwig Theobul Kosegarten.