• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: 10.08.1799
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 10.08.1799
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 306‒308.
  • Incipit: „[1] Den 10ten August.
    Mit großer Sehnsucht und Aengstlichkeit habe ich auf Briefe von Euch gewartet; freylich hätte ich selbst denken können, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.142
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl. u. 2 S., hs.
  • Format: 19 x 11,3 cm
    Language
  • German
[1] Den 10ten August.
Mit großer Sehnsucht und Aengstlichkeit habe ich auf Briefe von Euch gewartet; freylich hätte ich selbst denken können, daß es weiter nichts sey als Mangel an Zeit.
Bey Fröhlich habe ich Deinen Auftrag sorgfältig besorgt. Er hat mir die Exempl.[are] geschickt mit der Versicherung, Dir das Geld Ende künftiger Woche also heute über acht Tage zu schicken. Denke nur nicht, daß es an mir liegt, ich werde ihn auch noch ernstlich mahnen. Er hat sich aber so sehr versteckt, daß es ihm trotz seines großen Credits immer an Geld fehlt.
Die Notizen machen hier sehr großes Aufsehn. Ramdohr ist hier und hat mich angeredet auf einem Spatziergang, den ich mit Fichte machte. Nach einigen allgemeinen Reden sagte er mir [2] plötzlich: ,Ich bitte Sie auch um Verzeihung, daß meine Venus Urania Ihnen Langeweile gemacht hat.ʻ – Biester hat gewehmüthelt, er hätte keinem von uns etwas zu Leide gethan. Rambach hat sich gefreut, daß er nicht mit darunter sey. Desfalls hat sich Bernhardi erboten diesen in der nächsten Portion zu besorgen. Auch Fichte macht Hoffnung zu einigen Beyträgen. – Bernhardi hat sich auch zur Metakritik erboten zu der ich schwerlich die Geduld habe. Wird Schelling nichts geben?
Wir erwarten nun noch Eure definitive Antwort, da Ihr beym letzten Fichteʼs Brief an Carol.[ine] noch nicht hattet. Aber ich denke es wird wohl so da[3]bey bleiben, daß wir den Winter zusammen in Jena sind, denn Deinen Gründen gegen den Aufenthalt in Berlin weiß ich nicht viel entgegenzusetzen.
Wir wünschen herzlich, daß Ihr die jetzige Reise nach Berlin nicht aufgebt, und möchtenʼs gern bald recht gewiß wissen. Warum will denn Caroline die schöne Gelegenheit mit Hufelands zu kommen aufgeben. –
Was Du von Hardenb.[erg] schreibst war mir sehr interessant, doch hätte mir Caroline wohl etwas mehr von ihm schreiben können, z.B. ob er mich noch liebt, ob er gar nichts mehr thun will, ob er für die Lucinde mehr Sinn bekommen und vieles [4] andre. Zu seiner bürgerlichen Baukunst kann ich durchaus kein rechtes Zutrauen fassen.
Mit Tieck das ist alles gut und wie es seyn soll. Mit der Bildung des Menschen wollenʼs wir aber noch nicht sehr spielen. Wartet nur auf die Frau, auch weiß ich mehr von ihm. – Mit dem gemeinschaftlichen Essen, das ist etwas mißlich. Aber es war wohl nicht anders zu machen. Was das Geld betrifft, da muß sich Caroline ganz an die Frau halten.
Ich freue mich, daß Dich Schlei[ermacher]ʼs Religion so sehr interessirt. Um so eher darf ich das gleiche für die Ansichten hoffen, die ich Dir nächstens fürs Athen.[äum] schicken werde. Es sind nicht eigentlich Fragmente, wenigstens nicht in der alten Manier.
[5] Schelling schicke mir sein Werk durch Tieck. – Aber dieser kommt ja nach unsrer Rechnung erst in 4–6 Wochen zurück und ich hätte es gern eher. Oder ist diese Rechnung unrichtig? – Ich freue mich sehr, daß Schelling Anfälle von Poesie bekommt. Da muß es ihm grade fehlen und zwar, was das schlimmste ist, auch am Wissen dessen was ihm fehlt. Ueber die Poesie habe ich diesen Winter große Offenbarung gehabt und freue mich sehr mit Dir darüber reden zu können, denn mit Tieck blieb ich doch mehr in den Außenwerken. – Also Hardenb.[erg] hat die Elegie nicht vernommen? – So! nun er muß warten. Dem Fichte hat sie sehr gefallen, wie zum Theil auch die Lucinde. Aber freylich sind seine Aesthetik und was mir Poesie ist, noch ziemlich entfernt von einander.
Doroth.[ea] grüßt herzlich. Von [6] Henriette haben wir lange keine Nachricht.
Mit Fichte leben wir sehr innig, angenehm und interessant. Nur hat er einige Gewohnheiten und Eigenheiten, die uns Zeit oder Geld oder beydes kosten. Auf die kurze Zeit mag es gehn, weil es so schön ist.
Caroline soll mir wieder mehr schreiben, und auch Auguste soll nicht so träge seyn.
Ich habe gerechnet, daß Du auch an Carl und Moriz diesmal die Exempl[are] schickst. Fehlt Dir eins, so giebst Du mir also nur Ordre, einen von diesen noch von hieraus zu versorgen.
