• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: 31.10.1797
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 31.10.1797
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 29‒35.
  • Incipit: „[1] <Die Musik schick ich Auguste
    das nächstemahl.>
    Den 31ten Oktober 97.
    Ich bin jetzt äußerst thätig, liebster Freund; dabey muß ich sehr viel [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.91
  • Number of Pages: 20 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,4 cm
    Language
  • German
[1] <Die Musik schick ich Auguste
das nächstemahl.>
Den 31ten Oktober 97.
Ich bin jetzt äußerst thätig, liebster Freund; dabey muß ich sehr viel in Gesellschaften gehn, sogar auf Diners und Soupers, recht ordentliche. Endlich ziehe ich noch jetzt um u.s.w. Ich weiß also gar nicht, wo ich die Zeit hernehmen soll, Euch alles zu schreiben, was ich Euch schreiben möchte, und müßte. Eure letzten Briefe haben mir eine unglaublich große Freude gemacht. Sie waren sehr lange unterwegs gewesen, und zweymal hatte ich von Unger und Vieweg Packete von Euch bekommen ohne Brief. Da nun Auguste zuletzt von Husten, der nicht weichen wolle, geschrieben hatte, so war ich fast überzeugt, sie sey krank und habe etwa acht Tage in der größten Angst und Betrübniß verlebt. –
Deine neuen Gedichte haben mich auf das schönste überrascht. <Die 6te Stanze> der Zueignung kann Hardenb.[erg] leicht entzückender fühlen als ich; das Ende ich noch mehr als er. In der ersten Stanze finde ich viel Romeo; doch hätte ich im ganzen Gedicht beynah noch mehr wünschen können. Die schwache Seite des Gedichts scheint mir die zweite Stanze, die Art wie das, daß die Liebe das Höchste sey, ausgeführt ist. – Der Arion ist wohl das leichteste, zarteste und dabey vollendetste unter den Gedichten von Dir, die nicht eigne Empfindung darstellen. Er ist so ganz aus einem Stücke, wie hingehaucht. Diese Leichtigkeit ist mir auch als Omen für längere romantische Gedichte sehr viel werth. In den entführten Göttern hat mir der würdige Anfang [2] besser gefallen, als der ein klein wenig gallische Schluß. – Verzeih das Wenige <Gesagte>, und glaub nicht daß ich darum nicht empfänglich bin. Allein der erste Eindruck ist bey mir äußerst selten der beste. Ueber den Prometheus, der mehr Bewunderung als Liebe finden wird, könnte ich Dir jetzt eher etwas Verständiges schreiben. Und wie viel hätte ich Dir nicht auf Deine poetischen Projekte zu sagen, die ich mit brüderlicher Zärtlichkeit umarme. – Die Hauptsache aber ist daß jetzt ein großer Plan Tag und Nacht alle meine Gedanken absorbirt. Mir hat es lange Zeit geschienen, unser gemeinschaftliches Journal anzufangen. Was Du mir letzthin, und Car.[oline] neulich schrieb, hat mich bewogen mit Vieweg darüber zu reden, der sehr empfänglich dafür scheint. Es ist nun an Dir, die Sache <schließlich> zu überlegen, und falls Du beystimmst, sogleich an Vieweg einen zweckmäßigen Brief zu schreiben. Denn darauf wartet die endliche Entscheidung. – Vieweg habe ich Unger aus vielen Gründen vorgezogen. Unger hätte es wohl nicht genommen; auch konnte ich ihm nicht gut ein Journal anbieten, was mich hindern wird am Lyc[eum] weiter Antheil zu nehmen. [3] Dieß würde ich zwar auch ohne das nach Vollendung des Lessing, haben liegen lassen. Reichardt hat den Voßiden sehr empfindlich aufgenommen und einen albernen Brief darüber geschrieben, den ich stark beantwortet haben würde, wenn ich mich nicht entschlossen hätte, mich auf die möglichst mildeste Weise von ihm zu trennen. Ueberdem ist R.[eichardt] jetzt hier und wir leben natürlich im besten äußern Vernehmen zusammen. Der Mann hat viel Gutes, aber da er nicht liberal ist, so würde es thöricht seyn, wenn ich mich entetiren wollte, in litterar.[ischer] Gemeinschaft mit ihm zu bleiben. Sein soidisant Republikanism politisch und litterarisch ist alter Aufklärungsberlinism, Opposizionsgeist gegen die Obskuranten, und Franzosenhang, die er als Deutscher haßt und verachtet, ohne doch von ihnen lassen zu können, so wie er die Deutschen hinwiederum völlig wie ein Franzose verachtet. Ich habe ihn lange so gesehn, obgleich ich nichts gethan, was ich aus Ehrgefühl oder Klugheit anders hätte thun können. Ich habe es nicht gesagt, weil es nicht nöthig war und Ihr doch eigent[li]ch [4] nicht in der Stimmung wart, frey <und gelassen> darüber hören und reden zu können. Ich erinnre mich noch einer Schilderung die ich vorigen Winter an Hardenb.[erg] von ihm machte, wie sein ganzes Wesen aus drey Elementen zusammengesetzt ist, aus Musik, Berlinism und Oekonomie. Dieß finde ich immer noch das Kürzeste und Treffendste über ihn. Er ist (vielleicht ein sehr rechtlicher, ja für manches nicht unliebenswürdiger Mann: aber er ist nicht liberal, und also ist es nichts mit ihm. – Goethes Haß in dem Maaße hat ihm höchst wahrscheinlich auch eine Klatscherey von Böttiger zugezogen. Diesen – lernt man immer besser kennen. Es freut mich, daß Du gegen ihn eine so strenge Maaßregel genommen hast. – Iffland ist recht artig gegen mich; er hat gegen U.[nger] den Wunsch geäußert, daß nur B.[öttiger] von der ganzen Sache nichts wieder erfahren möchte.
