• Jacob Grimm to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Kassel · Place of Destination: Unknown · Date: 23.12.1826
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Jacob Grimm
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Kassel
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 23.12.1826
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 390911364-19040100
  • Bibliography: Schmidt, Ludwig: Briefe Jacob Grimms an August Wilhelm Schlegel. In: Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur 29 (1904), S. 158‒159.
  • Incipit: „[1] Ew. Hochwohlgeboren
    habe ich schon längst für die gütige Zusendung zweier Hefte der Indischen Bibliothek danken wollen. Es war meine Absicht, [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33708
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.9,Nr.45
  • Number of Pages: 2S., hs. m. U.
  • Format: 25,2 x 22,8 cm
    Language
  • German
[1] Ew. Hochwohlgeboren
habe ich schon längst für die gütige Zusendung zweier Hefte der Indischen Bibliothek danken wollen. Es war meine Absicht, Ihnen zu den manigfalten und anziehenden darin enthaltenen Erörterungen ein Paar Bemerkungen und Einfälle mitzutheilen. Ich bin durch die betrübteste Abhaltung daran gehindert worden, durch lang anhaltende peinliche Krankheit und den Todesfall geliebter Verwandten. Noch in diesem Augenblick befinde ich mich in zu unruhiger Stimmung und durch aufgeschobne Geschäfte zu zerstreut, als dass ich einige mehr linguistische Ausführungen, die ich Ihrer Beurtheilung vorzulegen dachte, ordentlich niederschreiben könnte. Ich erlaube mir es vielleicht in Zukunft und bitte um Nachsicht für die beifolgenden Aufsätze über Saxnôt und das bairische Armenien; zu anderer Zeit wären sie wohl besser gerathen.
Der Beifall, den Sie meinen grammatischen Arbeiten ertheilen, freut und ermuntert mich ausserordentlich. Vieles muss bei meiner Art, die deutsche Sprache zu behandeln, unbefriedigend [2] und ungelöst bleiben, Verstösse und Irrthümer sind der Natur der Sache nach mitunter hier noch gar nicht zu vermeiden. Doch meine ich, eine zu grosse Ausdehnung des Plans und der Gewinn eines höheren, weiteren Standpuncts würde den Verlust oder doch die Beeinträchtigung mancher Besonderheit nach sich gezogen haben, auf deren Untersuchung es jetzt vor allem ankam. Je weiter ich fortarbeite, fühle ich, desto schwerer wird mir das Werk, eben weil ich allgemeinere Grundsätze gewonnen habe, die auf mich eindringen und mich in der Erforschung des einzelnen stören. Mein zweiter Theil sieht wohl im Ganzen zu lexicalisch aus? auch ist er allerdings noch unreifer, als die zweite Aufl. des ersten, die ich übrigens auch noch nicht für eine reife Frucht ausgebe.
Ich bin mit Verehrung Ew. Hochwohlgeb. gehorsamer Diener
Cassel 23. Dec. 1826.
Jac. Grimm.
Darf ich bitten, Welckern zu grüssen und ihm zu melden, dass wir hintereinander erst meine Schwester Agnes und hernach mein Päthchen verloren haben.
[1] Ew. Hochwohlgeboren
habe ich schon längst für die gütige Zusendung zweier Hefte der Indischen Bibliothek danken wollen. Es war meine Absicht, Ihnen zu den manigfalten und anziehenden darin enthaltenen Erörterungen ein Paar Bemerkungen und Einfälle mitzutheilen. Ich bin durch die betrübteste Abhaltung daran gehindert worden, durch lang anhaltende peinliche Krankheit und den Todesfall geliebter Verwandten. Noch in diesem Augenblick befinde ich mich in zu unruhiger Stimmung und durch aufgeschobne Geschäfte zu zerstreut, als dass ich einige mehr linguistische Ausführungen, die ich Ihrer Beurtheilung vorzulegen dachte, ordentlich niederschreiben könnte. Ich erlaube mir es vielleicht in Zukunft und bitte um Nachsicht für die beifolgenden Aufsätze über Saxnôt und das bairische Armenien; zu anderer Zeit wären sie wohl besser gerathen.
Der Beifall, den Sie meinen grammatischen Arbeiten ertheilen, freut und ermuntert mich ausserordentlich. Vieles muss bei meiner Art, die deutsche Sprache zu behandeln, unbefriedigend [2] und ungelöst bleiben, Verstösse und Irrthümer sind der Natur der Sache nach mitunter hier noch gar nicht zu vermeiden. Doch meine ich, eine zu grosse Ausdehnung des Plans und der Gewinn eines höheren, weiteren Standpuncts würde den Verlust oder doch die Beeinträchtigung mancher Besonderheit nach sich gezogen haben, auf deren Untersuchung es jetzt vor allem ankam. Je weiter ich fortarbeite, fühle ich, desto schwerer wird mir das Werk, eben weil ich allgemeinere Grundsätze gewonnen habe, die auf mich eindringen und mich in der Erforschung des einzelnen stören. Mein zweiter Theil sieht wohl im Ganzen zu lexicalisch aus? auch ist er allerdings noch unreifer, als die zweite Aufl. des ersten, die ich übrigens auch noch nicht für eine reife Frucht ausgebe.
Ich bin mit Verehrung Ew. Hochwohlgeb. gehorsamer Diener
Cassel 23. Dec. 1826.
Jac. Grimm.
Darf ich bitten, Welckern zu grüssen und ihm zu melden, dass wir hintereinander erst meine Schwester Agnes und hernach mein Päthchen verloren haben.
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