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Daß es Ihnen leid sein würde, daß das Lebensziel <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB34184"/>meiner lieben Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE34184"/> wohl nicht mehr ganz fern ist, wußte ich wohl, da ich Ihr Wohlwollen und Ihre gütigen Gesinnungen für dieselbe kenne. Gerührt hat es mich aber, daß Sie, um den letzten Wunsch derselben zu erfüllen, mir zu einer Reise dahin behülflich <hi rend="offset:4">sein</hi> wollten, doch trage ich billig Bedenken, dieses anzunehmen, da ich Ihnen schon so Vieles zu danken habe. Der Entschluß hin zu reisen steht jetzt übrigens bei mir fest, denn ich betrachte es gleichsam als eine Pflicht und es wird später zu meiner eignen Beruhigung gereichen. Dasselbe Bedenken, lieber Onkel, daß meiner Mutter der Abschied von uns zu schmerzlich und angreifend sein würde, hegte auch ich, doch beruhigt mich <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34185"/>meine Schwe<milestone unit="start" n="4711"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4711"/>ster<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34185"/> darüber einigermaßen, wie Sie aus den beigefügten Zeilen derselben sehen können. Sie entschuldigen gütigst, daß meine Schwester sehr eilig und daher schlecht geschrieben hat, doch glaubte sie gewiß nicht, daß dieser <hi rend="offset:4">Brief</hi> in andre Hände als die meinigen kommen würde. Mit Vergnügen wird sie Ihnen gewiß dann und wann von dem Befinden meiner Mutter Nachricht geben. Ihre Grüße an diese letztere habe ich gestern bestellt.<lb/>Die Entfernung von <anchor type="b" n="5127" ana="10" xml:id="NidB67840"/>Lingen<anchor type="e" n="5127" ana="10" xml:id="NidE67840"/> bis <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34186"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34186"/> beträgt auf dem nächsten Wege durch das <anchor type="b" n="673" ana="10" xml:id="NidB67841"/>Oldenburgsche<anchor type="e" n="673" ana="10" xml:id="NidE67841"/> und über <anchor type="b" n="1999" ana="10" xml:id="NidB34187"/>Bremen<anchor type="e" n="1999" ana="10" xml:id="NidE34187"/> ungefähr 32–34 Meilen. Die Kosten der Hin- und Rückreise würden, wenn ich sie auch noch so sparsam einrichte, gegen 60 Thaler ausmachen. Den 16<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Juli</hi> fangen die Ferien an und dauern volle 4 Wochen.<lb/>Daß es mit Ihrer Gesundheit gut geht und Sie das Reiten wieder angefangen haben, freut mich sehr und ich bitte Sie dringend, lieber Onkel, doch in der schönen Jahrszeit die gelehrten Arbeiten etwas ruhen zu lassen und nichts zu Ihrer Pflege und Erholung zu verabsäumen. Der Winter bannt uns ja früh genug wieder in unsre Zimmer.<lb/><anchor type="b" n="2487" ana="11" xml:id="NidB67843"/>Das traurige Schicksal <anchor type="b" n="2488" ana="11" xml:id="NidB67842"/>der Frau Forstheim<anchor type="e" n="2488" ana="11" xml:id="NidE67842"/><anchor type="e" n="2487" ana="11" xml:id="NidE67843"/> hat mich recht ergriffen und mit aufrichtigem Bedauern erfüllt. Ich verdenke es ihr im Ganzen nicht, daß <milestone unit="start" n="4712"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4712"/> sie keinen Besuch annimmt, da manche Menschen, in der besten Meinung, ihr etwas Tröstliches zu sagen, ihr Gefühl doch nur verletzen würden. Bei so bewährten und fein fühlenden Freunden, wie Sie sind, bester Onkel, würde ich jedoch eine Ausnahme machen, und mich dünkt, ein so theilnehmender Zuspruch müßte ihr zu einigem Trost gereichen.