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Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. 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Ihre Kritiken haben etwas ganz göttliches und unnachahmliches; sie strahlen so hell und weit nach allen Seiten der Theorie aus, und werfen so leicht und natürlich das Licht wieder zurük auf den eigentlichen Gegenstand; es ist eine rechte Wonne sie zu studiren. Wer daneben steht wird allemal erdrükt, und wenn er auch sein Bestes gethan hat; aber das thut nichts.<lb/>[2] Freilich giebt es kein positives Gesez daß <name key="9045" type="work">die Notizen</name> das lezte sein müßen, und es ist recht brav daß <persName key="8">Friedrich</persName> <name key="3085" type="work">seine Unverständlichkeit</name> machen will[<hi rend="slant:italic">;</hi>] dagegen ist wie es scheint von seiner Notiz über <name key="3127" type="work">die Bambocciade</name> (die Bernhardi sehr willkommen gewesen wäre) nicht mehr die Rede. Mit <name key="9048" type="work">meinem Gespräch</name> das wäre nicht gegangen, theils weil noch Eins dazu gehört, theils weil ich es noch einmal hätte umschreiben müßen. 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Juni 1800<br>Wenige Stunden nach Absendung meines lezten Briefes erhielt ich Ihre erste Sendung, und nun habe ich seit vorgestern auch schon die zweite. <span class="index-3000 tp-57298 index-5502 tp-57300 index-9043 tp-57297 index-9046 tp-57299 ">Beide</span> – mit Ausnahme der Metakritik, an der <span class="index-42 tp-57301 ">Bernhardi</span> noch umarbeitet – hat <span class="index-71 tp-57302 ">Frölich</span> schon, so auch <span class="index-8147 tp-57303 ">meinen </span><span class="index-8147 tp-57303 index-4080 tp-57304 ">Engel</span>, der hoffentlich eingesalzen genug ist. Was <span class="index-9018 tp-57306 ">den </span><span class="index-9018 tp-57306 index-55 tp-57305 ">Fichte</span> betrift, so wollte ich, Sie hätten Recht mit der Schiffahrt; indeß ereignen sich doch schon allerlei meteorologische Zeichen, die auf Morgen a fresh breeze vermuthen laßen und wenn nicht unglüklicherweise a gale draus wird, so hoffe ich mit Ihrer lezten Sendung zugleich einlaufen zu können, welches denn zeitig genug ist. Es ist <span class="index-8178 tp-57307 ">ein verzwiktes verdammtes Buch diese Bestimmung des Menschen</span>! <span class="index-4308 tp-57309 index-5502 tp-57308 ">Der Parny</span> ist wieder ein trefliches Stük, und wenn er Ihnen keine leichte Arbeit gewesen ist – was ich gern glaube ob mans ihr gleich nicht ansieht – so sind Sie auch reichlich belohnt. Ihre Kritiken haben etwas ganz göttliches und unnachahmliches; sie strahlen so hell und weit nach allen Seiten der Theorie aus, und werfen so leicht und natürlich das Licht wieder zurük auf den eigentlichen Gegenstand; es ist eine rechte Wonne sie zu studiren. Wer daneben steht wird allemal erdrükt, und wenn er auch sein Bestes gethan hat; aber das thut nichts.