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Ich muß mich doch endlich meiner Schuld entledigen, und wenn auch die Gelegenheit, wodurch Du diesen Brief erhältst, nicht vorgekommen wäre, würde ich doch morgen mit der Post geschrieben haben. Wie lebhaft erwachte meine Sehnsucht, euch einmal wieder zu sehen, als gestern <span class="index-4392 tp-30634 ">der Assessor Hoppenstädt</span> mir seinen schönen Reiseplan erzählte. Schon lange habe ich mich mit der Idee getragen, einmal auf acht Tage zu euch zu kommen, und von dort ab einige Kreuz- und Queerzüge zu machen, und dieser Plan soll gewiß noch realisirt werden. Für dies Jahr mußte er dem Reiseplane <span class="index-2286 tp-30635 ">meiner Frau</span> weichen. Es kommen dann auch wohl wieder glücklichere Zeiten, wo man freyer für schönen Lebensgenuß leben und wirken kann, und wo einem Hausvater nicht immer die Fragen im Kopfe liegen, was der Preis von Zucker und Butter und Fleisch und aller ersten Bedürfnisse des Lebens ist, von denen sich der göttliche Funken in uns hier in seiner irdischen Wohnung einmal nicht ganz unabhängig machen kann.<br><span class="cite tp-46498 ">Diesmal war der Ruf des mir überschickten Stücks </span><span class="cite tp-46498 index-162 tp-41810 ">des Athenäums</span><span class="cite tp-46498 "> </span><span class="cite tp-46498 notice-2989 ">[2]</span><span class="cite tp-46498 "> lange vorauf gegangen.</span> <span class="index-198 tp-30636 ">Woltmann</span> fragte mich schon vor geraumer Zeit sehr begierig, ob ich es noch nicht erhalten hätte. Mehrere meiner Bekannten, welche Theilnehmer von Lesegesellschaften sind, hatten mir schon Züge aus den Notizen mitgetheilt. <span class="cite tp-57907 ">Es ist wahr, ihr seyd den rechten Weg eingeschlagen, um bey der herrschenden Abstumpfung kräftige Sensation zu erregen</span>. Es finden sich viele sehr treffende und ächt witzige Einfälle darunter, die auch meistentheils als gerechte Repressalien zu betrachten sind. Dennoch muß ich mit brüderlicher Freymüthigkeit hinzufügen, daß ich den Ton nicht ganz billige. Es wird dadurch gewiß nicht für das Beste der Litteratur gefrommt und nur Erbitterung gewirkt. Ich habe es an <span class="index-425 tp-30637 ">Fiorillo</span> geschickt, der jetzt Professor extraordinarius geworden ist, und dann hat es sich <span class="index-257 tp-30639 ">Heyne</span> ausgebeten, der, als ich ihm verschiedenes aus den Notizen erzählte, von einer Ecke des Zimmers in die andere sprang. <span class="index-3194 tp-30642 ">Dein Aufsatz über </span><span class="index-3194 tp-30642 index-1020 tp-30638 ">Flaxmanns</span><span class="index-3194 tp-30642 "> Umrisse</span> hat mich sehr interessirt. <span class="index-2459 tp-30651 ">Die Elegie</span> und <span class="index-1418 tp-30650 ">den Gesang aus </span><span class="index-1418 tp-30650 index-836 tp-43242 ">dem Orlando</span>, bey welchem auch hier Deine Uebersetzer-Kraft allgemein bewundert worden ist, muß ich mir auf eine etwas freyere Zeit aufsparen. Metrische Kunstwerke rechne ich immer zu einer anstrengenden Lectür, und ich habe mich bisher bey meinen Arbeiten nur auf Lectür einschränken <span class="overstrike-1 ">kö</span> müssen, die dem Zustande einer fast gänzlichen Abspannung angemessen ist.<br>Es freut mich außerordentlich, daß Du Plane zu eigenen größeren Geisteswerken entwirfst. Deine Commission wegen der älteren französischen Romane habe ich sogleich ausgerichtet; es ist aber in diesem Fache <span class="notice-2990 ">[3]</span> wenig Trost auf <span class="index-6248 tp-43243 ">der hiesigen Bibliothek</span> zu finden. Unter den Romanen, nach denen Du frägst, ist nur <span class="index-5246 tp-30644 ">der </span><span class="index-5246 tp-30644 family-courier ">Perceforest</span> vorhanden; <span class="index-2677 tp-43244 family-courier ">Tristan</span> in <span class="index-1395 tp-43245 ">einer deutschen Uebersetzung</span>, und die übrigen gar nicht. In der Eil habe ich aus dem Real-Catalogus ausgezeichnet, was ungefähr in diesem Fache da ist, und lege es hier bey; von den etwa darinn vorkommenden Schnitzern schiebst Du die Schuld auf meine gänzliche Ignoranz in diesem Zweige der Litteratur und auf die unleserliche Hand <span class="index-6483 tp-43246 ">des seel. Hambergers</span>. Ich zweifle nicht, daß <span class="index-257 tp-43247 ">Heyne</span> Dir gern das eine oder das andere mit<span class="overstrike-1 ">ge</span>theilt, was Du zu erhalten wünschest. Doch glaube ich, sähe er gern, daß <span class="index-8 tp-43248 ">Friedrich</span> nun die erhaltenen Bücher zurückschickte; er erinnerte daran, und ich bitte sehr darum, da ich für ihn Bürge geworden bin.