• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main · Place of Destination: Paris · Date: 28.04.1818
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Frankfurt am Main
  • Place of Destination: Paris
  • Date: 28.04.1818
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 29. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Vom Wiener Kongress zum Frankfurter Bundestag (10. September 1814 ‒ 31. Oktober 1818). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Jean-Jacques Anstett unter Mitarbeit von Ursula Behler. Paderborn 1980, S. 451‒454.
  • Weitere Drucke: Friedrich Schlegels Briefe an seinen Bruder August Wilhelm. Hg. v. Oskar Walzel. Berlin 1890, S. 586‒589.
  • Incipit: „[1] Frankfurt, den 28ten April, 1818.
    Geliebter Bruder!
    Dein letzter Brief ist angekommen, während ich in Heidelberg war, wohin ich meine Frau begleitet [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.210
  • Number of Pages: 8S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 19,8 x 12,2 cm
    Language
  • German
[1] Frankfurt, den 28ten April, 1818.
Geliebter Bruder!
Dein letzter Brief ist angekommen, während ich in Heidelberg war, wohin ich meine Frau begleitet habe; daher erhältst Du denn die Antwort auch einige Tage später. Da jedoch alle menschlichen Dinge etwas länger zu dauern pflegen, als man gerechnet hat, so hoffe ich, der Brief kommt immer noch zur rechten Zeit, um unser persönliches Zusammentreffen näher zu bestimmen und zu beschleunigen. – Nach dem, was Du mir in Deinem letzten Briefe schreibst, bitte ich Dich nur sobald wie möglich, grade hieher zu kommen. Von hieraus beschließen wir denn alles weitere, und gehe ich auch wenn es <mir> irgend möglich ist, woran ich nun kaum zweifle, mit Dir <von hier> nach Hannover. – Hier giebt es freylich wohl nicht sehr viel, was Dich anziehen oder beschäftigen kann; doch immer für ein paar Tage eins und das andre nicht unbedeutende, die Ariadne von Danecker, der Carton von <Overberg> pp. Dem Vergnügen [2] aber, Dich nach Gebühr in meinem Hause aufzunehmen, muß ich freylich nun entsagen, da mein Hauswesen nun nach der Abreise meiner Frau, mit eilenden Schritten, Stück vor Stück aus einander geht, und in den nächsten Tagen mit Ende des Monaths, auch noch der letzte wesentliche Grundpfeiler dieses Hauswesens, nämlich die Köchin <abzieht>. – Zwar habe ich meine Zimmer noch, und nur einen Theil der Möbeln erst abgegeben; kann die Zimmer auch ohne Anstand noch mehrere Wochen behalten, indessen bin ich doch eigentlich selbst jetzt, da meine Abberufung nun wirklich erfolgt ist, nur aus Gefälligkeit darin. – Ich soll meine weitre Bestimmung in Wien erhalten. Dieß ist mir viel lieber und vortheilhafter als wenn gleich etwas definitiv bestimmt worden wäre, was mir <vielleicht> gar nicht recht gewesen seyn würde, mir aber doch noch als eine Beförderung angerechnet wäre, so daß ich nicht einmal dagegen hätte reclamiren können. In Wien aber habe ich den Vortheil, daß ich doch selbst ein Wort [3] mit dazu reden kann. – Man findet gut, daß ich nach W.[ien] komme, ehe der Fürst M.[etternich] abreiset; was ich selbst aufs dringendste wünschen muß, um ihn vorher zu sprechen und meine neue Bestimmung zu erhalten. – Indessen aber ist, so weit wenigstens bis jetzt die Nachrichten gehen, der Termin der Abreise des Fürsten M.[etternich] so bestimmt, daß ich bis Ende May oder Anfang Juny noch Zeit <genug> habe. – Was Deine noch nicht erfolgte Entscheidung anbetrifft, so liegt es wohl <bloß> daran, daß sie keine Eile nöthig zu haben glauben, weil die Universität von Bonn doch erst zu Michaelis eröffnet werden soll: denn an dem theatralischen Gedanken, die Eröffnung durch Dich zu verherrlichen und Dich 1 oder 2 Jahr dort zu haben, halten sie noch immer fest. Indessen wenn Du entschieden dagegen bist, so wird es Dir ja wohl nicht fehlen, Deine Absicht zu erreichen, besonderns wenn Du selber in Berlin wärest und es persönlich betreiben könntest; Altenstein ist eigentlich der Mann, auf den alles ankömmt. Hard.