• Elisabeth Wilhelmine van Nuys to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Schloss Schönbrunn (Wien) · Place of Destination: Unknown · Date: 06.09.1809 bis 09.09.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Elisabeth Wilhelmine van Nuys
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Schloss Schönbrunn (Wien)
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 06.09.1809 bis 09.09.1809
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 71‒72.
  • Incipit: „[1] Schönbrun[n] Sept 6/[180]9
    Ungewiß, ob dem Verehrtesten meiner Freunde meine ihm aus Brünn bestimten Zeilen geworden, eilʼ ich aufs neue zu [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,22,13
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. Adresse
  • Format: 18,6 x 11,4 cm; 22,9 x 19 cm
    Language
  • German
[1] Schönbrun[n] Sept 6/[180]9
Ungewiß, ob dem Verehrtesten meiner Freunde meine ihm aus Brünn bestimten Zeilen geworden, eilʼ ich aufs neue zu ihm, eh ich diese Gegend verlasse. Nachdem wir 10 Wochen in Brünn zugebracht, haben wir hier die reizende Wohnung bezogen welche wir schon im Aprill für den Sommer genommen hatten; sie ist im Hügel des Schlosses wo der große Eroberer mit seinem Generalstab ist, unsere Zimmer gehen auf die Heerstraße, und dieser Blick auf die reizenden von allen Seiten bebauten Hügel ist himlisch; wir sehen nur [2] Militair wenn wir es sehen wollen übrigens herrscht die gröste Ruhe. Die so lange gespannte Erwartung was für dieses Land zu erwarten, ob Krieg ob Frieden – ist noch immer nicht befriedigt ich – fürchte seit 6 Wochen mehr das erste, als ich letzteren zu hofen wage; obgleich die meisten entgegen gesetzter Meinung sind. Bei unserer Rückkehr hieher sind wir die bangen Schlachtfelder passirt Grosaspern Lobau etc etc. Die Zeitungen haben davon alles berichtet, was ich mir zurück zu rufen kaum den Muth habe. Ich sah denselben Gegenstand schon gezeichnet von dem berühmten Denon [3] dessen Werk über Egypten mit 140 Kupfern meinem Freunde gewiß bekandt ist. Da wir vieleicht unsere Gemähldesamlung nach Paris schicken haben wir D[enon]s Bekandschaft gesucht und sehen ihn ziemlich oft; man sieht im ersten Augenblick mit wem er lebte, und welcher Geist ihn bezeichnet er wird beinahe Sechzig Jahre haben, doch beschäftigt ihn der große Plan B[onaparte]s ganzes Leben – das heist alle wichtigen Momente in Schlachten etc in Bildern heraus zu geben, er begleitete ihn schon als Consul allenthalben.
9 Ich habe dieses Brief[chen] aufgehalten in der Hofnung endlich [4] etwas gewisses zufügen zu können über den zu hofenden Frieden, aber es ist unmöglich. Der Kaiser ist oft abwesend so auch jetzt, die Kriegerischen Anstalten sind sehr bedeutend, gestern ist die Entdeckung gemacht von 10 000 Gewehren, von mehreren Milionen Papiergeld, man hatte es zu einem Zweck bestimt der furchtbar für die fremden Völker hätte werden können. Die Entdeckung wird den Haß vergrößern!
In 8 Tagen werden wir unsere Rückreise nach H[amburg] antreten. Wir gehen von hier auf München – soll ich nicht so glücklich sein dort einige Zeilen zu finden? [5] Adresse Madame de Frenzel née Ewald – o daß ich dann hinüber fliegen könnte zu dem Freund der Seele, der mir ewig über alles theuer bleiben wird! Aus H[am]b[ur]g ein mehreres! Die Vorlesungen erhielt ich noch nicht.
Der Bruder ist mit seiner Frau in Ungarn.