<br>Hier schicke ich Dir auch alles, was ich noch an interessanten Briefen von <span class="index-2140 tp-43249 ">dem verewigten August</span> habe. Nun habe ich gar nichts mehr, als <span class="index-6479 tp-43250 ">die ostindische Reisebeschreibung</span>, die ich gar nicht gern aus den Händen lasse, um doch Ein Andenken von ihm zu behalten. <span class="index-2139 tp-30645 ">Henriette</span> meint, daß es ein möglicher Fall sey, daß sich die Defension noch bey <span class="index-1393 tp-30640 ">Karl</span> befinde, bey dem auch nicht leicht, wenn etwas erst in den Abgrund der der Acten hinunter gestürzt ist, an eine Erlösung zu denken ist. In den beygehenden Briefen wirst Du keine erhebliche Nachrichten über des seel. Augusts Carriere in Ostindien finden, wohl aber manches, was über seinen Charakter nähere Aufschlüsse giebt, da sie fast sämtlich in der kritischen Periode der ersten gewaltigen Gährung sei<span class="notice-2991 ">[4]</span>ner edleren Kräfte geschrieben sind. Die Lectür wird Dich traurig stimmen, wie mich das nochmalige Durchblättern derselben. Es kommen einige Dinge darinn vor, die ich noch niemals jemanden mitgetheilt habe. Ich trage aber kein Bedenken, Dir zu Deinem Zweck alles mitzutheilen, und weiß, daß Du davon einen discreten Gebrauch machen wirst. Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.<br>Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und <span class="index-23 tp-30647 ">Deiner lieben Gattinn</span> Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch <span class="index-4392 tp-30654 ">Hoppenstädt</span> von euch <span class="offset-4 ">zu</span> erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. Ich freue mich sehr des Wiedersehens <span class="index-2286 tp-30659 index-3671 tp-30661 index-3460 tp-30662 ">der Meinigen</span>, besorge aber, daß <span class="index-2286 tp-30653 ">meine Frau</span> nun auf eine Zeit lang wieder ganz für <span class="index-2 tp-30641 ">Göttingen</span> verstimmt seyn wird. Man hatte mich sehr gebeten, mit dem Wagen nach <span class="index-173 tp-30655 ">Hannover</span> zu fahren und dort die Meinigen zu erwarten; ich konnte mich aber nicht abmüßigen, und, so lange die Spannung zwischen <span class="index-264 tp-30648 ">meiner Mutter</span> und <span class="index-1392 tp-30649 ">Julchen</span> dauert, ist dort auch wenig Vergnügen zu finden. Bey Julchen habe ich in voriger Woche meinen Geburtstag gefeyert, und habe sie so gut gefunden, daß ich ihretwegen gar nicht mehr besorgt bin. Meine besten Empfehlungen an Deine Gattinn. <span class="index-8 tp-30657 ">Friedrich</span>, der ohne Zwe<span class="notice-20523 ">[i]</span>fel noch bey Dir ist, grüße ich freundschaftlichst. Was sagt denn er zu <span class="index-149 tp-30656 index-5248 tp-30658 ">Kants</span><span class="index-5248 tp-30658 "> Erklärung</span>? und wie viele Federn werden dadurch noch in Bewegung g<span class="notice-20524 ">[e]</span>setzt werden! Behalte mich in brüderlichem Andenken, und lebe wohl. Der Deinige<br>K. A. M. 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Es kommen einige Dinge darinn vor, die ich noch niemals jemanden mitgetheilt habe. Ich trage aber kein Bedenken, Dir zu Deinem Zweck alles mitzutheilen, und weiß, daß Du davon einen discreten Gebrauch machen wirst. Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.<br>Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und <span class="index-23 tp-30647 ">Deiner lieben Gattinn</span> Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch <span class="index-4392 tp-30654 ">Hoppenstädt</span> von euch <span class="offset-4 ">zu</span> erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. 