• August Wilhelm von Schlegel to August Böckh

  • Place of Dispatch: Genf · Place of Destination: Unknown · Date: 23.01.1810
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: August Böckh
  • Place of Dispatch: Genf
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 23.01.1810
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 32725617Z
  • Bibliography: Steig, Reinhold: Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelberger Jahrbüchern, In: Neue Heidelberger Jahrbücher 11 (1901), S. 239‒241.
  • Incipit: „[1] Genf, d. 23. Januar 1810.
    Hochgeehrtester Herr Professor!
    Ew. Wohlgeboren gütige Zuschrift vom 25sten December v. J., die ich erst vor [...]“
    Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek Heidelberg
  • Classification Number: Heid. Hs. 2130,23,1
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Genf, d. 23. Januar 1810.
Hochgeehrtester Herr Professor!
Ew. Wohlgeboren gütige Zuschrift vom 25sten December v. J., die ich erst vor einigen Tagen erhielt, säume ich nicht sogleich zu beantworten.
Es sollte mir leid thun, wenn, meiner Anzeige des Buchs der Liebe zu Gunsten, eine andre schätzbare Arbeit zurückgelegt werden sollte. Ich schrieb sie aus eignem Antriebe und auf meine Gefahr; da das Buch erst vor kurzem erschienen, so glaubte ich nicht einer vorgängigen Bevorwortung zu bedürfen, die bey der grossen Entfernung immer weitläuftig ist. Es steht also ganz bey Ew. Wohlgeboren, ob Sie Gebrauch davon machen wollen; widrigenfalls bitte ich, die Anzeige in meinem Namen Hrn. Hofrath Eichstädt in Jena für die dortige A. L. Zeitung gefälligst zuzusenden.
Die Anzeige des Ariost von Gries ist beynahe fertig und erfolgt unfehlbar in wenigen Tagen. Demnächst werde ich die von Winkelmanns Werken liefern, wenigstens von den beyden ersten Theilen, wenn ich nicht unter[2]dessen noch den dritten erhalte. Mit Hrn. Hofrath Creuzer war ich schon übereingekommen, etwas über Goethe’s Winkelmann, wiewohl das Buch schon früher erschienen, als am schicklichsten Orte anzuhängen.
Klingers Werke muss ich ablehnen. Sie scheinen mir für den jetzigen Stand unsrer Litteratur gänzlich veraltet, und ich habe nichts darüber zu sagen.
Niobe und der Graf von Gleichen vom Vf. des Lacrimas wird sich mit den romantischen Wäldern desselben Vfs. am besten zusammennehmen lassen. Sigurd unterbleibt natürlich, da, wie ich höre, Hr. Richter mir schon mit einer Beurtheilung zuvorgekommen. Wegen Goetheʼs Wahlverwandtschaften sehe ich einer Antwort meines Bruders entgegen.
Ich danke Ew. Wohlgeboren in meinem und seinem Namen, für die Sorge, welche Sie für die Anzeige unsrer Schriften in Ihren Blättern tragen. Für Fr. Schlegels Gedichte, und den 2ten Band meines spanischen Theaters  würde ich Hrn. Görres als Beurtheiler vorschlagen. Was meine Vorlesungen betrifft, so scheint es mir nicht gerade nöthig, dass derselbe Recensent für beyde Bände gewählt würde. Wenn Ew. [3] Wohlgeboren die Beurtheilung des ersten Bandes übernähmen, so würde es ohne Zweifel sehr belehrend für mich ausfallen. Leider habe ich Ihre Schrift über die Ächtheit einiger griechischer Stücke nicht dabey benutzen können; ein hiesiger gelehrter Freund hat sie erst kürzlich erhalten, und will sie mir mittheilen, sobald er sie ausgelesen haben wird. Der 2te Band könnte Hrn. von Collin in Wien zur Beurtheilung angetragen werden; falls E. W. nicht auf meinen obigen Vorschlag eingehen sollten, würde er wohl das Ganze übernehmen.
Verzeihen Sie meine Freyheit, wenn ich Ihnen nun noch mit einer Anfrage beschwerlich falle. Hr. v. Barante, Sohn des hiesigen Präfects, und selbst Präfect in der ehemaligen Vendée, in der neugebauten Stadt Napoleon, ein Mann von vielen Kenntnissen und einem liebenswürdigen Charakter, Verfasser einer geistreichen Schrift über die französische Litteratur des 18ten Jahrhunderts, wünscht einen Deutschen als Gesellschafter und Secretär um sich zu haben, der ihm beym Studium der deutschen Sprache und Litteratur behülflich seyn könnte. Wissen Sie für diese Stelle einen gebildeten und in unsrer Litteratur und Philosophie bewanderten jungen Mann? Die Bedingungen, die ihm zugesichert werden, sind ein Gehalt von 50 Lsd., also 550 fl. Rheinisch, nebst freyer Wohnung, Tisch u. s. w. Fürs erste würde das Verhältniss auf ein Jahr eingegangen, um zu sehen, ob man gegenseitig für einander passt. Hr. von Barante steht natürlich die Kosten der Reise, und falls die Verbindung nicht länger dauert als ein Jahr, auch die der Rückreise. Es würde dem [4] jungen Mann Musse genug zu eignen Studien übrig bleiben, auch hätte er in der Folge gewiss Gelegenheit Paris zu sehen und zu benutzen. Dass er mit Fertigkeit französisch spreche, ist nicht nöthig, diess würde sich schon durch den Aufenthalt im Lande finden. Wäre er ausübender Musiker, so wäre es um so angenehmer zur Aufheiterung eines einsamen Aufenthalts.
