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In Ermangelung eines Besseren schicke ich einstweilen einen kleinen Wechsel. <span class="index-44 tp-1320 ">Wilhelms</span> Geburtstag ist zwar versäumt, doch nimmt er es vielleicht nicht so genau, wenn Sie ihm und <span class="index-96 tp-1321 ">Felix</span> ein Geschenk in meinem Namen nachbringen. Dann seyn Sie so gütig, <span class="index-56 tp-1322 ">Ihren Bruder</span> etwas Hübsches zum Anzug oder Putz für Sie kaufen und sich damit überraschen zu lassen. Was übrig bleibt, wird noch einige gemeine Dienste in der Haushaltung leisten können. Ich wollte, es wäre mehr, und verspreche Ihnen gewiß in Zukunft besser zu sorgen.<br>d. 2<span class="offset-4 ">ten</span>Jul. Ein unvorhergesehenes Hinderniß hat es mir unmöglich gemacht, diesen angefangnen Brief am Freytage zur rechten Zeit auf die Post zu befördern, zu meinem Verdruß hat also auch der Wechsel liegen bleiben müssen. Wenn Sie nur nicht in Verlegenheiten sind! Um Morgen den Abgang der Post gewiß nicht zu versäumen, schreibe ich heute im Vorrath.<br>Am Freytag Nachmittag habe ich mit <span class="index-268 tp-1323 index-267 tp-1912 ">den jungen Leuten</span>, und <span class="index-368 tp-1363 ">ihrem Vetter Hrn. Necker</span>, der Professor der Botanik ist, eine Partie auf die Dole gemacht, die höchste Felsenspitze des Jura. Wir fuhren bis an den Fuß der Berge, und gingen dann zu Fuß weiter, der Weg ist zum Theil beschwerlich aber die Aussicht belohnend. Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von <span class="index-280 tp-1325 ">Genf</span> bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das <span class="index-226 tp-38093 ">bernische</span> Oberland, rechts von <span class="index-280 tp-1327 ">Genf</span> noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. Ich konnte mir dabey recht <span class="index-5343 tp-38171 ">Moses</span> auf dem Berge Nebo denken. Der Gipfel der Dole ist unbewaldet, aber über und zwischen den Felsen die herrlichsten Weiden, mit seltnen Blumen angefüllt, die alle in Flor standen. Weiter unten Tannenwälder, zerstreute Sennenhütten, und das Glockengeläut der weidenden Kühe. Wir frühstückten oben, wir hatten uns schon um 4 Uhr von dem Dorfe wo wir übernachtet, auf den Weg gemacht, dann erfrischten wir uns im Heruntersteigen in einer Sennenhütte mit Rahm und wanderten so weiter, bis wo wir unsere Wagen zurückgelassen hatten; am Sonnabend Nachmittag waren wir wieder hier. Ich beschreibe Ihnen dieß, um Ihnen Lust zu der Reise zu machen. Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.<br>Vor einer Woche hat uns <span class="index-197 tp-1328 ">Müller</span> verlassen, nachdem er die letzten Tage mit <span class="index-300 tp-1329 ">Bonstetten</span> ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über <span class="index-58 tp-1330 ">Weimar</span>, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in <span class="index-15 tp-1331 ">Berlin</span> seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über <span class="index-194 tp-1364 ">die Nibelungen</span> geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. 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Übermorgen werde ich <span class="index-222 tp-1336 ">Fr.[au] von Stael</span> mit <span class="index-268 tp-1378 ">ihrem ältesten Sohne</span> nach <span class="index-297 tp-1333 ">Lausanne</span> begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach <span class="index-369 tp-1368 ">Vevey</span>, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich <span class="index-370 tp-1369 ">Matthisson</span>, der dort in Langerweile bey der <span class="index-371 tp-1370 ">Fürstin von Dessau</span> schmachtet, zur Strafe für <span class="index-372 tp-1371 ">seine Elegie auf den </span><span class="index-372 tp-1371 index-280 tp-1334 ">Genfer</span><span class="index-372 tp-1371 "> See</span>. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, <span class="index-222 tp-1337 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.<br>Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß <span class="index-222 tp-1338 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> sich eine Zusammenkunft mit <span class="index-373 tp-1373 ">ihrem Freunde Matthieu de Montmorency</span> in <span class="index-366 tp-1339 ">Lyon</span> giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von <span class="index-171 tp-1340 ">Paris</span> hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst <span class="index-366 tp-1374 ">die erste Französische Provinzialstadt</span> mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist <span class="index-171 tp-1342 ">Paris</span> eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.