Nun zur Hauptsache zurück. U.[nger] ist eigentlich gar kein guter Verleger für Journale. Warum will ich Dir wohl mahl mündlich aus einander setzen. Ueberhaupt müßte [5] ich ein Buch schreiben wenn ich Alles erschöpfen wollte. Bedenke bey dieser wichtigen Sache ja, daß jede Sylbe die ich schreibe, das Resultat reiflicher Ueberlegung und Beobachtung ist. –
Ich muß Dir aber nur gestehn, daß ich V.[ieweg] den Plan gleich etwas anders vorgetragen als Du ihn Dir so viel ich weiß bisher gedacht; wie Duʼs nehmen willst, viel größer oder viel enger. – Nähmlich ein Journal von uns beyden nicht bloß edirt, sondern ganz allein geschrieben, ohne alle <regelm.[äßige]> Mitarbeiter, wo weder Form noch Stoff näher bestimmt wäre, außer daß alles was ganz unpopulär wäre, oder großes Werk oder Theil eines solchen wäre, ausgeschlossen bliebe. Vor der Hand würde also nichts von Dir, nur manches von mir ausgeschlossen seyn. – Ich und Vieweg sind der Meynung, daß 6 Stück jährlich jedes zu 12 Bogen eben das rechte Maaß wären. Ich war sehr für die [6] Ungerschen Lettern, er wünscht aber daß wir dieß nicht zur Bedingung machen möchten. Sage mir auch darüber Deine Meynung. Ich wünschte es eigentlich sehr dafür. Sonst hat der Vieweg gewöhnlich miserabeln Druck. –
Denk <Dir> nur den unendlichen Vortheil, daß wir alles thun und lassen könnten, nach unserm Gutdünken. – Ist es nicht eine Sünde und Schande daß ein Mensch wie Du sich in und nach der A.[llgemeinen] L.[itteratur]-Z.[eitung] geniren soll!
Honorar habe ich noch nicht fodern wollen und können ohne Deine Beystimmung. Ich rathe Dir nicht über, aber auch nicht unter 3 Ldrs. zu fodern. Er wird vielleicht etwas dingen wollen; aber er ist für die Sache gewaltig eingenommen. Ich hoffe daß Du eins ums andre gerechnet mit den Horen und der L.[itteratur]-Z.[eitung] doch im Merkantilischen gar nichts verliehren sollst, wo denn also die Freyheit und Gemeinschaft [7] reiner Gewinn wäre.
Ich hoffe, daß auch Carol.[ine] durch die Schönheit des Unternehmens angefeuert werden wird, mehr Theil zu nehmen als bisher. –
Ich sagte zwar, keine REGELMÄßIGE Mitarbeiter, weil man doch nur für sich allein stehn kann. Doch mit der Ausnahme, daß wir Meisterstücke der höhern Kritik und Polemik aufspürten wo sie zu finden wären. – Ja auch überhaupt Alles, was sich durch erhabne Frechheit auszeichnete, und für alle andren Journale zu gut wäre. Um Dir nur eine Idee zu machen: Hardenberg hat <mir> über den Meister und über manche philos.[ophische] Materie Sachen zum Druck geben wollen, für die ich mich als Diaskeuasten angeboten habe. Beydes könnte gewiß nirgends anders gedruckt [werden]. Mein Freund Schleyermacher, der mich neulich durch eine wirklich große [8] Skizze über die Immoralität aller Moral überrascht, hat einige kritische Sachen vor, die glaube ich meisterhaft ausfallen dürften, aber viel zu sehr für Fichteʼs Journal. Er nimmt überhaupt enthusiastischen Antheil an meinem Projekt. –
Ein andrer großer Vortheil dieses Unternehmens würde wohl seyn, daß wir uns eine große Autorität in der Kritik machen, hinreichend, um nach 5–10 Jahren kritische Dictatoren Deutschl.[ands] zu seyn, die A.[Ilgemeine] L.[itteratur-] Z.[zeitung] zu Grunde zu richten, und eine kritische Zeitschrift zu geben, die keinen andren Zweck hätte als Kritik. – Du scheinst Dir bey unserm Plane bisher besonders dieß gedacht zu haben. Allein 1) muß soll ein solches Journal wenn es was rechts seyn [9] soll, sehr umfassend seyn, wozu Mitarbeiter gehören, und wo sollen gute herkommen; es muß auch 2) allen andern schlechten aber geltenden krit.[ischen] Journalen offen Krieg ankündigen. Dazu fehlt es uns an Zeit und Autorität, und Connexion pp. In 10 Jahren ist das eine Sache. – Eine kritische Schrift in Briefen ohne Vollständigkeit, und ohne Polemik findet positiv kein Publikum. Ich könnte mich auch durchaus nicht an die Monotonie einer einzigen Form binden. Mit Recens.[ionen] ists was andres. Das ist eine ganz formlose Form. – Auch bliebe für jetzt, wenn Du Dich von den Horen trennst, die Schwierigkeit, daß Du keinen Ort weißt, wo Du so manche andre Aufsätze hingeben sollst. So auch mit mir. Ins Lyc.[eum] das wäre [10] für mich ein Grund, um es <noch> eine Weile mit anzusehn, woraus ich mir ungeachtet des Obigen am Ende auch nicht viel mache. Allein 1) siehts doch so feindselig gegen Schill.[er] aus, gleichsam wie ein förmliches Uebergehn zum Feindes-Heer 2) hat R.[eichardt] sich grade gegen Dich <vorzügl[ich]> nicht liberal gezeigt, da Du es doch gegen ihn sehr gewesen bist 3) und das ist nächst dem Mangel der Freyheit das wichtigste, ist das Honorar für Dich nicht gut genug. –
Der Titel ist Eure Sache. Ich und Schl[eyermacher] sind für Herkules. Man könnte da leicht so die Idee von Herk.[ules] Musagetes herziehn, da so viel der jetzigen Musageten, von den herkulischen Arbeiten, die doch auch in der Poesie und in der Kritik vorfallen, gar keinen Begriff haben. – Ich hatte erst Freya im [11] Sinne, nicht ohne Zweydeutigkeit. Dagegen ist aber Schleyerm.[acher]. Denkt ja darauf. Die neueste Spötterey über den Herkules thut nichts. Dafür ist die Keule.