Ew. Wohlgeb. würden mich durch eine baldige Antwort hierauf recht sehr verbinden. Wenn Sie jemanden zu dieser Stelle mit Zuversicht empfehlen können, so stehe ich auch meinerseits dafür ein, dass sie mancherley Vortheile und Annehmlichkeiten darbieten würde.
Mit ausgezeichneter Hochachtung E. W.
ergebenster
A. W. Schlegel.
[1] Genf, d. 23. Januar 1810.
Hochgeehrtester Herr Professor!
Ew. Wohlgeboren gütige Zuschrift vom 25sten December v. J., die ich erst vor einigen Tagen erhielt, säume ich nicht sogleich zu beantworten.
Es sollte mir leid thun, wenn, meiner Anzeige des Buchs der Liebe zu Gunsten, eine andre schätzbare Arbeit zurückgelegt werden sollte. Ich schrieb sie aus eignem Antriebe und auf meine Gefahr; da das Buch erst vor kurzem erschienen, so glaubte ich nicht einer vorgängigen Bevorwortung zu bedürfen, die bey der grossen Entfernung immer weitläuftig ist. Es steht also ganz bey Ew. Wohlgeboren, ob Sie Gebrauch davon machen wollen; widrigenfalls bitte ich, die Anzeige in meinem Namen Hrn. Hofrath Eichstädt in Jena für die dortige A. L. Zeitung gefälligst zuzusenden.
Die Anzeige des Ariost von Gries ist beynahe fertig und erfolgt unfehlbar in wenigen Tagen. Demnächst werde ich die von Winkelmanns Werken liefern, wenigstens von den beyden ersten Theilen, wenn ich nicht unter[2]dessen noch den dritten erhalte. Mit Hrn. Hofrath Creuzer war ich schon übereingekommen, etwas über Goethe’s Winkelmann, wiewohl das Buch schon früher erschienen, als am schicklichsten Orte anzuhängen.
Klingers Werke muss ich ablehnen. Sie scheinen mir für den jetzigen Stand unsrer Litteratur gänzlich veraltet, und ich habe nichts darüber zu sagen.
Niobe und der Graf von Gleichen vom Vf. des Lacrimas wird sich mit den romantischen Wäldern desselben Vfs. am besten zusammennehmen lassen. Sigurd unterbleibt natürlich, da, wie ich höre, Hr. Richter mir schon mit einer Beurtheilung zuvorgekommen. Wegen Goetheʼs Wahlverwandtschaften sehe ich einer Antwort meines Bruders entgegen.
Ich danke Ew. Wohlgeboren in meinem und seinem Namen, für die Sorge, welche Sie für die Anzeige unsrer Schriften in Ihren Blättern tragen. Für Fr. Schlegels Gedichte, und den 2ten Band meines spanischen Theaters  würde ich Hrn. Görres als Beurtheiler vorschlagen. Was meine Vorlesungen betrifft, so scheint es mir nicht gerade nöthig, dass derselbe Recensent für beyde Bände gewählt würde. Wenn Ew. [3] Wohlgeboren die Beurtheilung des ersten Bandes übernähmen, so würde es ohne Zweifel sehr belehrend für mich ausfallen. Leider habe ich Ihre Schrift über die Ächtheit einiger griechischer Stücke nicht dabey benutzen können; ein hiesiger gelehrter Freund hat sie erst kürzlich erhalten, und will sie mir mittheilen, sobald er sie ausgelesen haben wird. Der 2te Band könnte Hrn. von Collin in Wien zur Beurtheilung angetragen werden; falls E. W. nicht auf meinen obigen Vorschlag eingehen sollten, würde er wohl das Ganze übernehmen.
Verzeihen Sie meine Freyheit, wenn ich Ihnen nun noch mit einer Anfrage beschwerlich falle. Hr. v. Barante, Sohn des hiesigen Präfects, und selbst Präfect in der ehemaligen Vendée, in der neugebauten Stadt Napoleon, ein Mann von vielen Kenntnissen und einem liebenswürdigen Charakter, Verfasser einer geistreichen Schrift über die französische Litteratur des 18ten Jahrhunderts, wünscht einen Deutschen als Gesellschafter und Secretär um sich zu haben, der ihm beym Studium der deutschen Sprache und Litteratur behülflich seyn könnte. Wissen Sie für diese Stelle einen gebildeten und in unsrer Litteratur und Philosophie bewanderten jungen Mann? Die Bedingungen, die ihm zugesichert werden, sind ein Gehalt von 50 Lsd., also 550 fl. Rheinisch, nebst freyer Wohnung, Tisch u. s. w. Fürs erste würde das Verhältniss auf ein Jahr eingegangen, um zu sehen, ob man gegenseitig für einander passt. Hr. von Barante steht natürlich die Kosten der Reise, und falls die Verbindung nicht länger dauert als ein Jahr, auch die der Rückreise. Es würde dem [4] jungen Mann Musse genug zu eignen Studien übrig bleiben, auch hätte er in der Folge gewiss Gelegenheit Paris zu sehen und zu benutzen. Dass er mit Fertigkeit französisch spreche, ist nicht nöthig, diess würde sich schon durch den Aufenthalt im Lande finden. Wäre er ausübender Musiker, so wäre es um so angenehmer zur Aufheiterung eines einsamen Aufenthalts.
Ew. Wohlgeb. würden mich durch eine baldige Antwort hierauf recht sehr verbinden. Wenn Sie jemanden zu dieser Stelle mit Zuversicht empfehlen können, so stehe ich auch meinerseits dafür ein, dass sie mancherley Vortheile und Annehmlichkeiten darbieten würde.
Mit ausgezeichneter Hochachtung E. W.
ergebenster
A. W. Schlegel.
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