<lb/>Von <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB34189"/>der Tante aus <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB34188"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE34188"/><anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE34189"/> erfahre ich hier nichts, denn niemand kennt sie. Im vorigen Sommer sprach ich jedoch ein junges <hi rend="offset:4">Mädchen</hi> von daher, die eine Jugendgespielinn <anchor type="b" n="5117" ana="11" xml:id="NidB34190"/>Emiliens<anchor type="e" n="5117" ana="11" xml:id="NidE34190"/> war und mir erzählte, daß das arme Mädchen jetzt schrecklich verwachsen und dadurch ganz entstellt sei. In <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB67844"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE67844"/> höre ich aber gewiß etwas Näheres, was ich Ihnen mittheilen werde.<lb/><anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34191"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34191"/> schreibt mir von Zeit zu Zeit, und noch in der vorigen Woche erhielt ich einen Brief von ihm. Er ist, wie Sie wissen, am <anchor type="b" n="10510" ana="15" xml:id="NidB67845"/>Gymnasium zu <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB34192"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE34192"/><anchor type="e" n="10510" ana="15" xml:id="NidE67845"/> als Lehrer angestellt und es scheint ihm dort im Ganzen recht gut zu gehen. Er äußert in seinem letzten Briefe den Wunsch, da er von meiner Reise nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB67846"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE67846"/> gehört hat, mich bei dieser Gelegenheit einmal zu sehen und da Verden nur ein unbedeutender Umweg von einigen Stunden ist, so werde ich wohl meine Rückreise über den genannten Ort machen. 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Auch <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB67848"/>Hermann<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE67848"/> trägt mir die herzlichsten Grüße an Sie auf.<lb/>Der Besuch von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB34196"/>Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE34196"/> wird Ihnen gewiß eine angenehme Erheiterung gewähren.<lb/>Leben Sie wohl, theurer Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr so schätzbares Wohlwollen.<lb/>Ihre<lb/>Sie liebende Nichte A. 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Daß es Ihnen leid sein würde, daß das Lebensziel <span class="index-2286 tp-34184 ">meiner lieben Mutter</span> wohl nicht mehr ganz fern ist, wußte ich wohl, da ich Ihr Wohlwollen und Ihre gütigen Gesinnungen für dieselbe kenne. Gerührt hat es mich aber, daß Sie, um den letzten Wunsch derselben zu erfüllen, mir zu einer Reise dahin behülflich <span class="offset-4 ">sein</span> wollten, doch trage ich billig Bedenken, dieses anzunehmen, da ich Ihnen schon so Vieles zu danken habe. Der Entschluß hin zu reisen steht jetzt übrigens bei mir fest, denn ich betrachte es gleichsam als eine Pflicht und es wird später zu meiner eignen Beruhigung gereichen. Dasselbe Bedenken, lieber Onkel, daß meiner Mutter der Abschied von uns zu schmerzlich und angreifend sein würde, hegte auch ich, doch beruhigt mich <span class="index-3671 tp-34185 ">meine Schwe</span><span class="index-3671 tp-34185 notice-4711 ">[2]</span><span class="index-3671 tp-34185 ">ster</span> darüber einigermaßen, wie Sie aus den beigefügten Zeilen derselben sehen können. Sie entschuldigen gütigst, daß meine Schwester sehr eilig und daher schlecht geschrieben hat, doch glaubte sie gewiß nicht, daß dieser <span class="offset-4 ">Brief</span> in andre Hände als die meinigen kommen würde. Mit Vergnügen wird sie Ihnen gewiß dann und wann von dem Befinden meiner Mutter Nachricht geben. Ihre Grüße an diese letztere habe ich gestern bestellt.