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Es kommen dann auch wohl wieder glücklichere Zeiten, wo man freyer für schönen Lebensgenuß leben und wirken kann, und wo einem Hausvater nicht immer die Fragen im Kopfe liegen, was der Preis von Zucker und Butter und Fleisch und aller ersten Bedürfnisse des Lebens ist, von denen sich der göttliche Funken in uns hier in seiner irdischen Wohnung einmal nicht ganz unabhängig machen kann.<lb/>Diesmal war der Ruf des mir überschickten Stücks <name key="162" type="periodical">des Athenäums</name> <milestone unit="start" n="2989"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2989"/> lange vorauf gegangen. <persName key="198">Woltmann</persName> fragte mich schon vor geraumer Zeit sehr begierig, ob ich es noch nicht erhalten hätte. Mehrere meiner Bekannten, welche Theilnehmer von Lesegesellschaften sind, hatten mir schon Züge aus den Notizen mitgetheilt. 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Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.<lb/>Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und <persName key="23">Deiner lieben Gattinn</persName> Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch <persName key="4392">Hoppenstädt</persName> von euch <hi rend="offset:4">zu</hi> erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. Ich freue mich sehr des Wiedersehens <persName key="2286"><persName key="3671"><persName key="3460">der Meinigen</persName></persName></persName>, besorge aber, daß <persName key="2286">meine Frau</persName> nun auf eine Zeit lang wieder ganz für <placeName key="2">Göttingen</placeName> verstimmt seyn wird. Man hatte mich sehr gebeten, mit dem Wagen nach <placeName key="173">Hannover</placeName> zu fahren und dort die Meinigen zu erwarten; ich konnte mich aber nicht abmüßigen, und, so lange die Spannung zwischen <persName key="264">meiner Mutter</persName> und <persName key="1392">Julchen</persName> dauert, ist dort auch wenig Vergnügen zu finden. Bey Julchen habe ich in voriger Woche meinen Geburtstag gefeyert, und habe sie so gut gefunden, daß ich ihretwegen gar nicht mehr besorgt bin. Meine besten Empfehlungen an Deine Gattinn. <persName key="8">Friedrich</persName>, der ohne Zwe<milestone unit="start" n="20523"/>[i]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="20523"/>fel noch bey Dir ist, grüße ich freundschaftlichst. Was sagt denn er zu <name key="5248" type="work"><persName key="149">Kants</persName> Erklärung</name>? und wie viele Federn werden dadurch noch in Bewegung g<milestone unit="start" n="20524"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="20524"/>setzt werden! Behalte mich in brüderlichem Andenken, und lebe wohl. Der Deinige<lb/>K. A. M. Schlegel.<lb/><placeName key="2">Göttingen</placeName>, d. 2 Oct. 1799.</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="2988"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2988"/> Bester Bruder, <lb/>Bisher habe ich Deine und <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB30628"/>Friedrichs<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE30628"/> freundschaftliche Aufmerksamkeiten immer so ganz stillschweigend angenommen, da die letzte Zeit den Stücken <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB30629"/>des Athenäums<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE30629"/> und <anchor type="b" n="345" ana="12" xml:id="NidB30632"/><anchor type="b" n="347" ana="12" xml:id="NidB30633"/>den Theilen <anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB30631"/>des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB30630"/>Shakespeare<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE30630"/><anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE30631"/><anchor type="e" n="347" ana="12" xml:id="NidE30633"/><anchor type="e" n="345" ana="12" xml:id="NidE30632"/> immer nur wenige Zeilen beygefügt waren, denen ein ausführlicherer Brief folgen sollte. Ich muß mich doch endlich meiner Schuld entledigen, und wenn auch die Gelegenheit, wodurch Du diesen Brief erhältst, nicht vorgekommen wäre, würde ich doch morgen mit der Post geschrieben haben. Wie lebhaft erwachte meine Sehnsucht, euch einmal wieder zu sehen, als gestern <anchor type="b" n="4392" ana="11" xml:id="NidB30634"/>der Assessor Hoppenstädt<anchor type="e" n="4392" ana="11" xml:id="NidE30634"/> mir