• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [28.] bis 29. Dezember [1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [28.] bis 29. Dezember [1797]
  • Notations: Datum (Tag und Jahr) erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 72‒76.
  • Weitere Drucke: Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm. Hg. v. Oskar Walzel. Berlin 1890, S. 337‒343.
  • Incipit: „Euer Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden; d. h. das erste Stück soll mit dem Aufsatz über M.[eister] anfangen, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.99
  • Number of Pages: 14 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19 x 11,5 cm
    Language
  • German
Euer Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden; d. h. das erste Stück soll mit dem Aufsatz über M.[eister] anfangen, und das Ganze mag Athenäum heißen, wenn Du es noch so zufrieden bist. Viewegen gefiel dieser Titel recht sehr, und ich hatte nie etwas dawider, als daß ich [ihn] nicht für populär hielt. –
An <den> Fragmenten will ich nun recht bald abzuschreiben anfangen, und da ich schon viele Convolute durchgesehn und signirt, geht das sehr geschwind in den Nebenstunden; zumahl da ich jetzt endlich in den Hafen gerettet bin aus dem Berliner Wust, und bey Schleyermacher vor dem Thore wohne, wo<durch> ich nicht nur an freundschaftl.[ichem] Genuß und an Zeit unendlich viel gewinne, sondern selbst oekonomisch besser fahre, indem mir das Logis nichts kostet. Ich habe die ersten Tage hier mit Arbeiten recht eingeweiht und mich in dieß und das sehr vertieft. Daher rechne heute auf nicht mehr als auf die äußerste Nothdurft. –
Zu dem W.[ilhelm] M.[eister] brauche ich freylich noch einige Wochen: aber so lange darfs auch noch dauern. – Sollte es erfoderlich seyn, so wäre ich auch gewiß im Stande, den Anfang meiner philosophischen Ansichten zu geben. Laß Dir das aber ja kein Motiv seyn, weniger für das Journal zu projektiren und zu machen.
Meinen Brief vom 19ten wirst Du nun auch richtig erhalten haben, und daraus gesehn, daß Dein Verlangen wegen des Geldes zu spät gekommen. Ich habe nun Unger gesagt, wir hättens anders eingerichtet wegen der 5 L[ouis]d[ʼo]rs. und er möchte darauf weiter keine Rücksicht nehmen. – Sey aber ja eben so oekonomisch mit den Sorgen als mit dem Gelde, und laß Dich die Sache ja nicht kümmmern, <die wirklich nichts auf sich hat>. Ich wünschte, Du erwähntest gegen V.[ieweg] dessen gar nicht: sollte er es aber thun, so stelltest Du Dich nicht eben, als wüßtest Du es nicht, legtest aber doch nicht den mindesten Akzent auf diese Sache, die ihn auch gar nicht verdient.
Wenn Ihr nicht recht wohl bey Geld seyd, so kommt lieber nicht nach Berlin, und laßt uns dafür im Herbst zusammen auf vier Wochen nach Dreßden gehn. Wir gewinnen dabey zu Ostern an Zeit für das Journal und im Herbst würde Euch Dresden doch wieder neu seyn. – Der Plan, länger in Dreßden zu leben, scheint mir, der Arbeitshindernisse wegen schwierig. – Daß Ihr im Mindesten sorgt, oder darbt, verlohnt die Reise hieher wahrlich nicht. Tieck käme doch gewiß zu Dir, wenn Ihr nicht kommt, und Schleyerm.[acher] begleitete mich dann wohl. – Höchst wahrscheinlich würde Euch die Reise hieher mehr kosten als die nach Dreßden. Erstlich einige Reisekosten mehr, da es 8 Meilen weiter ist; dann hier wenn ihr allein wohnt, das und wenn das Wetter schlecht ist, viel Fuhrlohn. Das Schauspiel ist auch nicht wohlfeil. Die Kunstsachen hier in Potsdam und Saussouci <[und] Charlottenburg> sind zerstreuter wie in Dr.[esden], kosten also eher mehr als weniger. Ich habe noch gar nichts davon angesehn. – Vielleicht seyd Ihr im Herbst mehr bey Gelde, und wir reisen dann zusammen hieher. –
Wenn Ihr aber nicht 150 Thl. übrig habt: so kommt nicht. Wir wollen wohl ohne das vergnügt seyn.
