• August Ludwig Hülsen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Fehrbellin-Lentzke · Place of Destination: Unknown · Date: 14.03.1799
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Ludwig Hülsen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Fehrbellin-Lentzke
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 14.03.1799
    Printed Text
  • Bibliography: Flitner, Willy: August Ludwig Hülsen und der Bund der freien Männer. Jena 1913, S. 101‒102.
  • Incipit: „[1] Lentzke bei Fehrbellin d 14t März 1799
    Sie wissen es vielleicht schon durch Ihren Herrn Bruder, daß ich nun wirklich seit [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33865
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.11,Nr.11
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 13,1 cm
    Language
  • German
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[1] Lentzke bei Fehrbellin d 14t März 1799
Sie wissen es vielleicht schon durch Ihren Herrn Bruder, daß ich nun wirklich seit einigen Wochen mein hausväterliches Leben angefangen habe. Ich finde mich glücklich und wohl darin, und begreife es nun erst, daß es auf die Art gar keine Kunst ist, die Menschen recht herzlich zu lieben. Auch Sie werden Theil nehmen an meinem Glücke: aber ist es Ihnen möglich, so helfen Sieʼs vollenden. Noch fehlt mir etwas, das die Frau nicht ersetzen kann, und was ich mit weit mehr Vorsicht und Bedacht suchen muß, als einst die Geliebte. Es ist ein Lehrer, ein Gehülfe bei meinem Erziehungsinstitute. Ihr Bruder hat mir nicht rathen können, und ich selbst weiß in der ganzen weiten Gegend kein Subjekt, dem ich vertrauen dürfte. Die Zeit [2] rückt heran, da meine Zöglinge kommen, und ich bin darum wirklich in Verlegenheit. Vielleicht kennen Sie in Jena einen jungen Mann, dem es gefallen möchte, sich bei mir aufzuhalten. Ich verspreche ihm wohl, daß er Freude bei mir finden, und übrigens nicht ohne Nutzen seine Stunden hier verleben soll. Wenn er nur meinen Wünschen entspricht. Ich fordere nämlich, daß er der französischen Sprache gewachsen sey, und wenn es möglich ist auch in der Musica etwas gethan habe. Sonst bin ich zufrieden mit seinen übrigen Kenntnissen, und will ihn jeder Zeit für einen grundgelehrten Mann halten. Haben Sie die Güthe, mir bald zu melden, ob Sie einen so theuern Mann wissen, und der auch geneigt wäre bei mir zu leben. Ich offerire ihm 100 Th. jährliche Zeitvergüthigung und, Wäsche und Tabak ausgenommen, ganz freie Station. Die Douceurs von meinen Zöglingen können [3] vielleicht auch beträchtlich werden, und für das Leben auf dem Lande hätte er immer schon mehr als 150 Th. in einer Stadt. Je früher ein solcher Mann kommen könnte, je lieber wäre es mir. Ich setze schon voraus, daß er sich durch seinen äußern Anstand empfehlen müßte, da er sonsten den Zwecken der Erziehung gar nicht entsprechen würde. Wissen auch Sie mir nicht zu rathen; so rechne ich noch wenigstens auf Ihre Freunde und Bekannte, so bald Sie die Gefälligkeit hätten diese für mich zu interessieren. Wo ist Gries jetzt zu finden? Ich hätte schon längst an ihn geschrieben, weiß aber nichts von seinem Aufenthalte. Vielleicht können Sie mir über ihn Nachricht geben, worum ich gehorsamst bitten will. Fichte sagen Sie nichts von meinem Gesuche. Ich will nächstens selbst ein Tröstungsschreiben an ihn ergehen lassen. Melden Sie mir doch güthigst, was der [4] Prof. Schelling für Vorlesungen hält, und ob Sie ihn selbst näher kennen gelernt haben. Wenn die Säe- und Pflanzzeit vorüber ist, und mein Musäum vollendet, will ich auch wieder lesen und schreiben. Die Probe von meinen Naturbetrachtungen haben Sie schon erhalten. Ich wünsche, daß sie Ihnen nicht ganz mißfallen mögen, damit ich den Muth zur Fortsetzung unterhalten darf. Das 3te Stück des Athenäums hat Ihr Bruder vor 8 Tagen mir überschickt. Da es gerade die erste Woche meiner Verheirathung war, setzte ich die Lektüre noch aus um der Feiertage willen, und werde nun erst in einigen Tagen dazu Muße gewinnen. Ich empfehle mich Ihrer Frau Gemahlin zum besten Andenken und bin mit aufrichtiger Freundschaft ganz der Ihrige