Was ich noch gegen Deine Ansicht unsers alten Projekts, gegen bloß kritische Briefe habe, ist daß ich über alles wünsche, Du möchtest eine Zeitlang weniger recensiren, und besond.[ers] einige poetische Projekte vornehmen. Wie leid thut mirs nicht, daß Deine Gedichte in dem Allm.[anach] stehn! Das wäre ein glänzender Anfang!
Zu einem solchen Unternehmen kannst Du Dich, auch wenn Sch.[iller] Dir keine <besondre> Ursache dazu giebt, sehr füglich von den Horen entfernen. Ins Lyc.[eum] das wäre freylich was anders.
Ich denke nicht nur alle kritischen [12] Sachen hereinzugeben (Briefe über Meister <fernere Fragmente> durch viele Stücke, Winckelmann (nach Art des Lessing), im ersten Stück ein halb Dutzend exemplarisch kurze Recens.[ionen] pppppp.) sondern auch alles was für die Griechen und Römer bestimmt war, und nicht zu unpopulär ist (denn vor der Annahme eines solchen zweyten Theils fürchten sich die Buchhändler sehr). Ferner auch das ganz Populäre, Witzige und für Fichte nicht passende von meinen philosophischen Sachen. – Wenn Du so viel Stoff hast wie ich, so könnten wir allenfalls jedes Stück gleich zu 15 Bogen bestimmen. –
Es versteht sich, daß es gleich zu Neujahr los gehn muß, – Ostern schon zwey Stücke da seyn. <Nicht wahr?>
[13] Mit Tieck, dächte ich, warteten wir es erst ab, wie er sich im kritischen Fache zeigt. Ich erwarte manches Gute von ihm zur Charakteristik des individuellen Tons der verschiedenen Sh[akespear]schen Stücke: aber auch weiter nichts. – Er ist sehr eingenommen von Deinem IIten Bande, beynah auf Unkosten des Iten, desgleichen von dem Aufsatz über Romeo. Er läßt Dich sehr grüßen und will Dir schreiben. Er ist jetzt recht oft bey mir, und interessirt mich recht sehr, ungeachtet er immer aussieht, als ob er fröre und an Geist und Leib <gleich> mager ist. – Nächstens mehr von ihm. – Ueber die Rec.[ension] in der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] habe ich ihn gefragt, weil ich glaubte, er würde allerley dagegen haben. Er ist aber unendlich bereit dazu.
Die Zeit drängt mich, und es ist noch so viel zu schreiben. –
Unger hat mich letzthin gefragt, ob ich den Don Quixote wohl übersetzen wollte? – Da Uebersetzung klassischer Prosa, und Roman<kunst> schon sehr mein Augenmerk sind, und noch immer mehr seyn werden: so war das gar nicht von der Hand <zu weisen>. Eine [14] Hauptschwierigkeit sind nur die Verse, die vorkommen. Willst Du Dir wohl den D[on] Q[uixote] einmahl ansehen, ob Du das machen kannst und willst, und wieviel Du verhältnißmäßig Dir dafür im Ganzen würdest bezahlen lassen (was ich d[ann] besonders stipuliren, oder von meinem Honor.[arium] abziehen würde). – Nun ist der Reichardt dazwischen gekommen und hat U.[nger] eine Uebersetzung von Eschen angetragen, und nach seiner Art ist er recht hastig dabey verfahren. Was ist das für ein Gedanke, daß so ein Junge der noch gar keinen Styl hat, so ein Werk übersetzen will. Und wie will er denn <mit> diesen Versen fertig werden? – Schreib mir doch recht offenherzig, ob Du glaubst, daß er fähig dazu ist. Ferner, ob Du mir dazu räthst. Natürlich finge ich erst künftigen Sommer an. – Ich habe eigentlich recht große Lust dazu. – [15] Ich habe mir den D[on] Q[uixote] kommen lassen, und will mir ihn einmahl darauf ansehn. Möchte ich aber nicht, so hätte ich weit mehr Zutrauen zu Tieck als zu Eschen. – Ich habe es nun mit U.[nger] so verabredet. Eschen soll etwas schicken zur Probe. Ists gut, so stehe ich ab. Kann ich oder Tieck es besser machen, so geht der bessere vor.
