• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Coppet · Date: 28.09.1808
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 28.09.1808
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 623‒626.
  • Incipit: „[1] Wien den 28ten Septemb 1808.
    Geliebter Bruder, mein letzter Brief wird Dich einigermaßen in Sorge versetzt haben. Ich muß also nur [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-8
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,I,60
  • Number of Pages: 8 S. auf Doppelbl., hs. m. U
  • Format: 19,2 x 11,8 cm
    Language
  • German
[1] Wien den 28ten Septemb 1808.
Geliebter Bruder, mein letzter Brief wird Dich einigermaßen in Sorge versetzt haben. Ich muß also nur eilen zu melden was sich darauf bezieht. Es würde schon vorigen Posttag geschehen sein, aber da war alles noch unentschiedner; heute kann ich wenigstens desto gründlicher schreiben, auch in Rücksicht dessen was die Stael an mich geschrieben. – Bei den obern Behörden, an die ich mich wandte, fand ich Billigkeit, und da ich deutlich sah, daß hier kein Vorurtheil gegen mich Statt fand, so trug ich kein Bedenken, wegen des längeren Aufenthalts nach Hormayrs Rath förmlich einzukommen. Ich werde den günstigen Bescheid, wie mir schon gesagt wurde, ohne Zweifel erhalten; für jetzt bis zum 1ten Dec. Glaube indessen nur nicht, daß ich mich ganz umsonst schrecken lassen. Es war allerdings übler Wille und Absicht gegen mich, von Seiten der Subalternen, deren einige mit Schreivogel pp zusammenhängen, angezettelt. – Unterdessen habe ich weder von Rottenhan noch Sickingen Antwort, was mir nicht ganz gefällt. Denn wenn ich nicht einmal einige wenige entschiedne und thätige Gönner und Beschützer habe, wie soll ich denn den Muth haben mich einer solchen Masse von Feinden und Hin[2]dernissen entgegen zu stellen? – Auf jeden Fall also bleibe ich nun noch eine Weile; wenigstens der erste Theil vom Karl soll denn doch hier fertig werden. Ich will doch ein Zeichen und Denkmahl hinterlassen, ehe ich gehe. – Kämest Du, so bliebe ich gewiß und ich wünsche nicht nur auf das lebhafteste daß Du kommen möchtest, sondern ich rathe auch Dir sowohl als der Stael nach reifer Ueberlegung nur mit bestem Gewissen dazu. Ihr solltet wenigstens gleich noch im Spätherbst nach München gehn, allenfalls etwas länger dort bleiben, wenn ja noch Umstände einträten welche eine andre Entscheidung herbeiführten. Wenn es die öffentlichen Angelegenheiten so erheischten, wie schnell könnte ich alsdann den Albert zurückbringen! – Eben so wenn es mit mir hier gar nicht fort wollte, käme ich dort zu Euch. Du findest Sophie dort; auch Tieck, den die Staël ja gerne zu kennen wünscht. Der Kronprinz, die Bibliothek, die Gemähldesammlung alles das ist doch für Dich nicht nur, sondern auch für die Staël unendlich besser und belebender als das öde geistlose Genf. – Kämest Du ganz her, wäre es freilich noch viel besser; sei auch [3] versichert, daß ich hier bleibe so lange es nur irgend geht und noch irgend Hoffnung sich zeigt. Die Reise nach München, wo Ihr doch das vorigemal viel zu kurz waret, ist der beste, erste Schritt dazu; die Stael entschließt sich auch wohl insofern eher dazu, weil sie selbst ihre hiesige gesellige Verhältnisse dann noch mehr sich entwickeln zu lassen und sich allenfalls noch dort zu bestimmen Zeit hat. Ich rathe also nicht nur, nach München zu reisen, sondern ich bitte und beschwöre Dich, daß Du auch aus brüderlicher Freundschaft beiträgst was Du nur immer kannst, daß es wirklich geschieht. Ich finde es gar zu nothwendig, in dieser entscheidenden Zeit mit Dir durchaus gemeinsam wirken zu können und an einem Orte zu leben.