August Hülsen
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[1] Lentzke bei Fehrbellin d 14t März 1799
Sie wissen es vielleicht schon durch Ihren Herrn Bruder, daß ich nun wirklich seit einigen Wochen mein hausväterliches Leben angefangen habe. Ich finde mich glücklich und wohl darin, und begreife es nun erst, daß es auf die Art gar keine Kunst ist, die Menschen recht herzlich zu lieben. Auch Sie werden Theil nehmen an meinem Glücke: aber ist es Ihnen möglich, so helfen Sieʼs vollenden. Noch fehlt mir etwas, das die Frau nicht ersetzen kann, und was ich mit weit mehr Vorsicht und Bedacht suchen muß, als einst die Geliebte. Es ist ein Lehrer, ein Gehülfe bei meinem Erziehungsinstitute. Ihr Bruder hat mir nicht rathen können, und ich selbst weiß in der ganzen weiten Gegend kein Subjekt, dem ich vertrauen dürfte. Die Zeit [2] rückt heran, da meine Zöglinge kommen, und ich bin darum wirklich in Verlegenheit. Vielleicht kennen Sie in Jena einen jungen Mann, dem es gefallen möchte, sich bei mir aufzuhalten. Ich verspreche ihm wohl, daß er Freude bei mir finden, und übrigens nicht ohne Nutzen seine Stunden hier verleben soll. Wenn er nur meinen Wünschen entspricht. Ich fordere nämlich, daß er der französischen Sprache gewachsen sey, und wenn es möglich ist auch in der Musica etwas gethan habe. Sonst bin ich zufrieden mit seinen übrigen Kenntnissen, und will ihn jeder Zeit für einen grundgelehrten Mann halten. Haben Sie die Güthe, mir bald zu melden, ob Sie einen so theuern Mann wissen, und der auch geneigt wäre bei mir zu leben. Ich offerire ihm 100 Th. jährliche Zeitvergüthigung und, Wäsche und Tabak ausgenommen, ganz freie Station. Die Douceurs von meinen Zöglingen können [3] vielleicht auch beträchtlich werden, und für das Leben auf dem Lande hätte er immer schon mehr als 150 Th. in einer Stadt. Je früher ein solcher Mann kommen könnte, je lieber wäre es mir. Ich setze schon voraus, daß er sich durch seinen äußern Anstand empfehlen müßte, da er sonsten den Zwecken der Erziehung gar nicht entsprechen würde. Wissen auch Sie mir nicht zu rathen; so rechne ich noch wenigstens auf Ihre Freunde und Bekannte, so bald Sie die Gefälligkeit hätten diese für mich zu interessieren. Wo ist Gries jetzt zu finden? Ich hätte schon längst an ihn geschrieben, weiß aber nichts von seinem Aufenthalte. Vielleicht können Sie mir über ihn Nachricht geben, worum ich gehorsamst bitten will. Fichte sagen Sie nichts von meinem Gesuche. Ich will nächstens selbst ein Tröstungsschreiben an ihn ergehen lassen. Melden Sie mir doch güthigst, was der [4] Prof. Schelling für Vorlesungen hält, und ob Sie ihn selbst näher kennen gelernt haben. Wenn die Säe- und Pflanzzeit vorüber ist, und mein Musäum vollendet, will ich auch wieder lesen und schreiben. Die Probe von meinen Naturbetrachtungen haben Sie schon erhalten. Ich wünsche, daß sie Ihnen nicht ganz mißfallen mögen, damit ich den Muth zur Fortsetzung unterhalten darf. Das 3te Stück des Athenäums hat Ihr Bruder vor 8 Tagen mir überschickt. Da es gerade die erste Woche meiner Verheirathung war, setzte ich die Lektüre noch aus um der Feiertage willen, und werde nun erst in einigen Tagen dazu Muße gewinnen. Ich empfehle mich Ihrer Frau Gemahlin zum besten Andenken und bin mit aufrichtiger Freundschaft ganz der Ihrige
August Hülsen
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