Ich habe einmal wieder unter so vielen Bekanntschaften das Glück gehabt einen jungen Mann zu lieben. Du weißt nun schon daß die Bekanntschaft schnell gewesen seyn wird. Ein Graf Schweinitz aus Halle. Da habe ich denn einige Tage unter einer Gesellschaft Debauchés und Haudegen gelebt, geduldig ihre Vertraulichkeiten von Trippern und Bordell, Farao und Mädchen angehört. Doch einer unter ihnen war ein feineres Wesen. Er kannte seine Gesellschaft. Ich sagte ihm flüchtig; ‚Deine Freunde da gefallen mir gar nichtʻ. Er lächelte (er hat ein sehr feines Lächeln) und sagte kurz; ‚Findest Du das auch?ʻ wie er überall wenig spricht. Er nannte dann den einen, den auch ich vorzog. Ich habe mit allen meinen Spaß gehabt. Ein lustiges Volk! So viel Geld und so wenig Gehirn! Ich habe viel Nachrichten von ihm bekommen, denn es waren seine Kameraden von früher Jugend auf und ein offenherziges Volk! Er gefällt mir über alles. Es ist noch so früh, doch will ich versuchen einige Gedanken zu entwickeln. Denke Dir erstlich einen schönen Mann in der Blüthe der Jugend, <künftigen Erben einer halben Million,> im Gesichte feinen Geist, Stolz, aber auch Spuren der Wollust, der er ietzt ganz ergeben. Er war nur der Bordelle wegen hier, ich hörte hernach, daß er eine Krankheit hier bekommen, und doch so viel Empfänglichkeit für jede leiseste Anforderung von mir; so feine Erwiedrung, als ich sie <äusserst> selten gefunden. Er ist mehr fröhlich, aber dabey doch feine Menschlichkeit und Männlichkeit, auch ernstes Intereße. Er sprach mit Wärme von Deinen Gedichten; er macht selbst welche, über die er höchst bescheiden sich ausdrückte. Aufbrausend, großmüthig und bescheiden. – Er fand auch unter hiesigen Studenten schnell die guten heraus. – Aber bald mehr davon. Wir werden uns oft sehen und uns schreiben. – Ich überlasse mich so gern dem Enthusiasmus so ganz, daß ich alle Besonnenheit abwerfe und jede Furcht vor <Selbst>Täuschung vergesse. Ich bin nun schon so oft bitter gekränkt, sollte es wieder seyn?
Mein Geist ist noch nicht ermordet. Du siehst dieß zum Theil aus dem ersten Blatte. Fürʼs erste wird Dich mein voriger Brief schon beruhigt haben. Ich schäme mich itzt fast, daß der Gedanke, der Spott eines verächtlichen Weibes zu seyn, mich zuerst so ganz feig machte. Das übrige nächstens. – Ueber die Möglichkeit mir eine Hofmeisterstelle in Amsterdam zu schaffen recht umständlich. Dieß ist die einzige Beschäftigung, unter allen mir möglichen, die ich gern übernähme. Sie ist mir nothwendig, weil ich nur da so viel erwerben kann, als ich nöthig brauche. Meine Gesundheit erfordert viel – ich fechte und ich werde auch reiten müssen. Ich werde ohne Reue immer so viel brauchen als ich bedarf um zu seyn, was ich will und muß. Fehlt mir das, und ich that vorher alles, so kann ich ruhig weggehen.
Fr. Schl.