Daß mich der Stael Auftrag einigermaßen in Verlegenheit gesetzt, kannst Du Dir leicht denken. Zwar war es mir leicht genug, des jungen Mannes Vertrauen zu gewinnen. Ich bin aber nicht nur fremd in diesen geselligen Verhältnissen, sondern ich weiß und wußte zu wenig, von [4] [welcher] Art ihre Freundschaft und Neigung für ihn ist, und darauf kommt doch alles an. Ist es eine leidenschaftliche Liebe, war es etwa gar daran, daß es zu einer Heirath hätte kommen können, so ist es besser sie sieht ihn nicht wieder, da einmal eine so grosse Störung zwischen ihnen Statt gefunden hat. – Ist es ein Verhältniß von leichterer oder doch von ruhigerer Art, so ist ja alles leicht wieder ins Gleiche zu bringen, wenn sie beide nur nicht den Fehler begehn, es zu schwer und zu leidenschaftlich zu nehmen. Ja dann würde ich ihr auch selbst in dieser Rücksicht bestimmt rathen zu kommen. – Ich bin in solchen Verhältnissen für das Entschiedne; war es eine bloße Galanterie so konnte es ohnehin nicht dauern, ist es eine daurende Freundschaft, so zertheilt sich ein solches Mißverhältniß ja leicht wieder. Auf jeden Fall hat sie ja hier der Verbindungen mehre, die ihr das reichlich ersetzen können; und auch jene wird sich am leichtesten wieder herstellen, wenn sie sie leicht nimmt und nicht mit einer zu großen [5] Leidenschaftlichkeit behandelt. –
Sophiens Reise hat sich, wie das in einem solchen Fall zu geschehn pflegt, wieder etwas verzögert. Doch denkt sie bis zum 6ten Oktober spätestens abgereist zu sein. Ihre Gesundheit ist fortdauernd nicht die beste, die bevorstehende Reise verursacht manche Geschäfte; daher wirst Du ihr Nichtschreiben bis auf einen etwas ruhigern Augenblick entschuldigen. Eine große Freude würde sie haben, Dich in München zu treffen. Auf jeden Fall bittet sie Dich aber, das Manuscript von Florio und Blancheflure mit nächstem nach München zu senden, sollte es auch etwas viel Porto kosten. Sie will es nun durchaus bald drucken lassen und findet dort durch Ludwig oder auch selbst wohl leicht Gelegenheit dazu. –
Das 5te und 6te Doppelheft vom Prometheus ist endlich ausgegeben. Geistinger hat in der Zeitung ankündigen lassen, daß es künftig in zwanglosen Heften erscheinen soll, und zwar so als sei er hinführo der eigentliche Redacteur. Auch die bisherigen Mitarbeiter sollen sich wegen des Honorars direct an ihn wenden. Ich denke ihn denn doch, da er so trotzt, wenigstens [6] einmal wegen Deiner und meiner Beiträge zu fragen; Seckendorf hat mich wenigstens gebeten es zu thun. Seckendorf hat eine Gegenerklärung drucken lassen; einige meynen, Stoll stecke heimlich mit Geistinger dahinter. Auf jeden Fall ist es trübselig für den Erfolg – ist der abtrünnige Stoll der alleinige Herausgeber, oder gar der elende Geistinger in eigner Person, so können wir uns schwerlich länger in Ehren damit befassen. – Sehr wahrscheinlich ist es auch bei solchen Umständen und Verhältnissen, daß der ganze Prometheus zu Grunde geht, wie auch die Einsiedler [Zeitung] und der Phöbus aufgehört haben. – Du hast wahrlich genug und vielleicht schon mehr als zu viel für diesen Prometheus gethan. Seckendorfs Redlichkeit verdient es auch. Aber gar zu ungeschickt war doch das Ganze angefangen.