<br>[2] Freilich giebt es kein positives Gesez daß <span class="index-9045 tp-57310 ">die Notizen</span> das lezte sein müßen, und es ist recht brav daß <span class="index-8 tp-57311 ">Friedrich</span> <span class="index-3085 tp-57312 ">seine Unverständlichkeit</span> machen will[<span class="slant-italic ">;</span>] dagegen ist wie es scheint von seiner Notiz über <span class="index-3127 tp-57313 ">die Bambocciade</span> (die Bernhardi sehr willkommen gewesen wäre) nicht mehr die Rede. Mit <span class="index-9048 tp-57314 ">meinem Gespräch</span> das wäre nicht gegangen, theils weil noch Eins dazu gehört, theils weil ich es noch einmal hätte umschreiben müßen. Ich hatte schon vor Abgang meines lezten Briefes noch eine Idee die ich Ihnen mitzutheilen vergaß; indeß bei der Eile die nun eingerißen ist wäre sie doch nicht ausführbar gewesen, wenn Sie auch, woran ich zweifle Gefallen daran gefunden hätten. Ich wollte nemlich eine Notiz machen von <span class="index-62 tp-57318 index-8341 tp-57315 ">Schelling</span><span class="index-8341 tp-57315 "> contra </span><span class="index-8341 tp-57315 index-244 tp-57319 ">Schüz</span> und <span class="index-14823 tp-90789 ">Schüz contra Schelling</span>, und unter dem Vorwande die Frage wer Recht habe gar nicht zu berühren und nur von der polemischen Geschiklichkeit zu reden den Schüz ganz grausam zudeken. Teufelei genug hätte hineinkommen sollen, ich hatte rechte Lust dazu.<br>Mich wundert daß Sie, bei Ihrem Wunsch das Aufhören <span class="index-162 tp-57321 ">des Athenäums</span> nicht officiell bekannt werden zu laßen, nicht <span class="index-9049 tp-57323 ">Friedrichs Sonett</span> darauf vetoirt haben: die ganze Welt wird dies gewiß so nehmen. Mit dem Aufsaz über die Unverständlichkeit zu schließen ist eigentlich ein charmantes Eselbohren.<br>Ueber den durch die bisherigen Sendungen [3] angefüllten Raum kann ich Ihnen bei der großen Verschiedenheit des Formats und der Handschriften nichts bestimmtes sagen. <span class="index-8147 tp-57327 index-9018 tp-57325 ">Meine beiden Notizen</span> möchten zusammen wol einen Bogen machen; das übrige kennen Sie<br>Ihre Vorwürfe werfe ich zurük, und ziehe mich hinter meine religiöse Gewissenhaftigkeit die Friedrich so sehr lobt. Da unser ganzes Interpunctionssystem so höchst schwankend und untauglich ist, so laße ich bis die Theorie darüber im reinen ist gern einem Jeden das seinige. Ich hatte überdies noch in frischem Andenken, was mir <span class="index-111 tp-57328 ">Hülsen</span> darüber für Noth gemacht hat. Am wenigsten hätte ich glauben können daß das Opium <span class="index-481 tp-57330 ">den Hardenberg</span> <span class="index-5941 tp-57331 ">auch schriftlich</span> kurzathmig mache. Gott helfe mir <span class="index-3087 tp-57333 ">beim spanischen</span>! Ihre Leserlichkeit wird das Beste dabei thun müßen.<br>So eben hat mir Bernhardi die Metakritik gebracht die ich nun auch gleich Frölich schiken werde damit er sieht daß es Ernst ist. Ihre Notate hat B<span class="slant-italic ">ernhardi</span> wie es sich versteht ordentlich und gut aufgenommen. Bei der Stelle wo Sie und Fr<span class="slant-italic ">iedrich</span> gerandglosst haben hat er wol mehr den geistigen und ewigen Tod gemeint als den Zeitlichen. – Hätten Sie nur das von dem <span class="index-1362 tp-57334 ">Königsbergischen</span> Buche eher in Anregung gebracht. Mir fiel es wol ein; allein da Sie immer dergleichen Sachen eher sehen als wir hier, so dachte ich es müße damit wol nichts auf sich haben. <span class="index-9050 tp-57335 index-9051 tp-57336 ">Den Kiesewetter</span> zu lesen kann man wol Niemand [4] zumuthen; indeß sollte es mir doch leid thun, wenn das Materielle in B<span class="slant-italic ">ernhardis</span> Notiz schon in diesem schlechten Buche stände. – Ehe ichs vergeße: Laßen Sie mich doch wißen ob Hardenbergs Aufsaz wieder mit Novalis bezeichnet werden soll, oder wie? Das Chiffriren der Notizen ist freilich ganz außer dem bisherigen Kostume; indeßen da Sie es beim Herder für nöthig halten, so will ichs eben auch thun.