[enberg] soll in Leipzig krank seyn; lange [4] wird er wohl ohnehin nicht mehr die hinreichende Lebenskraft haben, um das Ruder zu führen. – Ich sollte denken, wenn Du in Berlin wärest, würden Deine dortigen Freunde es so zu sagen, par acclamation bewirken, daß Du gleich dort bleiben müßtest. – Das ist nun der Punkt, auf den es auch für unsre gemeinschaftlichen Reiseplane ankömmt; mir ist es freylich viel angenehmer und die Reise erleichternd, wenn Du mit mir von Hannover wieder in die hiesige Gegend zurückkehrtest, und wir dann noch eine Weile in Heidelberg zusammen wären, für welchen Zweck ich doch wenigstens wohl eine Woche auszucirkeln hoffen könnte. Vielleicht aber ist es für Dich und für die Hauptsache, nämlich eine richtige und gehörige Einrichtung Deiner Anstellung, ungleich zweckmäßiger und nützlicher, wenn Du von Hannover grade nach Berlin gingest, und dorten Deine Sache definitiv reguliren ließest. – Was mein Mitreisen nach Hannover anbetrifft, so sind die Kosten dieser Reise gar nicht so sehr bedeutend und [5] würden mich im gewöhnlichen Laufe der Dinge <eben> nicht hindern, da ich die <dazu gehörigen> 150–175 fl. wenn ich sie nicht grade hätte, leicht anticipiren <und nachher schon wieder> ausgleichen könnte. Nur das Zusammentreffen mit zwey andern <für mich> so großen Finanzbegebenheiten, als die Reise nach Italien und mein gänzlicher Aufbruch von hier, setzte mich darüber in einigen Zweifel, da sich zugleich die Erledigung der Wiener Geldangelegenheit so sehr in die Länge zog, die auch in diesem Augenblick noch nicht erfolgt ist, die ich nun aber mit großer Ruhe hier abwarten werde. – Indessen wird sich das alles wohl machen; und wenn Du vollends, wie Du zuletzt schriebst, falls es erforderlich seyn sollte, mir in der Auslage der gemeinschaftlichen Reisekosten einstweilen mit behülflich seyn kannst, so fällt denn auch diese Schwierigkeit weg. – Die Reisekosten laßen sich übrigens ziemlich genau berechnen; die Post kostet jetzt, mit allen kleinen Nebenunkosten, ungefähr 1 Ducat.[en] auf die Post; 17 bis 18 Posten von hier nach H.[annover] hin und zurück machen also 36 # [Ducaten], oder [6] 18 für jeden von uns. Rechnet man außerdem einen Duc.[aten] den Tag für jede Person, so trifft das auch <wohl> so ziemlich zu; in den Wirthshäusern großer Städte beträgt es <leicht> etwas mehr, ist man aber dazwischen einige Tage bey Freunden, so gleicht sich das wieder aus. Rechne ich nun 10 bis 12 Tage Aufenthalt mit der Reise, so giebt das Ganze etwa 30 # [Ducaten] für jeden. Freylich, wenn Du von Hannover gleich nach Berlin gingest, was vielleicht sehr rathsam ist, so würde mir dann die Rückreise, da ich sie allein zu machen hätte, schwerer fallen.
In Heidelb.[erg] würdest Du übrigens den allerangenehmsten Aufenthalt haben. Man freut sich schon wie auf ein Fest darauf, Dir die Bilder zeigen zu können. Winter und Creuzer konnten gar nicht davon aufhören zu reden, wie eine Ausgabe der Nibel[ungen] von Dir aufgenommen werden würde und wie ganz Deutschland darauf wartet. Uebrigens ist Heidelberg ein herrlicher Ort, der schönste Fleck in diesem Garten von Deutschland, und die eigentliche Blume und flos Germaniae.
[7] Wie lange hast Du denn eigentlich für den Aufenthalt in Hann.[over] selbst gerechnet? Für das bloße Wiedersehn sind 5 bis 6 Tage schon gut, aber Du wünschest vielleicht länger zu bleiben, da Dir die Zeit nicht so eng zugemessen ist, wie mir; der ich höchstens 10 oder aufs äußerste 12 Tage auf die ganze Reise widmen kann.
