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Junius 1800<br>Eigentlich, lieber Freund, wollte ich Ihnen nicht eher schreiben, bis ich Ihnen auch etwas schiken könnte: da Sie aber schon so für gewiß annehmen, daß <span class="index-162 tp-57186 ">das Athenäum</span> nur gegen Michaelis erscheint und dies wahrscheinlich auch an <span class="index-71 tp-57188 ">Frölich</span> geschrieben haben, so will ich mich mit <span class="index-8147 tp-57190 index-9018 tp-57189 ">meinen beiden Notizen</span> auch nicht übereilen und den <span class="index-55 tp-57192 ">Fichte</span> zum wenigsten noch ein Vierzehn Tage in einem feinen Herzen erwägen – es ist eigentlich ein verdammtes Stük Arbeit, in so fern ich gern Alles sagen möchte was ich darüber auf dem Herzen habe ohne meinen aufrichtigen Respekt gegen Fichte auch nur äußerlich im geringsten zu verlezen. In dieser Rüksicht ist der Plan mit dem Selbstanzeigen dieses und einiger andern Schriftsteller eine schöne Sache; aber auf der andern Seite? – Bedenken Sie nur, daß uns die schönste Gelegenheit entgeht Meisterstüke von Feinheit, und Epideixen von Unpartheilichkeit zu liefern, und daß wir besonders die lezte, wenn wir uns unter einander und die Parteihäupter – die sogenannten – nicht kritisiren, den Leuten gar nicht zur positiven Anschauung werden bringen können. Dennoch hat die Sache so viel Gutes, daß ich gar nichts dagegen sagen kann, Sie müßten es denn für möglich halten beides zu verbinden. Die Selbstanzeige ginge voran, und es bliebe in der Folge einem von uns, wenn sich [2] einer dazu besonders aufgeregt fände unbenommen auch seine Ansicht und seine Bemerkungen gegen dieses und jenes zu geben. Diese Nachträge könnten dann am allersubjektivsten sein, die allerfreieste Form haben und auch dadurch <span class="index-3095 tp-57195 ">dem Jahrbuch</span> zu einer nicht geringen Zierde gereichen. Ueberdies möchte es viele Sachen geben, welche zu sagen sich die Gelegenheit gar nicht so gut machen möchte wenn uns <span class="index-137 tp-57196 ">Goethe</span> Fichte, und etwa <span class="index-88 tp-57198 ">Schiller</span> – den Sie ja gern so zart behandeln – und <span class="index-62 tp-57199 ">Schelling</span> entgehen. Nehmen Sie doch dies zu Beherzigung. Gegen den Titel kritisches Jahrbuch habe ich nichts einzuwenden, wenn er nur nicht durch seinen reinen Ernst die burlesken Anhänge, die ich doch höchst ungern fahren ließe und Sie gewiß auch, nicht ganz ausschließen soll. Uebrigens glauben Sie nicht, wie sehr ich mich bei allen Bedenklichkeiten, die mir aufsteigen wenn ich über das Ganze meditire, auf Ihre RedaktorenWeisheit ganz allein verlaße. Wir sehen nun dem ausführlichen Entwurf mit großer Erwartung entgegen, und wenn Sie die unsrige eher stillten als die <span class="index-539 tp-57202 ">Cottaische</span>, die unmöglich so groß sein kann, so wird es uns um desto lieber sein. Wen wollen Sie denn noch einladen? dies zu wißen bin ich auch sehr begierig. Was das Nennen betrift, so ist die Gleichheit mit <span class="index-9041 tp-57211 ">der </span><span class="index-9041 tp-57211 index-1633 tp-57208 ">Erfurter</span><span class="index-9041 tp-57211 "> Zeitung</span> schon allein ein übler Umstand [3] <span class="index-42 tp-57212 ">Bernhardi</span> scheint zu wünschen daß nach einem gewißen Zeitraum die Nennung nachfolgen möchte wie bei <span class="index-1038 tp-57214 ">den Horen</span>. Ich kann nicht sagen, daß mir das besonders am Herzen läge; nur dächte ich das