• Johann Carl Fürchtegott Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Jena · Date: 20.08.1799
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Carl Fürchtegott Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Jena
  • Date: 20.08.1799
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34097
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.23,Nr.83
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,7 cm
  • Incipit: „[1] Hannover d. 20 Aug 1799
    Liebster Bruder, der Doctor Balhorn, dessen Du Dich wahrscheinlich noch erinnerst, hat mich gebeten, durch [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Hannover d. 20 Aug 1799
Liebster Bruder, der Doctor Balhorn, dessen Du Dich wahrscheinlich noch erinnerst, hat mich gebeten, durch Dich es zu bewirken, daß die auf einliegendem Zettel enthaltene Nachricht baldmöglichst in das Inttelligenz Blatt zur Litteratur Zeitung eingerückt werde, wofür er die Auslage sogleich erstatten wird; ich ersuche Dich daher dieß zu besorgen. – So entwöhnt ich auch des Briefschreibens bin, so darf ich doch diesen Zettel nicht abgehn lassen, ohne noch ein paar Zeilen von uns selbst [2] hinzuzufügen.
Ich lebe hier jezt mit meiner Frau auf dem Garten, wo ich mein kleines Häuschen habe erweitern lassen, so daß mein ganzes kleines Hauswesen da so viel Raum findet, als zum höchsten Bedürfniß erfoderlich ist, und mehr verlangen wir nicht, und leben hier ganz ländlich, froh und vergnügt. Meiner Frau, die lange gekränkelt, bekömmt dieser Aufenhalt sehr gut, und wird sie sichtlich gestärckt. Vor ein paar Tagen hatte meine Frau unser Gärtchen und Häuschen illuminirt, wo es sich wohl niedlich ausnahm, zumal mit [3] da sie Prager bestellt, um alle Sinne zu ergötzen, und eine kleine muntre Gesellschaft von Alten und Jungen dazu eingeladen war hatte. Noch dazu geschah dieß mir zu Ehren, bey der Rückkehr von einer kleinen Reise, welche ich mit Papen ins Hoyaische und nach Rehburg gemacht, um unsern jugendlichen Frohsinn von neuem zu beleben, und wo möglich unser poetisches Gefühl, welches unter dem Druck juristischer Geschäfte so leicht einschläfert, in etwas anzuregen. Unser Begleiter war für dießmal Meisters Lehrjahre. Von Rehburg holten uns unsre Frauen wieder ab. – Von euch erhalten wir jezt nur seltnere Nachrichten, so willkommen sie uns auch jedesmal sind. [4] Deinen 4ten Theil vom Shakespear und besonders auch Deine Abhandlung über die Gemählde habe ich mit größten Vergnügen gelesen; auch Fritzens Friedrichs Lucinde, die mich um se[i]ner selbst willen intressirt; wiewohl ich glaube, daß sie wegen der gar zu großen Offenheit seiner darin dargelegten Grundsätze, so wie auch durch das Bizarre der Einkleidung manchen Anstoß erregen wird.
Ich habe mich jezt auch in die Schriftstellerische Carriere eingelassen. Der Gegenstand kann jedoch nichts anziehendes für Dich haben. Es ist eine Geschichte der Kirchlichen Verfassung unsers Landes von der Reformation an bis jezt, nebst einem Churhannövrischen Kirchen Rechte. Da die Bearbeitung viele mühsame Nachforschung erfodert, so zweifle ich, daß ich bey meinen sonstigen überhäuften Geschäften so geschwind damit zu Stande kommen werde; darum habe ich auch mit dieß Vorhaben sonst keinem, als meinem Bruder Moritz bekannt gemacht, damit es nicht vor der Zeit bekannt werde. – Morgen erwarten wir meine Schwiergerin von Göttingen nebst ihren Kindern, die auf 8 Wochen nach Hamburg reiset. Meine Mutter befindet sich jezt recht wohl. Ich empfehle mich [3] nebst meiner Frau Dir und Deiner lieben Frau aufs freundschaftlichste
Karl Schlegel
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[1] Hannover d. 20 Aug 1799
Liebster Bruder, der Doctor Balhorn, dessen Du Dich wahrscheinlich noch erinnerst, hat mich gebeten, durch Dich es zu bewirken, daß die auf einliegendem Zettel enthaltene Nachricht baldmöglichst in das Inttelligenz Blatt zur Litteratur Zeitung eingerückt werde, wofür er die Auslage sogleich erstatten wird; ich ersuche Dich daher dieß zu besorgen. – So entwöhnt ich auch des Briefschreibens bin, so darf ich doch diesen Zettel nicht abgehn lassen, ohne noch ein paar Zeilen von uns selbst [2] hinzuzufügen.
Ich lebe hier jezt mit meiner Frau auf dem Garten, wo ich mein kleines Häuschen habe erweitern lassen, so daß mein ganzes kleines Hauswesen da so viel Raum findet, als zum höchsten Bedürfniß erfoderlich ist, und mehr verlangen wir nicht, und leben hier ganz ländlich, froh und vergnügt. Meiner Frau, die lange gekränkelt, bekömmt dieser Aufenhalt sehr gut, und wird sie sichtlich gestärckt. Vor ein paar Tagen hatte meine Frau unser Gärtchen und Häuschen illuminirt, wo es sich wohl niedlich ausnahm, zumal mit [3] da sie Prager bestellt, um alle Sinne zu ergötzen, und eine kleine muntre Gesellschaft von Alten und Jungen dazu eingeladen war hatte. Noch dazu geschah dieß mir zu Ehren, bey der Rückkehr von einer kleinen Reise, welche ich mit Papen ins Hoyaische und nach Rehburg gemacht, um unsern jugendlichen Frohsinn von neuem zu beleben, und wo möglich unser poetisches Gefühl, welches unter dem Druck juristischer Geschäfte so leicht einschläfert, in etwas anzuregen. Unser Begleiter war für dießmal Meisters Lehrjahre. Von Rehburg holten uns unsre Frauen wieder ab. – Von euch erhalten wir jezt nur seltnere Nachrichten, so willkommen sie uns auch jedesmal sind. [4] Deinen 4ten Theil vom Shakespear und besonders auch Deine Abhandlung über die Gemählde habe ich mit größten Vergnügen gelesen; auch Fritzens Friedrichs Lucinde, die mich um se[i]ner selbst willen intressirt; wiewohl ich glaube, daß sie wegen der gar zu großen Offenheit seiner darin dargelegten Grundsätze, so wie auch durch das Bizarre der Einkleidung manchen Anstoß erregen wird.
Ich habe mich jezt auch in die Schriftstellerische Carriere eingelassen. Der Gegenstand kann jedoch nichts anziehendes für Dich haben. Es ist eine Geschichte der Kirchlichen Verfassung unsers Landes von der Reformation an bis jezt, nebst einem Churhannövrischen Kirchen Rechte. Da die Bearbeitung viele mühsame Nachforschung erfodert, so zweifle ich, daß ich bey meinen sonstigen überhäuften Geschäften so geschwind damit zu Stande kommen werde; darum habe ich auch mit dieß Vorhaben sonst keinem, als meinem Bruder Moritz bekannt gemacht, damit es nicht vor der Zeit bekannt werde. – Morgen erwarten wir meine Schwiergerin von Göttingen nebst ihren Kindern, die auf 8 Wochen nach Hamburg reiset. Meine Mutter befindet sich jezt recht wohl. Ich empfehle mich [3] nebst meiner Frau Dir und Deiner lieben Frau aufs freundschaftlichste
Karl Schlegel
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