Du, Goethe, Schiller, Niethammer, Tischbein, Hardenberg, Carl, Moriz. Summa 8 Stück.
[1] Den 10ten August.
Mit großer Sehnsucht und Aengstlichkeit habe ich auf Briefe von Euch gewartet; freylich hätte ich selbst denken können, daß es weiter nichts sey als Mangel an Zeit.
Bey Fröhlich habe ich Deinen Auftrag sorgfältig besorgt. Er hat mir die Exempl.[are] geschickt mit der Versicherung, Dir das Geld Ende künftiger Woche also heute über acht Tage zu schicken. Denke nur nicht, daß es an mir liegt, ich werde ihn auch noch ernstlich mahnen. Er hat sich aber so sehr versteckt, daß es ihm trotz seines großen Credits immer an Geld fehlt.
Die Notizen machen hier sehr großes Aufsehn. Ramdohr ist hier und hat mich angeredet auf einem Spatziergang, den ich mit Fichte machte. Nach einigen allgemeinen Reden sagte er mir [2] plötzlich: ,Ich bitte Sie auch um Verzeihung, daß meine Venus Urania Ihnen Langeweile gemacht hat.ʻ – Biester hat gewehmüthelt, er hätte keinem von uns etwas zu Leide gethan. Rambach hat sich gefreut, daß er nicht mit darunter sey. Desfalls hat sich Bernhardi erboten diesen in der nächsten Portion zu besorgen. Auch Fichte macht Hoffnung zu einigen Beyträgen. – Bernhardi hat sich auch zur Metakritik erboten zu der ich schwerlich die Geduld habe. Wird Schelling nichts geben?
Wir erwarten nun noch Eure definitive Antwort, da Ihr beym letzten Fichteʼs Brief an Carol.[ine] noch nicht hattet. Aber ich denke es wird wohl so da[3]bey bleiben, daß wir den Winter zusammen in Jena sind, denn Deinen Gründen gegen den Aufenthalt in Berlin weiß ich nicht viel entgegenzusetzen.
Wir wünschen herzlich, daß Ihr die jetzige Reise nach Berlin nicht aufgebt, und möchtenʼs gern bald recht gewiß wissen. Warum will denn Caroline die schöne Gelegenheit mit Hufelands zu kommen aufgeben. –
Was Du von Hardenb.[erg] schreibst war mir sehr interessant, doch hätte mir Caroline wohl etwas mehr von ihm schreiben können, z.B. ob er mich noch liebt, ob er gar nichts mehr thun will, ob er für die Lucinde mehr Sinn bekommen und vieles [4] andre. Zu seiner bürgerlichen Baukunst kann ich durchaus kein rechtes Zutrauen fassen.
Mit Tieck das ist alles gut und wie es seyn soll. Mit der Bildung des Menschen wollenʼs wir aber noch nicht sehr spielen. Wartet nur auf die Frau, auch weiß ich mehr von ihm. – Mit dem gemeinschaftlichen Essen, das ist etwas mißlich. Aber es war wohl nicht anders zu machen. Was das Geld betrifft, da muß sich Caroline ganz an die Frau halten.
Ich freue mich, daß Dich Schlei[ermacher]ʼs Religion so sehr interessirt. Um so eher darf ich das gleiche für die Ansichten hoffen, die ich Dir nächstens fürs Athen.[äum] schicken werde. Es sind nicht eigentlich Fragmente, wenigstens nicht in der alten Manier.
[5] Schelling schicke mir sein Werk durch Tieck. – Aber dieser kommt ja nach unsrer Rechnung erst in 4–6 Wochen zurück und ich hätte es gern eher. Oder ist diese Rechnung unrichtig? – Ich freue mich sehr, daß Schelling Anfälle von Poesie bekommt. Da muß es ihm grade fehlen und zwar, was das schlimmste ist, auch am Wissen dessen was ihm fehlt. Ueber die Poesie habe ich diesen Winter große Offenbarung gehabt und freue mich sehr mit Dir darüber reden zu können, denn mit Tieck blieb ich doch mehr in den Außenwerken. – Also Hardenb.[erg] hat die Elegie nicht vernommen? – So! nun er muß warten. Dem Fichte hat sie sehr gefallen, wie zum Theil auch die Lucinde. Aber freylich sind seine Aesthetik und was mir Poesie ist, noch ziemlich entfernt von einander.
Doroth.[ea] grüßt herzlich. Von [6] Henriette haben wir lange keine Nachricht.
Mit Fichte leben wir sehr innig, angenehm und interessant. Nur hat er einige Gewohnheiten und Eigenheiten, die uns Zeit oder Geld oder beydes kosten. Auf die kurze Zeit mag es gehn, weil es so schön ist.
Caroline soll mir wieder mehr schreiben, und auch Auguste soll nicht so träge seyn.
Ich habe gerechnet, daß Du auch an Carl und Moriz diesmal die Exempl[are] schickst. Fehlt Dir eins, so giebst Du mir also nur Ordre, einen von diesen noch von hieraus zu versorgen.
Du, Goethe, Schiller, Niethammer, Tischbein, Hardenberg, Carl, Moriz. Summa 8 Stück.
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