• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Leipzig · Place of Destination: Amsterdam · Date: 24.12.1793
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Leipzig
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 24.12.1793
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 23. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Bis zur Begründung der romantischen Schule (15. September 1788 ‒ 15. Juli 1797). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Ernst Behler u.a. Paderborn u.a. 1987, S. 170‒171.
  • Incipit: „[1] Bester Bruder, Ich bin eben im Begriff herauszugehn. Du mußt also entschuldigen, daß Du nicht mehr als diese Zeilen erhältst. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34186
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.a,Nr.46
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19 x 11,7 cm
    Language
  • German
[1] Bester Bruder, Ich bin eben im Begriff herauszugehn. Du mußt also entschuldigen, daß Du nicht mehr als diese Zeilen erhältst. Den lezten Posttag schrieb ich Dir nicht: B. [Caroline Böhmer] war zwar wohl, aber in großer Gefahr Iul.[ius] zu verlieren. (Dieß ist auch wohl die Ursache, warum Du heute nichts von ihr erhältst). Jezt ist er beßer, wie ich gestern Abend erfuhr, und bis iezt hat sich ihr Befinden nicht verschlimmert, wie ich sehr befürchtete. – Dein Brief enthält eine sehr angenehme Nachricht, und nimm noch einmal für Deine Freundschaft meinen wärmsten Dank. Ich bitte Dich Mastiaux die Zusage zu wiederhohlen. – Soll ich ihm auch schreiben? – Ich schmeichle mir an seiner Bereitwilligkeit doch auch einen Antheil zu haben. Ich hätte gewünscht <zu wißen>, was Du ihm geschrieben, wie Du ihm meine Lage erklärt, und wie er es genommen, wie er über mich geurtheilt. Ich bitte Dich noch um die Mittheilung. –
Ich werde nun alle Kräfte anstrengen [2] mich bis dahin zu halten, und da ich gewiß versprechen kann, so ist es um vieles leichter. Doch wird es wohl unumgänglich nothwendig seyn, nach Neujahr L.[eipzig] zu verlaßen, und nach Dreßden zu gehn, wenn mich C.[aroline] alsdann schon entbehren kann. Dort bleibe ich bis ich das Geld erhalte. – Ich bitte Dich auf alle Fälle, nach Empfang dieses Deine Briefe <an C[aroline]> unter der Addreße an M. Brun an Göschen einzuschließen.
Leider habe ich von einigen Diatriben, die für Dich bestimmt waren, nichts ganz fertig; – über das Verhältniß der Bildung und Tugend, – Bestreitung Deiner Behauptung, daß die Natur vorzügliche Anlagen einer Art immer durch irgend einen Mangel andrer Art verkaufe. – Du erhältst also dießmal sehr wenig; hoffentlich das nächstemal desto mehr.
In meinen Arbeiten macht dieß nur einen Unterschied. Die Unruhe, und Geschäftigkeit, zu meiner Fortreise [3] macht eigne Arbeiten unmöglich. Ich werde mich daher diese zwey oder drey Wochen mit der Lectüre der griech.[ischen] Dichter beschäftigen. Ich habe noch sehr viel Materialien zu sammeln zu dem bewußten Vorhaben. Gewiß wirst Du dieß nicht mißbilligen, und nicht mehr fodern als möglich ist. In Dr.[esden] kann ich dann desto reifer und freyer an die Ausführung gehen. Politische Lect[üre] – selbst Briefschreiben hört dann ganz auf. Das gelobe ich Dir. –
Ich werde mir schon in Dr.[esden] einen guten Namen zu machen wißen, weil mir sehr daran liegt. Und die Freyheit hört dann auf.
Bester ich muß noch zu G.[öschen] und einige Weihnachtssachen für Gustel besorgen: und dann muß ich eilen fortzukommen. Vielleicht nachher noch ein Paar Zeilen.
Den 24ten December 1793
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[1] Bester Bruder, Ich bin eben im Begriff herauszugehn. Du mußt also entschuldigen, daß Du nicht mehr als diese Zeilen erhältst. Den lezten Posttag schrieb ich Dir nicht: B. [Caroline Böhmer] war zwar wohl, aber in großer Gefahr Iul.[ius] zu verlieren. (Dieß ist auch wohl die Ursache, warum Du heute nichts von ihr erhältst). Jezt ist er beßer, wie ich gestern Abend erfuhr, und bis iezt hat sich ihr Befinden nicht verschlimmert, wie ich sehr befürchtete. – Dein Brief enthält eine sehr angenehme Nachricht, und nimm noch einmal für Deine Freundschaft meinen wärmsten Dank. Ich bitte Dich Mastiaux die Zusage zu wiederhohlen. – Soll ich ihm auch schreiben? – Ich schmeichle mir an seiner Bereitwilligkeit doch auch einen Antheil zu haben. Ich hätte gewünscht <zu wißen>, was Du ihm geschrieben, wie Du ihm meine Lage erklärt, und wie er es genommen, wie er über mich geurtheilt. Ich bitte Dich noch um die Mittheilung. –
Ich werde nun alle Kräfte anstrengen [2] mich bis dahin zu halten, und da ich gewiß versprechen kann, so ist es um vieles leichter. Doch wird es wohl unumgänglich nothwendig seyn, nach Neujahr L.[eipzig] zu verlaßen, und nach Dreßden zu gehn, wenn mich C.[aroline] alsdann schon entbehren kann. Dort bleibe ich bis ich das Geld erhalte. – Ich bitte Dich auf alle Fälle, nach Empfang dieses Deine Briefe <an C[aroline]> unter der Addreße an M. Brun an Göschen einzuschließen.
Leider habe ich von einigen Diatriben, die für Dich bestimmt waren, nichts ganz fertig; – über das Verhältniß der Bildung und Tugend, – Bestreitung Deiner Behauptung, daß die Natur vorzügliche Anlagen einer Art immer durch irgend einen Mangel andrer Art verkaufe. – Du erhältst also dießmal sehr wenig; hoffentlich das nächstemal desto mehr.
In meinen Arbeiten macht dieß nur einen Unterschied. Die Unruhe, und Geschäftigkeit, zu meiner Fortreise [3] macht eigne Arbeiten unmöglich. Ich werde mich daher diese zwey oder drey Wochen mit der Lectüre der griech.[ischen] Dichter beschäftigen. Ich habe noch sehr viel Materialien zu sammeln zu dem bewußten Vorhaben. Gewiß wirst Du dieß nicht mißbilligen, und nicht mehr fodern als möglich ist. In Dr.[esden] kann ich dann desto reifer und freyer an die Ausführung gehen. Politische Lect[üre] – selbst Briefschreiben hört dann ganz auf. Das gelobe ich Dir. –
Ich werde mir schon in Dr.[esden] einen guten Namen zu machen wißen, weil mir sehr daran liegt. Und die Freyheit hört dann auf.
Bester ich muß noch zu G.[öschen] und einige Weihnachtssachen für Gustel besorgen: und dann muß ich eilen fortzukommen. Vielleicht nachher noch ein Paar Zeilen.
Den 24ten December 1793
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