<br>Hoffentlich werden Sie nun sobald das Athenäum beendigt ist an <span class="index-3095 tp-57337 ">die Constitution des Jahrbuchs</span> und demnächst an die erste Arbeitsvertheilung denken – wenn Sie nicht etwa, was sehr zu wünschen wäre den ersten Band mit der <span class="index-38 tp-57338 ">Wielandskritik</span> größtentheils ausfüllen wollen.<br>Adieu liebster Freund ich bin eben auch eilig.<br>Schl.<br><br>Haben Sie doch die Güte niemals zu frankiren; wir bereichern dadurch nur einen von unsern beiden Landesherren; Gott weiß welcher am ärgsten prellte. Ich muß immer unter dem Vorwand des Auslandes fast eben so viel Porto bezahlen als ob Sie gar nicht frankirt hätten. Ueberhaupt ist die Post zwischen hier u<span class="slant-italic ">nd</span> <span class="index-12 tp-57339 ">Jena</span> sehr schlecht. Ihren lezten Brief vom 20t<span class="slant-italic ">en</span> habe ich am 26t<span class="slant-italic ">en</span> Mittags bekomen; dagegen den vorigen vom 16t<span class="slant-italic ">en</span> erst am 24t<span class="slant-italic2 ">en</span> Abends.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = '' $description = 'Friedrich Schleiermacher an August Wilhelm von Schlegel am 28.06.1800, Berlin, Jena' $adressatort = 'Jena <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4028557-1">GND</a>' $absendeort = 'Berlin <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/2004272-3">GND</a>' $date = '28.06.1800' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 4646 => array( 'ID' => '4646', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-28 10:40:35', 'timelastchg' => '2018-01-11 18:22:28', 'key' => 'AWS-ap-00gs', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Schleiermacher, Friedrich ', '39_geschlecht' => 'm', '39_gebdatum' => '1768-11-21', '39_toddatum' => '1834-02-12', '39_lebenwirken' => 'Theologe, Philosoph, Pädagoge, Übersetzer Friedrich Schleiermacher erfuhr seine Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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Ich hatte überdies noch in frischem Andenken, was mir <anchor type="b" n="111" ana="11" xml:id="NidB57328"/>Hülsen<anchor type="e" n="111" ana="11" xml:id="NidE57328"/> darüber für Noth gemacht hat. Am wenigsten hätte ich glauben können daß das Opium <anchor type="b" n="481" ana="11" xml:id="NidB57330"/>den Hardenberg<anchor type="e" n="481" ana="11" xml:id="NidE57330"/> <anchor type="b" n="5941" ana="12" xml:id="NidB57331"/>auch schriftlich<anchor type="e" n="5941" ana="12" xml:id="NidE57331"/> kurzathmig mache. Gott helfe mir <anchor type="b" n="3087" ana="12" xml:id="NidB57333"/>beim spanischen<anchor type="e" n="3087" ana="12" xml:id="NidE57333"/>! Ihre Leserlichkeit wird das Beste dabei thun müßen.<lb/>So eben hat mir Bernhardi die Metakritik gebracht die ich nun auch gleich Frölich schiken werde damit er sieht daß es Ernst ist. Ihre Notate hat B<hi rend="slant:italic">ernhardi</hi> wie es sich versteht ordentlich und gut aufgenommen. Bei der Stelle wo Sie und Fr<hi rend="slant:italic">iedrich</hi> gerandglosst haben hat er wol mehr den geistigen und ewigen Tod gemeint als den Zeitlichen. – Hätten Sie nur das von dem <anchor type="b" n="1362" ana="10" xml:id="NidB57334"/>Königsbergischen<anchor type="e" n="1362" ana="10" xml:id="NidE57334"/> Buche