seinen schönen Reiseplan erzählte. Schon lange habe ich mich mit der Idee getragen, einmal auf acht Tage zu euch zu kommen, und von dort ab einige Kreuz- und Queerzüge zu machen, und dieser Plan soll gewiß noch realisirt werden. Für dies Jahr mußte er dem Reiseplane <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB30635"/>meiner Frau<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE30635"/> weichen. Es kommen dann auch wohl wieder glücklichere Zeiten, wo man freyer für schönen Lebensgenuß leben und wirken kann, und wo einem Hausvater nicht immer die Fragen im Kopfe liegen, was der Preis von Zucker und Butter und Fleisch und aller ersten Bedürfnisse des Lebens ist, von denen sich der göttliche Funken in uns hier in seiner irdischen Wohnung einmal nicht ganz unabhängig machen kann.<lb/><anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB46498"/>Diesmal war der Ruf des mir überschickten Stücks <anchor type="b" n="162" ana="13" xml:id="NidB41810"/>des Athenäums<anchor type="e" n="162" ana="13" xml:id="NidE41810"/> <milestone unit="start" n="2989"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2989"/> lange vorauf gegangen.<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE46498"/> <anchor type="b" n="198" ana="11" xml:id="NidB30636"/>Woltmann<anchor type="e" n="198" ana="11" xml:id="NidE30636"/> fragte mich schon vor geraumer Zeit sehr begierig, ob ich es noch nicht erhalten hätte. Mehrere meiner Bekannten, welche Theilnehmer von Lesegesellschaften sind, hatten mir schon Züge aus den Notizen mitgetheilt. <anchor type="b" n="9059" ana="16" xml:id="NidB57907"/>Es ist wahr, ihr seyd den rechten Weg eingeschlagen, um bey der herrschenden Abstumpfung kräftige Sensation zu erregen<anchor type="e" n="9059" ana="16" xml:id="NidE57907"/>. Es finden sich viele sehr treffende und ächt witzige Einfälle darunter, die auch meistentheils als gerechte Repressalien zu betrachten sind. Dennoch muß ich mit brüderlicher Freymüthigkeit hinzufügen, daß ich den Ton nicht ganz billige. Es wird dadurch gewiß nicht für das Beste der Litteratur gefrommt und nur Erbitterung gewirkt. Ich habe es an <anchor type="b" n="425" ana="11" xml:id="NidB30637"/>Fiorillo<anchor type="e" n="425" ana="11" xml:id="NidE30637"/> geschickt, der jetzt Professor extraordinarius geworden ist, und dann hat es sich <anchor type="b" n="257" ana="11" xml:id="NidB30639"/>Heyne<anchor type="e" n="257" ana="11" xml:id="NidE30639"/> ausgebeten, der, als ich ihm verschiedenes aus den Notizen erzählte, von einer Ecke des Zimmers in die andere sprang. <anchor type="b" n="3194" ana="12" xml:id="NidB30642"/>Dein Aufsatz über <anchor type="b" n="1020" ana="11" xml:id="NidB30638"/>Flaxmanns<anchor type="e" n="1020" ana="11" xml:id="NidE30638"/> Umrisse<anchor type="e" n="3194" ana="12" xml:id="NidE30642"/> hat mich sehr interessirt. <anchor type="b" n="2459" ana="12" xml:id="NidB30651"/>Die Elegie<anchor type="e" n="2459" ana="12" xml:id="NidE30651"/> und <anchor type="b" n="1418" ana="12" xml:id="NidB30650"/>den Gesang aus <anchor type="b" n="836" ana="12" xml:id="NidB43242"/>dem Orlando<anchor type="e" n="836" ana="12" xml:id="NidE43242"/><anchor type="e" n="1418" ana="12" xml:id="NidE30650"/>, bey welchem auch hier Deine Uebersetzer-Kraft allgemein bewundert worden ist, muß ich mir auf eine etwas freyere Zeit aufsparen. Metrische Kunstwerke rechne ich immer zu einer anstrengenden Lectür, und ich habe mich bisher bey meinen Arbeiten nur auf Lectür einschränken <hi rend="overstrike:1">kö</hi> müssen, die dem Zustande einer fast gänzlichen Abspannung angemessen ist.