Dagegen frage einmahl Eschen, ob er wohl Lust hätte, eine sorgfältige Uebersetzung der Biographien des Plutarch für Viewegs Verlag zu machen (der jetzt auch Voßens Ovid druckt): so soll er mir oder V.[ieweg] seine Foderung pp. schreiben. Ich dächte, das wäre weit eher etwas für ihn. – Vieweg hat mir das aufgetragen, <nähmlich er frug mich, ob ich jemand wüßte,> ich bitte mir also Antwort aus. – Das wäre was für Augusten.
[16] Herzlich freut michs, daß Dir meine Fragmente so gefallen haben. Eine Freundin von mir nennt sie meine verzognen Kinder. Schley[ermacher] hat wohl eben so viel Theil dran genommen wie Du und Car.[oline]. Das ist mir schon genug. – Allerliebst ist der Gedanke, gemeinschaftlich solche Fr.[agmente] zu schreiben. Das wäre göttlich für unsern Herkules. Ich habe noch unendlich Vorrath; das nächstemahl denke ich aber mehr kondensirte und kompakte Abhandlung und Charakteristik zu geben, als Einfälle. Ich kanns immer vorher nicht klar machen wieʼs werden soll, obgleich ichs sehr bestimmt fühle. Ganz anders, aber doch eben so.
Vieweg ist sehr für meinen Vorschlag; schmiede ja das Eisen so lange es warm ist, und stimmst Du bey, so schick mir gleich einen Brief für Vieweg. [17] Du könntest, dächte ich, auch alle ältere Gedichte (d. h. alle die nicht in den drey Schill.[erschen] Allm.[anachen] stehn) die Du der Revision würdig achtest, zusammen in den Herkules geben. Desgl.[eichen] alle Sonnette die Du aus Petr.[archa] übersetzt hast, zusammen. Die Fortsetzung des Dante fürchte ich dürfte für den Anfang wenigstens nicht populär genung seyn; es müßte denn etwas Historisches <oder was in der Akad.[emie] gestanden, umgearbeitet,> über dieses Zeitalter seyn. Ueberhaupt denke ja nach, was unter den alten histor.[ischen] Projekten für den Herkules brauchbar wäre. –
Fichteʼn und Nieth.[ammer] bitte ich vielmahls zu grüßen und sagen, daß ich an den philos.[ophischen] Fragmenten stark arbeite. Dem ersten schreibe ich mit nächster Post. So auch Karolinen, der ich für Ihren Brief herzlich danke. Ich muß ihn recht ordentlich beantworten, das ist im Kopf lange geschehen; nur schreiben kanns ichs heute nicht. – Es ist alles was sie schreibt, so [18] schön, als die Hauptsache gut. Nur habe ich das nicht gut finden können, daß sie so eine Creatur wie die L[iebes]kind, die sie selbst so verachtet, über mich und meine Verhältnisse hat ausforschen mögen. – Bitte Sie, mir recht viel zu schreiben, und doch ja nicht genau mit mir zu rechnen, da meine Zeit jetzt so gewaltig in Anspruch genommen wird. – Ueberlegen Sie auch ja den Herkules recht vernünftig liebe Karoline. Ich empfehle das unbändige Kind Ihrer mütterlichen Zärtlichkeit und ihrem mütterlichen Schutze. –
Noch ein Lieblingsplan, lieber Freund. Du hast Recht, ich habe mich ordentlich auf den Witz gelegt, und habe recht viel darüber philosophirt. Ich denke daß mir manches eine Ansicht von Sh.[akespeares] Witz und Komischen geben könnte. Wie wäre es [19] wenn wir drey gemeinsam etwas darüber schrieben! – Ich gäbe Euch Fragmente, und Grundriße zu beliebiger Auswahl. Haben Ihre Majestät gewählt, so führtet Ihr es aus. Dieß hielte so das Mittel zwischen der ganz allgemeinen Abhandl.[ung] und der ganz speciellen über Romeo, und wäre doch auch sehr schön und nützlich. Nimms ja in Ueberlegung. – Mit Vollendung des IIIten Bandes wären dann allenfalls genung Lustspiele zu Beyspielen da. –
Den Caesar habe ich mit Tieck gelesen. Er lißt ohne alles ηθος, aber das Pathos auch vortreflich. Dann habe ich Was ihr wollt verschiedentlich mit guten Freunden beyderley Geschlechts gelesen. Morgen geschiehts wieder in einer sehr gemischten, beynah öffentl[ichen] [20] Gesellschaft. Man will mich versichern, daß ich den Malvolio gut, den NARREN aber unvergleichlich läse. Ich glaube selbst, daß ich außer diesem und dem Alhafi eigentlich nichts lesen kann. Dazu hat mich wohl die Natur bestimmt. Ich werde mich also auch morgen in diesen beyden Rollen hören lassen.
Wenn Du mein Projekt <zum Herkules> im Ganzen acceptirst, so überlasse ich Dir gerne alle nähere Bestimmung im Einzelnen. Wollen wir etwa in Rücksicht der Extraneer, die etwa jeder aufnehmen will, dem Andern ein absolutes Veto verstatten? –
Karoline sollte mit Hardenberg correspondiren! Wißt Ihr gar nichts von ihm? –
Ich umarme Dich herzlich.