Geniren sollte uns von keiner Art des Nennens abhalten. Meine Geistlichkeit soll mir gewiß nichts anhaben. Da die Leute einmal wißen, daß ich <span class="index-148 tp-57216 ">die Reden</span> geschrieben habe, so kann ich Ihnen alles andere gern überlaßen; auch habe ich mir fest vorgenommen auf keine Anonymität mehr zu rechnen wie gut sie auch angelegt sei. Der Himmel weiß wie unglüklich ich darin bin, oder vielmehr was für eine bestimmte Manier ich leider Gottes haben muß, daß mich jeder wieder zu erkennen meint in den heterogensten Dingen sogar. Ich will mir bei Zeiten Mühe geben mich davon los zu machen von wegen der Verknöcherung. Das Bezeichnen nach einem Werk möchte wol für mich nicht thunlich sein. Die Reden sind gewiß nicht bekannter als mein Namen; es ist ja das Athenäum ausgenommen öffentlich noch gar nicht die Rede davon gewesen. Freilich ist es ein schlimmer Umstand daß ich noch so obskur bin; indeß was ist zu machen, wenn Sie mich nicht – wofür Gott bewahre – so lange ausschließen wollen bis ich etwas recht bedeutendes unter meinem Namen geschrieben habe.<br><span class="index-5610 tp-57222 ">Ihre Ansicht von der </span><span class="index-5610 tp-57222 index-1402 tp-57219 ">Bürgerschen</span><span class="index-5610 tp-57222 "> Poesie</span> ist nun wol für <span class="index-4568 tp-57226 index-48 tp-57224 ">Tieks</span><span class="index-4568 tp-57226 "> poet</span><span class="index-4568 tp-57226 slant-italic ">isches</span><span class="index-4568 tp-57226 "> Journal</span> bestimmt? Aber [4] <span class="index-4308 tp-57227 index-5502 tp-57230 ">den Parny</span> geben Sie mir. Im Athenäum ist noch Raum die Menge. Alles vorhandene hat nur 4 Bogen gegeben. Ich weiß nicht wie mein Augenmaß mich diesmal betrogen hat. Denken Sie nur darauf ob denn nun aller übrige Raum mit <span class="index-9045 tp-57231 ">Notizen</span> ausgefüllt werden soll, oder ob es nicht beßer wäre wenn noch <span class="index-3085 tp-57233 ">irgend ein Aufsaz von Einem von Ihnen</span> beiden denn des Fremden ist genug in diesem Stük, den Beschluß machte?<br>Vor allen Dingen treten Sie Ihr Redaktorat bald an; wenn das erste Bändchen zu Neujahr erscheinen soll wäre es wol gut wenn wir bald vorläufig wüßten, was dafür zu thun sein wird. Sind Sie mit Cotta nur das Honorars wegen auseinander, so hoffe ich wird Alles gut gehn. Von diesen Sachen verstehe ich freilich am wenigsten; meine Ansicht würde sein für den Anfang so milde darüber zu denken als möglich, und nur eine Steigerung vorzubehalten wenn sich <span class="index-3095 tp-57234 ">das Institut</span> eine bestimte Zeit lang gehalten hat. Habe ich darin Recht? ich wollte Sie unterwiesen mich etwas damit ich das auch lernte.<br>Leben Sie wol für Heute: ich muß das Uebrige auf nächstens sparen.<br>Schl.<br><br>Sagen Sie doch wie Goethe darauf gekommen ist soviel Sachen die schon in <span class="index-9047 tp-57236 ">der </span><span class="index-9047 tp-57236 index-2812 tp-57235 ">Goeschenschen</span><span class="index-9047 tp-57236 "> Samlung</span> gedrukt sind, und sogar Lieder aus <span class="index-59 tp-57237 ">dem Meister</span> wieder mit abdruken zu laßen? 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Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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Briefwechsel 1796-1798. Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin/ New York 1988, S. XXXIII-XXXV.@ extern@Roger Paulin: August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry. Cambridge 2016, S. 592f.