• Henriette Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: Amsterdam · Date: 01.06.1792
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Henriette Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: Amsterdam
  • Date: 01.06.1792
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.59
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,5 cm
  • Incipit: „[1] 1792 den 1sten Juny
    Liebster Bruder,
    Meine Mutter hat dir schon, wie ich sehe einen langen Brief geschrieben, also wird nicht [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] 1792 den 1sten Juny
Liebster Bruder,
Meine Mutter hat dir schon, wie ich sehe einen langen Brief geschrieben, also wird nicht recht viel für mich hinzuzufügen seyn, welches mir auch recht lieb ist, da ich doch itzt gar eben nicht sehr zum schreiben aufgelegt bin. Ist es das Wetter, oder was ist sonst daran schuld ich fühle eine Langeweile die mir sonst nicht natürlich ist. Vielleicht geht itzt alles gar zu sehr in der Ordnung, alles in seinem Gleise, der Vater beständig am Pult; Carl, seit Pape wieder von Brunstein ist (wo er einen Be[2]such bey seiner Braut gemacht) alle Abende in List; so daß darum beynahe gar nicht zu denken einmal einen ordentlichen Spaziergang zu machen.
Daß sieht ja wohl beynahe Klagen ähnlich, und doch ist daß mein Wille nicht, denn wer weis ob nicht meine Laune schon ganz verändert ist ehe dieser Brief Amsterdam erreicht hat. Caroline ist sehr vergnügt in Osnabrück, aber ans wiederkommen wird fürs erste noch nicht gedacht.
Wenehr denkst du deine Reise hierher zu machen mein Bester? Wie sehr mich darnach verlangt, dich einmahl wieder zu sehen, bedarf keiner Versicherung! ein[3]mahl sehen und sprechen ist mehr werth als 10 Briefe. Daß wir doch alle so auseinander geworfen sind! – auch der guten Eltern wegen, ist es wirklich traurig!
Von Neuigkeiten weis ich wieder nichts, als, wenn dich daß interessirt, die Demoisell Schläger aus Göttingen, sich nächstens verheyrathen wird wenn es nicht schon geschehen ist; mit einem Kaufmann aus Lübeck Radde, ein Wittwer mit einigen Kindern, aber sehr, sehr reich; und sonst ein guter Mann. Ihre Gelehrsamkeit, wird ihr in Lübeck wohl ziemlich zur Last seyn, wenn sie klug ist läßt sie sich davon nichts merken. Tattern habe [4] ich kurzens mal gesehen, dem gedeihet sein Posten recht er wird dick und fett, und alle das Assemblenwesen scheint ihm gut zu munden.
Carl wird deine Comission ausrich[ten] vielleicht wenn er zu lange za[u]dert kann Hh. Ernst das Geschäft wohl über sich nehmen.
In Harburg sind sie alle wohl die Schwiegerinn hat die Pfingsttage mahl mit den Kindern in Hamburg zugebracht seit ¾ Jahr zum erstenmal; du weist sie sind zuweilen über den Fuß gespannt. Nun, will ich noch zum empfang unsers Gastes ein bischen Backwerk machen, also lebe recht wohl. Bouterwecks 2 theil vom Graf Donamar ist heraus, ich habe es aber noch nicht gelesen. Wirst du nun bald aufs Land gehen? H Schlegel
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[1] 1792 den 1sten Juny
Liebster Bruder,
Meine Mutter hat dir schon, wie ich sehe einen langen Brief geschrieben, also wird nicht recht viel für mich hinzuzufügen seyn, welches mir auch recht lieb ist, da ich doch itzt gar eben nicht sehr zum schreiben aufgelegt bin. Ist es das Wetter, oder was ist sonst daran schuld ich fühle eine Langeweile die mir sonst nicht natürlich ist. Vielleicht geht itzt alles gar zu sehr in der Ordnung, alles in seinem Gleise, der Vater beständig am Pult; Carl, seit Pape wieder von Brunstein ist (wo er einen Be[2]such bey seiner Braut gemacht) alle Abende in List; so daß darum beynahe gar nicht zu denken einmal einen ordentlichen Spaziergang zu machen.
Daß sieht ja wohl beynahe Klagen ähnlich, und doch ist daß mein Wille nicht, denn wer weis ob nicht meine Laune schon ganz verändert ist ehe dieser Brief Amsterdam erreicht hat. Caroline ist sehr vergnügt in Osnabrück, aber ans wiederkommen wird fürs erste noch nicht gedacht.
Wenehr denkst du deine Reise hierher zu machen mein Bester? Wie sehr mich darnach verlangt, dich einmahl wieder zu sehen, bedarf keiner Versicherung! ein[3]mahl sehen und sprechen ist mehr werth als 10 Briefe. Daß wir doch alle so auseinander geworfen sind! – auch der guten Eltern wegen, ist es wirklich traurig!
Von Neuigkeiten weis ich wieder nichts, als, wenn dich daß interessirt, die Demoisell Schläger aus Göttingen, sich nächstens verheyrathen wird wenn es nicht schon geschehen ist; mit einem Kaufmann aus Lübeck Radde, ein Wittwer mit einigen Kindern, aber sehr, sehr reich; und sonst ein guter Mann. Ihre Gelehrsamkeit, wird ihr in Lübeck wohl ziemlich zur Last seyn, wenn sie klug ist läßt sie sich davon nichts merken. Tattern habe [4] ich kurzens mal gesehen, dem gedeihet sein Posten recht er wird dick und fett, und alle das Assemblenwesen scheint ihm gut zu munden.
Carl wird deine Comission ausrich[ten] vielleicht wenn er zu lange za[u]dert kann Hh. Ernst das Geschäft wohl über sich nehmen.
In Harburg sind sie alle wohl die Schwiegerinn hat die Pfingsttage mahl mit den Kindern in Hamburg zugebracht seit ¾ Jahr zum erstenmal; du weist sie sind zuweilen über den Fuß gespannt. Nun, will ich noch zum empfang unsers Gastes ein bischen Backwerk machen, also lebe recht wohl. Bouterwecks 2 theil vom Graf Donamar ist heraus, ich habe es aber noch nicht gelesen. Wirst du nun bald aufs Land gehen? H Schlegel
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