<br>Die Entfernung von <span class="index-5127 tp-67840 ">Lingen</span> bis <span class="index-2755 tp-34186 ">Harburg</span> beträgt auf dem nächsten Wege durch das <span class="index-673 tp-67841 ">Oldenburgsche</span> und über <span class="index-1999 tp-34187 ">Bremen</span> ungefähr 32–34 Meilen. Die Kosten der Hin- und Rückreise würden, wenn ich sie auch noch so sparsam einrichte, gegen 60 Thaler ausmachen. Den 16<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> <span class="family-courier ">Juli</span> fangen die Ferien an und dauern volle 4 Wochen.<br>Daß es mit Ihrer Gesundheit gut geht und Sie das Reiten wieder angefangen haben, freut mich sehr und ich bitte Sie dringend, lieber Onkel, doch in der schönen Jahrszeit die gelehrten Arbeiten etwas ruhen zu lassen und nichts zu Ihrer Pflege und Erholung zu verabsäumen. Der Winter bannt uns ja früh genug wieder in unsre Zimmer.<br><span class="index-2487 tp-67843 ">Das traurige Schicksal </span><span class="index-2487 tp-67843 index-2488 tp-67842 ">der Frau Forstheim</span> hat mich recht ergriffen und mit aufrichtigem Bedauern erfüllt. Ich verdenke es ihr im Ganzen nicht, daß <span class="notice-4712 ">[3]</span> sie keinen Besuch annimmt, da manche Menschen, in der besten Meinung, ihr etwas Tröstliches zu sagen, ihr Gefühl doch nur verletzen würden. Bei so bewährten und fein fühlenden Freunden, wie Sie sind, bester Onkel, würde ich jedoch eine Ausnahme machen, und mich dünkt, ein so theilnehmender Zuspruch müßte ihr zu einigem Trost gereichen.<br>Von <span class="index-1392 tp-34189 ">der Tante aus </span><span class="index-1392 tp-34189 index-173 tp-34188 ">Hannover</span> erfahre ich hier nichts, denn niemand kennt sie. Im vorigen Sommer sprach ich jedoch ein junges <span class="offset-4 ">Mädchen</span> von daher, die eine Jugendgespielinn <span class="index-5117 tp-34190 ">Emiliens</span> war und mir erzählte, daß das arme Mädchen jetzt schrecklich verwachsen und dadurch ganz entstellt sei. In <span class="index-2755 tp-67844 ">Harburg</span> höre ich aber gewiß etwas Näheres, was ich Ihnen mittheilen werde.<br><span class="index-2113 tp-34191 ">Mein Bruder</span> schreibt mir von Zeit zu Zeit, und noch in der vorigen Woche erhielt ich einen Brief von ihm. Er ist, wie Sie wissen, am <span class="index-10510 tp-67845 ">Gymnasium zu </span><span class="index-10510 tp-67845 index-5393 tp-34192 ">Verden</span> als Lehrer angestellt und es scheint ihm dort im Ganzen recht gut zu gehen. Er äußert in seinem letzten Briefe den Wunsch, da er von meiner Reise nach <span class="index-2755 tp-67846 ">Harburg</span> gehört hat, mich bei dieser Gelegenheit einmal zu sehen und da Verden nur ein unbedeutender Umweg von einigen Stunden ist, so werde ich wohl meine Rückreise über den genannten Ort machen. In den Michaelisferien denkt auch er <span class="index-2286 tp-67847 ">unsre Mutter</span> zu besuchen. <br><span class="notice-4713 ">[4]</span> Das Kapital <span class="index-3464 tp-34193 ">meines seeligen Mannes</span> ist mir ohne Abzug in <span class="index-2 tp-34194 ">Göttingen</span> ausbezahlt worden, doch habe ich an den rückständigen Zinsen ein Bedeutendes eingebüßt. Ich habe es hier theils zu 4, theils zu 4 <span class="offset-4 ">1</span>/<span class="offset--4 ">4</span> Procent wieder untergebracht und hoffe, daß es sicher und gut steht, wenigstens ist alle mögliche Vorsicht dabei angewandt, denn ich war etwas scheu und ängstlich geworden. Im Juli werden mir die ersten halbjährigen Zinsen ausbezahlt, wovon ich einen Theil der Reisekosten zu bestreiten denke.