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Jüngst<anchor type="e" n="5456" ana="11" xml:id="NidE34486"/>, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „<anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34487"/>Der <hi rend="family:Courier">Dr. Schlegel</hi><anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34487"/> ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des<milestone unit="start" n="5254"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5254"/>sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB34489"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE34489"/> in <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB34490"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE34490"/> nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –<lb/>Mich dünkt auch, der <anchor type="b" n="5465" ana="11" xml:id="NidB68105"/>H. Curator<anchor type="e" n="5465" ana="11" xml:id="NidE68105"/> hätte die Sache wohl etwas eifriger betreiben können, denn am 30<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">sten</hi> <hi rend="family:Courier">Decbr.</hi> v. J. schrieb <anchor type="b" n="5459" ana="11" xml:id="NidB34491"/>Kohlrausch<anchor type="e" n="5459" ana="11" xml:id="NidE34491"/> schon, der Abreise <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68106"/>meines Bruders<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68106"/> nach <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68107"/>Hildesheim<anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68107"/> stehe kein Hinderniß mehr im Wege und vielleicht sei der Transport dahin schon geschehen und wegen einer bloßen Nachlässigkeit hat sich diese so lange verzögert. Ich glaube, wenn wir nicht so dringende Eile empfohlen hätten, säße <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68108"/>Aug.<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68108"/> noch, wer weiß, wie lange, in <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB68109"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE68109"/>. 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Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.<lb/><anchor type="b" n="5456" ana="11" xml:id="NidB68111"/>H. Sup. Jüngst<anchor type="e" n="5456" ana="11" xml:id="NidE68111"/> will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an <anchor type="b" n="5466" ana="11" xml:id="NidB68112"/>den Arzt in <anchor type="b" n="5253" ana="10" xml:id="NidB68113"/>Hildesheim<anchor type="e" n="5253" ana="10" xml:id="NidE68113"/><anchor type="e" n="5466" ana="11" xml:id="NidE68112"/> schreiben und <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68114"/>August<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68114"/> demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.<lb/>Ich will nun noch mit einigen Zeilen <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB34492"/>meiner Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE34492"/> die Abreise <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68115"/>August’s<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68115"/> melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach <anchor type="b" n="5393" ana="10" xml:id="NidB68116"/>Verden<anchor type="e" n="5393" ana="10" xml:id="NidE68116"/> keine Sylbe <milestone unit="start" n="5256"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5256"/> Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.<lb/>Wegen <anchor type="b" n="2113" ana="11" xml:id="NidB68117"/>August’s<anchor type="e" n="2113" ana="11" xml:id="NidE68117"/> Geburtstag, glaube ich, irrt sich <anchor type="b" n="2286" ana="11" xml:id="NidB68118"/>mein<milestone unit="start" n="25229"/>[e]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="25229"/> Mutter<anchor type="e" n="2286" ana="11" xml:id="NidE68118"/>, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10<hi rend="offset:4" rendition="#PRSDoppeltUnterstrichen">ten</hi> <hi rend="family:Courier">October</hi> fällt.<lb/>Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.<lb/>Ihre<lb/>Sie liebende Nichte<lb/>Amalie Wolper.<lb/><milestone unit="start" n="5257"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="5257"/> <milestone unit="start" n="5258"/>VI.<lb/>beantw. d. 30sten Januar<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Notiz des Empfängers</title></note><milestone unit="end" n="5258"/>', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1840-01-20', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-1a-34336', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.29,Nr.57', '36_h1zahl' => '4S. auf Doppelbl., hs. m. 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M. nach <span class="index-5253 tp-34485 index-10532 tp-68103 ">Hildesheim</span> abgereist ist. Gott sei Dank! daß es endlich so weit ist, ich fühle mich dadurch ordentlich etwas erleichtert und beruhigt, da nun doch zweckmäßige Mittel zu seiner Heilung angewandt werden; wir wollen hoffen, daß sie von dem besten Erfolge sind. <span class="index-5465 tp-68104 ">Der Doctor Matthäi</span> meldet es <span class="index-5456 tp-34486 ">dem Sup. Jüngst</span>, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „<span class="index-2113 tp-34487 ">Der </span><span class="index-2113 tp-34487 family-courier ">Dr. Schlegel</span> ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des<span class="notice-5254 ">[2]</span>sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb <span class="index-2113 tp-34489 ">August</span> in <span class="index-5393 tp-34490 ">Verden</span> nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –<br>Mich dünkt auch, der <span class="index-5465 tp-68105 ">H. 