eher in Anregung gebracht. Mir fiel es wol ein; allein da Sie immer dergleichen Sachen eher sehen als wir hier, so dachte ich es müße damit wol nichts auf sich haben. <anchor type="b" n="9050" ana="11" xml:id="NidB57335"/><anchor type="b" n="9051" ana="12" xml:id="NidB57336"/>Den Kiesewetter<anchor type="e" n="9051" ana="12" xml:id="NidE57336"/><anchor type="e" n="9050" ana="11" xml:id="NidE57335"/> zu lesen kann man wol Niemand [4] zumuthen; indeß sollte es mir doch leid thun, wenn das Materielle in B<hi rend="slant:italic">ernhardis</hi> Notiz schon in diesem schlechten Buche stände. – Ehe ichs vergeße: Laßen Sie mich doch wißen ob Hardenbergs Aufsaz wieder mit Novalis bezeichnet werden soll, oder wie? Das Chiffriren der Notizen ist freilich ganz außer dem bisherigen Kostume; indeßen da Sie es beim Herder für nöthig halten, so will ichs eben auch thun.<lb/>Hoffentlich werden Sie nun sobald das Athenäum beendigt ist an <anchor type="b" n="3095" ana="13" xml:id="NidB57337"/>die Constitution des Jahrbuchs<anchor type="e" n="3095" ana="13" xml:id="NidE57337"/> und demnächst an die erste Arbeitsvertheilung denken – wenn Sie nicht etwa, was sehr zu wünschen wäre den ersten Band mit der <anchor type="b" n="38" ana="11" xml:id="NidB57338"/>Wielandskritik<anchor type="e" n="38" ana="11" xml:id="NidE57338"/> größtentheils ausfüllen wollen.<lb/>Adieu liebster Freund ich bin eben auch eilig.<lb/>Schl.<lb/><lb/>Haben Sie doch die Güte niemals zu frankiren; wir bereichern dadurch nur einen von unsern beiden Landesherren; Gott weiß welcher am ärgsten prellte. Ich muß immer unter dem Vorwand des Auslandes fast eben so viel Porto bezahlen als ob Sie gar nicht frankirt hätten. Ueberhaupt ist die Post zwischen hier u<hi rend="slant:italic">nd</hi> <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB57339"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE57339"/> sehr schlecht. Ihren lezten Brief vom 20t<hi rend="slant:italic">en</hi> habe ich am 26t<hi rend="slant:italic">en</hi> Mittags bekomen; dagegen den vorigen vom 16t<hi rend="slant:italic">en</hi> erst am 24t<hi rend="slant:italic2">en</hi> Abends. 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Ausbildung zunächst an einem Internat in Niesky und anschließend im geistlichen Seminar in Barby. 1787 entschloss er sich zum Studium der Theologie in Halle und verließ die Gemeinde der Herrnhuter. Zu den wichtigsten Lehrern während des zweijährigen Studiums zählte der Philosoph Johann August Eberhard, der ihn mit der griechischen Philosophie und Kant vertraut machte. 1790 legte er sein Examen in Berlin ab. Auf Vermittlung des Theologen Friedrich Samuel Gottfried Sack fand Schleiermacher 1790 eine Anstellung als Hofmeister und Privatlehrer des Grafen zu Dohna in Schlobitten. Diesen Posten gab er 1793 auf und qualifizierte sich in Berlin auf dem Gebiet der Pädagogik. Nach dem zweiten Examen 1794 war Schleiermacher Assistent des Predigers Johann Lorenz Schumann in Landsberg und übernahm zwei Jahre später eine Predigerstelle an der Charité. In Berlin machte Schleiermacher die Bekanntschaft Friedrich von Schlegels, Henriette Herz‘ und Ludwig Tiecks. Friedrich von Schlegel wurde ein enger Freund und wohnte von 1797 bis 1799 mit Schleiermacher zusammen, der in dieser Zeit literarisch tätig wurde. Er plante die Übersetzung der Dialoge Platos und verfasste 1799 seine Schrift „Über die Religion“. Außerdem verteidigte er den „Lucinde“-Roman seines Freundes. 