Die Recension, die gediegne, habe ich erhalten. Mir gefällt ganz außerordentlich der darin seyende επισμος, oder epische Enthusiasmus; um der Consequenz wegen gefällt es mir auch recht gut, daß manches, was sich wohl noch über das Naive und Romantische des Gedichtes sagen ließe, hier nicht gesagt ist. Es giebt vielleicht noch keine Recension, die zugleich so theoretisch und doch so kritisch ist. Es ist oft nothwendig, erst den Gesichtspunkt und die Gesetze der Beurtheilung erst zu konstituiren: so auch hier. Aber unendlich schwer ists bey dem Theoretisiren, <wenn man soweit aushohlen muß>, nicht die Kritik und das Werk zu vergessen. – „Freunde wir habenʼs erlebt.“ – Ich freue mich an diesem kritisch Portiko und Prachtstücke einigen Antheil zu haben, obgleich mir in der Theorie des επος außer der Zusammenfassung des Ganzen, auch manches Einzelne neu war.
Theilt mir ja mit, was Goethe darüber sagt. –
Freyexemp.[lare] hat V.[ieweg] nach Deinem Verlangen wenigstens 15 bewilligt. Einige werden auf schöneres Papier gedruckt. Von diesen kann außer dem für uns eins für Goethe bestimmt werden und etwa eins für Hardenberg.
Vieweg hat mit mir die Sextaleintheilung vorgezogen. Zwey Stücke machen Einen Band, deren also wie gewöhnlich drey auf einen Jahrgang kommen. Gegen das Abbrechen bin ich auch sehr. Aber die Schwierigkeit bleibt eigentlich, wenn die Aufsätze <alle> länger sind, auch bey einer Quartalschrift. Es giebt kein probates Mittel dagegen, als daß wir uns die Freiheit vorbehalten, ein Stück im Nothfalle etwas kürzer oder länger zu machen. – Unterdessen haben wir davon um so weniger zu besorgen, da wir schon drey Artikel haben, die permanent sind, und in kleine Massen zerfallen, womit also immer die Lücken ausgefüllt werden können. 1) Unsre Briefe über Sh[akespear]ʼs komischen Geist. 2) Meine philosophische Ansichten. Ich habe zwar letzthin geschrieben, ich wünsche das erstemahl mit einer beträchtlichen Masse auftreten zu können. – Indessen kann ich wohl mit 2–3 Bogen im IIten Stücke dafür reichen, wenn ich im IIIten gleich wieder die Fortsetzung gebe. Aber in der Folge kann ich immer Vorrath haben, und es in beliebige Massen zertheilen.
Höre ich glaube, es wäre viel besser, Du theiltest auch das Autodafe über Wieland nicht. Sollte es nicht demohngeachtet ins IIte Stück kommen können? – Wenn Du nur excerpiren und fragmentiren thätest, oder thun wolltest. Die 30 Bände ließen sich doch eigentlich zieml.[ich] schnell in den Nebenstunden lesen. –
Den dritten permanenten Artikel habe ich noch vergessen. Ich dachte nähmlich nach der ersten großen Porzion Fragmente im Iten Stück, die ich nicht gern theilen möchte, wieder zu sammeln (ich behalte auch noch gewiß übrig), nur nicht gleich in dem nächstfolgenden Stück, aber künftig dann und wann 1 oder ½ Bogen von dieser Waare zu geben als Lückenbüßer. Wenn Hardenb.[erg] Wort hält, so wird mir dieser hiezu auch sehr viel Stoff liefern.
Eine Tragödie des Aeschylus – das gefällt mir sehr und ich wünsche, daß es gleich nach Ostern, wenn wir wieder beysammen sind geschehen mag. Über die Übersetzungskunst habe ich viel auf dem Herzen und könnte zu einer Theorie wohl Beyträge geben.