Dein Friedrich S.

<Es wäre sehr gut, wenn es ganz geheim bleiben könnte, bis die II ersten Stücke da wären.>
[1] <Die Musik schick ich Auguste
das nächstemahl.>
Den 31ten Oktober 97.
Ich bin jetzt äußerst thätig, liebster Freund; dabey muß ich sehr viel in Gesellschaften gehn, sogar auf Diners und Soupers, recht ordentliche. Endlich ziehe ich noch jetzt um u.s.w. Ich weiß also gar nicht, wo ich die Zeit hernehmen soll, Euch alles zu schreiben, was ich Euch schreiben möchte, und müßte. Eure letzten Briefe haben mir eine unglaublich große Freude gemacht. Sie waren sehr lange unterwegs gewesen, und zweymal hatte ich von Unger und Vieweg Packete von Euch bekommen ohne Brief. Da nun Auguste zuletzt von Husten, der nicht weichen wolle, geschrieben hatte, so war ich fast überzeugt, sie sey krank und habe etwa acht Tage in der größten Angst und Betrübniß verlebt. –
Deine neuen Gedichte haben mich auf das schönste überrascht. <Die 6te Stanze> der Zueignung kann Hardenb.[erg] leicht entzückender fühlen als ich; das Ende ich noch mehr als er. In der ersten Stanze finde ich viel Romeo; doch hätte ich im ganzen Gedicht beynah noch mehr wünschen können. Die schwache Seite des Gedichts scheint mir die zweite Stanze, die Art wie das, daß die Liebe das Höchste sey, ausgeführt ist. – Der Arion ist wohl das leichteste, zarteste und dabey vollendetste unter den Gedichten von Dir, die nicht eigne Empfindung darstellen. Er ist so ganz aus einem Stücke, wie hingehaucht. Diese Leichtigkeit ist mir auch als Omen für längere romantische Gedichte sehr viel werth. In den entführten Göttern hat mir der würdige Anfang [2] besser gefallen, als der ein klein wenig gallische Schluß. – Verzeih das Wenige <Gesagte>, und glaub nicht daß ich darum nicht empfänglich bin. Allein der erste Eindruck ist bey mir äußerst selten der beste. Ueber den Prometheus, der mehr Bewunderung als Liebe finden wird, könnte ich Dir jetzt eher etwas Verständiges schreiben. Und wie viel hätte ich Dir nicht auf Deine poetischen Projekte zu sagen, die ich mit brüderlicher Zärtlichkeit umarme. – Die Hauptsache aber ist daß jetzt ein großer Plan Tag und Nacht alle meine Gedanken absorbirt. Mir hat es lange Zeit geschienen, unser gemeinschaftliches Journal anzufangen. Was Du mir letzthin, und Car.[oline] neulich schrieb, hat mich bewogen mit Vieweg darüber zu reden, der sehr empfänglich dafür scheint. Es ist nun an Dir, die Sache <schließlich> zu überlegen, und falls Du beystimmst, sogleich an Vieweg einen zweckmäßigen Brief zu schreiben. Denn darauf wartet die endliche Entscheidung. – Vieweg habe ich Unger aus vielen Gründen vorgezogen. Unger hätte es wohl nicht genommen; auch konnte ich ihm nicht gut ein Journal anbieten, was mich hindern wird am Lyc[eum] weiter Antheil zu nehmen. [3] Dieß würde ich zwar auch ohne das nach Vollendung des Lessing, haben liegen lassen. Reichardt hat den Voßiden sehr empfindlich aufgenommen und einen albernen Brief darüber geschrieben, den ich stark beantwortet haben würde, wenn ich mich nicht entschlossen hätte, mich auf die möglichst mildeste Weise von ihm zu trennen. Ueberdem ist R.[eichardt] jetzt hier und wir leben natürlich im besten äußern Vernehmen zusammen. Der Mann hat viel Gutes, aber da er nicht liberal ist, so würde es thöricht seyn, wenn ich mich entetiren wollte, in litterar.[ischer] Gemeinschaft mit ihm zu bleiben. Sein soidisant Republikanism politisch und litterarisch ist alter Aufklärungsberlinism, Opposizionsgeist gegen die Obskuranten, und Franzosenhang, die er als Deutscher haßt und verachtet, ohne doch von ihnen lassen zu können, so wie er die Deutschen hinwiederum völlig wie ein Franzose verachtet. Ich habe ihn lange so gesehn, obgleich ich nichts gethan, was ich aus Ehrgefühl oder Klugheit anders hätte thun können. Ich habe es nicht gesagt, weil es nicht nöthig war und Ihr doch eigent[li]ch [4] nicht in der Stimmung wart, frey <und gelassen> darüber hören und reden zu können. Ich erinnre mich noch einer Schilderung die ich vorigen Winter an Hardenb.[erg] von ihm machte, wie sein ganzes Wesen aus drey Elementen zusammengesetzt ist, aus Musik, Berlinism und Oekonomie. Dieß finde ich immer noch das Kürzeste und Treffendste über ihn. Er ist (vielleicht ein sehr rechtlicher, ja für manches nicht unliebenswürdiger Mann: aber er ist nicht liberal, und also ist es nichts mit ihm. – Goethes Haß in dem Maaße hat ihm höchst wahrscheinlich auch eine Klatscherey von Böttiger zugezogen. Diesen – lernt man immer besser kennen. Es freut mich, daß Du gegen ihn eine so strenge Maaßregel genommen hast. – Iffland ist recht artig gegen mich; er hat gegen U.[nger] den Wunsch geäußert, daß nur B.[öttiger] von der ganzen Sache nichts wieder erfahren möchte.