Das Bild wird hofentlich vor der Abreise fertig –
Ich bin gestört, und muß flüchtig abbrechen!
Bei der Rückkehr habʼ ich den Trost daß H[amburg] nicht weiter ist von Cop[pet] wie W[ien]. Vieleicht gehen wir mit den Bildern nach F[rankreich]! o der Himmel hat uns gewiß noch einst ein frohes Wiedersehen bestimt.
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[1] Schönbrun[n] Sept 6/[180]9
Ungewiß, ob dem Verehrtesten meiner Freunde meine ihm aus Brünn bestimten Zeilen geworden, eilʼ ich aufs neue zu ihm, eh ich diese Gegend verlasse. Nachdem wir 10 Wochen in Brünn zugebracht, haben wir hier die reizende Wohnung bezogen welche wir schon im Aprill für den Sommer genommen hatten; sie ist im Hügel des Schlosses wo der große Eroberer mit seinem Generalstab ist, unsere Zimmer gehen auf die Heerstraße, und dieser Blick auf die reizenden von allen Seiten bebauten Hügel ist himlisch; wir sehen nur [2] Militair wenn wir es sehen wollen übrigens herrscht die gröste Ruhe. Die so lange gespannte Erwartung was für dieses Land zu erwarten, ob Krieg ob Frieden – ist noch immer nicht befriedigt ich – fürchte seit 6 Wochen mehr das erste, als ich letzteren zu hofen wage; obgleich die meisten entgegen gesetzter Meinung sind. Bei unserer Rückkehr hieher sind wir die bangen Schlachtfelder passirt Grosaspern Lobau etc etc. Die Zeitungen haben davon alles berichtet, was ich mir zurück zu rufen kaum den Muth habe. Ich sah denselben Gegenstand schon gezeichnet von dem berühmten Denon [3] dessen Werk über Egypten mit 140 Kupfern meinem Freunde gewiß bekandt ist. Da wir vieleicht unsere Gemähldesamlung nach Paris schicken haben wir D[enon]s Bekandschaft gesucht und sehen ihn ziemlich oft; man sieht im ersten Augenblick mit wem er lebte, und welcher Geist ihn bezeichnet er wird beinahe Sechzig Jahre haben, doch beschäftigt ihn der große Plan B[onaparte]s ganzes Leben – das heist alle wichtigen Momente in Schlachten etc in Bildern heraus zu geben, er begleitete ihn schon als Consul allenthalben.
9 Ich habe dieses Brief[chen] aufgehalten in der Hofnung endlich [4] etwas gewisses zufügen zu können über den zu hofenden Frieden, aber es ist unmöglich. Der Kaiser ist oft abwesend so auch jetzt, die Kriegerischen Anstalten sind sehr bedeutend, gestern ist die Entdeckung gemacht von 10 000 Gewehren, von mehreren Milionen Papiergeld, man hatte es zu einem Zweck bestimt der furchtbar für die fremden Völker hätte werden können. Die Entdeckung wird den Haß vergrößern!
In 8 Tagen werden wir unsere Rückreise nach H[amburg] antreten. Wir gehen von hier auf München – soll ich nicht so glücklich sein dort einige Zeilen zu finden? [5] Adresse Madame de Frenzel née Ewald – o daß ich dann hinüber fliegen könnte zu dem Freund der Seele, der mir ewig über alles theuer bleiben wird! Aus H[am]b[ur]g ein mehreres! Die Vorlesungen erhielt ich noch nicht.
Der Bruder ist mit seiner Frau in Ungarn.
Das Bild wird hofentlich vor der Abreise fertig –
Ich bin gestört, und muß flüchtig abbrechen!
Bei der Rückkehr habʼ ich den Trost daß H[amburg] nicht weiter ist von Cop[pet] wie W[ien]. Vieleicht gehen wir mit den Bildern nach F[rankreich]! o der Himmel hat uns gewiß noch einst ein frohes Wiedersehen bestimt.
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