Was die Orthographie betrifft, so wünschte ich nur, daß wir die Schwabacher GANZ verbannten und in die Acht erklärten. Übrigens scheint mir muß in einem Journal der Gebrauch, wie in einem wissenschaftlichen Werke die Etymologie den Vorrang haben. Übrigens scheint mirs doch eigentlich nicht nöthig, daß die Orth.[ographie] ganz eine sey, weil ich sie für etwas individuelles halte. Indessen ist diese Meynung freylich auch individuell. Ich überlasse es Dir, mir ein Schema und Norm aufzusetzen, nach der ich mich als zweyter Correktor richten werde. –
Von Tieck und Richter werde ich ein großes Fragment machen. – Sonst werde ich Euch aber wohl keinen Stoff für die Annalen der Poesie vorwegnehmen.
Wie kömmts, daß die Rec.[ension] des Lyceums noch nicht erscheint?
– Von wem ist sie?
Recht übel ists, daß Unger immer noch sehr zu wünschen scheint, daß ich ihm die Fortsetzung des Lessing gebe. Wenn meine Anzeige abgedruckt ist: so wünschte ich wohl, daß Du ein paar Worte darüber an ihn schriebst, aber ja ohne unser Journal zu erwähnen. Ich muß den rechten Moment abwarten, denn da er eine sehr große Eifersucht gegen Vieweg hat, und innerlich gar nicht gut mit ihm ist, so könnte es ihm einen unangenehmen Eindruck machen, wenn er es nicht durch mich zuerst erführe. –
Eine Ankündigung brauchen wir freylich, wenigstens eine kurze, für die Intell.[igenz-] Blätter und auf den Umschlag; wenn Ihr meynt, aber auch eine kürzere. Soll ich dergleichen entwerfen, oder willst Du es?
Die vorgeschl.[agenen] Bücher will ich sämtlich in der Litt.[eratur-] Z.[eitung] recensiren. Die kleinen Schriften von Kant, Fr[an]kf.[urt] und Leipz.[ig] II Bände, muß ich ohnehin bekommen, da ich die andre Sammlung in drey Bänden habe, die ich nun durchgearbeitet, aber noch einmahl lesen muß. Der Hemsterhuys wird mir nicht viel Mühe und die Bibliothek viel Spaß machen. Das ist doch auch mitzunehmen. – Die Rec.[ension] des Kant und des Hülsen erfolgt gewiß recht bald.
Von der Fichtischen Moral und dem Journal schickt mir ja was kommt, so wie es kommt, und grüßt F.[ichte] herzlich. Die 7 Bogen haben mir vortreffl.[ich] gefallen.

Den 29ten Decemb.[er].
Tieck betet den Richter an, und ich lese nun auch alles von ihm. Noch hat mir der Siebenkäs am besten gefallen. Ja ich leugne es nicht, ich halte es für ein sehr gutes Zeichen der Zeit, daß grade dieser Autor der Liebling des Publ.[ikums] ist. Freylich wird auch Agnes gekauft, wie warme Semmel, aber mehr von dem wenigst kultivirten Theil der Nazion, den Adlichen pp. – Doch glaube ich wird die Agnes bald allgemein misfallen und nur ein ephemeres Daseyn haben.
Wäre nicht ein Aufsatz über Joh.[annes] Müller oder über histor. Kunst etwas Zweckmäßigs für Dich? die Carol.[ins] <hat> Dir Vieweg nur zu 6⅓ Thl. berechnen wollen.