<br>Daß Sie zwei gute Dienstmädchen bekommen haben, dazu gratulire ich Ihnen, denn es gehört wirklich mit zur häuslichen Glückseeligkeit. Bei Ihnen haben aber auch die Leute so herrliche, goldene Tage, daß ich es ganz natürlich finde, wenn sie immer rüstig zur Arbeit und aufgelegt zum Scherze sind.<br>Die guten Eigenschaften von <span class="index-2417 tp-34195 ">Mamsell Marie</span> habe ich ja selbst Gelegenheit gehabt, kennen zu lernen und weiß sie sehr wohl zu schätzen; sie sind für Sie und Ihr Hauswesen von großem Werthe. Darf ich bitten, dieselbe recht freundlich von mir zu grüßen. Auch <span class="index-5130 tp-67848 ">Hermann</span> trägt mir die herzlichsten Grüße an Sie auf.<br>Der Besuch von <span class="index-48 tp-34196 ">Tieck</span> wird Ihnen gewiß eine angenehme Erheiterung gewähren.<br>Leben Sie wohl, theurer Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr so schätzbares Wohlwollen.<br>Ihre<br>Sie liebende Nichte A. Wolper.<br><span class="notice-4714 ">[1]</span> <span class="notice-4715 ">beantw. d. 7 </span><span class="notice-4715 family-courier ">Jul.</span><span class="notice-4715 "> 36 mit Einlage von 30 </span><span class="notice-4715 notice-25171 ">thl.</span><span class="notice-4715 "> Gold worüber Postschein.</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1364' $description = 'Amalie Wolper an August Wilhelm von Schlegel am 23.06.1836, Lingen (Ems) , Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Lingen (Ems) <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035836-7">GND</a>' $date = '23.06.1836' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 7094 => array( 'ID' => '7094', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-05-15 15:44:15', 'timelastchg' => '2019-03-22 16:11:29', 'key' => 'AWS-ap-00jn', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_geschlecht' => 'w', '39_name' => 'Wolper, Amalie', '39_gebdatumfrei' => 'ca. 1798/1799', '39_toddatumfrei' => 'nach Juli 1845', '39_pdb' => 'GND', '39_namevar' => 'Wolper, Amalie Henriette Schlegel, Amalie Henriette (Geburtsname)', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_lebenwirken' => 'Gattin von August Friedrich Wolper Amalie („Malchen“) Schlegel heiratete 1820 den Theologen und Philologen August Friedrich Wolper, den sie in Harburg kennenlernte. Wolper war bis zu seinem plötzlichen Tod 1832 Lehrer und Rektor an einem Gymnasium in Lingen. Die Witwe lebte mit ihrem Sohn Hermann in Lingen. 1841 zog sie zu ihrer Mutter und ihrer schwerkranken Schwester Wilhelmine, verw. Spall, nach Harburg.', '39_beziehung' => 'Amalie war die Tochter Moritz Schlegels und somit die Nichte Schlegels. Nach dem Tod seines Bruders ließ AWS der Witwe und Amalie wiederholt finanzielle Unterstützungen zukommen. Nach seinem Tod setzte er Amalie als eine seiner Erbinnen ein.', '39_quellen' => 'WBIS@http://db.saur.de/WBIS/basicSearch.jsf@K048-623-0@ extern@Neuer Nekrolog des Deutschen. 10. Jahrgang, Teil 2. Hg. v. Friedrich August Schmidt u. Bernhard Friedrich Voight. Ilmenau 1834, S. 722–725.@ extern@Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Ges. u. erl. d. Josef Körner. 2. Bd. Die Erläuterungen. 