• Sigmund Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Moringen · Place of Destination: Braunschweig · Date: 28.07.1795
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sigmund Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Moringen
  • Place of Destination: Braunschweig
  • Date: 28.07.1795
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.47
  • Number of Pages: 2S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 17,9 x 12,9 cm
  • Incipit: „[1] Willkommen, liebster Freund, in unserm teutschen Vaterlande! wie sehr bedauren wirs beyde, daß wir Ihnen dieses Willkomm. nur aus [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
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[1] Willkommen, liebster Freund, in unserm teutschen Vaterlande! wie sehr bedauren wirs beyde, daß wir Ihnen dieses Willkomm. nur aus weiter Entfernung zuruffen können! Meine Henriette hatte Hofnung eine Reise nach Hannover zu machen, und siehe da, es muste nichts draus werden! und das hätte gerade in die Zeit getroffen, da Sie in Hannover ankamen. Nun wird es auf Sie ankommen ob, meine Frau sich darüber zufrieden geben soll. Sie wird es, wenn Sie von Göttingen aus, uns in Moringen besuchen wollten. Das würde uns beyd. unendliches Vergnügen machen Vielleicht begleitet Sie Carl mit seiner jungen Frau, denn er wird doch nun weiter keine Reisen unternehmen, als Ehen zu besuchen, so wie andre Alterthümer, oder Manuscripte, oder Höfe bereisen.
Ich will Ihnen auch gleich sagen, was Sie finden werden: nichts als ein paar Menschen die vergnügt in sich selbst sind. Ich habe eine Frau, die mir das ersezt, was ich hier nicht find. konte, einen Freund. Ich habe eine Einnahme, bey der ich künftig hoffe auszukommen, ich habe einige Bücher, und etwas Zeit übrig sie zu nutzen, ich habe einen Garten, wo ich mein Daseyn ungestöhrt geniesen, und mich des gegenwärtigen Augenbliks freuen kann. Einsam sitze ich zuweil. in einer Laube die ich selbst habe wiederherstellen lassen, und blike nach den bunten Hügeln vor mir, und freue mich, daß ich endlich einen Platz gefund. habe den ich mein nennen kann. Jede Zwetsche [2] die am Baume reift, macht mir Freude, denn sie wächs unter meinen Augen. Jeder Vogel der auf meiner Heke sitzt, macht mir Freude, denn er gehört gleichsam mit zu meiner Familie und nährt sich von meinem Ueberfluße. Sie glauben nicht, wie wohl mir ist unter freyem Himmel, und in freyer Luft, und um mich so wohl zu fühlen darf ich nur wenig Schritte thun, wiewohl ich um dies Wohlbehagen voller zu fühl. lieber auf meinen Garten gehe, denn da ist Luft u Himmel ganz unbeschränkt.
So lebe ich; wenn ich Königreiche hätte, würde ich nicht vergnügter leben: aber ich würde es wenn Sie uns besuchen wollten.
Leben Sie recht wohl
Ihr
aufrichtiger Freund
Ernst.
Moring.
d. 28. Jul
1795.
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[1] Willkommen, liebster Freund, in unserm teutschen Vaterlande! wie sehr bedauren wirs beyde, daß wir Ihnen dieses Willkomm. nur aus weiter Entfernung zuruffen können! Meine Henriette hatte Hofnung eine Reise nach Hannover zu machen, und siehe da, es muste nichts draus werden! und das hätte gerade in die Zeit getroffen, da Sie in Hannover ankamen. Nun wird es auf Sie ankommen ob, meine Frau sich darüber zufrieden geben soll. Sie wird es, wenn Sie von Göttingen aus, uns in Moringen besuchen wollten. Das würde uns beyd. unendliches Vergnügen machen Vielleicht begleitet Sie Carl mit seiner jungen Frau, denn er wird doch nun weiter keine Reisen unternehmen, als Ehen zu besuchen, so wie andre Alterthümer, oder Manuscripte, oder Höfe bereisen.
Ich will Ihnen auch gleich sagen, was Sie finden werden: nichts als ein paar Menschen die vergnügt in sich selbst sind. Ich habe eine Frau, die mir das ersezt, was ich hier nicht find. konte, einen Freund. Ich habe eine Einnahme, bey der ich künftig hoffe auszukommen, ich habe einige Bücher, und etwas Zeit übrig sie zu nutzen, ich habe einen Garten, wo ich mein Daseyn ungestöhrt geniesen, und mich des gegenwärtigen Augenbliks freuen kann. Einsam sitze ich zuweil. in einer Laube die ich selbst habe wiederherstellen lassen, und blike nach den bunten Hügeln vor mir, und freue mich, daß ich endlich einen Platz gefund. habe den ich mein nennen kann. Jede Zwetsche [2] die am Baume reift, macht mir Freude, denn sie wächs unter meinen Augen. Jeder Vogel der auf meiner Heke sitzt, macht mir Freude, denn er gehört gleichsam mit zu meiner Familie und nährt sich von meinem Ueberfluße. Sie glauben nicht, wie wohl mir ist unter freyem Himmel, und in freyer Luft, und um mich so wohl zu fühlen darf ich nur wenig Schritte thun, wiewohl ich um dies Wohlbehagen voller zu fühl. lieber auf meinen Garten gehe, denn da ist Luft u Himmel ganz unbeschränkt.
So lebe ich; wenn ich Königreiche hätte, würde ich nicht vergnügter leben: aber ich würde es wenn Sie uns besuchen wollten.
Leben Sie recht wohl
Ihr
aufrichtiger Freund
Ernst.
Moring.
d. 28. Jul
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