Nun zur Hauptsache zurück. U.[nger] ist eigentlich gar kein guter Verleger für Journale. Warum will ich Dir wohl mahl mündlich aus einander setzen. Ueberhaupt müßte [5] ich ein Buch schreiben wenn ich Alles erschöpfen wollte. Bedenke bey dieser wichtigen Sache ja, daß jede Sylbe die ich schreibe, das Resultat reiflicher Ueberlegung und Beobachtung ist. –
Ich muß Dir aber nur gestehn, daß ich V.[ieweg] den Plan gleich etwas anders vorgetragen als Du ihn Dir so viel ich weiß bisher gedacht; wie Duʼs nehmen willst, viel größer oder viel enger. – Nähmlich ein Journal von uns beyden nicht bloß edirt, sondern ganz allein geschrieben, ohne alle <regelm.[äßige]> Mitarbeiter, wo weder Form noch Stoff näher bestimmt wäre, außer daß alles was ganz unpopulär wäre, oder großes Werk oder Theil eines solchen wäre, ausgeschlossen bliebe. Vor der Hand würde also nichts von Dir, nur manches von mir ausgeschlossen seyn. – Ich und Vieweg sind der Meynung, daß 6 Stück jährlich jedes zu 12 Bogen eben das rechte Maaß wären. Ich war sehr für die [6] Ungerschen Lettern, er wünscht aber daß wir dieß nicht zur Bedingung machen möchten. Sage mir auch darüber Deine Meynung. Ich wünschte es eigentlich sehr dafür. Sonst hat der Vieweg gewöhnlich miserabeln Druck. –
Denk <Dir> nur den unendlichen Vortheil, daß wir alles thun und lassen könnten, nach unserm Gutdünken. – Ist es nicht eine Sünde und Schande daß ein Mensch wie Du sich in und nach der A.[llgemeinen] L.[itteratur]-Z.[eitung] geniren soll!
Honorar habe ich noch nicht fodern wollen und können ohne Deine Beystimmung. Ich rathe Dir nicht über, aber auch nicht unter 3 Ldrs. zu fodern. Er wird vielleicht etwas dingen wollen; aber er ist für die Sache gewaltig eingenommen. Ich hoffe daß Du eins ums andre gerechnet mit den Horen und der L.[itteratur]-Z.[eitung] doch im Merkantilischen gar nichts verliehren sollst, wo denn also die Freyheit und Gemeinschaft [7] reiner Gewinn wäre.
Ich hoffe, daß auch Carol.[ine] durch die Schönheit des Unternehmens angefeuert werden wird, mehr Theil zu nehmen als bisher. –
Ich sagte zwar, keine REGELMÄßIGE Mitarbeiter, weil man doch nur für sich allein stehn kann. Doch mit der Ausnahme, daß wir Meisterstücke der höhern Kritik und Polemik aufspürten wo sie zu finden wären. – Ja auch überhaupt Alles, was sich durch erhabne Frechheit auszeichnete, und für alle andren Journale zu gut wäre. Um Dir nur eine Idee zu machen: Hardenberg hat <mir> über den Meister und über manche philos.[ophische] Materie Sachen zum Druck geben wollen, für die ich mich als Diaskeuasten angeboten habe. Beydes könnte gewiß nirgends anders gedruckt [werden]. Mein Freund Schleyermacher, der mich neulich durch eine wirklich große [8] Skizze über die Immoralität aller Moral überrascht, hat einige kritische Sachen vor, die glaube ich meisterhaft ausfallen dürften, aber viel zu sehr für Fichteʼs Journal. Er nimmt überhaupt enthusiastischen Antheil an meinem Projekt. –
Ein andrer großer Vortheil dieses Unternehmens würde wohl seyn, daß wir uns eine große Autorität in der Kritik machen, hinreichend, um nach 5–10 Jahren kritische Dictatoren Deutschl.[ands] zu seyn, die A.[Ilgemeine] L.[itteratur-] Z.[zeitung] zu Grunde zu richten, und eine kritische Zeitschrift zu geben, die keinen andren Zweck hätte als Kritik. – Du scheinst Dir bey unserm Plane bisher besonders dieß gedacht zu haben. Allein 1) muß soll ein solches Journal wenn es was rechts seyn [9] soll, sehr umfassend seyn, wozu Mitarbeiter gehören, und wo sollen gute herkommen; es muß auch 2) allen andern schlechten aber geltenden krit.[ischen] Journalen offen Krieg ankündigen. Dazu fehlt es uns an Zeit und Autorität, und Connexion pp. In 10 Jahren ist das eine Sache. – Eine kritische Schrift in Briefen ohne Vollständigkeit, und ohne Polemik findet positiv kein Publikum. Ich könnte mich auch durchaus nicht an die Monotonie einer einzigen Form binden. Mit Recens.[ionen] ists was andres. Das ist eine ganz formlose Form. – Auch bliebe für jetzt, wenn Du Dich von den Horen trennst, die Schwierigkeit, daß Du keinen Ort weißt, wo Du so manche andre Aufsätze hingeben sollst. So auch mit mir. Ins Lyc.[eum] das wäre [10] für mich ein Grund, um es <noch> eine Weile mit anzusehn, woraus ich mir ungeachtet des Obigen am Ende auch nicht viel mache. Allein 1) siehts doch so feindselig gegen Schill.[er] aus, gleichsam wie ein förmliches Uebergehn zum Feindes-Heer 2) hat R.[eichardt] sich grade gegen Dich <vorzügl[ich]> nicht liberal gezeigt, da Du es doch gegen ihn sehr gewesen bist 3) und das ist nächst dem Mangel der Freyheit das wichtigste, ist das Honorar für Dich nicht gut genug. –
Der Titel ist Eure Sache. Ich und Schl[eyermacher] sind für Herkules. Man könnte da leicht so die Idee von Herk.[ules] Musagetes herziehn, da so viel der jetzigen Musageten, von den herkulischen Arbeiten, die doch auch in der Poesie und in der Kritik vorfallen, gar keinen Begriff haben. – Ich hatte erst Freya im [11] Sinne, nicht ohne Zweydeutigkeit. Dagegen ist aber Schleyerm.[acher]. Denkt ja darauf. Die neueste Spötterey über den Herkules thut nichts. Dafür ist die Keule.