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Daß es Ihnen leid sein würde, daß das Lebensziel <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB34184"/>meiner lieben Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE34184"/> wohl nicht mehr ganz fern ist, wußte ich wohl, da ich Ihr Wohlwollen und Ihre gütigen Gesinnungen für dieselbe kenne. Gerührt hat es mich aber, daß Sie, um den letzten Wunsch derselben zu erfüllen, mir zu einer Reise dahin behülflich <hi rend="offset:4">sein</hi> wollten, doch trage ich billig Bedenken, dieses anzunehmen, da ich Ihnen schon so Vieles zu danken habe. Der Entschluß hin zu reisen steht jetzt übrigens bei mir fest, denn ich betrachte es gleichsam als eine Pflicht und es wird später zu meiner eignen Beruhigung gereichen. Dasselbe Bedenken, lieber Onkel, daß meiner Mutter der Abschied von uns zu schmerzlich und angreifend sein würde, hegte auch ich, doch beruhigt mich <anchor type="b" n="3671" ana="11" xml:id="NidB34185"/>meine Schwe<milestone unit="start" n="4711"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4711"/>ster<anchor type="e" n="3671" ana="11" xml:id="NidE34185"/> darüber einigermaßen, wie Sie aus den beigefügten Zeilen derselben sehen können. Sie entschuldigen gütigst, daß meine Schwester sehr eilig und daher schlecht geschrieben hat, doch glaubte sie gewiß nicht, daß dieser <hi rend="offset:4">Brief</hi> in andre Hände als die meinigen kommen würde. Mit Vergnügen wird sie Ihnen gewiß dann und wann von dem Befinden meiner Mutter Nachricht geben. Ihre Grüße an diese letztere habe ich gestern bestellt.<lb/>Die Entfernung von <anchor type="b" n="5127" ana="10" xml:id="NidB67840"/>Lingen<anchor type="e" n="5127" ana="10" xml:id="NidE67840"/> bis <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB34186"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE34186"/> beträgt auf dem nächsten Wege durch das <anchor type="b" n="673" ana="10" xml:id="NidB67841"/>Oldenburgsche<anchor type="e" n="673" ana="10" xml:id="NidE67841"/> und über <anchor type="b" n="1999" ana="10" xml:id="NidB34187"/>Bremen<anchor type="e" n="1999" ana="10" xml:id="NidE34187"/> ungefähr 32–34 Meilen. Die Kosten der Hin- und Rückreise würden, wenn ich sie auch noch so sparsam einrichte, gegen 60 Thaler ausmachen. Den 16<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">Juli</hi> fangen die Ferien an und dauern volle 4 Wochen.<lb/>Daß es mit Ihrer Gesundheit gut geht und Sie das Reiten wieder angefangen haben, freut mich sehr und ich bitte Sie dringend, lieber Onkel, doch in der schönen Jahrszeit die gelehrten Arbeiten etwas ruhen zu lassen und nichts zu Ihrer Pflege und Erholung zu verabsäumen. Der Winter bannt uns ja früh genug wieder in unsre Zimmer.<lb/><anchor type="b" n="2487" ana="11" xml:id="NidB67843"/>Das traurige Schicksal <anchor type="b" n="2488" ana="11" xml:id="NidB67842"/>der Frau Forstheim<anchor type="e" n="2488" ana="11" xml:id="NidE67842"/><anchor type="e" n="2487" ana="11" xml:id="NidE67843"/> hat mich recht ergriffen und mit aufrichtigem Bedauern erfüllt. Ich verdenke es ihr im Ganzen nicht, daß <milestone unit="start" n="4712"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4712"/> sie keinen Besuch annimmt, da manche Menschen, in der besten Meinung, ihr etwas Tröstliches zu sagen, ihr Gefühl doch nur verletzen würden. Bei so bewährten und fein fühlenden Freunden, wie Sie sind, bester Onkel, würde ich jedoch eine Ausnahme machen, und mich dünkt, ein so theilnehmender Zuspruch müßte ihr zu einigem Trost gereichen.<lb/>Von <anchor type="b" n="1392" ana="11" xml:id="NidB34189"/>der Tante aus <anchor type="b" n="173" ana="10" xml:id="NidB34188"/>Hannover<anchor type="e" n="173" ana="10" xml:id="NidE34188"/><anchor type="e" n="1392" ana="11" xml:id="NidE34189"/> erfahre ich hier nichts, denn niemand kennt sie. Im vorigen Sommer sprach ich jedoch ein junges <hi rend="offset:4">Mädchen</hi> von daher, die eine Jugendgespielinn <anchor type="b" n="5117" ana="11" xml:id="NidB34190"/>Emiliens<anchor type="e" n="5117" ana="11" xml:id="NidE34190"/> war und mir erzählte, daß das arme Mädchen jetzt schrecklich verwachsen und dadurch ganz entstellt sei. In <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB67844"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE67844"/> höre ich aber gewiß etwas Näheres, was ich Ihnen mittheilen werde.