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Überhaupt bin ich recht böse auf die Menschen in Verden, denn sie haben sich, vom Anfange an, einfältig und <span class="notice-5255 ">[3]</span> nachlässig benommen. <span class="index-10530 tp-68110 ">Die gutmüthige Frau Engels</span> ist noch die einzige, die nach Kräften und bester Einsicht etwas für uns gethan hat. Vor einigen Tagen schrieb sie mir, daß Aug. mit Kleidung recht gut und auch mit Wäsche recht ordentlich versehen sei, nur habe er in der letzten Zeit viele von seinen gewöhnlichen Sachen zerrissen und ruinirt. Er könne jedoch noch ein Dutzend gute Hemden mit nach Hildesheim nehmen und das scheine ihr für den Anfang genug zu sein. Da er aber auch ein Bett mitbringen müsse, so bedürfe er Bettwäsche. Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.<br><span class="index-5456 tp-68111 ">H. Sup. Jüngst</span> will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an <span class="index-5466 tp-68112 ">den Arzt in </span><span class="index-5466 tp-68112 index-5253 tp-68113 ">Hildesheim</span> schreiben und <span class="index-2113 tp-68114 ">August</span> demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.<br>Ich will nun noch mit einigen Zeilen <span class="index-2286 tp-34492 ">meiner Mutter</span> die Abreise <span class="index-2113 tp-68115 ">August’s</span> melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach <span class="index-5393 tp-68116 ">Verden</span> keine Sylbe <span class="notice-5256 ">[4]</span> Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.<br>Wegen <span class="index-2113 tp-68117 ">August’s</span> Geburtstag, glaube ich, irrt sich <span class="index-2286 tp-68118 ">mein</span><span class="index-2286 tp-68118 notice-25229 ">[e]</span><span class="index-2286 tp-68118 "> Mutter</span>, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10<span class="offset-4 prsdoppeltunterstrichen ">ten</span> <span class="family-courier ">October</span> fällt.<br>Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.<br>Ihre<br>Sie liebende Nichte<br>Amalie Wolper.<br><span class="notice-5257 ">[1]</span> <span class="notice-5258 ">VI.<br>beantw. d. 30sten Januar</span>' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1298' $description = 'Amalie Wolper an August Wilhelm von Schlegel am 20.01.1840, Lingen (Ems) , Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Lingen (Ems) <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4035836-7">GND</a>' $date = '20.01.1840' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 7094 => array( 'ID' => '7094', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-05-15 15:44:15', 'timelastchg' => '2019-03-22 16:11:29', 'key' => 'AWS-ap-00jn', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_geschlecht' => 'w', '39_name' => 'Wolper, Amalie', '39_gebdatumfrei' => 'ca. 1798/1799', '39_toddatumfrei' => 'nach Juli 1845', '39_pdb' => 'GND', '39_namevar' => 'Wolper, Amalie Henriette Schlegel, Amalie Henriette (Geburtsname)', '39_status_person' => 'Vollständig', '39_lebenwirken' => 'Gattin von August Friedrich Wolper Amalie („Malchen“) Schlegel heiratete 1820 den Theologen und Philologen August Friedrich Wolper, den sie in Harburg kennenlernte. 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[1] Lingen d. 20sten Januar
1840.
Theuerster Oheim!
Bis zum Abgange der Post bleibt mir noch eben so viel Zeit, um Ihnen die heute bei uns eingegangene Nachricht mitzutheilen, daß mein Bruder am 16ten d. M. nach Hildesheim abgereist ist. Gott sei Dank! daß es endlich so weit ist, ich fühle mich dadurch ordentlich etwas erleichtert und beruhigt, da nun doch zweckmäßige Mittel zu seiner Heilung angewandt werden; wir wollen hoffen, daß sie von dem besten Erfolge sind. Der Doctor Matthäi meldet es dem Sup. Jüngst, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „Der Dr. Schlegel ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16ten d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des[2]sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb August in Verden nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –
Mich dünkt auch, der H. Curator hätte die Sache wohl etwas eifriger betreiben können, denn am 30sten Decbr. v. J. schrieb Kohlrausch schon, der Abreise meines Bruders nach Hildesheim stehe kein Hinderniß mehr im Wege und vielleicht sei der Transport dahin schon geschehen und wegen einer bloßen Nachlässigkeit hat sich diese so lange verzögert. Ich glaube, wenn wir nicht so dringende Eile empfohlen hätten, säße Aug. noch, wer weiß, wie lange, in Verden. Überhaupt bin ich recht böse auf die Menschen in Verden, denn sie haben sich, vom Anfange an, einfältig und [3] nachlässig benommen. Die gutmüthige Frau Engels ist noch die einzige, die nach Kräften und bester Einsicht etwas für uns gethan hat. Vor einigen Tagen schrieb sie mir, daß Aug. mit Kleidung recht gut und auch mit Wäsche recht ordentlich versehen sei, nur habe er in der letzten Zeit viele von seinen gewöhnlichen Sachen zerrissen und ruinirt. Er könne jedoch noch ein Dutzend gute Hemden mit nach Hildesheim nehmen und das scheine ihr für den Anfang genug zu sein. Da er aber auch ein Bett mitbringen müsse, so bedürfe er Bettwäsche. Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.