Was ich noch gegen Deine Ansicht unsers alten Projekts, gegen bloß kritische Briefe habe, ist daß ich über alles wünsche, Du möchtest eine Zeitlang weniger recensiren, und besond.[ers] einige poetische Projekte vornehmen. Wie leid thut mirs nicht, daß Deine Gedichte in dem Allm.[anach] stehn! Das wäre ein glänzender Anfang!
Zu einem solchen Unternehmen kannst Du Dich, auch wenn Sch.[iller] Dir keine <besondre> Ursache dazu giebt, sehr füglich von den Horen entfernen. Ins Lyc.[eum] das wäre freylich was anders.
Ich denke nicht nur alle kritischen [12] Sachen hereinzugeben (Briefe über Meister <fernere Fragmente> durch viele Stücke, Winckelmann (nach Art des Lessing), im ersten Stück ein halb Dutzend exemplarisch kurze Recens.[ionen] pppppp.) sondern auch alles was für die Griechen und Römer bestimmt war, und nicht zu unpopulär ist (denn vor der Annahme eines solchen zweyten Theils fürchten sich die Buchhändler sehr). Ferner auch das ganz Populäre, Witzige und für Fichte nicht passende von meinen philosophischen Sachen. – Wenn Du so viel Stoff hast wie ich, so könnten wir allenfalls jedes Stück gleich zu 15 Bogen bestimmen. –
Es versteht sich, daß es gleich zu Neujahr los gehn muß, – Ostern schon zwey Stücke da seyn. <Nicht wahr?>
[13] Mit Tieck, dächte ich, warteten wir es erst ab, wie er sich im kritischen Fache zeigt. Ich erwarte manches Gute von ihm zur Charakteristik des individuellen Tons der verschiedenen Sh[akespear]schen Stücke: aber auch weiter nichts. – Er ist sehr eingenommen von Deinem IIten Bande, beynah auf Unkosten des Iten, desgleichen von dem Aufsatz über Romeo. Er läßt Dich sehr grüßen und will Dir schreiben. Er ist jetzt recht oft bey mir, und interessirt mich recht sehr, ungeachtet er immer aussieht, als ob er fröre und an Geist und Leib <gleich> mager ist. – Nächstens mehr von ihm. – Ueber die Rec.[ension] in der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] habe ich ihn gefragt, weil ich glaubte, er würde allerley dagegen haben. Er ist aber unendlich bereit dazu.
Die Zeit drängt mich, und es ist noch so viel zu schreiben. –
Unger hat mich letzthin gefragt, ob ich den Don Quixote wohl übersetzen wollte? – Da Uebersetzung klassischer Prosa, und Roman<kunst> schon sehr mein Augenmerk sind, und noch immer mehr seyn werden: so war das gar nicht von der Hand <zu weisen>. Eine [14] Hauptschwierigkeit sind nur die Verse, die vorkommen. Willst Du Dir wohl den D[on] Q[uixote] einmahl ansehen, ob Du das machen kannst und willst, und wieviel Du verhältnißmäßig Dir dafür im Ganzen würdest bezahlen lassen (was ich d[ann] besonders stipuliren, oder von meinem Honor.[arium] abziehen würde). – Nun ist der Reichardt dazwischen gekommen und hat U.[nger] eine Uebersetzung von Eschen angetragen, und nach seiner Art ist er recht hastig dabey verfahren. Was ist das für ein Gedanke, daß so ein Junge der noch gar keinen Styl hat, so ein Werk übersetzen will. Und wie will er denn <mit> diesen Versen fertig werden? – Schreib mir doch recht offenherzig, ob Du glaubst, daß er fähig dazu ist. Ferner, ob Du mir dazu räthst. Natürlich finge ich erst künftigen Sommer an. – Ich habe eigentlich recht große Lust dazu. – [15] Ich habe mir den D[on] Q[uixote] kommen lassen, und will mir ihn einmahl darauf ansehn. Möchte ich aber nicht, so hätte ich weit mehr Zutrauen zu Tieck als zu Eschen. – Ich habe es nun mit U.[nger] so verabredet. Eschen soll etwas schicken zur Probe. Ists gut, so stehe ich ab. Kann ich oder Tieck es besser machen, so geht der bessere vor.