1802 ging Schleiermacher als Hofprediger nach Stolpe und nahm dort u.a. seine Übersetzungstätigkeiten wieder auf. Der Antritt der Professur für praktische Theologie an der Universität Würzburg wurde 1804 durch König Friedrich Wilhelm III. verwehrt. Stattdessen bot man Schleiermacher eine außerordentliche Lehrtätigkeit in Halle an, die er bis 1807 ausübte. Seit der Schließung der Universität im Winter des Jahres 1806 arbeitete er an seinen philosophischen Schriften, zog aber bald nach Berlin um, wo er private Vorlesungen hielt und 1810 zum Dekan der Theologischen Fakultät an der neugegründeten Berliner Universität ernannt wurde. Seine politischen Überzeugungen gefährdeten die Professur in Berlin. Dennoch sprach sich der Theologe für die Säkularisierung von Kirche und Staat aus. 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[1] Berlin d 28t. Juni 1800
Wenige Stunden nach Absendung meines lezten Briefes erhielt ich Ihre erste Sendung, und nun habe ich seit vorgestern auch schon die zweite. Beide – mit Ausnahme der Metakritik, an der Bernhardi noch umarbeitet – hat Frölich schon, so auch meinen Engel, der hoffentlich eingesalzen genug ist. Was den Fichte betrift, so wollte ich, Sie hätten Recht mit der Schiffahrt; indeß ereignen sich doch schon allerlei meteorologische Zeichen, die auf Morgen a fresh breeze vermuthen laßen und wenn nicht unglüklicherweise a gale draus wird, so hoffe ich mit Ihrer lezten Sendung zugleich einlaufen zu können, welches denn zeitig genug ist. Es ist ein verzwiktes verdammtes Buch diese Bestimmung des Menschen! Der Parny ist wieder ein trefliches Stük, und wenn er Ihnen keine leichte Arbeit gewesen ist – was ich gern glaube ob mans ihr gleich nicht ansieht – so sind Sie auch reichlich belohnt. Ihre Kritiken haben etwas ganz göttliches und unnachahmliches; sie strahlen so hell und weit nach allen Seiten der Theorie aus, und werfen so leicht und natürlich das Licht wieder zurük auf den eigentlichen Gegenstand; es ist eine rechte Wonne sie zu studiren. Wer daneben steht wird allemal erdrükt, und wenn er auch sein Bestes gethan hat; aber das thut nichts.
[2] Freilich giebt es kein positives Gesez daß die Notizen das lezte sein müßen, und es ist recht brav daß Friedrich seine Unverständlichkeit machen will[;] dagegen ist wie es scheint von seiner Notiz über die Bambocciade (die Bernhardi sehr willkommen gewesen wäre) nicht mehr die Rede. Mit meinem Gespräch das wäre nicht gegangen, theils weil noch Eins dazu gehört, theils weil ich es noch einmal hätte umschreiben müßen. Ich hatte schon vor Abgang meines lezten Briefes noch eine Idee die ich Ihnen mitzutheilen vergaß; indeß bei der Eile die nun eingerißen ist wäre sie doch nicht ausführbar gewesen, wenn Sie auch, woran ich zweifle Gefallen daran gefunden hätten. Ich wollte nemlich eine Notiz machen von Schelling contra Schüz und Schüz contra Schelling, und unter dem Vorwande die Frage wer Recht habe gar nicht zu berühren und nur von der polemischen Geschiklichkeit zu reden den Schüz ganz grausam zudeken. Teufelei genug hätte hineinkommen sollen, ich hatte rechte Lust dazu.
Mich wundert daß Sie, bei Ihrem Wunsch das Aufhören des Athenäums nicht officiell bekannt werden zu laßen, nicht Friedrichs Sonett darauf vetoirt haben: die ganze Welt wird dies gewiß so nehmen. Mit dem Aufsaz über die Unverständlichkeit zu schließen ist eigentlich ein charmantes Eselbohren.