Leider, liebster Freund, war Vieweg schon abgereist und mein Brief kam zu spät. Ich habe ihn daher auf die Post gegeben, weil sonst mein Einschluß bey Unger zu stark werden möchte. Ich hoffe indessen, daß alles was ich in Bezug auf Eure mündl.[iche] Unterredung geschrieben, überflüßig war. –
Mit Tieck ist die Sache nun endlich wegen des D[on] Q[uixote] in Richtigkeit. U.[nger] hat von Eschen <wieder> einen Brief erhalten, der auf den Hauptpunkt gar keine befriedigende Antwort enthält. Wie gehts aber zu, daß Eschen an U.[nger] von Tieck etwas erwähnte, daß dieser ihn übersetzen wolle? Habt Ihr es etwa ihm oder Grieß gesagt – U.[nger] hat sich nun ausgedacht, und ich habe es mit ihm und Tieck verabredet, daß Tieck im Intell.[igenz-] Bl.[att] der A.[llgemeinen] L.[itteratur-]Zeitung anzeigen soll, er übersetze den D[on] Q[uixote], im Verlag einer angesehenen Buchhandlung. – Dann will U.[nger] sich gegen Eschen mit der Collision entschuldigen, und zurückziehn. Den Namen zu dem Verlag des Tieckschen D[on] Q[uixote] soll ein anderer Buchhändler hergeben, eigentlich wird ihn aber U.[nger] haben. –
Noch besser, meynte U.[nger] wäre es, wenn Du die Anzeige von Tiecks Uebersetzung im Int.[elligenz-]Bl.[att] der A.[llgemeinen] L.[itteratur-]Z.[eitung] machtest <als eine litterarische Neuigkeit>, wo Du dann natürlich ein kräftiges Wort zur Empfehlung sagen dürftest. Auf jeden Fall wirst Du gebeten baldigst eine Anzeige in die L.[itteratur-] Z.[eitung] rücken zu lassen entweder unter Deinem Nahmen, oder anonym oder auch unter Tiecks Nahmen, wie Dirs am besten dünkt – Der ganze D[on] Q[uixote] soll zu Ostern 99 mit einemmahle erscheinen. Könnte das nicht auch in der Anzeige erwähnt werden?
Von meiner Griech.[ischen] P.[oesie] hoffe ich Dir bald ein beträchtliches Stück schicken zu können. An Goethe will ich auch bald einmahl schreiben. –
Was der Fantast Dir über die Rec.[ension] geschrieben, sehe ich, ist ja herzlich leer. Er hat wohl ebenso wenig dafür, als für das Gedicht selbst, welches er ordentlich haßt.
Aber auf den Shak.[espear] versteht er sich doch wohl einigermaaßen. Der Druck Deines Sh.[akespear] fängt nun an.
Euer Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden; d. h. das erste Stück soll mit dem Aufsatz über M.[eister] anfangen, und das Ganze mag Athenäum heißen, wenn Du es noch so zufrieden bist. Viewegen gefiel dieser Titel recht sehr, und ich hatte nie etwas dawider, als daß ich [ihn] nicht für populär hielt. –
An <den> Fragmenten will ich nun recht bald abzuschreiben anfangen, und da ich schon viele Convolute durchgesehn und signirt, geht das sehr geschwind in den Nebenstunden; zumahl da ich jetzt endlich in den Hafen gerettet bin aus dem Berliner Wust, und bey Schleyermacher vor dem Thore wohne, wo<durch> ich nicht nur an freundschaftl.[ichem] Genuß und an Zeit unendlich viel gewinne, sondern selbst oekonomisch besser fahre, indem mir das Logis nichts kostet. Ich habe die ersten Tage hier mit Arbeiten recht eingeweiht und mich in dieß und das sehr vertieft. Daher rechne heute auf nicht mehr als auf die äußerste Nothdurft. –
Zu dem W.[ilhelm] M.[eister] brauche ich freylich noch einige Wochen: aber so lange darfs auch noch dauern. – Sollte es erfoderlich seyn, so wäre ich auch gewiß im Stande, den Anfang meiner philosophischen Ansichten zu geben. Laß Dir das aber ja kein Motiv seyn, weniger für das Journal zu projektiren und zu machen.