<lb/>Es freut mich außerordentlich, daß Du Plane zu eigenen größeren Geisteswerken entwirfst. Deine Commission wegen der älteren französischen Romane habe ich sogleich ausgerichtet; es ist aber in diesem Fache <milestone unit="start" n="2990"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="2990"/> wenig Trost auf <anchor type="b" n="6248" ana="15" xml:id="NidB43243"/>der hiesigen Bibliothek<anchor type="e" n="6248" ana="15" xml:id="NidE43243"/> zu finden. Unter den Romanen, nach denen Du frägst, ist nur <anchor type="b" n="5246" ana="12" xml:id="NidB30644"/>der <hi rend="family:Courier">Perceforest</hi><anchor type="e" n="5246" ana="12" xml:id="NidE30644"/> vorhanden; <anchor type="b" n="2677" ana="12" xml:id="NidB43244"/><hi rend="family:Courier">Tristan</hi><anchor type="e" n="2677" ana="12" xml:id="NidE43244"/> in <anchor type="b" n="1395" ana="12" xml:id="NidB43245"/>einer deutschen Uebersetzung<anchor type="e" n="1395" ana="12" xml:id="NidE43245"/>, und die übrigen gar nicht. In der Eil habe ich aus dem Real-Catalogus ausgezeichnet, was ungefähr in diesem Fache da ist, und lege es hier bey; von den etwa darinn vorkommenden Schnitzern schiebst Du die Schuld auf meine gänzliche Ignoranz in diesem Zweige der Litteratur und auf die unleserliche Hand <anchor type="b" n="6483" ana="11" xml:id="NidB43246"/>des seel. Hambergers<anchor type="e" n="6483" ana="11" xml:id="NidE43246"/>. Ich zweifle nicht, daß <anchor type="b" n="257" ana="11" xml:id="NidB43247"/>Heyne<anchor type="e" n="257" ana="11" xml:id="NidE43247"/> Dir gern das eine oder das andere mit<hi rend="overstrike:1">ge</hi>theilt, was Du zu erhalten wünschest. Doch glaube ich, sähe er gern, daß <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB43248"/>Friedrich<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE43248"/> nun die erhaltenen Bücher zurückschickte; er erinnerte daran, und ich bitte sehr darum, da ich für ihn Bürge geworden bin.<lb/>Hier schicke ich Dir auch alles, was ich noch an interessanten Briefen von <anchor type="b" n="2140" ana="11" xml:id="NidB43249"/>dem verewigten August<anchor type="e" n="2140" ana="11" xml:id="NidE43249"/> habe. Nun habe ich gar nichts mehr, als <anchor type="b" n="6479" ana="12" xml:id="NidB43250"/>die ostindische Reisebeschreibung<anchor type="e" n="6479" ana="12" xml:id="NidE43250"/>, die ich gar nicht gern aus den Händen lasse, um doch Ein Andenken von ihm zu behalten. <anchor type="b" n="2139" ana="11" xml:id="NidB30645"/>Henriette<anchor type="e" n="2139" ana="11" xml:id="NidE30645"/> meint, daß es ein möglicher Fall sey, daß sich die Defension noch bey <anchor type="b" n="1393" ana="11" xml:id="NidB30640"/>Karl<anchor type="e" n="1393" ana="11" xml:id="NidE30640"/> befinde, bey dem auch nicht leicht, wenn etwas erst in den Abgrund der der Acten hinunter gestürzt ist, an eine Erlösung zu denken ist. In den beygehenden Briefen wirst Du keine erhebliche Nachrichten über des seel. 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Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.<lb/>Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und <anchor type="b" n="23" ana="11" xml:id="NidB30647"/>Deiner lieben Gattinn<anchor type="e" n="23" ana="11" xml:id="NidE30647"/> Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch <anchor type="b" n="4392" ana="11" xml:id="NidB30654"/>Hoppenstädt<anchor type="e" n="4392" ana="11" xml:id="NidE30654"/> von euch <hi rend="offset:4">zu</hi> erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. 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[1] Bester Bruder,
Bisher habe ich Deine und Friedrichs freundschaftliche Aufmerksamkeiten immer so ganz stillschweigend angenommen, da die letzte Zeit den Stücken des Athenäums und den Theilen des Shakespeare immer nur wenige Zeilen beygefügt waren, denen ein ausführlicherer Brief folgen sollte. Ich muß mich doch endlich meiner Schuld entledigen, und wenn auch die Gelegenheit, wodurch Du diesen Brief erhältst, nicht vorgekommen wäre, würde ich doch morgen mit der Post geschrieben haben. Wie lebhaft erwachte meine Sehnsucht, euch einmal wieder zu sehen, als gestern der Assessor Hoppenstädt mir seinen schönen Reiseplan erzählte. Schon lange habe ich mich mit der Idee getragen, einmal auf acht Tage zu euch zu kommen, und von dort ab einige Kreuz- und Queerzüge zu machen, und dieser Plan soll gewiß noch realisirt werden. Für dies Jahr mußte er dem Reiseplane meiner Frau weichen. Es kommen dann auch wohl wieder glücklichere Zeiten, wo man freyer für schönen Lebensgenuß leben und wirken kann, und wo einem Hausvater nicht immer die Fragen im Kopfe liegen, was der Preis von Zucker und Butter und Fleisch und aller ersten Bedürfnisse des Lebens ist, von denen sich der göttliche Funken in uns hier in seiner irdischen Wohnung einmal nicht ganz unabhängig machen kann.