<lb/><anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34191"/>Mein Bruder<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34191"/> schreibt mir von Zeit zu Zeit, und noch in der vorigen Woche erhielt ich einen Brief von ihm. Er ist, wie Sie wissen, am <anchor type="b" n="10510" ana="15" xml:id="NidB67845"/>Gymnasium zu <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB34192"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE34192"/><anchor type="e" n="10510" ana="15" xml:id="NidE67845"/> als Lehrer angestellt und es scheint ihm dort im Ganzen recht gut zu gehen. Er äußert in seinem letzten Briefe den Wunsch, da er von meiner Reise nach <anchor type="b" n="2755" ana="10" xml:id="NidB67846"/>Harburg<anchor type="e" n="2755" ana="10" xml:id="NidE67846"/> gehört hat, mich bei dieser Gelegenheit einmal zu sehen und da Verden nur ein unbedeutender Umweg von einigen Stunden ist, so werde ich wohl meine Rückreise über den genannten Ort machen. In den Michaelisferien denkt auch er <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB67847"/>unsre Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE67847"/> zu besuchen. <lb/><milestone unit="start" n="4713"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="4713"/> Das Kapital <anchor type="b" n="3464" ana="11" xml:id="NidB34193"/>meines seeligen Mannes<anchor type="e" n="3464" ana="11" xml:id="NidE34193"/> ist mir ohne Abzug in <anchor type="b" n="2" ana="10" xml:id="NidB34194"/>Göttingen<anchor type="e" n="2" ana="10" xml:id="NidE34194"/> ausbezahlt worden, doch habe ich an den rückständigen Zinsen ein Bedeutendes eingebüßt. Ich habe es hier theils zu 4, theils zu 4 <hi rend="offset:4">1</hi>/<hi rend="offset:-4">4</hi> Procent wieder untergebracht und hoffe, daß es sicher und gut steht, wenigstens ist alle mögliche Vorsicht dabei angewandt, denn ich war etwas scheu und ängstlich geworden. Im Juli werden mir die ersten halbjährigen Zinsen ausbezahlt, wovon ich einen Theil der Reisekosten zu bestreiten denke.<lb/>Daß Sie zwei gute Dienstmädchen bekommen haben, dazu gratulire ich Ihnen, denn es gehört wirklich mit zur häuslichen Glückseeligkeit. Bei Ihnen haben aber auch die Leute so herrliche, goldene Tage, daß ich es ganz natürlich finde, wenn sie immer rüstig zur Arbeit und aufgelegt zum Scherze sind.<lb/>Die guten Eigenschaften von <anchor type="b" n="2417" ana="11" xml:id="NidB34195"/>Mamsell Marie<anchor type="e" n="2417" ana="11" xml:id="NidE34195"/> habe ich ja selbst Gelegenheit gehabt, kennen zu lernen und weiß sie sehr wohl zu schätzen; sie sind für Sie und Ihr Hauswesen von großem Werthe. Darf ich bitten, dieselbe recht freundlich von mir zu grüßen. Auch <anchor type="b" n="5130" ana="11" xml:id="NidB67848"/>Hermann<anchor type="e" n="5130" ana="11" xml:id="NidE67848"/> trägt mir die herzlichsten Grüße an Sie auf.<lb/>Der Besuch von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB34196"/>Tieck<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE34196"/> wird Ihnen gewiß eine angenehme Erheiterung gewähren.<lb/>Leben Sie wohl, theurer Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr so schätzbares Wohlwollen.<lb/>Ihre<lb/>Sie liebende Nichte A. 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[1] Lingen d. 23sten Juni
1836.