Meinen Brief vom 19ten wirst Du nun auch richtig erhalten haben, und daraus gesehn, daß Dein Verlangen wegen des Geldes zu spät gekommen. Ich habe nun Unger gesagt, wir hättens anders eingerichtet wegen der 5 L[ouis]d[ʼo]rs. und er möchte darauf weiter keine Rücksicht nehmen. – Sey aber ja eben so oekonomisch mit den Sorgen als mit dem Gelde, und laß Dich die Sache ja nicht kümmmern, <die wirklich nichts auf sich hat>. Ich wünschte, Du erwähntest gegen V.[ieweg] dessen gar nicht: sollte er es aber thun, so stelltest Du Dich nicht eben, als wüßtest Du es nicht, legtest aber doch nicht den mindesten Akzent auf diese Sache, die ihn auch gar nicht verdient.
Wenn Ihr nicht recht wohl bey Geld seyd, so kommt lieber nicht nach Berlin, und laßt uns dafür im Herbst zusammen auf vier Wochen nach Dreßden gehn. Wir gewinnen dabey zu Ostern an Zeit für das Journal und im Herbst würde Euch Dresden doch wieder neu seyn. – Der Plan, länger in Dreßden zu leben, scheint mir, der Arbeitshindernisse wegen schwierig. – Daß Ihr im Mindesten sorgt, oder darbt, verlohnt die Reise hieher wahrlich nicht. Tieck käme doch gewiß zu Dir, wenn Ihr nicht kommt, und Schleyerm.[acher] begleitete mich dann wohl. – Höchst wahrscheinlich würde Euch die Reise hieher mehr kosten als die nach Dreßden. Erstlich einige Reisekosten mehr, da es 8 Meilen weiter ist; dann hier wenn ihr allein wohnt, das und wenn das Wetter schlecht ist, viel Fuhrlohn. Das Schauspiel ist auch nicht wohlfeil. Die Kunstsachen hier in Potsdam und Saussouci <[und] Charlottenburg> sind zerstreuter wie in Dr.[esden], kosten also eher mehr als weniger. Ich habe noch gar nichts davon angesehn. – Vielleicht seyd Ihr im Herbst mehr bey Gelde, und wir reisen dann zusammen hieher. –
Wenn Ihr aber nicht 150 Thl. übrig habt: so kommt nicht. Wir wollen wohl ohne das vergnügt seyn.
Die Recension, die gediegne, habe ich erhalten. Mir gefällt ganz außerordentlich der darin seyende επισμος, oder epische Enthusiasmus; um der Consequenz wegen gefällt es mir auch recht gut, daß manches, was sich wohl noch über das Naive und Romantische des Gedichtes sagen ließe, hier nicht gesagt ist. Es giebt vielleicht noch keine Recension, die zugleich so theoretisch und doch so kritisch ist. Es ist oft nothwendig, erst den Gesichtspunkt und die Gesetze der Beurtheilung erst zu konstituiren: so auch hier. Aber unendlich schwer ists bey dem Theoretisiren, <wenn man soweit aushohlen muß>, nicht die Kritik und das Werk zu vergessen. – „Freunde wir habenʼs erlebt.“ – Ich freue mich an diesem kritisch Portiko und Prachtstücke einigen Antheil zu haben, obgleich mir in der Theorie des επος außer der Zusammenfassung des Ganzen, auch manches Einzelne neu war.
Theilt mir ja mit, was Goethe darüber sagt. –
Freyexemp.[lare] hat V.[ieweg] nach Deinem Verlangen wenigstens 15 bewilligt. Einige werden auf schöneres Papier gedruckt. Von diesen kann außer dem für uns eins für Goethe bestimmt werden und etwa eins für Hardenberg.
Vieweg hat mit mir die Sextaleintheilung vorgezogen. Zwey Stücke machen Einen Band, deren also wie gewöhnlich drey auf einen Jahrgang kommen. Gegen das Abbrechen bin ich auch sehr. Aber die Schwierigkeit bleibt eigentlich, wenn die Aufsätze <alle> länger sind, auch bey einer Quartalschrift. Es giebt kein probates Mittel dagegen, als daß wir uns die Freiheit vorbehalten, ein Stück im Nothfalle etwas kürzer oder länger zu machen. – Unterdessen haben wir davon um so weniger zu besorgen, da wir schon drey Artikel haben, die permanent sind, und in kleine Massen zerfallen, womit also immer die Lücken ausgefüllt werden können. 1) Unsre Briefe über Sh[akespear]ʼs komischen Geist. 2) Meine philosophische Ansichten. Ich habe zwar letzthin geschrieben, ich wünsche das erstemahl mit einer beträchtlichen Masse auftreten zu können. – Indessen kann ich wohl mit 2–3 Bogen im IIten Stücke dafür reichen, wenn ich im IIIten gleich wieder die Fortsetzung gebe. Aber in der Folge kann ich immer Vorrath haben, und es in beliebige Massen zertheilen.