@ Wikipedia@https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schleiermacher@', '39_beziehung' => 'Schleiermacher machte die Bekanntschaft Schlegels 1798 in Berlin. Anders als das zu Friedrich von Schlegel blieb das Verhältnis jedoch persönlich distanziert. 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Junius 1800<br>Eigentlich, lieber Freund, wollte ich Ihnen nicht eher schreiben, bis ich Ihnen auch etwas schiken könnte: da Sie aber schon so für gewiß annehmen, daß <span class="index-162 tp-57186 ">das Athenäum</span> nur gegen Michaelis erscheint und dies wahrscheinlich auch an <span class="index-71 tp-57188 ">Frölich</span> geschrieben haben, so will ich mich mit <span class="index-8147 tp-57190 index-9018 tp-57189 ">meinen beiden Notizen</span> auch nicht übereilen und den <span class="index-55 tp-57192 ">Fichte</span> zum wenigsten noch ein Vierzehn Tage in einem feinen Herzen erwägen – es ist eigentlich ein verdammtes Stük Arbeit, in so fern ich gern Alles sagen möchte was ich darüber auf dem Herzen habe ohne meinen aufrichtigen Respekt gegen Fichte auch nur äußerlich im geringsten zu verlezen. In dieser Rüksicht ist der Plan mit dem Selbstanzeigen dieses und einiger andern Schriftsteller eine schöne Sache; aber auf der andern Seite? – Bedenken Sie nur, daß uns die schönste Gelegenheit entgeht Meisterstüke von Feinheit, und Epideixen von Unpartheilichkeit zu liefern, und daß wir besonders die lezte, wenn wir uns unter einander und die Parteihäupter – die sogenannten – nicht kritisiren, den Leuten gar nicht zur positiven Anschauung werden bringen können. Dennoch hat die Sache so viel Gutes, daß ich gar nichts dagegen sagen kann, Sie müßten es denn für möglich halten beides zu verbinden. Die Selbstanzeige ginge voran, und es bliebe in der Folge einem von uns, wenn sich [2] einer dazu besonders aufgeregt fände unbenommen auch seine Ansicht und seine Bemerkungen gegen dieses und jenes zu geben. Diese Nachträge könnten dann am allersubjektivsten sein, die allerfreieste Form haben und auch dadurch <span class="index-3095 tp-57195 ">dem Jahrbuch</span> zu einer nicht geringen Zierde gereichen. Ueberdies möchte es viele Sachen geben, welche zu sagen sich die Gelegenheit gar nicht so gut machen möchte wenn uns <span class="index-137 tp-57196 ">Goethe</span> Fichte, und etwa <span class="index-88 tp-57198 ">Schiller</span> – den Sie ja gern so zart behandeln – und <span class="index-62 tp-57199 ">Schelling</span> entgehen. Nehmen Sie doch dies zu Beherzigung. Gegen den Titel kritisches Jahrbuch habe ich nichts einzuwenden, wenn er nur nicht durch seinen reinen Ernst die burlesken Anhänge, die ich doch höchst ungern fahren ließe und Sie gewiß auch, nicht ganz ausschließen soll. Uebrigens glauben Sie nicht, wie sehr ich mich bei allen Bedenklichkeiten, die mir aufsteigen wenn ich über das Ganze meditire, auf Ihre RedaktorenWeisheit ganz allein verlaße. Wir sehen nun dem ausführlichen Entwurf mit großer Erwartung entgegen, und wenn Sie die unsrige eher stillten als die <span class="index-539 tp-57202 ">Cottaische</span>, die unmöglich so groß sein kann, so wird es uns um desto lieber sein. Wen wollen Sie denn noch einladen? dies zu wißen bin ich auch sehr begierig. Was das Nennen betrift, so ist die Gleichheit mit <span class="index-9041 tp-57211 ">der </span><span class="index-9041 tp-57211 index-1633 tp-57208 ">Erfurter</span><span class="index-9041 tp-57211 "> Zeitung</span> schon allein ein übler Umstand [3] <span class="index-42 tp-57212 ">Bernhardi</span> scheint zu wünschen daß nach einem gewißen Zeitraum die Nennung nachfolgen möchte wie bei <span class="index-1038 tp-57214 ">den Horen</span>. Ich kann nicht sagen, daß mir das besonders am Herzen läge; nur dächte ich das Geniren sollte uns von keiner Art des Nennens abhalten. Meine Geistlichkeit soll mir gewiß nichts anhaben. Da die Leute einmal wißen, daß ich <span class="index-148 tp-57216 ">die Reden</span> geschrieben habe, so kann ich Ihnen alles andere gern überlaßen; auch habe ich mir fest vorgenommen auf keine Anonymität mehr zu rechnen wie gut sie auch angelegt sei. Der Himmel weiß wie unglüklich ich darin bin, oder vielmehr was für eine bestimmte Manier ich leider Gottes haben muß, daß mich jeder wieder zu erkennen meint in den heterogensten Dingen sogar. Ich will mir bei Zeiten Mühe geben mich davon los zu machen von wegen der Verknöcherung. Das Bezeichnen nach einem Werk möchte wol für mich nicht thunlich sein. Die Reden sind gewiß nicht bekannter als mein Namen; es ist ja das Athenäum ausgenommen öffentlich noch gar nicht die Rede davon gewesen. Freilich ist es ein schlimmer Umstand daß ich noch so obskur bin; indeß was ist zu machen, wenn Sie mich nicht – wofür Gott bewahre – so lange ausschließen wollen bis ich etwas recht bedeutendes unter meinem Namen geschrieben habe.<br><span class="index-5610 tp-57222 ">Ihre Ansicht von der </span><span class="index-5610 tp-57222 index-1402 tp-57219 ">Bürgerschen</span><span class="index-5610 tp-57222 "> Poesie</span> ist nun wol für <span class="index-4568 tp-57226 index-48 tp-57224 ">Tieks</span><span class="index-4568 tp-57226 "> poet</span><span class="index-4568 tp-57226 slant-italic ">isches</span><span class="index-4568 tp-57226 "> Journal</span> bestimmt? Aber [4] <span class="index-4308 tp-57227 index-5502 tp-57230 ">den Parny</span> geben Sie mir. Im Athenäum ist noch Raum die Menge. Alles vorhandene hat nur 4 Bogen gegeben. Ich weiß nicht wie mein Augenmaß mich diesmal betrogen hat. Denken Sie nur darauf ob denn nun aller übrige Raum mit <span class="index-9045 tp-57231 ">Notizen</span> ausgefüllt werden soll, oder ob es nicht beßer wäre wenn noch <span class="index-3085 tp-57233 ">irgend ein Aufsaz von Einem von Ihnen</span> beiden denn des Fremden ist genug in diesem Stük, den Beschluß machte?<br>Vor allen Dingen treten Sie Ihr Redaktorat bald an; wenn das erste Bändchen zu Neujahr erscheinen soll wäre es wol gut wenn wir bald vorläufig wüßten, was dafür zu thun sein wird. Sind Sie mit Cotta nur das Honorars wegen auseinander, so hoffe ich wird Alles gut gehn. Von diesen Sachen verstehe ich freilich am wenigsten; meine Ansicht würde sein für den Anfang so milde darüber zu denken als möglich, und nur eine Steigerung vorzubehalten wenn sich <span class="index-3095 tp-57234 ">das Institut</span> eine bestimte Zeit lang gehalten hat. 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Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. 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[1] Berlin d 24t. Junius 1800