Theuerster Oheim!
Wahrhaft erfreut ward ich durch Ihren freundlichen, theilnehmenden Brief, für den ich Ihnen von ganzem Herzen danke. Daß es Ihnen leid sein würde, daß das Lebensziel meiner lieben Mutter wohl nicht mehr ganz fern ist, wußte ich wohl, da ich Ihr Wohlwollen und Ihre gütigen Gesinnungen für dieselbe kenne. Gerührt hat es mich aber, daß Sie, um den letzten Wunsch derselben zu erfüllen, mir zu einer Reise dahin behülflich sein wollten, doch trage ich billig Bedenken, dieses anzunehmen, da ich Ihnen schon so Vieles zu danken habe. Der Entschluß hin zu reisen steht jetzt übrigens bei mir fest, denn ich betrachte es gleichsam als eine Pflicht und es wird später zu meiner eignen Beruhigung gereichen. Dasselbe Bedenken, lieber Onkel, daß meiner Mutter der Abschied von uns zu schmerzlich und angreifend sein würde, hegte auch ich, doch beruhigt mich meine Schwe[2]ster darüber einigermaßen, wie Sie aus den beigefügten Zeilen derselben sehen können. Sie entschuldigen gütigst, daß meine Schwester sehr eilig und daher schlecht geschrieben hat, doch glaubte sie gewiß nicht, daß dieser Brief in andre Hände als die meinigen kommen würde. Mit Vergnügen wird sie Ihnen gewiß dann und wann von dem Befinden meiner Mutter Nachricht geben. Ihre Grüße an diese letztere habe ich gestern bestellt.
Die Entfernung von Lingen bis Harburg beträgt auf dem nächsten Wege durch das Oldenburgsche und über Bremen ungefähr 32–34 Meilen. Die Kosten der Hin- und Rückreise würden, wenn ich sie auch noch so sparsam einrichte, gegen 60 Thaler ausmachen. Den 16ten Juli fangen die Ferien an und dauern volle 4 Wochen.
Daß es mit Ihrer Gesundheit gut geht und Sie das Reiten wieder angefangen haben, freut mich sehr und ich bitte Sie dringend, lieber Onkel, doch in der schönen Jahrszeit die gelehrten Arbeiten etwas ruhen zu lassen und nichts zu Ihrer Pflege und Erholung zu verabsäumen. Der Winter bannt uns ja früh genug wieder in unsre Zimmer.
Das traurige Schicksal der Frau Forstheim hat mich recht ergriffen und mit aufrichtigem Bedauern erfüllt. Ich verdenke es ihr im Ganzen nicht, daß [3] sie keinen Besuch annimmt, da manche Menschen, in der besten Meinung, ihr etwas Tröstliches zu sagen, ihr Gefühl doch nur verletzen würden. Bei so bewährten und fein fühlenden Freunden, wie Sie sind, bester Onkel, würde ich jedoch eine Ausnahme machen, und mich dünkt, ein so theilnehmender Zuspruch müßte ihr zu einigem Trost gereichen.
Von der Tante aus Hannover erfahre ich hier nichts, denn niemand kennt sie. Im vorigen Sommer sprach ich jedoch ein junges Mädchen von daher, die eine Jugendgespielinn Emiliens war und mir erzählte, daß das arme Mädchen jetzt schrecklich verwachsen und dadurch ganz entstellt sei. In Harburg höre ich aber gewiß etwas Näheres, was ich Ihnen mittheilen werde.