Noch wäre ein andrer Vorschlag zu machen, der aber nur anwendbar ist, wenn Du nicht grade von Hannover nach Berlin, sondern von Hann.[over] wieder mit mir hieher und von da nach Heidelberg gehn wolltest. Du gingest nämlich in der ersten Direktion nicht hieher, sondern nach Coblenz (da ich ohnehin Stein in Nassau auf einige Tage besuchen möchte); wir träfen uns da, und gingen dann quer den graden Weg nach Hannover. Freylich ist dieser nicht grade eine der größten und besten Chausseen, indessen jetzt sind alle Wege gut; und dann gingen wir über Cassel hieher zurück und von hier nach Heidelberg. – Dieses ist ein Gedanke, der auch überlegt zu werden verdient; die Reise ist eigent[lich] so interessanter. Indessen bleibt immer das einfachste grade hieher zu kommen; nur schiebe es nicht zu lange mehr hinaus und suche meinetwegen sobald als möglich zu kommen. Mich triffst Du freylich immer noch; aber die Reise nach Hannover, [8] wenn ich sie mit machen soll, darf nicht später fallen als vom 10ten oder 12ten bis zum 20ten, 24ten May <aufs aller äußerste>. – Ich sehe nun Deiner Antwort oder noch viel beßer, Dir selbst entgegen; wenn Du nach dem obigen Bekenntniß über die Vernichtigung meines Hauswesens, lieber in einem Wirthshause, als in meinen halb verödeten Zimmern zuerst absteigen willst, so rathe ich Dir zum Weidenhof. –
Nun von meiner Frau, mit deren Abreise es denn überaus glücklich von Statten gegangen ist. Nur das Eine muß sie beklagen, und bedauert es sehr, daß sie Dich verfehlt. – Die erwünschteste Reisegelegenheit, die beste Jahrszeit, kurz alles traf sich mit einemmale auf das glücklichste zusammen, so daß wir denn auch keinen Augenblick länger zögerten. Am 24ten früh ging sie von Heidelberg mit ihrer Reisegesellschaft ab und heute wird sie wahrscheinlich <von der Gegend> von Vevay aus nach <dem Himmel von> Coppet und Genf über den blauen See hinüber schauen; und am 1ten May wird sie, so Gott will, wenn alles glücklich geht, zu Domo dʼOssola in Italien eintreten. Theile diese Nachricht unsrer guten Schwester Marie mit, wenn Du sie siehst. Ich werde ihr bis morgen oder übermorgen (weil ich bis dahin noch den ersten Brief von meiner Frau zu erhalten hoffe) sehr ausführlich schreiben.
Dein getreuer Bruder Friedrich.

<An Karl habe ich Deinem Auftrage gemäß sogleich geschrieben, habe aber noch keine Antwort erhalten>.
[1] Frankfurt, den 28ten April, 1818.
Geliebter Bruder!
Dein letzter Brief ist angekommen, während ich in Heidelberg war, wohin ich meine Frau begleitet habe; daher erhältst Du denn die Antwort auch einige Tage später. Da jedoch alle menschlichen Dinge etwas länger zu dauern pflegen, als man gerechnet hat, so hoffe ich, der Brief kommt immer noch zur rechten Zeit, um unser persönliches Zusammentreffen näher zu bestimmen und zu beschleunigen. – Nach dem, was Du mir in Deinem letzten Briefe schreibst, bitte ich Dich nur sobald wie möglich, grade hieher zu kommen. Von hieraus beschließen wir denn alles weitere, und gehe ich auch wenn es <mir> irgend möglich ist, woran ich nun kaum zweifle, mit Dir <von hier> nach Hannover. – Hier giebt es freylich wohl nicht sehr viel, was Dich anziehen oder beschäftigen kann; doch immer für ein paar Tage eins und das andre nicht unbedeutende, die Ariadne von Danecker, der Carton von <Overberg> pp. Dem Vergnügen [2] aber, Dich nach Gebühr in meinem Hause aufzunehmen, muß ich freylich nun entsagen, da mein Hauswesen nun nach der Abreise meiner Frau, mit eilenden Schritten, Stück vor Stück aus einander geht, und in den nächsten Tagen mit Ende des Monaths, auch noch der letzte wesentliche Grundpfeiler dieses Hauswesens, nämlich die Köchin <abzieht>. – Zwar habe ich meine Zimmer noch, und nur einen Theil der Möbeln erst abgegeben; kann die Zimmer auch ohne Anstand noch mehrere Wochen behalten, indessen bin ich doch eigentlich selbst jetzt, da meine Abberufung nun wirklich erfolgt ist, nur aus Gefälligkeit darin. – Ich soll meine weitre Bestimmung in Wien erhalten. Dieß ist mir viel lieber und vortheilhafter als wenn gleich etwas definitiv bestimmt worden wäre, was mir <vielleicht> gar nicht recht gewesen seyn würde, mir aber doch noch als eine Beförderung angerechnet wäre, so daß ich nicht einmal dagegen hätte reclamiren können. In Wien aber habe ich den Vortheil, daß ich doch selbst ein Wort [3] mit dazu reden kann. – Man findet gut, daß ich nach W.