• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [August 1799]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [August 1799]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 308‒309.
  • Incipit: „Hier ist wenigstens etwas, um Deine letzte so reiche Sendung zu erwidern! – In dem Dante und Ariost blitzt der göttliche [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34237
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.c,Nr.143
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,5 cm
    Language
  • German
Hier ist wenigstens etwas, um Deine letzte so reiche Sendung zu erwidern! – In dem Dante und Ariost blitzt der göttliche Funken am hellsten; Ariost ist durchaus glücklich, Dante groß gewendet. Nächstdem setze ich den Bocc.[accio] dann Guarini, Petrarca und zuletzt Tasso. In den drey letztern ist der eigentliche Geist der Dichter nicht so tiefsinnig zurückgespiegelt wie in den ersten. – Meine Wahl beten wir einmüthig an. Das ist eben mein Ideal von Romanzen. Das Canzonechen ist zierlich und nett concettirt. Das an Schelling am wenigsten bedeutsam.
Nun sollte ich noch über die Idee des Ganzen der Italiänischen Sonnette etwas sagen. Aber darüber ist nicht viel zu sagen, eben weil sie so ganz auch die meinige ist. Lange habe ichs geahndet, daß solche Gedichte, grade solche gemacht werden müßten. Warum, darüber wie über andre Mysterien der Poesie lieber mündlich. – Ich vermuthe daß sich auch über Shakespear über kurz oder lang auf diese Weise in Dir die Kunst in der Kunst spiegeln wird.
Hier sind Ideen denn so will ich sie schicklicher nennen; der Cardenio zu Schlei[ermache]rs Don Quixote. Ich hoffe ihr werdet wenigstens wie Olivia sagen: Nun das ist eine rechte Hundstagstollheit. Doroth.[ea] meynt es sey Kaviar der Mystik – theils wegen der Form, wie kleiner Froschlaich, theils Kaviar fürs Volk, theils wegen des hitzigen Geschmacks und noch aus mehr andern Gründen.
Indessen habe ich doch – nach Beschaffenheit der Umstände – sehr leise angefangen, und wenn diese Ideen erst erstiegen sind, so sollen dann Hieroglyphen erscheinen.
Herzlichen Gruß von Dor.[othea]. Das mündliche rückt nun immer näher. Wüßten wir doch endlich, ob Ihr kommen werdet.
Bernhardi möchte gern sein Meisterstück an der Metakritik machen. Ich habe zu so etwas gar keine Geduld mehr. Schlei.[ermacher] will auch nicht anbeißen, dagegen möchte er wohl den Reinhold vornehmen.
Was mein Für Fichte betrift, so wird es nach gemeinschaftlicher Berathschlagung später aber größer und nach einem andern Plane erscheinen. Mündlich viel darüber.
Daß Schellings Neigung <sich> zur Poesie wendet, freut mich sehr; es ist gewiß für ihn der nächste und der wahre Weg sich aus der Rohheit herauszuarbeiten und ein Genosse der Hanse zu werden.
Gruß und Brüderschaft.
Friedrich.
Hier ist wenigstens etwas, um Deine letzte so reiche Sendung zu erwidern! – In dem Dante und Ariost blitzt der göttliche Funken am hellsten; Ariost ist durchaus glücklich, Dante groß gewendet. Nächstdem setze ich den Bocc.[accio] dann Guarini, Petrarca und zuletzt Tasso. In den drey letztern ist der eigentliche Geist der Dichter nicht so tiefsinnig zurückgespiegelt wie in den ersten. – Meine Wahl beten wir einmüthig an. Das ist eben mein Ideal von Romanzen. Das Canzonechen ist zierlich und nett concettirt. Das an Schelling am wenigsten bedeutsam.
Nun sollte ich noch über die Idee des Ganzen der Italiänischen Sonnette etwas sagen. Aber darüber ist nicht viel zu sagen, eben weil sie so ganz auch die meinige ist. Lange habe ichs geahndet, daß solche Gedichte, grade solche gemacht werden müßten. Warum, darüber wie über andre Mysterien der Poesie lieber mündlich. – Ich vermuthe daß sich auch über Shakespear über kurz oder lang auf diese Weise in Dir die Kunst in der Kunst spiegeln wird.
Hier sind Ideen denn so will ich sie schicklicher nennen; der Cardenio zu Schlei[ermache]rs Don Quixote. Ich hoffe ihr werdet wenigstens wie Olivia sagen: Nun das ist eine rechte Hundstagstollheit. Doroth.[ea] meynt es sey Kaviar der Mystik – theils wegen der Form, wie kleiner Froschlaich, theils Kaviar fürs Volk, theils wegen des hitzigen Geschmacks und noch aus mehr andern Gründen.
Indessen habe ich doch – nach Beschaffenheit der Umstände – sehr leise angefangen, und wenn diese Ideen erst erstiegen sind, so sollen dann Hieroglyphen erscheinen.
Herzlichen Gruß von Dor.[othea]. Das mündliche rückt nun immer näher. Wüßten wir doch endlich, ob Ihr kommen werdet.
Bernhardi möchte gern sein Meisterstück an der Metakritik machen. Ich habe zu so etwas gar keine Geduld mehr. Schlei.[ermacher] will auch nicht anbeißen, dagegen möchte er wohl den Reinhold vornehmen.
Was mein Für Fichte betrift, so wird es nach gemeinschaftlicher Berathschlagung später aber größer und nach einem andern Plane erscheinen. Mündlich viel darüber.
Daß Schellings Neigung <sich> zur Poesie wendet, freut mich sehr; es ist gewiß für ihn der nächste und der wahre Weg sich aus der Rohheit herauszuarbeiten und ein Genosse der Hanse zu werden.
Gruß und Brüderschaft.
Friedrich.
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