H. Sup. Jüngst will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an den Arzt in Hildesheim schreiben und August demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.
Ich will nun noch mit einigen Zeilen meiner Mutter die Abreise August’s melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach Verden keine Sylbe [4] Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.
Wegen August’s Geburtstag, glaube ich, irrt sich mein[e] Mutter, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10ten October fällt.
Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] VI.
beantw. d. 30sten Januar
1840.
Theuerster Oheim!
Bis zum Abgange der Post bleibt mir noch eben so viel Zeit, um Ihnen die heute bei uns eingegangene Nachricht mitzutheilen, daß mein Bruder am 16ten d. M. nach Hildesheim abgereist ist. Gott sei Dank! daß es endlich so weit ist, ich fühle mich dadurch ordentlich etwas erleichtert und beruhigt, da nun doch zweckmäßige Mittel zu seiner Heilung angewandt werden; wir wollen hoffen, daß sie von dem besten Erfolge sind. Der Doctor Matthäi meldet es dem Sup. Jüngst, der ihm neulich geschrieben hatte und der Inhalt seines Briefes ist wörtlich folgender: „Der Dr. Schlegel ist diesen Morgen (der Brief ist vom 16ten d. M. datirt) munter und vergnügt nach Hildesheim abgefahren. Erst vorgestern ging der Receptionsschein ein, des[2]sen Erwirkung die hiesige Obrigkeit, ungeachtet meiner mehrfachen Bitten, leider längere Zeit versäumt hatte. Der Kranke befindet sich, mit Ausnahme seines Zeigefingers an der rechten Hand, ziemlich wohl. Er ist freilich sehr abgemagert, allein, doch immer heiter. Nur ein einziges Mal hat er einen Anfall einer Tobsucht gehabt, das war aber höchst wahrscheinlich in Folge heftiger Schmerzen an seinem Finger. Diesen Finger hat er beim entzweischlagen einer Fensterscheibe verletzt. Er wurde sehr schlimm, weil er den Verband nicht sitzen ließ. Jetzt ist er auf Besserung.“ Auf unsre Anfrage, weßhalb August in Verden nicht ärztlich behandelt sei, wird nichts erwiedert. –
Mich dünkt auch, der H. Curator hätte die Sache wohl etwas eifriger betreiben können, denn am 30sten Decbr. v. J. schrieb Kohlrausch schon, der Abreise meines Bruders nach Hildesheim stehe kein Hinderniß mehr im Wege und vielleicht sei der Transport dahin schon geschehen und wegen einer bloßen Nachlässigkeit hat sich diese so lange verzögert. Ich glaube, wenn wir nicht so dringende Eile empfohlen hätten, säße Aug. noch, wer weiß, wie lange, in Verden. Überhaupt bin ich recht böse auf die Menschen in Verden, denn sie haben sich, vom Anfange an, einfältig und [3] nachlässig benommen. Die gutmüthige Frau Engels ist noch die einzige, die nach Kräften und bester Einsicht etwas für uns gethan hat. Vor einigen Tagen schrieb sie mir, daß Aug. mit Kleidung recht gut und auch mit Wäsche recht ordentlich versehen sei, nur habe er in der letzten Zeit viele von seinen gewöhnlichen Sachen zerrissen und ruinirt. Er könne jedoch noch ein Dutzend gute Hemden mit nach Hildesheim nehmen und das scheine ihr für den Anfang genug zu sein. Da er aber auch ein Bett mitbringen müsse, so bedürfe er Bettwäsche. Dieses habe ich nun gleich übernommen und werde ihm von starken, neuen Leinen Betttücher und Überzüge nähen. Sobald er sie bedarf, soll er auch ein halbes Dutzend neue Hemden von mir haben, die habe ich ihm einmal zugedacht, er mag nun besser werden, oder krank bleiben.
H. Sup. Jüngst will nun, vielleicht noch in dieser Woche, in unserem Namen an den Arzt in Hildesheim schreiben und August demselben empfehlen. Sobald wir einige Nachricht von dort erhalten, werde ich sie Ihnen mittheilen.
Ich will nun noch mit einigen Zeilen meiner Mutter die Abreise August’s melden, denn sie klagt mir, daß sie auf drei Briefe nach Verden keine Sylbe [4] Antwort erhalten habe und nun gar nicht wisse, wie es dort stehe.
Wegen August’s Geburtstag, glaube ich, irrt sich mein[e] Mutter, da ich aus früherer Zeit von ihm selbst weiß, daß derselbe auf den 10ten October fällt.
Leben Sie recht wohl, geliebter Oheim, und erhalten Sie mir ein freundliches Andenken.
Ihre
Sie liebende Nichte
Amalie Wolper.
[1] VI.
beantw. d. 30sten Januar