Eigentlich, lieber Freund, wollte ich Ihnen nicht eher schreiben, bis ich Ihnen auch etwas schiken könnte: da Sie aber schon so für gewiß annehmen, daß das Athenäum nur gegen Michaelis erscheint und dies wahrscheinlich auch an Frölich geschrieben haben, so will ich mich mit meinen beiden Notizen auch nicht übereilen und den Fichte zum wenigsten noch ein Vierzehn Tage in einem feinen Herzen erwägen – es ist eigentlich ein verdammtes Stük Arbeit, in so fern ich gern Alles sagen möchte was ich darüber auf dem Herzen habe ohne meinen aufrichtigen Respekt gegen Fichte auch nur äußerlich im geringsten zu verlezen. In dieser Rüksicht ist der Plan mit dem Selbstanzeigen dieses und einiger andern Schriftsteller eine schöne Sache; aber auf der andern Seite? – Bedenken Sie nur, daß uns die schönste Gelegenheit entgeht Meisterstüke von Feinheit, und Epideixen von Unpartheilichkeit zu liefern, und daß wir besonders die lezte, wenn wir uns unter einander und die Parteihäupter – die sogenannten – nicht kritisiren, den Leuten gar nicht zur positiven Anschauung werden bringen können. Dennoch hat die Sache so viel Gutes, daß ich gar nichts dagegen sagen kann, Sie müßten es denn für möglich halten beides zu verbinden. Die Selbstanzeige ginge voran, und es bliebe in der Folge einem von uns, wenn sich [2] einer dazu besonders aufgeregt fände unbenommen auch seine Ansicht und seine Bemerkungen gegen dieses und jenes zu geben. Diese Nachträge könnten dann am allersubjektivsten sein, die allerfreieste Form haben und auch dadurch dem Jahrbuch zu einer nicht geringen Zierde gereichen. Ueberdies möchte es viele Sachen geben, welche zu sagen sich die Gelegenheit gar nicht so gut machen möchte wenn uns Goethe Fichte, und etwa Schiller – den Sie ja gern so zart behandeln – und Schelling entgehen. Nehmen Sie doch dies zu Beherzigung. Gegen den Titel kritisches Jahrbuch habe ich nichts einzuwenden, wenn er nur nicht durch seinen reinen Ernst die burlesken Anhänge, die ich doch höchst ungern fahren ließe und Sie gewiß auch, nicht ganz ausschließen soll. Uebrigens glauben Sie nicht, wie sehr ich mich bei allen Bedenklichkeiten, die mir aufsteigen wenn ich über das Ganze meditire, auf Ihre RedaktorenWeisheit ganz allein verlaße. Wir sehen nun dem ausführlichen Entwurf mit großer Erwartung entgegen, und wenn Sie die unsrige eher stillten als die Cottaische, die unmöglich so groß sein kann, so wird es uns um desto lieber sein. Wen wollen Sie denn noch einladen? dies zu wißen bin ich auch sehr begierig. Was das Nennen betrift, so ist die Gleichheit mit der Erfurter Zeitung schon allein ein übler Umstand [3] Bernhardi scheint zu wünschen daß nach einem gewißen Zeitraum die Nennung nachfolgen möchte wie bei den Horen. Ich kann nicht sagen, daß mir das besonders am Herzen läge; nur dächte ich das Geniren sollte uns von keiner Art des Nennens abhalten. Meine Geistlichkeit soll mir gewiß nichts anhaben. Da die Leute einmal wißen, daß ich die Reden geschrieben habe, so kann ich Ihnen alles andere gern überlaßen; auch habe ich mir fest vorgenommen auf keine Anonymität mehr zu rechnen wie gut sie auch angelegt sei. Der Himmel weiß wie unglüklich ich darin bin, oder vielmehr was für eine bestimmte Manier ich leider Gottes haben muß, daß mich jeder wieder zu erkennen meint in den heterogensten Dingen sogar. Ich will mir bei Zeiten Mühe geben mich davon los zu machen von wegen der Verknöcherung. Das Bezeichnen nach einem Werk möchte wol für mich nicht thunlich sein. Die Reden sind gewiß nicht bekannter als mein Namen; es ist ja das Athenäum ausgenommen öffentlich noch gar nicht die Rede davon gewesen. Freilich ist es ein schlimmer Umstand daß ich noch so obskur bin; indeß was ist zu machen, wenn Sie mich nicht – wofür Gott bewahre – so lange ausschließen wollen bis ich etwas recht bedeutendes unter meinem Namen geschrieben habe.
