• Elisabeth Wilhelmine van Nuys to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hamburg · Place of Destination: Unknown · Date: 28.11.1809
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Elisabeth Wilhelmine van Nuys
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hamburg
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.11.1809
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 91‒92.
  • Incipit: „[1] Hamburg Nov 28 – [180]9
    Ohne daß es mir möglich geworden wäre den liebsten meiner Wünsche zu erfüllen in die Gegend [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-7
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,22,15
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 20,5 x 12,5 cm
    Language
  • German
  • English
[1] Hamburg Nov 28 – [180]9
Ohne daß es mir möglich geworden wäre den liebsten meiner Wünsche zu erfüllen in die Gegend zu kommen wo der Edelste meiner Freunde lebt – bin ich endlich eingetroffen in dem Ort meiner Bestimmung. Des Freundes Theilnahme muß ich zuvörderst sagen daß der Empfang hier die Erwartung bei weitem übertrofen hat; doch ist dieser Aufenthalt nicht das geliebte W[ien] – dieses wie es zuerst mir war kann nimmer mir ersetzt werden! Beikommend endlich daß was in jener Zeit mich so unendlich verpflichtete! Ob es ganz recht ist, weiß ich nicht genau zu bestimmen; ich bitte herzlich es [2] mir zu sagen, und es anzunehmen mit dem inigst gefühlten Danke! Ich schreibe an dem Krankenbette eines Kindes, und daher nicht in heiterer Stimmung; obgleich der Artzt es einzig für Folge der Reise erklärt weckt jede Krankheit mir zu trübe Empfindung, da die bangsten Erinerungen sich daran knüpfen.
Dieser Aufenthalt ist unendlich im Ganzen verändert, da seit kurzem so gar die Ausfuhr der Waaren verboten ist. Mit der Einfuhr istʼs so arg, daß so gar die Fußgänger welche aus Altona kommen (aus dem Dänischen also) visitiret werden – Unsere Reise war sehr intéressant. In Salzburg bot der Liebenswürdige alte Graf Stahremberg [3] alles auf uns ein paar recht heitere Tage zu bereiten. S[alzburg] hat eine göttliche Lage. Wir wünschten in Tyrol wenigstens die ersten großen Naturscenen, die Salzgruben zu Reichenhall zu sehen aber der Gränzbeamte wieß uns zurück da kein aus Baiern vermutheter Wagen ohne Lebensgefahr passiren konnte. In München brachten wir 3 Tage bei dem Geistvollen Jacobi zu. Die Bibl[iothek] in der bereits 230 000 Bände aufgestellt sind, wurde grade an dem Tage so wie die Sääle geöfnet, in welchen das Physicalische, und das Naturaliencabinet sich befindet. J[acobi] als Praesident erlaubte uns Theil zu nehmen an der feyerlichen Versamlung welche zu diesem Zweck grade am Geburtstage des Königs versammelt war. Wir hörten Fraenzel, und trafen in dem Gr[a]f Biland Holl[ändischen] Gesandten einen alten Bekandten der eben Allschied [4] nehmen wollte von München.
In Gotha fesselte uns der Herzog eine ganze Woche, er erinerte sich sehr lebhaft der herrlichen Bewohner des reizenden Copet – nie habʼ ich mehr Originalität gefunden, gerne hörtʼ ich des Fr[eundes] Urtheil über diesen seltenen Fürsten.
Ich werde gezwungen schnell abzubrechen, und wünsche herzlich der Liebensw[ürdigen] Fr[au] v. St[aël] und ihren reizenden Kindern empfolen zu sein.

God bless my worthy friend and by his remambrance his unalterable
M[inna]
I beg the favor to write under*) cover of Mrs Norris Konigstraße.
In the inclosed please to write my name I believe it necessary.

*) double cover – inside and M[inna] N[uys] outside if you please.
[1] Hamburg Nov 28 – [180]9
Ohne daß es mir möglich geworden wäre den liebsten meiner Wünsche zu erfüllen in die Gegend zu kommen wo der Edelste meiner Freunde lebt – bin ich endlich eingetroffen in dem Ort meiner Bestimmung. Des Freundes Theilnahme muß ich zuvörderst sagen daß der Empfang hier die Erwartung bei weitem übertrofen hat; doch ist dieser Aufenthalt nicht das geliebte W[ien] – dieses wie es zuerst mir war kann nimmer mir ersetzt werden! Beikommend endlich daß was in jener Zeit mich so unendlich verpflichtete! Ob es ganz recht ist, weiß ich nicht genau zu bestimmen; ich bitte herzlich es [2] mir zu sagen, und es anzunehmen mit dem inigst gefühlten Danke! Ich schreibe an dem Krankenbette eines Kindes, und daher nicht in heiterer Stimmung; obgleich der Artzt es einzig für Folge der Reise erklärt weckt jede Krankheit mir zu trübe Empfindung, da die bangsten Erinerungen sich daran knüpfen.
Dieser Aufenthalt ist unendlich im Ganzen verändert, da seit kurzem so gar die Ausfuhr der Waaren verboten ist. Mit der Einfuhr istʼs so arg, daß so gar die Fußgänger welche aus Altona kommen (aus dem Dänischen also) visitiret werden – Unsere Reise war sehr intéressant. In Salzburg bot der Liebenswürdige alte Graf Stahremberg [3] alles auf uns ein paar recht heitere Tage zu bereiten. S[alzburg] hat eine göttliche Lage. Wir wünschten in Tyrol wenigstens die ersten großen Naturscenen, die Salzgruben zu Reichenhall zu sehen aber der Gränzbeamte wieß uns zurück da kein aus Baiern vermutheter Wagen ohne Lebensgefahr passiren konnte. In München brachten wir 3 Tage bei dem Geistvollen Jacobi zu. Die Bibl[iothek] in der bereits 230 000 Bände aufgestellt sind, wurde grade an dem Tage so wie die Sääle geöfnet, in welchen das Physicalische, und das Naturaliencabinet sich befindet. J[acobi] als Praesident erlaubte uns Theil zu nehmen an der feyerlichen Versamlung welche zu diesem Zweck grade am Geburtstage des Königs versammelt war. Wir hörten Fraenzel, und trafen in dem Gr[a]f Biland Holl[ändischen] Gesandten einen alten Bekandten der eben Allschied [4] nehmen wollte von München.
In Gotha fesselte uns der Herzog eine ganze Woche, er erinerte sich sehr lebhaft der herrlichen Bewohner des reizenden Copet – nie habʼ ich mehr Originalität gefunden, gerne hörtʼ ich des Fr[eundes] Urtheil über diesen seltenen Fürsten.
Ich werde gezwungen schnell abzubrechen, und wünsche herzlich der Liebensw[ürdigen] Fr[au] v. St[aël] und ihren reizenden Kindern empfolen zu sein.

God bless my worthy friend and by his remambrance his unalterable
M[inna]
I beg the favor to write under*) cover of Mrs Norris Konigstraße.
In the inclosed please to write my name I believe it necessary.

*) double cover – inside and M[inna] N[uys] outside if you please.
×
×