• Elisabeth Wilhelmine van Nuys to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: 04.01.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Elisabeth Wilhelmine van Nuys
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 04.01.1809
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 1‒2.
  • Incipit: „[1] Wien Januar 4/[180]9
    Mit Empfindungen die nur der Freund sich denken kann, eilʼ ich heute zu diesem Blättchen; zu Ihnen vielmehr [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,22,10
  • Number of Pages: 7 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 18,9 x 11,1 cm
    Language
  • German
[1] Wien Januar 4/[180]9
Mit Empfindungen die nur der Freund sich denken kann, eilʼ ich heute zu diesem Blättchen; zu Ihnen vielmehr edler S.[chlegel] von dem ich reiner iniger Theilnahme gewiß bin!
Meine Lage ist ganz verändert seit Sie nicht von mir hörten, ich werde in kurzem die Gattinn des würdigen Greises, wovon ich Ihnen aus Baden schrieb daß er mich überrascht habe; daß ich ihn als den Gesandten meiner Familie betrachte. Er betet mich nicht an wie ein Weib, nein er erhebt Ihre Freundin mit solcher Innigen [2] Empfindung über ihr Geschlecht daß sie alles von ihm hofen darf! sie ist dadurch gewiß, im stande zu seyn seine letzten Tage zu verschönern; er ist 76 Jahre aber noch voll Geisteskraft und körperlichen Wohlsein dabei von den edelsten Gesinnungen! Sie m[ein] l[ieber] S[chlegel] achtet er so sehr, daß er sein Bild ganz in derselben Manier, in derselben Form, in derselben Einfassung als pendant hat machen lassen. Ihr Bruder sah dieses mir so unendlich theure Gemählde noch immer nicht. – Ich höre seine Frau ist lange schon in W[ien] [3] weshalb ich sie nicht sehe wissen die Götter – auch Best und die B[ernhardi] sind mir fremd geworden – ich höre ersterer ist nach München gereiset wo die Fr[au] v. Bernh[ardi] noch immer sein soll.
Am 1t Februar wird wahrscheinlich meine Verbindung gefeyert – werden Ihre Wünsche – Freundes Wünsche mich umschweben? – Ich bleibe hier bis zum 1tMai kommen Sie nicht vorher hieher? und die liebenswürdige Fr[au] v. S[taël] – werdʼ ich nicht die Freude haben, auch sie dann vor einer größern Entfernung wieder zu sehen? Den jungen Baron habʼ ich vergebens mehreremal nach meiner Krankheit eingeladen gleich nach Ihrer Entfernung kam er ein paar mal zu mir grade in den [4] trüben Tagen der Krankheit. Sie werden direct gewiß von ihm die erwünschtesten Nachrichten haben. Was macht das liebliche Frl. Albertine? in tausendfachen Bewegungen steht sie noch oft vor mir; aber am festesten haltʼ ich das Bild in der Hagar – wo Sie sämtlich einen so einzigen Eindruck machten! H[arriott] küsst tausendfach den kleinen Fächer den sie nach der Trennung bekam sie bittet innig, in der Erinerung von Frl. S[taël] zurück gerufen zu werden – die trefliche Mutter bittʼ ich um die fernere Theilnahme, die sie mir Persönlich so gütevoll bewieß!
Ich feyre jetzt das Jahresfest das mir so schöne Stunden bereitete; und möchte noch einmal es wieder leben können, troz Krankheit und Trennung [5] – Sie wissen in welcher Form.
Die Harfe welche ich verloren glaubte ist mir auch wieder erschienen – gewiß istʼs glückliche Bedeutung. Mehr als je werden jetzt die Lieblingstöne hervorgelockt, die vor meiner Krankheit schon eine Weile verhallt schienen.
Aus der hiesigen Welt hören Sie gewiß oft durch die Fürstin S[chwarzenberg], ich weiß das sie mit der Bar[onin] S[taël] correspondirt. Seit ich mit der Gräfin C[hevkin] wohne, bin ich von meinen frühern Bekandten fast abgeschnitten – diese C[hevkin] ist indessen so gescheut, so liebenswürdig, daß sie für manches mir reichlicher Ersaz ist. – Lange mein Verehrtester Freund [6] war ich nicht so glücklich von Ihnen zu hören – aber jede Klage desfalls, verliert ihr Recht, so oft ich daran denke wie Sie Ihre Zeit anzuwenden wissen! Mögte nur auch meinem geliebten Shakespear einen Theil davon bestimt werden! – In diesen Tagen sah ich Collin und Haschka die sich so freundlich Ihrer erinern wie Sie es erwarten können.
Schreiben Sie mir gefälligst unter Couvert HE Banquier v. Schöps Oberbeckerstraße. In den Häusern wo wir uns trafen ist alles wie im vorigen Winter. Die Eube[nberg] ist nicht hier statt ihrer eine Schwester die mir besser gefallt – ich sah [7] sie zwar wenig – mögte Ihr nächstes [Schreiben] die frohe Hofnung eines frohen Wiedersehens enthalten. In Hamburg bin ich von dem reizenden Lande in dem Sie leben wohl nicht weiter getrennt wie jetzt – aber schwerlicher wird Ihr Weg Sie dahin führen nicht wahr?