<br>Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1<span class="offset-4 ">ten</span> August gehen wir nach <span class="index-280 tp-1343 ">Genf</span>, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <span class="index-280 tp-1344 ">Genf</span> zwangloser seyn wo <span class="index-222 tp-1345 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <span class="index-222 tp-1346 ">Fr. [au] v. St.[aël]</span> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <span class="index-280 tp-1347 ">Genf</span> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <span class="index-56 tp-1348 ">Ihr Bruder</span> mitkommt, um die <span class="index-477 tp-38110 ">Arbeit</span> hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. <span class="index-56 tp-1349 ">Ihr Bruder</span> könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.<br>Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach <span class="index-277 tp-1351 ">Nizza</span> gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <span class="index-276 tp-1354 ">Hufeland</span>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<br>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <span class="index-67 tp-1356 ">Unger</span> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <span class="index-276 tp-1355 ">Hufeland</span> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. 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Übermorgen werde ich <span class="index-222 tp-1336 ">Fr.[au] von Stael</span> mit <span class="index-268 tp-1378 ">ihrem ältesten Sohne</span> nach <span class="index-297 tp-1333 ">Lausanne</span> begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach <span class="index-369 tp-1368 ">Vevey</span>, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich <span class="index-370 tp-1369 ">Matthisson</span>, der dort in Langerweile bey der <span class="index-371 tp-1370 ">Fürstin von Dessau</span> schmachtet, zur Strafe für <span class="index-372 tp-1371 ">seine Elegie auf den </span><span class="index-372 tp-1371 index-280 tp-1334 ">Genfer</span><span class="index-372 tp-1371 "> See</span>. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, <span class="index-222 tp-1337 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.<br>Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß <span class="index-222 tp-1338 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> sich eine Zusammenkunft mit <span class="index-373 tp-1373 ">ihrem Freunde Matthieu de Montmorency</span> in <span class="index-366 tp-1339 ">Lyon</span> giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von <span class="index-171 tp-1340 ">Paris</span> hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst <span class="index-366 tp-1374 ">die erste Französische Provinzialstadt</span> mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist <span class="index-171 tp-1342 ">Paris</span> eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.<br>Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1<span class="offset-4 ">ten</span> August gehen wir nach <span class="index-280 tp-1343 ">Genf</span>, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <span class="index-280 tp-1344 ">Genf</span> zwangloser seyn wo <span class="index-222 tp-1345 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <span class="index-222 tp-1346 ">Fr. [au] v. St.[aël]</span> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <span class="index-280 tp-1347 ">Genf</span> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <span class="index-56 tp-1348 ">Ihr Bruder</span> mitkommt, um die <span class="index-477 tp-38110 ">Arbeit</span> hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. <span class="index-56 tp-1349 ">Ihr Bruder</span> könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.