Dagegen frage einmahl Eschen, ob er wohl Lust hätte, eine sorgfältige Uebersetzung der Biographien des Plutarch für Viewegs Verlag zu machen (der jetzt auch Voßens Ovid druckt): so soll er mir oder V.[ieweg] seine Foderung pp. schreiben. Ich dächte, das wäre weit eher etwas für ihn. – Vieweg hat mir das aufgetragen, <nähmlich er frug mich, ob ich jemand wüßte,> ich bitte mir also Antwort aus. – Das wäre was für Augusten.
[16] Herzlich freut michs, daß Dir meine Fragmente so gefallen haben. Eine Freundin von mir nennt sie meine verzognen Kinder. Schley[ermacher] hat wohl eben so viel Theil dran genommen wie Du und Car.[oline]. Das ist mir schon genug. – Allerliebst ist der Gedanke, gemeinschaftlich solche Fr.[agmente] zu schreiben. Das wäre göttlich für unsern Herkules. Ich habe noch unendlich Vorrath; das nächstemahl denke ich aber mehr kondensirte und kompakte Abhandlung und Charakteristik zu geben, als Einfälle. Ich kanns immer vorher nicht klar machen wieʼs werden soll, obgleich ichs sehr bestimmt fühle. Ganz anders, aber doch eben so.
Vieweg ist sehr für meinen Vorschlag; schmiede ja das Eisen so lange es warm ist, und stimmst Du bey, so schick mir gleich einen Brief für Vieweg. [17] Du könntest, dächte ich, auch alle ältere Gedichte (d. h. alle die nicht in den drey Schill.[erschen] Allm.[anachen] stehn) die Du der Revision würdig achtest, zusammen in den Herkules geben. Desgl.[eichen] alle Sonnette die Du aus Petr.[archa] übersetzt hast, zusammen. Die Fortsetzung des Dante fürchte ich dürfte für den Anfang wenigstens nicht populär genung seyn; es müßte denn etwas Historisches <oder was in der Akad.[emie] gestanden, umgearbeitet,> über dieses Zeitalter seyn. Ueberhaupt denke ja nach, was unter den alten histor.[ischen] Projekten für den Herkules brauchbar wäre. –
Fichteʼn und Nieth.[ammer] bitte ich vielmahls zu grüßen und sagen, daß ich an den philos.[ophischen] Fragmenten stark arbeite. Dem ersten schreibe ich mit nächster Post. So auch Karolinen, der ich für Ihren Brief herzlich danke. Ich muß ihn recht ordentlich beantworten, das ist im Kopf lange geschehen; nur schreiben kanns ichs heute nicht. – Es ist alles was sie schreibt, so [18] schön, als die Hauptsache gut. Nur habe ich das nicht gut finden können, daß sie so eine Creatur wie die L[iebes]kind, die sie selbst so verachtet, über mich und meine Verhältnisse hat ausforschen mögen. – Bitte Sie, mir recht viel zu schreiben, und doch ja nicht genau mit mir zu rechnen, da meine Zeit jetzt so gewaltig in Anspruch genommen wird. – Ueberlegen Sie auch ja den Herkules recht vernünftig liebe Karoline. Ich empfehle das unbändige Kind Ihrer mütterlichen Zärtlichkeit und ihrem mütterlichen Schutze. –
Noch ein Lieblingsplan, lieber Freund. Du hast Recht, ich habe mich ordentlich auf den Witz gelegt, und habe recht viel darüber philosophirt. Ich denke daß mir manches eine Ansicht von Sh.[akespeares] Witz und Komischen geben könnte. Wie wäre es [19] wenn wir drey gemeinsam etwas darüber schrieben! – Ich gäbe Euch Fragmente, und Grundriße zu beliebiger Auswahl. Haben Ihre Majestät gewählt, so führtet Ihr es aus. Dieß hielte so das Mittel zwischen der ganz allgemeinen Abhandl.[ung] und der ganz speciellen über Romeo, und wäre doch auch sehr schön und nützlich. Nimms ja in Ueberlegung. – Mit Vollendung des IIIten Bandes wären dann allenfalls genung Lustspiele zu Beyspielen da. –
Den Caesar habe ich mit Tieck gelesen. Er lißt ohne alles ηθος, aber das Pathos auch vortreflich. Dann habe ich Was ihr wollt verschiedentlich mit guten Freunden beyderley Geschlechts gelesen. Morgen geschiehts wieder in einer sehr gemischten, beynah öffentl[ichen] [20] Gesellschaft. Man will mich versichern, daß ich den Malvolio gut, den NARREN aber unvergleichlich läse. Ich glaube selbst, daß ich außer diesem und dem Alhafi eigentlich nichts lesen kann. Dazu hat mich wohl die Natur bestimmt. Ich werde mich also auch morgen in diesen beyden Rollen hören lassen.
Wenn Du mein Projekt <zum Herkules> im Ganzen acceptirst, so überlasse ich Dir gerne alle nähere Bestimmung im Einzelnen. Wollen wir etwa in Rücksicht der Extraneer, die etwa jeder aufnehmen will, dem Andern ein absolutes Veto verstatten? –
Karoline sollte mit Hardenberg correspondiren! Wißt Ihr gar nichts von ihm? –
Ich umarme Dich herzlich.
Dein Friedrich S.

<Es wäre sehr gut, wenn es ganz geheim bleiben könnte, bis die II ersten Stücke da wären.>
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