Höre ich glaube, es wäre viel besser, Du theiltest auch das Autodafe über Wieland nicht. Sollte es nicht demohngeachtet ins IIte Stück kommen können? – Wenn Du nur excerpiren und fragmentiren thätest, oder thun wolltest. Die 30 Bände ließen sich doch eigentlich zieml.[ich] schnell in den Nebenstunden lesen. –
Den dritten permanenten Artikel habe ich noch vergessen. Ich dachte nähmlich nach der ersten großen Porzion Fragmente im Iten Stück, die ich nicht gern theilen möchte, wieder zu sammeln (ich behalte auch noch gewiß übrig), nur nicht gleich in dem nächstfolgenden Stück, aber künftig dann und wann 1 oder ½ Bogen von dieser Waare zu geben als Lückenbüßer. Wenn Hardenb.[erg] Wort hält, so wird mir dieser hiezu auch sehr viel Stoff liefern.
Eine Tragödie des Aeschylus – das gefällt mir sehr und ich wünsche, daß es gleich nach Ostern, wenn wir wieder beysammen sind geschehen mag. Über die Übersetzungskunst habe ich viel auf dem Herzen und könnte zu einer Theorie wohl Beyträge geben.
Was die Orthographie betrifft, so wünschte ich nur, daß wir die Schwabacher GANZ verbannten und in die Acht erklärten. Übrigens scheint mir muß in einem Journal der Gebrauch, wie in einem wissenschaftlichen Werke die Etymologie den Vorrang haben. Übrigens scheint mirs doch eigentlich nicht nöthig, daß die Orth.[ographie] ganz eine sey, weil ich sie für etwas individuelles halte. Indessen ist diese Meynung freylich auch individuell. Ich überlasse es Dir, mir ein Schema und Norm aufzusetzen, nach der ich mich als zweyter Correktor richten werde. –
Von Tieck und Richter werde ich ein großes Fragment machen. – Sonst werde ich Euch aber wohl keinen Stoff für die Annalen der Poesie vorwegnehmen.
Wie kömmts, daß die Rec.[ension] des Lyceums noch nicht erscheint?
– Von wem ist sie?
Recht übel ists, daß Unger immer noch sehr zu wünschen scheint, daß ich ihm die Fortsetzung des Lessing gebe. Wenn meine Anzeige abgedruckt ist: so wünschte ich wohl, daß Du ein paar Worte darüber an ihn schriebst, aber ja ohne unser Journal zu erwähnen. Ich muß den rechten Moment abwarten, denn da er eine sehr große Eifersucht gegen Vieweg hat, und innerlich gar nicht gut mit ihm ist, so könnte es ihm einen unangenehmen Eindruck machen, wenn er es nicht durch mich zuerst erführe. –
Eine Ankündigung brauchen wir freylich, wenigstens eine kurze, für die Intell.[igenz-] Blätter und auf den Umschlag; wenn Ihr meynt, aber auch eine kürzere. Soll ich dergleichen entwerfen, oder willst Du es?
Die vorgeschl.[agenen] Bücher will ich sämtlich in der Litt.[eratur-] Z.[eitung] recensiren. Die kleinen Schriften von Kant, Fr[an]kf.[urt] und Leipz.[ig] II Bände, muß ich ohnehin bekommen, da ich die andre Sammlung in drey Bänden habe, die ich nun durchgearbeitet, aber noch einmahl lesen muß. Der Hemsterhuys wird mir nicht viel Mühe und die Bibliothek viel Spaß machen. Das ist doch auch mitzunehmen. – Die Rec.[ension] des Kant und des Hülsen erfolgt gewiß recht bald.