Unterdessen hat eine sehr ausführliche Recension der Europa in der Allg.[emeinen] Lit.[eratur] Zeit.[ung] gestanden. Gelesen habe ich sie nicht. Sie muß aber im Wesentlichen günstig sein, denn Willmans schreibt mir [7] dringende Anträge, sie fortzusetzen. Ich bin auch sehr geneigt dazu und nehme für diesen Fall Deine volle und ganze Theilnahme in Ansprache. – Vielleicht auch für den Tristan, da Du selbst ihn doch gern bald gedruckt sehen willst. Mit Tieck ist das schon desfalls nichts, weil er den Zeitpunkt schon versäumt hat. Es sollte ein Allmanach für 1809 sein, dazu ist es nun aber zu spät. Er lebt hier sehr zerstreut und hat noch nichts dafür gethan. Verschiebt er es auf 1810, so dauert das wider zu lange. – Deinen Aufsatz über Styl und Manier im Prometheus habe ich nun auch gelesen. Ich bewundre allemal in solchen Abhandlungen von Dir die lebendige Klarheit des Vortrags. Am Inhalt wüßte ich nach meiner jetzigen Ansicht nur das auszusetzen, daß Du zu ausschließend die Kunst nur auf die Natur beziehst, da doch nur die Beziehung auf die Gottheit allein sie begreiflich machen kann. – In der letzten Zeit las ich unter andrem auch Coxeʼs Geschichte [8] von Oesterreich. Es ist nicht tief, aber leicht und lebendig darstellend. Ueberhaupt kenne ich die östreichische Geschichte bald so gut, als ob ich überall dabei gewesen wäre. Sehr Schade wäre es daher, wenn meine Vorlesungen nicht zu Stande kämen. Daß meine jetzige Begebenheit darin leider einen Aufschub wo nicht gar ein Hinderniß machen wird, kann ich mir nicht verschweigen. Schon das erste ist schlimm und schlägt meinen Muth nieder.
Die Zeitschrift des General Gomez ist größtentheils militärisch, so daß ich wohl nicht hineinpasse. –
Daß Du wieder so schön arbeitest, freut mich unaussprechlich. Shakespeare und die dramatischen Vorlesungen, beides ist gleich wichtig. Ich will Dir bald nachfolgen. – Helmina hast Du sehr gut geantwortet. Ich schriebe ihr für ihren guten Willen gern selbst, wenn ich nur nicht das große Porto bei der weiten Entfernung fürchtete. – Daß kann ich mir so recht denken, wie Schelling das Historische in meinem Werke lobt, damit ja nicht etwa von der Philosophie darin die Rede ist, von der er wohl merkt, daß sie der seinigen tödlich sein könnte! Und der alte Hexenmeister – Jakobi – der ehedessen auch schon einmal auf diesem Wege gewesen ist! – Ich sehne mich nach Briefen von Dir.
Ewig der Deine
Friedrich
[1] Wien den 28ten Septemb 1808.
Geliebter Bruder, mein letzter Brief wird Dich einigermaßen in Sorge versetzt haben. Ich muß also nur eilen zu melden was sich darauf bezieht. Es würde schon vorigen Posttag geschehen sein, aber da war alles noch unentschiedner; heute kann ich wenigstens desto gründlicher schreiben, auch in Rücksicht dessen was die Stael an mich geschrieben. – Bei den obern Behörden, an die ich mich wandte, fand ich Billigkeit, und da ich deutlich sah, daß hier kein Vorurtheil gegen mich Statt fand, so trug ich kein Bedenken, wegen des längeren Aufenthalts nach Hormayrs Rath förmlich einzukommen. Ich werde den günstigen Bescheid, wie mir schon gesagt wurde, ohne Zweifel erhalten; für jetzt bis zum 1ten Dec. Glaube indessen nur nicht, daß ich mich ganz umsonst schrecken lassen. Es war allerdings übler Wille und Absicht gegen mich, von Seiten der Subalternen, deren einige mit Schreivogel pp zusammenhängen, angezettelt. – Unterdessen habe ich weder von Rottenhan noch Sickingen Antwort, was mir nicht ganz gefällt. Denn wenn ich nicht einmal einige wenige entschiedne und thätige Gönner und Beschützer habe, wie soll ich denn den Muth haben mich einer solchen Masse von Feinden und Hin[2]dernissen entgegen zu stellen? – Auf jeden Fall also bleibe ich nun noch eine