[ien] komme, ehe der Fürst M.[etternich] abreiset; was ich selbst aufs dringendste wünschen muß, um ihn vorher zu sprechen und meine neue Bestimmung zu erhalten. – Indessen aber ist, so weit wenigstens bis jetzt die Nachrichten gehen, der Termin der Abreise des Fürsten M.[etternich] so bestimmt, daß ich bis Ende May oder Anfang Juny noch Zeit <genug> habe. – Was Deine noch nicht erfolgte Entscheidung anbetrifft, so liegt es wohl <bloß> daran, daß sie keine Eile nöthig zu haben glauben, weil die Universität von Bonn doch erst zu Michaelis eröffnet werden soll: denn an dem theatralischen Gedanken, die Eröffnung durch Dich zu verherrlichen und Dich 1 oder 2 Jahr dort zu haben, halten sie noch immer fest. Indessen wenn Du entschieden dagegen bist, so wird es Dir ja wohl nicht fehlen, Deine Absicht zu erreichen, besonderns wenn Du selber in Berlin wärest und es persönlich betreiben könntest; Altenstein ist eigentlich der Mann, auf den alles ankömmt. Hard.[enberg] soll in Leipzig krank seyn; lange [4] wird er wohl ohnehin nicht mehr die hinreichende Lebenskraft haben, um das Ruder zu führen. – Ich sollte denken, wenn Du in Berlin wärest, würden Deine dortigen Freunde es so zu sagen, par acclamation bewirken, daß Du gleich dort bleiben müßtest. – Das ist nun der Punkt, auf den es auch für unsre gemeinschaftlichen Reiseplane ankömmt; mir ist es freylich viel angenehmer und die Reise erleichternd, wenn Du mit mir von Hannover wieder in die hiesige Gegend zurückkehrtest, und wir dann noch eine Weile in Heidelberg zusammen wären, für welchen Zweck ich doch wenigstens wohl eine Woche auszucirkeln hoffen könnte. Vielleicht aber ist es für Dich und für die Hauptsache, nämlich eine richtige und gehörige Einrichtung Deiner Anstellung, ungleich zweckmäßiger und nützlicher, wenn Du von Hannover grade nach Berlin gingest, und dorten Deine Sache definitiv reguliren ließest. – Was mein Mitreisen nach Hannover anbetrifft, so sind die Kosten dieser Reise gar nicht so sehr bedeutend und [5] würden mich im gewöhnlichen Laufe der Dinge <eben> nicht hindern, da ich die <dazu gehörigen> 150–175 fl. wenn ich sie nicht grade hätte, leicht anticipiren <und nachher schon wieder> ausgleichen könnte. Nur das Zusammentreffen mit zwey andern <für mich> so großen Finanzbegebenheiten, als die Reise nach Italien und mein gänzlicher Aufbruch von hier, setzte mich darüber in einigen Zweifel, da sich zugleich die Erledigung der Wiener Geldangelegenheit so sehr in die Länge zog, die auch in diesem Augenblick noch nicht erfolgt ist, die ich nun aber mit großer Ruhe hier abwarten werde. – Indessen wird sich das alles wohl machen; und wenn Du vollends, wie Du zuletzt schriebst, falls es erforderlich seyn sollte, mir in der Auslage der gemeinschaftlichen Reisekosten einstweilen mit behülflich seyn kannst, so fällt denn auch diese Schwierigkeit weg. – Die Reisekosten laßen sich übrigens ziemlich genau berechnen; die Post kostet jetzt, mit allen kleinen Nebenunkosten, ungefähr 1 Ducat.[en] auf die Post; 17 bis 18 Posten von hier nach H.[annover] hin und zurück machen also 36 # [Ducaten], oder [6] 18 für jeden von uns. Rechnet man außerdem einen Duc.[aten] den Tag für jede Person, so trifft das auch <wohl> so ziemlich zu; in den Wirthshäusern großer Städte beträgt es <leicht> etwas mehr, ist man aber dazwischen einige Tage bey Freunden, so gleicht sich das wieder aus. Rechne ich nun 10 bis 12 Tage Aufenthalt mit der Reise, so giebt das Ganze etwa 30 # [Ducaten] für jeden. Freylich, wenn Du von Hannover gleich nach Berlin gingest, was vielleicht sehr rathsam ist, so würde mir dann die Rückreise, da ich sie allein zu machen hätte, schwerer fallen.