Mit allen Ihnen bekandten Gesinnungen umwandelbar
Ihre Fr[eundin]
[8]
[1] Wien Januar 4/[180]9
Mit Empfindungen die nur der Freund sich denken kann, eilʼ ich heute zu diesem Blättchen; zu Ihnen vielmehr edler S.[chlegel] von dem ich reiner iniger Theilnahme gewiß bin!
Meine Lage ist ganz verändert seit Sie nicht von mir hörten, ich werde in kurzem die Gattinn des würdigen Greises, wovon ich Ihnen aus Baden schrieb daß er mich überrascht habe; daß ich ihn als den Gesandten meiner Familie betrachte. Er betet mich nicht an wie ein Weib, nein er erhebt Ihre Freundin mit solcher Innigen [2] Empfindung über ihr Geschlecht daß sie alles von ihm hofen darf! sie ist dadurch gewiß, im stande zu seyn seine letzten Tage zu verschönern; er ist 76 Jahre aber noch voll Geisteskraft und körperlichen Wohlsein dabei von den edelsten Gesinnungen! Sie m[ein] l[ieber] S[chlegel] achtet er so sehr, daß er sein Bild ganz in derselben Manier, in derselben Form, in derselben Einfassung als pendant hat machen lassen. Ihr Bruder sah dieses mir so unendlich theure Gemählde noch immer nicht. – Ich höre seine Frau ist lange schon in W[ien] [3] weshalb ich sie nicht sehe wissen die Götter – auch Best und die B[ernhardi] sind mir fremd geworden – ich höre ersterer ist nach München gereiset wo die Fr[au] v. Bernh[ardi] noch immer sein soll.
Am 1t Februar wird wahrscheinlich meine Verbindung gefeyert – werden Ihre Wünsche – Freundes Wünsche mich umschweben? – Ich bleibe hier bis zum 1tMai kommen Sie nicht vorher hieher? und die liebenswürdige Fr[au] v. S[taël] – werdʼ ich nicht die Freude haben, auch sie dann vor einer größern Entfernung wieder zu sehen? Den jungen Baron habʼ ich vergebens mehreremal nach meiner Krankheit eingeladen gleich nach Ihrer Entfernung kam er ein paar mal zu mir grade in den [4] trüben Tagen der Krankheit. Sie werden direct gewiß von ihm die erwünschtesten Nachrichten haben. Was macht das liebliche Frl. Albertine? in tausendfachen Bewegungen steht sie noch oft vor mir; aber am festesten haltʼ ich das Bild in der Hagar – wo Sie sämtlich einen so einzigen Eindruck machten! H[arriott] küsst tausendfach den kleinen Fächer den sie nach der Trennung bekam sie bittet innig, in der Erinerung von Frl. S[taël] zurück gerufen zu werden – die trefliche Mutter bittʼ ich um die fernere Theilnahme, die sie mir Persönlich so gütevoll bewieß!
Ich feyre jetzt das Jahresfest das mir so schöne Stunden bereitete; und möchte noch einmal es wieder leben können, troz Krankheit und Trennung [5] – Sie wissen in welcher Form.
Die Harfe welche ich verloren glaubte ist mir auch wieder erschienen – gewiß istʼs glückliche Bedeutung. Mehr als je werden jetzt die Lieblingstöne hervorgelockt, die vor meiner Krankheit schon eine Weile verhallt schienen.
Aus der hiesigen Welt hören Sie gewiß oft durch die Fürstin S[chwarzenberg], ich weiß das sie mit der Bar[onin] S[taël] correspondirt. Seit ich mit der Gräfin C[hevkin] wohne, bin ich von meinen frühern Bekandten fast abgeschnitten – diese C[hevkin] ist indessen so gescheut, so liebenswürdig, daß sie für manches mir reichlicher Ersaz ist. – Lange mein Verehrtester Freund [6] war ich nicht so glücklich von Ihnen zu hören – aber jede Klage desfalls, verliert ihr Recht, so oft ich daran denke wie Sie Ihre Zeit anzuwenden wissen! Mögte nur auch meinem geliebten Shakespear einen Theil davon bestimt werden! – In diesen Tagen sah ich Collin und Haschka die sich so freundlich Ihrer erinern wie Sie es erwarten können.
Schreiben Sie mir gefälligst unter Couvert HE Banquier v. Schöps Oberbeckerstraße. In den Häusern wo wir uns trafen ist alles wie im vorigen Winter. Die Eube[nberg] ist nicht hier statt ihrer eine Schwester die mir besser gefallt – ich sah [7] sie zwar wenig – mögte Ihr nächstes [Schreiben] die frohe Hofnung eines frohen Wiedersehens enthalten. In Hamburg bin ich von dem reizenden Lande in dem Sie leben wohl nicht weiter getrennt wie jetzt – aber schwerlicher wird Ihr Weg Sie dahin führen nicht wahr?
Mit allen Ihnen bekandten Gesinnungen umwandelbar
Ihre Fr[eundin]
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