Diesmal war der Ruf des mir überschickten Stücks des Athenäums [2] lange vorauf gegangen. Woltmann fragte mich schon vor geraumer Zeit sehr begierig, ob ich es noch nicht erhalten hätte. Mehrere meiner Bekannten, welche Theilnehmer von Lesegesellschaften sind, hatten mir schon Züge aus den Notizen mitgetheilt. Es ist wahr, ihr seyd den rechten Weg eingeschlagen, um bey der herrschenden Abstumpfung kräftige Sensation zu erregen. Es finden sich viele sehr treffende und ächt witzige Einfälle darunter, die auch meistentheils als gerechte Repressalien zu betrachten sind. Dennoch muß ich mit brüderlicher Freymüthigkeit hinzufügen, daß ich den Ton nicht ganz billige. Es wird dadurch gewiß nicht für das Beste der Litteratur gefrommt und nur Erbitterung gewirkt. Ich habe es an Fiorillo geschickt, der jetzt Professor extraordinarius geworden ist, und dann hat es sich Heyne ausgebeten, der, als ich ihm verschiedenes aus den Notizen erzählte, von einer Ecke des Zimmers in die andere sprang. Dein Aufsatz über Flaxmanns Umrisse hat mich sehr interessirt. Die Elegie und den Gesang aus dem Orlando, bey welchem auch hier Deine Uebersetzer-Kraft allgemein bewundert worden ist, muß ich mir auf eine etwas freyere Zeit aufsparen. Metrische Kunstwerke rechne ich immer zu einer anstrengenden Lectür, und ich habe mich bisher bey meinen Arbeiten nur auf Lectür einschränken kö müssen, die dem Zustande einer fast gänzlichen Abspannung angemessen ist.
Es freut mich außerordentlich, daß Du Plane zu eigenen größeren Geisteswerken entwirfst. Deine Commission wegen der älteren französischen Romane habe ich sogleich ausgerichtet; es ist aber in diesem Fache [3] wenig Trost auf der hiesigen Bibliothek zu finden. Unter den Romanen, nach denen Du frägst, ist nur der Perceforest vorhanden; Tristan in einer deutschen Uebersetzung, und die übrigen gar nicht. In der Eil habe ich aus dem Real-Catalogus ausgezeichnet, was ungefähr in diesem Fache da ist, und lege es hier bey; von den etwa darinn vorkommenden Schnitzern schiebst Du die Schuld auf meine gänzliche Ignoranz in diesem Zweige der Litteratur und auf die unleserliche Hand des seel. Hambergers. Ich zweifle nicht, daß Heyne Dir gern das eine oder das andere mitgetheilt, was Du zu erhalten wünschest. Doch glaube ich, sähe er gern, daß Friedrich nun die erhaltenen Bücher zurückschickte; er erinnerte daran, und ich bitte sehr darum, da ich für ihn Bürge geworden bin.
Hier schicke ich Dir auch alles, was ich noch an interessanten Briefen von dem verewigten August habe. Nun habe ich gar nichts mehr, als die ostindische Reisebeschreibung, die ich gar nicht gern aus den Händen lasse, um doch Ein Andenken von ihm zu behalten. Henriette meint, daß es ein möglicher Fall sey, daß sich die Defension noch bey Karl befinde, bey dem auch nicht leicht, wenn etwas erst in den Abgrund der der Acten hinunter gestürzt ist, an eine Erlösung zu denken ist. In den beygehenden Briefen wirst Du keine erhebliche Nachrichten über des seel. Augusts Carriere in Ostindien finden, wohl aber manches, was über seinen Charakter nähere Aufschlüsse giebt, da sie fast sämtlich in der kritischen Periode der ersten gewaltigen Gährung sei[4]ner edleren Kräfte geschrieben sind. Die Lectür wird Dich traurig stimmen, wie mich das nochmalige Durchblättern derselben. Es kommen einige Dinge darinn vor, die ich noch niemals jemanden mitgetheilt habe. Ich trage aber kein Bedenken, Dir zu Deinem Zweck alles mitzutheilen, und weiß, daß Du davon einen discreten Gebrauch machen wirst. Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.
Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und Deiner lieben Gattinn Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch Hoppenstädt von euch zu erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. Ich freue mich sehr des Wiedersehens der Meinigen, besorge aber, daß meine Frau nun auf eine Zeit lang wieder ganz für Göttingen verstimmt seyn wird. Man hatte mich sehr gebeten, mit dem Wagen nach Hannover zu fahren und dort die Meinigen zu erwarten; ich konnte mich aber nicht abmüßigen, und, so lange die Spannung zwischen meiner Mutter und Julchen dauert, ist dort auch wenig Vergnügen zu finden. Bey Julchen habe ich in voriger Woche meinen Geburtstag gefeyert, und habe sie so gut gefunden, daß ich ihretwegen gar nicht mehr besorgt bin. Meine besten Empfehlungen an Deine Gattinn. Friedrich, der ohne Zwe[i]fel noch bey Dir ist, grüße ich freundschaftlichst. Was sagt denn er zu Kants Erklärung? und wie viele Federn werden dadurch noch in Bewegung g[e]setzt werden! Behalte mich in brüderlichem Andenken, und lebe wohl. Der Deinige
K. A. M. Schlegel.
Göttingen, d. 2 Oct. 1799.
Bisher habe ich Deine und Friedrichs freundschaftliche Aufmerksamkeiten immer so ganz stillschweigend angenommen, da die letzte Zeit den Stücken des Athenäums und den Theilen des Shakespeare immer nur wenige Zeilen beygefügt waren, denen ein ausführlicherer Brief folgen sollte. Ich muß mich doch endlich meiner Schuld entledigen, und wenn auch die Gelegenheit, wodurch Du diesen Brief erhältst, nicht vorgekommen wäre, würde ich doch morgen mit der Post geschrieben haben. Wie lebhaft erwachte meine Sehnsucht, euch einmal wieder zu sehen, als gestern der Assessor Hoppenstädt mir seinen schönen Reiseplan erzählte. Schon lange habe ich mich mit der Idee getragen, einmal auf acht Tage zu euch zu kommen, und von dort ab einige Kreuz- und Queerzüge zu machen, und dieser Plan soll gewiß noch realisirt werden. Für dies Jahr mußte er dem Reiseplane meiner Frau weichen. Es kommen dann auch wohl wieder glücklichere Zeiten, wo man freyer für schönen Lebensgenuß leben und wirken kann, und wo einem Hausvater nicht immer die Fragen im Kopfe liegen, was der Preis von Zucker und Butter und Fleisch und aller ersten Bedürfnisse des Lebens ist, von denen sich der göttliche Funken in uns hier in seiner irdischen Wohnung einmal nicht ganz unabhängig machen kann.
Diesmal war der Ruf des mir überschickten Stücks des Athenäums [2] lange vorauf gegangen. Woltmann fragte mich schon vor geraumer Zeit sehr begierig, ob ich es noch nicht erhalten hätte. Mehrere meiner Bekannten, welche Theilnehmer von Lesegesellschaften sind, hatten mir schon Züge aus den Notizen mitgetheilt. Es ist wahr, ihr seyd den rechten Weg eingeschlagen, um bey der herrschenden Abstumpfung kräftige Sensation zu erregen. Es finden sich viele sehr treffende und ächt witzige Einfälle darunter, die auch meistentheils als gerechte Repressalien zu betrachten sind. Dennoch muß ich mit brüderlicher Freymüthigkeit hinzufügen, daß ich den Ton nicht ganz billige. Es wird dadurch gewiß nicht für das Beste der Litteratur gefrommt und nur Erbitterung gewirkt. Ich habe es an Fiorillo geschickt, der jetzt Professor extraordinarius geworden ist, und dann hat es sich Heyne ausgebeten, der, als ich ihm verschiedenes aus den Notizen erzählte, von einer Ecke des Zimmers in die andere sprang. Dein Aufsatz über Flaxmanns Umrisse hat mich sehr interessirt. Die Elegie und den Gesang aus dem Orlando, bey welchem auch hier Deine Uebersetzer-Kraft allgemein bewundert worden ist, muß ich mir auf eine etwas freyere Zeit aufsparen. Metrische Kunstwerke rechne ich immer zu einer anstrengenden Lectür, und ich habe mich bisher bey meinen Arbeiten nur auf Lectür einschränken kö müssen, die dem Zustande einer fast gänzlichen Abspannung angemessen ist.