In Heidelb.[erg] würdest Du übrigens den allerangenehmsten Aufenthalt haben. Man freut sich schon wie auf ein Fest darauf, Dir die Bilder zeigen zu können. Winter und Creuzer konnten gar nicht davon aufhören zu reden, wie eine Ausgabe der Nibel[ungen] von Dir aufgenommen werden würde und wie ganz Deutschland darauf wartet. Uebrigens ist Heidelberg ein herrlicher Ort, der schönste Fleck in diesem Garten von Deutschland, und die eigentliche Blume und flos Germaniae.
[7] Wie lange hast Du denn eigentlich für den Aufenthalt in Hann.[over] selbst gerechnet? Für das bloße Wiedersehn sind 5 bis 6 Tage schon gut, aber Du wünschest vielleicht länger zu bleiben, da Dir die Zeit nicht so eng zugemessen ist, wie mir; der ich höchstens 10 oder aufs äußerste 12 Tage auf die ganze Reise widmen kann.
Noch wäre ein andrer Vorschlag zu machen, der aber nur anwendbar ist, wenn Du nicht grade von Hannover nach Berlin, sondern von Hann.[over] wieder mit mir hieher und von da nach Heidelberg gehn wolltest. Du gingest nämlich in der ersten Direktion nicht hieher, sondern nach Coblenz (da ich ohnehin Stein in Nassau auf einige Tage besuchen möchte); wir träfen uns da, und gingen dann quer den graden Weg nach Hannover. Freylich ist dieser nicht grade eine der größten und besten Chausseen, indessen jetzt sind alle Wege gut; und dann gingen wir über Cassel hieher zurück und von hier nach Heidelberg. – Dieses ist ein Gedanke, der auch überlegt zu werden verdient; die Reise ist eigent[lich] so interessanter. Indessen bleibt immer das einfachste grade hieher zu kommen; nur schiebe es nicht zu lange mehr hinaus und suche meinetwegen sobald als möglich zu kommen. Mich triffst Du freylich immer noch; aber die Reise nach Hannover, [8] wenn ich sie mit machen soll, darf nicht später fallen als vom 10ten oder 12ten bis zum 20ten, 24ten May <aufs aller äußerste>. – Ich sehe nun Deiner Antwort oder noch viel beßer, Dir selbst entgegen; wenn Du nach dem obigen Bekenntniß über die Vernichtigung meines Hauswesens, lieber in einem Wirthshause, als in meinen halb verödeten Zimmern zuerst absteigen willst, so rathe ich Dir zum Weidenhof. –
Nun von meiner Frau, mit deren Abreise es denn überaus glücklich von Statten gegangen ist. Nur das Eine muß sie beklagen, und bedauert es sehr, daß sie Dich verfehlt. – Die erwünschteste Reisegelegenheit, die beste Jahrszeit, kurz alles traf sich mit einemmale auf das glücklichste zusammen, so daß wir denn auch keinen Augenblick länger zögerten. Am 24ten früh ging sie von Heidelberg mit ihrer Reisegesellschaft ab und heute wird sie wahrscheinlich <von der Gegend> von Vevay aus nach <dem Himmel von> Coppet und Genf über den blauen See hinüber schauen; und am 1ten May wird sie, so Gott will, wenn alles glücklich geht, zu Domo dʼOssola in Italien eintreten. Theile diese Nachricht unsrer guten Schwester Marie mit, wenn Du sie siehst. Ich werde ihr bis morgen oder übermorgen (weil ich bis dahin noch den ersten Brief von meiner Frau zu erhalten hoffe) sehr ausführlich schreiben.
Dein getreuer Bruder Friedrich.

<An Karl habe ich Deinem Auftrage gemäß sogleich geschrieben, habe aber noch keine Antwort erhalten>.
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