Von der Fichtischen Moral und dem Journal schickt mir ja was kommt, so wie es kommt, und grüßt F.[ichte] herzlich. Die 7 Bogen haben mir vortreffl.[ich] gefallen.

Den 29ten Decemb.[er].
Tieck betet den Richter an, und ich lese nun auch alles von ihm. Noch hat mir der Siebenkäs am besten gefallen. Ja ich leugne es nicht, ich halte es für ein sehr gutes Zeichen der Zeit, daß grade dieser Autor der Liebling des Publ.[ikums] ist. Freylich wird auch Agnes gekauft, wie warme Semmel, aber mehr von dem wenigst kultivirten Theil der Nazion, den Adlichen pp. – Doch glaube ich wird die Agnes bald allgemein misfallen und nur ein ephemeres Daseyn haben.
Wäre nicht ein Aufsatz über Joh.[annes] Müller oder über histor. Kunst etwas Zweckmäßigs für Dich? die Carol.[ins] <hat> Dir Vieweg nur zu 6⅓ Thl. berechnen wollen.
Leider, liebster Freund, war Vieweg schon abgereist und mein Brief kam zu spät. Ich habe ihn daher auf die Post gegeben, weil sonst mein Einschluß bey Unger zu stark werden möchte. Ich hoffe indessen, daß alles was ich in Bezug auf Eure mündl.[iche] Unterredung geschrieben, überflüßig war. –
Mit Tieck ist die Sache nun endlich wegen des D[on] Q[uixote] in Richtigkeit. U.[nger] hat von Eschen <wieder> einen Brief erhalten, der auf den Hauptpunkt gar keine befriedigende Antwort enthält. Wie gehts aber zu, daß Eschen an U.[nger] von Tieck etwas erwähnte, daß dieser ihn übersetzen wolle? Habt Ihr es etwa ihm oder Grieß gesagt – U.[nger] hat sich nun ausgedacht, und ich habe es mit ihm und Tieck verabredet, daß Tieck im Intell.[igenz-] Bl.[att] der A.[llgemeinen] L.[itteratur-]Zeitung anzeigen soll, er übersetze den D[on] Q[uixote], im Verlag einer angesehenen Buchhandlung. – Dann will U.[nger] sich gegen Eschen mit der Collision entschuldigen, und zurückziehn. Den Namen zu dem Verlag des Tieckschen D[on] Q[uixote] soll ein anderer Buchhändler hergeben, eigentlich wird ihn aber U.[nger] haben. –
Noch besser, meynte U.[nger] wäre es, wenn Du die Anzeige von Tiecks Uebersetzung im Int.[elligenz-]Bl.[att] der A.[llgemeinen] L.[itteratur-]Z.[eitung] machtest <als eine litterarische Neuigkeit>, wo Du dann natürlich ein kräftiges Wort zur Empfehlung sagen dürftest. Auf jeden Fall wirst Du gebeten baldigst eine Anzeige in die L.[itteratur-] Z.[eitung] rücken zu lassen entweder unter Deinem Nahmen, oder anonym oder auch unter Tiecks Nahmen, wie Dirs am besten dünkt – Der ganze D[on] Q[uixote] soll zu Ostern 99 mit einemmahle erscheinen. Könnte das nicht auch in der Anzeige erwähnt werden?
Von meiner Griech.[ischen] P.[oesie] hoffe ich Dir bald ein beträchtliches Stück schicken zu können. An Goethe will ich auch bald einmahl schreiben. –
Was der Fantast Dir über die Rec.[ension] geschrieben, sehe ich, ist ja herzlich leer. Er hat wohl ebenso wenig dafür, als für das Gedicht selbst, welches er ordentlich haßt.
Aber auf den Shak.[espear] versteht er sich doch wohl einigermaaßen. Der Druck Deines Sh.[akespear] fängt nun an.
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