Ihre Ansicht von der Bürgerschen Poesie ist nun wol für Tieks poetisches Journal bestimmt? Aber [4] den Parny geben Sie mir. Im Athenäum ist noch Raum die Menge. Alles vorhandene hat nur 4 Bogen gegeben. Ich weiß nicht wie mein Augenmaß mich diesmal betrogen hat. Denken Sie nur darauf ob denn nun aller übrige Raum mit Notizen ausgefüllt werden soll, oder ob es nicht beßer wäre wenn noch irgend ein Aufsaz von Einem von Ihnen beiden denn des Fremden ist genug in diesem Stük, den Beschluß machte?
Vor allen Dingen treten Sie Ihr Redaktorat bald an; wenn das erste Bändchen zu Neujahr erscheinen soll wäre es wol gut wenn wir bald vorläufig wüßten, was dafür zu thun sein wird. Sind Sie mit Cotta nur das Honorars wegen auseinander, so hoffe ich wird Alles gut gehn. Von diesen Sachen verstehe ich freilich am wenigsten; meine Ansicht würde sein für den Anfang so milde darüber zu denken als möglich, und nur eine Steigerung vorzubehalten wenn sich das Institut eine bestimte Zeit lang gehalten hat. Habe ich darin Recht? ich wollte Sie unterwiesen mich etwas damit ich das auch lernte.
Leben Sie wol für Heute: ich muß das Uebrige auf nächstens sparen.
Schl.
Sagen Sie doch wie Goethe darauf gekommen ist soviel Sachen die schon in der Goeschenschen Samlung gedrukt sind, und sogar Lieder aus dem Meister wieder mit abdruken zu laßen? Diese ökonomischen Principien gelten wol nur für ihn allein?
Eigentlich, lieber Freund, wollte ich Ihnen nicht eher schreiben, bis ich Ihnen auch etwas schiken könnte: da Sie aber schon so für gewiß annehmen, daß das Athenäum nur gegen Michaelis erscheint und dies wahrscheinlich auch an Frölich geschrieben haben, so will ich mich mit meinen beiden Notizen auch nicht übereilen und den Fichte zum wenigsten noch ein Vierzehn Tage in einem feinen Herzen erwägen – es ist eigentlich ein verdammtes Stük Arbeit, in so fern ich gern Alles sagen möchte was ich darüber auf dem Herzen habe ohne meinen aufrichtigen Respekt gegen Fichte auch nur äußerlich im geringsten zu verlezen. In dieser Rüksicht ist der Plan mit dem Selbstanzeigen dieses und einiger andern Schriftsteller eine schöne Sache; aber auf der andern Seite? – Bedenken Sie nur, daß uns die schönste Gelegenheit entgeht Meisterstüke von Feinheit, und Epideixen von Unpartheilichkeit zu liefern, und daß wir besonders die lezte, wenn wir uns unter einander und die Parteihäupter – die sogenannten – nicht kritisiren, den Leuten gar nicht zur positiven Anschauung werden bringen können. Dennoch hat die Sache so viel Gutes, daß ich gar nichts dagegen sagen kann, Sie müßten es denn für möglich halten beides zu verbinden. Die Selbstanzeige ginge voran, und es bliebe in der Folge einem von uns, wenn sich [2] einer dazu besonders aufgeregt fände unbenommen auch seine Ansicht und seine Bemerkungen gegen dieses und jenes zu geben. Diese Nachträge könnten dann am allersubjektivsten sein, die allerfreieste Form haben und auch dadurch dem Jahrbuch zu einer nicht geringen Zierde gereichen. Ueberdies möchte es viele Sachen geben, welche zu sagen sich die Gelegenheit gar nicht so gut machen möchte wenn uns Goethe Fichte, und etwa Schiller – den Sie ja gern so zart behandeln – und Schelling entgehen. Nehmen Sie doch dies zu Beherzigung. Gegen den Titel kritisches Jahrbuch habe ich nichts einzuwenden, wenn er nur nicht durch