Mein Bruder schreibt mir von Zeit zu Zeit, und noch in der vorigen Woche erhielt ich einen Brief von ihm. Er ist, wie Sie wissen, am Gymnasium zu Verden als Lehrer angestellt und es scheint ihm dort im Ganzen recht gut zu gehen. Er äußert in seinem letzten Briefe den Wunsch, da er von meiner Reise nach Harburg gehört hat, mich bei dieser Gelegenheit einmal zu sehen und da Verden nur ein unbedeutender Umweg von einigen Stunden ist, so werde ich wohl meine Rückreise über den genannten Ort machen. In den Michaelisferien denkt auch er unsre Mutter zu besuchen.
[4] Das Kapital meines seeligen Mannes ist mir ohne Abzug in Göttingen ausbezahlt worden, doch habe ich an den rückständigen Zinsen ein Bedeutendes eingebüßt. Ich habe es hier theils zu 4, theils zu 4 1/4 Procent wieder untergebracht und hoffe, daß es sicher und gut steht, wenigstens ist alle mögliche Vorsicht dabei angewandt, denn ich war etwas scheu und ängstlich geworden. Im Juli werden mir die ersten halbjährigen Zinsen ausbezahlt, wovon ich einen Theil der Reisekosten zu bestreiten denke.
Daß Sie zwei gute Dienstmädchen bekommen haben, dazu gratulire ich Ihnen, denn es gehört wirklich mit zur häuslichen Glückseeligkeit. Bei Ihnen haben aber auch die Leute so herrliche, goldene Tage, daß ich es ganz natürlich finde, wenn sie immer rüstig zur Arbeit und aufgelegt zum Scherze sind.
Die guten Eigenschaften von Mamsell Marie habe ich ja selbst Gelegenheit gehabt, kennen zu lernen und weiß sie sehr wohl zu schätzen; sie sind für Sie und Ihr Hauswesen von großem Werthe. Darf ich bitten, dieselbe recht freundlich von mir zu grüßen. Auch Hermann trägt mir die herzlichsten Grüße an Sie auf.
Der Besuch von Tieck wird Ihnen gewiß eine angenehme Erheiterung gewähren.
Leben Sie wohl, theurer Oheim, und erhalten Sie mir ferner Ihr so schätzbares Wohlwollen.
Ihre
Sie liebende Nichte A. Wolper.
[1] beantw. d. 7 Jul. 36 mit Einlage von 30 thl. Gold worüber Postschein.
1836.
Theuerster Oheim!
Wahrhaft erfreut ward ich durch Ihren freundlichen, theilnehmenden Brief, für den ich Ihnen von ganzem Herzen danke. Daß es Ihnen leid sein würde, daß das Lebensziel meiner lieben Mutter wohl nicht mehr ganz fern ist, wußte ich wohl, da ich Ihr Wohlwollen und Ihre gütigen Gesinnungen für dieselbe kenne. Gerührt hat es mich aber, daß Sie, um den letzten Wunsch derselben zu erfüllen, mir zu einer Reise dahin behülflich sein wollten, doch trage ich billig Bedenken, dieses anzunehmen, da ich Ihnen schon so Vieles zu danken habe. Der Entschluß hin zu reisen steht jetzt übrigens bei mir fest, denn ich betrachte es gleichsam als eine Pflicht und es wird später zu meiner eignen Beruhigung gereichen. Dasselbe Bedenken, lieber Onkel, daß meiner Mutter der Abschied von uns zu schmerzlich und angreifend sein würde, hegte auch ich, doch beruhigt mich meine Schwe[2]ster darüber einigermaßen, wie Sie aus den beigefügten Zeilen derselben sehen können. Sie entschuldigen gütigst, daß meine Schwester sehr eilig und daher schlecht geschrieben hat, doch glaubte sie gewiß nicht, daß dieser Brief in andre Hände als die meinigen kommen würde. Mit Vergnügen wird sie Ihnen gewiß dann und wann von dem Befinden meiner Mutter Nachricht geben. Ihre Grüße an diese letztere habe ich gestern bestellt.
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