Weile; wenigstens der erste Theil vom Karl soll denn doch hier fertig werden. Ich will doch ein Zeichen und Denkmahl hinterlassen, ehe ich gehe. – Kämest Du, so bliebe ich gewiß und ich wünsche nicht nur auf das lebhafteste daß Du kommen möchtest, sondern ich rathe auch Dir sowohl als der Stael nach reifer Ueberlegung nur mit bestem Gewissen dazu. Ihr solltet wenigstens gleich noch im Spätherbst nach München gehn, allenfalls etwas länger dort bleiben, wenn ja noch Umstände einträten welche eine andre Entscheidung herbeiführten. Wenn es die öffentlichen Angelegenheiten so erheischten, wie schnell könnte ich alsdann den Albert zurückbringen! – Eben so wenn es mit mir hier gar nicht fort wollte, käme ich dort zu Euch. Du findest Sophie dort; auch Tieck, den die Staël ja gerne zu kennen wünscht. Der Kronprinz, die Bibliothek, die Gemähldesammlung alles das ist doch für Dich nicht nur, sondern auch für die Staël unendlich besser und belebender als das öde geistlose Genf. – Kämest Du ganz her, wäre es freilich noch viel besser; sei auch [3] versichert, daß ich hier bleibe so lange es nur irgend geht und noch irgend Hoffnung sich zeigt. Die Reise nach München, wo Ihr doch das vorigemal viel zu kurz waret, ist der beste, erste Schritt dazu; die Stael entschließt sich auch wohl insofern eher dazu, weil sie selbst ihre hiesige gesellige Verhältnisse dann noch mehr sich entwickeln zu lassen und sich allenfalls noch dort zu bestimmen Zeit hat. Ich rathe also nicht nur, nach München zu reisen, sondern ich bitte und beschwöre Dich, daß Du auch aus brüderlicher Freundschaft beiträgst was Du nur immer kannst, daß es wirklich geschieht. Ich finde es gar zu nothwendig, in dieser entscheidenden Zeit mit Dir durchaus gemeinsam wirken zu können und an einem Orte zu leben.
Daß mich der Stael Auftrag einigermaßen in Verlegenheit gesetzt, kannst Du Dir leicht denken. Zwar war es mir leicht genug, des jungen Mannes Vertrauen zu gewinnen. Ich bin aber nicht nur fremd in diesen geselligen Verhältnissen, sondern ich weiß und wußte zu wenig, von [4] [welcher] Art ihre Freundschaft und Neigung für ihn ist, und darauf kommt doch alles an. Ist es eine leidenschaftliche Liebe, war es etwa gar daran, daß es zu einer Heirath hätte kommen können, so ist es besser sie sieht ihn nicht wieder, da einmal eine so grosse Störung zwischen ihnen Statt gefunden hat. – Ist es ein Verhältniß von leichterer oder doch von ruhigerer Art, so ist ja alles leicht wieder ins Gleiche zu bringen, wenn sie beide nur nicht den Fehler begehn, es zu schwer und zu leidenschaftlich zu nehmen. Ja dann würde ich ihr auch selbst in dieser Rücksicht bestimmt rathen zu kommen. – Ich bin in solchen Verhältnissen für das Entschiedne; war es eine bloße Galanterie so konnte es ohnehin nicht dauern, ist es eine daurende Freundschaft, so zertheilt sich ein solches Mißverhältniß ja leicht wieder. Auf jeden Fall hat sie ja hier der Verbindungen mehre, die ihr das reichlich ersetzen können; und auch jene wird sich am leichtesten wieder herstellen, wenn sie sie leicht nimmt und nicht mit einer zu großen [5] Leidenschaftlichkeit behandelt. –
Sophiens Reise hat sich, wie das in einem solchen Fall zu geschehn pflegt, wieder etwas verzögert. Doch denkt sie bis zum 6ten Oktober spätestens abgereist zu sein. Ihre Gesundheit ist fortdauernd nicht die beste, die bevorstehende Reise verursacht manche Geschäfte; daher wirst Du ihr Nichtschreiben bis auf einen etwas ruhigern Augenblick entschuldigen. Eine große Freude würde sie haben, Dich in München zu treffen. Auf jeden Fall bittet sie Dich aber, das Manuscript von Florio und Blancheflure mit nächstem nach München zu senden, sollte es auch etwas viel Porto kosten. Sie will es nun durchaus bald drucken lassen und findet dort durch Ludwig oder auch selbst wohl leicht Gelegenheit dazu. –