seinen reinen Ernst die burlesken Anhänge, die ich doch höchst ungern fahren ließe und Sie gewiß auch, nicht ganz ausschließen soll. Uebrigens glauben Sie nicht, wie sehr ich mich bei allen Bedenklichkeiten, die mir aufsteigen wenn ich über das Ganze meditire, auf Ihre RedaktorenWeisheit ganz allein verlaße. Wir sehen nun dem ausführlichen Entwurf mit großer Erwartung entgegen, und wenn Sie die unsrige eher stillten als die Cottaische, die unmöglich so groß sein kann, so wird es uns um desto lieber sein. Wen wollen Sie denn noch einladen? dies zu wißen bin ich auch sehr begierig. Was das Nennen betrift, so ist die Gleichheit mit der Erfurter Zeitung schon allein ein übler Umstand [3] Bernhardi scheint zu wünschen daß nach einem gewißen Zeitraum die Nennung nachfolgen möchte wie bei den Horen. Ich kann nicht sagen, daß mir das besonders am Herzen läge; nur dächte ich das Geniren sollte uns von keiner Art des Nennens abhalten. Meine Geistlichkeit soll mir gewiß nichts anhaben. Da die Leute einmal wißen, daß ich die Reden geschrieben habe, so kann ich Ihnen alles andere gern überlaßen; auch habe ich mir fest vorgenommen auf keine Anonymität mehr zu rechnen wie gut sie auch angelegt sei. Der Himmel weiß wie unglüklich ich darin bin, oder vielmehr was für eine bestimmte Manier ich leider Gottes haben muß, daß mich jeder wieder zu erkennen meint in den heterogensten Dingen sogar. Ich will mir bei Zeiten Mühe geben mich davon los zu machen von wegen der Verknöcherung. Das Bezeichnen nach einem Werk möchte wol für mich nicht thunlich sein. Die Reden sind gewiß nicht bekannter als mein Namen; es ist ja das Athenäum ausgenommen öffentlich noch gar nicht die Rede davon gewesen. Freilich ist es ein schlimmer Umstand daß ich noch so obskur bin; indeß was ist zu machen, wenn Sie mich nicht – wofür Gott bewahre – so lange ausschließen wollen bis ich etwas recht bedeutendes unter meinem Namen geschrieben habe.
Ihre Ansicht von der Bürgerschen Poesie ist nun wol für Tieks poetisches Journal bestimmt? Aber [4] den Parny geben Sie mir. Im Athenäum ist noch Raum die Menge. Alles vorhandene hat nur 4 Bogen gegeben. Ich weiß nicht wie mein Augenmaß mich diesmal betrogen hat. Denken Sie nur darauf ob denn nun aller übrige Raum mit Notizen ausgefüllt werden soll, oder ob es nicht beßer wäre wenn noch irgend ein Aufsaz von Einem von Ihnen beiden denn des Fremden ist genug in diesem Stük, den Beschluß machte?
Vor allen Dingen treten Sie Ihr Redaktorat bald an; wenn das erste Bändchen zu Neujahr erscheinen soll wäre es wol gut wenn wir bald vorläufig wüßten, was dafür zu thun sein wird. Sind Sie mit Cotta nur das Honorars wegen auseinander, so hoffe ich wird Alles gut gehn. Von diesen Sachen verstehe ich freilich am wenigsten; meine Ansicht würde sein für den Anfang so milde darüber zu denken als möglich, und nur eine Steigerung vorzubehalten wenn sich das Institut eine bestimte Zeit lang gehalten hat. Habe ich darin Recht? ich wollte Sie unterwiesen mich etwas damit ich das auch lernte.
Leben Sie wol für Heute: ich muß das Uebrige auf nächstens sparen.
Schl.
Sagen Sie doch wie Goethe darauf gekommen ist soviel Sachen die schon in der Goeschenschen Samlung gedrukt sind, und sogar Lieder aus dem Meister wieder mit abdruken zu laßen? Diese ökonomischen Principien gelten wol nur für ihn allein?