Ueber den durch die bisherigen Sendungen [3] angefüllten Raum kann ich Ihnen bei der großen Verschiedenheit des Formats und der Handschriften nichts bestimmtes sagen. Meine beiden Notizen möchten zusammen wol einen Bogen machen; das übrige kennen Sie
Ihre Vorwürfe werfe ich zurük, und ziehe mich hinter meine religiöse Gewissenhaftigkeit die Friedrich so sehr lobt. Da unser ganzes Interpunctionssystem so höchst schwankend und untauglich ist, so laße ich bis die Theorie darüber im reinen ist gern einem Jeden das seinige. Ich hatte überdies noch in frischem Andenken, was mir Hülsen darüber für Noth gemacht hat. Am wenigsten hätte ich glauben können daß das Opium den Hardenberg auch schriftlich kurzathmig mache. Gott helfe mir beim spanischen! Ihre Leserlichkeit wird das Beste dabei thun müßen.
So eben hat mir Bernhardi die Metakritik gebracht die ich nun auch gleich Frölich schiken werde damit er sieht daß es Ernst ist. Ihre Notate hat Bernhardi wie es sich versteht ordentlich und gut aufgenommen. Bei der Stelle wo Sie und Friedrich gerandglosst haben hat er wol mehr den geistigen und ewigen Tod gemeint als den Zeitlichen. – Hätten Sie nur das von dem Königsbergischen Buche eher in Anregung gebracht. Mir fiel es wol ein; allein da Sie immer dergleichen Sachen eher sehen als wir hier, so dachte ich es müße damit wol nichts auf sich haben. Den Kiesewetter zu lesen kann man wol Niemand [4] zumuthen; indeß sollte es mir doch leid thun, wenn das Materielle in Bernhardis Notiz schon in diesem schlechten Buche stände. – Ehe ichs vergeße: Laßen Sie mich doch wißen ob Hardenbergs Aufsaz wieder mit Novalis bezeichnet werden soll, oder wie? Das Chiffriren der Notizen ist freilich ganz außer dem bisherigen Kostume; indeßen da Sie es beim Herder für nöthig halten, so will ichs eben auch thun.
Hoffentlich werden Sie nun sobald das Athenäum beendigt ist an die Constitution des Jahrbuchs und demnächst an die erste Arbeitsvertheilung denken – wenn Sie nicht etwa, was sehr zu wünschen wäre den ersten Band mit der Wielandskritik größtentheils ausfüllen wollen.
Adieu liebster Freund ich bin eben auch eilig.
Schl.
Haben Sie doch die Güte niemals zu frankiren; wir bereichern dadurch nur einen von unsern beiden Landesherren; Gott weiß welcher am ärgsten prellte. Ich muß immer unter dem Vorwand des Auslandes fast eben so viel Porto bezahlen als ob Sie gar nicht frankirt hätten. Ueberhaupt ist die Post zwischen hier und Jena sehr schlecht. Ihren lezten Brief vom 20ten habe ich am 26ten Mittags bekomen; dagegen den vorigen vom 16ten erst am 24ten Abends.
Wenige Stunden nach Absendung meines lezten Briefes erhielt ich Ihre erste Sendung, und nun habe ich seit vorgestern auch schon die zweite. Beide – mit Ausnahme der Metakritik, an der Bernhardi noch umarbeitet – hat Frölich schon, so auch meinen Engel, der hoffentlich eingesalzen genug ist. Was den Fichte betrift, so wollte ich, Sie hätten Recht mit der Schiffahrt; indeß ereignen sich doch schon allerlei meteorologische Zeichen, die auf Morgen a fresh breeze vermuthen laßen und wenn nicht unglüklicherweise a gale draus wird, so hoffe ich mit Ihrer lezten Sendung zugleich einlaufen zu können, welches denn zeitig genug ist. Es ist ein verzwiktes verdammtes Buch diese Bestimmung des Menschen! Der Parny ist wieder ein trefliches Stük, und wenn er Ihnen keine leichte Arbeit gewesen ist – was ich gern glaube ob mans ihr gleich nicht ansieht – so sind Sie auch reichlich belohnt. Ihre Kritiken haben etwas ganz göttliches und unnachahmliches; sie strahlen so hell und weit nach allen Seiten der Theorie aus, und werfen so leicht und natürlich das Licht wieder zurük auf den eigentlichen Gegenstand; es ist eine rechte Wonne sie zu studiren. Wer daneben steht wird allemal erdrükt, und wenn er auch sein Bestes gethan hat; aber das thut nichts.
