• August Wilhelm von Schlegel to Sulpiz Boisserée

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Unknown · Date: 25.09.1821
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sulpiz Boisserée
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 25.09.1821
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 365374954
  • Bibliography: Sulpiz Boisserée. Erster Band. Stuttgart 1862, S. 395‒396.
  • Incipit: „Bonn, 25. September 1821.
    Den Artikel für das Kunstblatt sollen Sie unfehlbar haben, und zwar baldigst. Ich erbitte mir nur eine kurze [...]“
    Language
  • German
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Bonn, 25. September 1821.
Den Artikel für das Kunstblatt sollen Sie unfehlbar haben, und zwar baldigst. Ich erbitte mir nur eine kurze Frist, um nach Paris zu schreiben, und Antwort von daher empfangen zu können, worüber etwa zwölf Tage hingehen werden, weil ich gern wegen einiger auszulassenden oder anzubringenden Erwähnungen bei der Familie und auch in Rücksicht auf Gérard selbst anfragen möchte. Die Artikel im Morgenblatt habe ich noch nicht gelesen. Machen Sie doch Cotta Vorstellungen darüber, damit er den Redakteur oder die Redaktion gehörig zur Ordnung verweist; überdieß bekommt das Zeitungsblatt dadurch einen gemeinen Anstrich, daß die Verfasser nicht wissen, welchen Ton die gute Gesellschaft angibt. Denn das Buch hat in Frankreich den triumphirendsten Succes gehabt bei allen Parteien, den Hof mit eingerechnet. Folgendes schrieb mir eine Freundin aus Paris: „Le succès des dix anneés dʼexil est le plus général et le plus complet. Je compte dans ce succès quelques grimasses des Bonapartistes, qui le sont encore plus de principes tyranniques que dʼenthousiasme belliqueux. Madame en a été enchantée, enfin ce moment que nous avons craint être défavorablc (nämlich wegen der Nachricht von Bonapartes Tode) sʼest trouvé encore propice. La modération dʼune haine trop justement motivée contraste avec toutes ces haines fougeuses des anciens chambellans de la garde-robe de Napoléon.“ ‒ Theilen Sie doch das Wesentliche hievon Herrn v. Cotta mit. Er hat sich damals sehr rechtlich bewiesen, als ich eine erlogene Anekdote, Frau von Staël betreffend, aus einer Schrift eines gewissen Lindner, wo ich nicht irre, durch einen Zeitungsartikel widerlegte.
Was Sie mir von den Fortschritten Ihres großen architektonischen Werkes meldeten, macht mir die größte Freude; es wird ein monumentum aere perennius. Ich hätte große Lust, wenn es Ihnen recht ist, einen Aufsatz darüber in das Kunstblatt zu geben. Ihr Besuch in den hiesigen Gegenden wird ein wahres Fest für mich seyn. Richten Sie es so ein, daß Sie einige Tage in Bonn bleiben und immer bei mir speisen. Wenn Sie dann das Werk bei sich haben und wir es mit einander von Neuem durchgehen, so könnte der Aufsatz gleich unter Ihren Augen fertig werden.
Wenn Sie in einigen Wochen eintreffen, so fällt es noch in die Ferien. Aber Ferien oder nicht, ich schwebe in einer unermeßlichen See von Arbeiten wegen meiner indischen Unternehmung. Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die Ihrigen bestens.
Ich hätte Ihnen auch wohl allerlei Merkwürdiges zu zeigen.
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Bonn, 25. September 1821.
Den Artikel für das Kunstblatt sollen Sie unfehlbar haben, und zwar baldigst. Ich erbitte mir nur eine kurze Frist, um nach Paris zu schreiben, und Antwort von daher empfangen zu können, worüber etwa zwölf Tage hingehen werden, weil ich gern wegen einiger auszulassenden oder anzubringenden Erwähnungen bei der Familie und auch in Rücksicht auf Gérard selbst anfragen möchte. Die Artikel im Morgenblatt habe ich noch nicht gelesen. Machen Sie doch Cotta Vorstellungen darüber, damit er den Redakteur oder die Redaktion gehörig zur Ordnung verweist; überdieß bekommt das Zeitungsblatt dadurch einen gemeinen Anstrich, daß die Verfasser nicht wissen, welchen Ton die gute Gesellschaft angibt. Denn das Buch hat in Frankreich den triumphirendsten Succes gehabt bei allen Parteien, den Hof mit eingerechnet. Folgendes schrieb mir eine Freundin aus Paris: „Le succès des dix anneés dʼexil est le plus général et le plus complet. Je compte dans ce succès quelques grimasses des Bonapartistes, qui le sont encore plus de principes tyranniques que dʼenthousiasme belliqueux. Madame en a été enchantée, enfin ce moment que nous avons craint être défavorablc (nämlich wegen der Nachricht von Bonapartes Tode) sʼest trouvé encore propice. La modération dʼune haine trop justement motivée contraste avec toutes ces haines fougeuses des anciens chambellans de la garde-robe de Napoléon.“ ‒ Theilen Sie doch das Wesentliche hievon Herrn v. Cotta mit. Er hat sich damals sehr rechtlich bewiesen, als ich eine erlogene Anekdote, Frau von Staël betreffend, aus einer Schrift eines gewissen Lindner, wo ich nicht irre, durch einen Zeitungsartikel widerlegte.
Was Sie mir von den Fortschritten Ihres großen architektonischen Werkes meldeten, macht mir die größte Freude; es wird ein monumentum aere perennius. Ich hätte große Lust, wenn es Ihnen recht ist, einen Aufsatz darüber in das Kunstblatt zu geben. Ihr Besuch in den hiesigen Gegenden wird ein wahres Fest für mich seyn. Richten Sie es so ein, daß Sie einige Tage in Bonn bleiben und immer bei mir speisen. Wenn Sie dann das Werk bei sich haben und wir es mit einander von Neuem durchgehen, so könnte der Aufsatz gleich unter Ihren Augen fertig werden.
Wenn Sie in einigen Wochen eintreffen, so fällt es noch in die Ferien. Aber Ferien oder nicht, ich schwebe in einer unermeßlichen See von Arbeiten wegen meiner indischen Unternehmung. Leben Sie tausendmal wohl, und grüßen Sie die Ihrigen bestens.
Ich hätte Ihnen auch wohl allerlei Merkwürdiges zu zeigen.
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