Das 5te und 6te Doppelheft vom Prometheus ist endlich ausgegeben. Geistinger hat in der Zeitung ankündigen lassen, daß es künftig in zwanglosen Heften erscheinen soll, und zwar so als sei er hinführo der eigentliche Redacteur. Auch die bisherigen Mitarbeiter sollen sich wegen des Honorars direct an ihn wenden. Ich denke ihn denn doch, da er so trotzt, wenigstens [6] einmal wegen Deiner und meiner Beiträge zu fragen; Seckendorf hat mich wenigstens gebeten es zu thun. Seckendorf hat eine Gegenerklärung drucken lassen; einige meynen, Stoll stecke heimlich mit Geistinger dahinter. Auf jeden Fall ist es trübselig für den Erfolg – ist der abtrünnige Stoll der alleinige Herausgeber, oder gar der elende Geistinger in eigner Person, so können wir uns schwerlich länger in Ehren damit befassen. – Sehr wahrscheinlich ist es auch bei solchen Umständen und Verhältnissen, daß der ganze Prometheus zu Grunde geht, wie auch die Einsiedler [Zeitung] und der Phöbus aufgehört haben. – Du hast wahrlich genug und vielleicht schon mehr als zu viel für diesen Prometheus gethan. Seckendorfs Redlichkeit verdient es auch. Aber gar zu ungeschickt war doch das Ganze angefangen.
Unterdessen hat eine sehr ausführliche Recension der Europa in der Allg.[emeinen] Lit.[eratur] Zeit.[ung] gestanden. Gelesen habe ich sie nicht. Sie muß aber im Wesentlichen günstig sein, denn Willmans schreibt mir [7] dringende Anträge, sie fortzusetzen. Ich bin auch sehr geneigt dazu und nehme für diesen Fall Deine volle und ganze Theilnahme in Ansprache. – Vielleicht auch für den Tristan, da Du selbst ihn doch gern bald gedruckt sehen willst. Mit Tieck ist das schon desfalls nichts, weil er den Zeitpunkt schon versäumt hat. Es sollte ein Allmanach für 1809 sein, dazu ist es nun aber zu spät. Er lebt hier sehr zerstreut und hat noch nichts dafür gethan. Verschiebt er es auf 1810, so dauert das wider zu lange. – Deinen Aufsatz über Styl und Manier im Prometheus habe ich nun auch gelesen. Ich bewundre allemal in solchen Abhandlungen von Dir die lebendige Klarheit des Vortrags. Am Inhalt wüßte ich nach meiner jetzigen Ansicht nur das auszusetzen, daß Du zu ausschließend die Kunst nur auf die Natur beziehst, da doch nur die Beziehung auf die Gottheit allein sie begreiflich machen kann. – In der letzten Zeit las ich unter andrem auch Coxeʼs Geschichte [8] von Oesterreich. Es ist nicht tief, aber leicht und lebendig darstellend. Ueberhaupt kenne ich die östreichische Geschichte bald so gut, als ob ich überall dabei gewesen wäre. Sehr Schade wäre es daher, wenn meine Vorlesungen nicht zu Stande kämen. Daß meine jetzige Begebenheit darin leider einen Aufschub wo nicht gar ein Hinderniß machen wird, kann ich mir nicht verschweigen. Schon das erste ist schlimm und schlägt meinen Muth nieder.
Die Zeitschrift des General Gomez ist größtentheils militärisch, so daß ich wohl nicht hineinpasse. –
Daß Du wieder so schön arbeitest, freut mich unaussprechlich. Shakespeare und die dramatischen Vorlesungen, beides ist gleich wichtig. Ich will Dir bald nachfolgen. – Helmina hast Du sehr gut geantwortet. Ich schriebe ihr für ihren guten Willen gern selbst, wenn ich nur nicht das große Porto bei der weiten Entfernung fürchtete. – Daß kann ich mir so recht denken, wie Schelling das Historische in meinem Werke lobt, damit ja nicht etwa von der Philosophie darin die Rede ist, von der er wohl merkt, daß sie der seinigen tödlich sein könnte! Und der alte Hexenmeister – Jakobi – der ehedessen auch schon einmal auf diesem Wege gewesen ist! – Ich sehne mich nach Briefen von Dir.
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