[2] Freilich giebt es kein positives Gesez daß die Notizen das lezte sein müßen, und es ist recht brav daß Friedrich seine Unverständlichkeit machen will[;] dagegen ist wie es scheint von seiner Notiz über die Bambocciade (die Bernhardi sehr willkommen gewesen wäre) nicht mehr die Rede. Mit meinem Gespräch das wäre nicht gegangen, theils weil noch Eins dazu gehört, theils weil ich es noch einmal hätte umschreiben müßen. Ich hatte schon vor Abgang meines lezten Briefes noch eine Idee die ich Ihnen mitzutheilen vergaß; indeß bei der Eile die nun eingerißen ist wäre sie doch nicht ausführbar gewesen, wenn Sie auch, woran ich zweifle Gefallen daran gefunden hätten. Ich wollte nemlich eine Notiz machen von Schelling contra Schüz und Schüz contra Schelling, und unter dem Vorwande die Frage wer Recht habe gar nicht zu berühren und nur von der polemischen Geschiklichkeit zu reden den Schüz ganz grausam zudeken. Teufelei genug hätte hineinkommen sollen, ich hatte rechte Lust dazu.
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Ihre Vorwürfe werfe ich zurük, und ziehe mich hinter meine religiöse Gewissenhaftigkeit die Friedrich so sehr lobt. Da unser ganzes Interpunctionssystem so höchst schwankend und untauglich ist, so laße ich bis die Theorie darüber im reinen ist gern einem Jeden das seinige. Ich hatte überdies noch in frischem Andenken, was mir Hülsen darüber für Noth gemacht hat. Am wenigsten hätte ich glauben können daß das Opium den Hardenberg auch schriftlich kurzathmig mache. Gott helfe mir beim spanischen! Ihre Leserlichkeit wird das Beste dabei thun müßen.
So eben hat mir Bernhardi die Metakritik gebracht die ich nun auch gleich Frölich schiken werde damit er sieht daß es Ernst ist. Ihre Notate hat Bernhardi wie es sich versteht ordentlich und gut aufgenommen. Bei der Stelle wo Sie und Friedrich gerandglosst haben hat er wol mehr den geistigen und ewigen Tod gemeint als den Zeitlichen. – Hätten Sie nur das von dem Königsbergischen Buche eher in Anregung gebracht. Mir fiel es wol ein; allein da Sie immer dergleichen Sachen eher sehen als wir hier, so dachte ich es müße damit wol nichts auf sich haben. Den Kiesewetter zu lesen kann man wol Niemand [4] zumuthen; indeß sollte es mir doch leid thun, wenn das Materielle in Bernhardis Notiz schon in diesem schlechten Buche stände. – Ehe ichs vergeße: Laßen Sie mich doch wißen ob Hardenbergs Aufsaz wieder mit Novalis bezeichnet werden soll, oder wie? Das Chiffriren der Notizen ist freilich ganz außer dem bisherigen Kostume; indeßen da Sie es beim Herder für nöthig halten, so will ichs eben auch thun.
Hoffentlich werden Sie nun sobald das Athenäum beendigt ist an die Constitution des Jahrbuchs und demnächst an die erste Arbeitsvertheilung denken – wenn Sie nicht etwa, was sehr zu wünschen wäre den ersten Band mit der Wielandskritik größtentheils ausfüllen wollen.
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