Es freut mich außerordentlich, daß Du Plane zu eigenen größeren Geisteswerken entwirfst. Deine Commission wegen der älteren französischen Romane habe ich sogleich ausgerichtet; es ist aber in diesem Fache [3] wenig Trost auf der hiesigen Bibliothek zu finden. Unter den Romanen, nach denen Du frägst, ist nur der Perceforest vorhanden; Tristan in einer deutschen Uebersetzung, und die übrigen gar nicht. In der Eil habe ich aus dem Real-Catalogus ausgezeichnet, was ungefähr in diesem Fache da ist, und lege es hier bey; von den etwa darinn vorkommenden Schnitzern schiebst Du die Schuld auf meine gänzliche Ignoranz in diesem Zweige der Litteratur und auf die unleserliche Hand des seel. Hambergers. Ich zweifle nicht, daß Heyne Dir gern das eine oder das andere mitgetheilt, was Du zu erhalten wünschest. Doch glaube ich, sähe er gern, daß Friedrich nun die erhaltenen Bücher zurückschickte; er erinnerte daran, und ich bitte sehr darum, da ich für ihn Bürge geworden bin.
Hier schicke ich Dir auch alles, was ich noch an interessanten Briefen von dem verewigten August habe. Nun habe ich gar nichts mehr, als die ostindische Reisebeschreibung, die ich gar nicht gern aus den Händen lasse, um doch Ein Andenken von ihm zu behalten. Henriette meint, daß es ein möglicher Fall sey, daß sich die Defension noch bey Karl befinde, bey dem auch nicht leicht, wenn etwas erst in den Abgrund der der Acten hinunter gestürzt ist, an eine Erlösung zu denken ist. In den beygehenden Briefen wirst Du keine erhebliche Nachrichten über des seel. Augusts Carriere in Ostindien finden, wohl aber manches, was über seinen Charakter nähere Aufschlüsse giebt, da sie fast sämtlich in der kritischen Periode der ersten gewaltigen Gährung sei[4]ner edleren Kräfte geschrieben sind. Die Lectür wird Dich traurig stimmen, wie mich das nochmalige Durchblättern derselben. Es kommen einige Dinge darinn vor, die ich noch niemals jemanden mitgetheilt habe. Ich trage aber kein Bedenken, Dir zu Deinem Zweck alles mitzutheilen, und weiß, daß Du davon einen discreten Gebrauch machen wirst. Am besten wird es seyn, wenn Du alles, nach davon gemachtem Gebrauche, der Flamme opferst.
Recht sehr habe ich mich der in Deinem Briefe enthaltenen Nachrichten von Deinem und Deiner lieben Gattinn Wohlseyn gefreut und sehe den Nachrichten, die ich durch Hoppenstädt von euch zu erhalten denke, mit Vergnügen entgegen. Fahret fort, im vollsten Sinne des Worts zu leben. Mein Wittwerstand geht zu Ende; ehegestern habe ich den Wagen dahin abgeschickt. Ich freue mich sehr des Wiedersehens der Meinigen, besorge aber, daß meine Frau nun auf eine Zeit lang wieder ganz für Göttingen verstimmt seyn wird. Man hatte mich sehr gebeten, mit dem Wagen nach Hannover zu fahren und dort die Meinigen zu erwarten; ich konnte mich aber nicht abmüßigen, und, so lange die Spannung zwischen meiner Mutter und Julchen dauert, ist dort auch wenig Vergnügen zu finden. Bey Julchen habe ich in voriger Woche meinen Geburtstag gefeyert, und habe sie so gut gefunden, daß ich ihretwegen gar nicht mehr besorgt bin. Meine besten Empfehlungen an Deine Gattinn. Friedrich, der ohne Zwe[i]fel noch bey Dir ist, grüße ich freundschaftlichst. Was sagt denn er zu Kants Erklärung? und wie viele Federn werden dadurch noch in Bewegung g[e]setzt werden! Behalte mich in brüderlichem Andenken, und lebe wohl. Der Deinige
K. A. M. Schlegel.
Göttingen, d. 2 Oct. 1799.