<br>Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach <span class="index-277 tp-1351 ">Nizza</span> gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <span class="index-276 tp-1354 ">Hufeland</span>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<br>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <span class="index-67 tp-1356 ">Unger</span> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <span class="index-276 tp-1355 ">Hufeland</span> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. Manuscript habe ich natürlich noch nicht abschicken können.<br>Ich bitte um einen Auszug aus <span class="index-374 tp-1375 ">dem Catalog von </span><span class="index-374 tp-1375 index-367 tp-1357 ">Herders</span><span class="index-374 tp-1375 "> Bibliothek</span> wenn er gedruckt erscheint da es zu weitläuftig ist, ihn ganz zu schicken. Sie wissen schon was mich interessirt, die Spanischen und Altdeutschen Sachen.<br>d. 3 Jul. Leben Sie recht wohl, liebste Freundin. Ich bin heute allein zu Haus, da <span class="index-222 tp-1358 ">Fr.[au] von Stael</span> einen Besuch bey ihrem <span class="index-10560 tp-68555 ">Oheim</span> in <span class="index-363 tp-1359 ">Cologny</span> macht. Morgen reisen wir aber zusammen nach <span class="index-297 tp-1360 ">Lausanne</span>, hoffentlich wird mir dorthin ein Brief von Ihnen oder <span class="index-56 tp-1377 ">Tieck</span> nachgeschickt. Meine Gedanken und zärtlichen Besorgnisse sind überall bey Ihnen. Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. Ich herze <span class="index-96 tp-1540 index-44 tp-1361 ">die kleinen Engel</span>.', '36_xml' => '<p>[<placeName key="228">Coppet</placeName>] d.29 Jun. [180]4<lb/>Wie geht es Ihnen denn, meine geliebte Freundin? wie ist es mit Ihrer Gesundheit? Wenn dieser Brief Sie schon wieder aus dem Bade zurückgekehrt findet, so seyn Sie mit den herzlichsten Wünschen für eine fortdauernd gute Wirkung in <placeName key="58">W.[eimar]</placeName> bewillkommt. Ich weiß Ihnen nicht genug zu danken für den so bald gefaßten Entschluß nach <placeName key="334">Liebenstein</placeName> zu reisen, es ist mir eine günstige Vorbedeutung für die Annahme meiner Vorschläge auf den Herbst.<lb/>Gern möchte ich Ihnen etwas Liebes erweisen, etwas von schönen Gegenden, warmem Wetter und heiteren Gesprächen einpacken und übersenden. In Ermangelung eines Besseren schicke ich einstweilen einen kleinen Wechsel. <persName key="44">Wilhelms</persName> Geburtstag ist zwar versäumt, doch nimmt er es vielleicht nicht so genau, wenn Sie ihm und <persName key="96">Felix</persName> ein Geschenk in meinem Namen nachbringen. Dann seyn Sie so gütig, <persName key="56">Ihren Bruder</persName> etwas Hübsches zum Anzug oder Putz für Sie kaufen und sich damit überraschen zu lassen. Was übrig bleibt, wird noch einige gemeine Dienste in der Haushaltung leisten können. Ich wollte, es wäre mehr, und verspreche Ihnen gewiß in Zukunft besser zu sorgen.<lb/>d. 2<hi rend="offset:4">ten</hi>Jul. Ein unvorhergesehenes Hinderniß hat es mir unmöglich gemacht, diesen angefangnen Brief am Freytage zur rechten Zeit auf die Post zu befördern, zu meinem Verdruß hat also auch der Wechsel liegen bleiben müssen. Wenn Sie nur nicht in Verlegenheiten sind! Um Morgen den Abgang der Post gewiß nicht zu versäumen, schreibe ich heute im Vorrath.<lb/>Am Freytag Nachmittag habe ich mit <persName key="268"><persName key="267">den jungen Leuten</persName></persName>, und <persName key="368">ihrem Vetter Hrn. Necker</persName>, der Professor der Botanik ist, eine Partie auf die Dole gemacht, die höchste Felsenspitze des Jura. Wir fuhren bis an den Fuß der Berge, und gingen dann zu Fuß weiter, der Weg ist zum Theil beschwerlich aber die Aussicht belohnend. Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von <placeName key="280">Genf</placeName> bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das <placeName key="226">bernische</placeName> Oberland, rechts von <placeName key="280">Genf</placeName> noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. Ich konnte mir dabey recht <name key="5343" type="work">Moses</name> auf dem Berge Nebo denken. Der Gipfel der Dole ist unbewaldet, aber über und zwischen den Felsen die herrlichsten Weiden, mit seltnen Blumen angefüllt, die alle in Flor standen. Weiter unten Tannenwälder, zerstreute Sennenhütten, und das Glockengeläut der weidenden Kühe. Wir frühstückten oben, wir hatten uns schon um 4 Uhr von dem Dorfe wo wir übernachtet, auf den Weg gemacht, dann erfrischten wir uns im Heruntersteigen in einer Sennenhütte mit Rahm und wanderten so weiter, bis wo wir unsere Wagen zurückgelassen hatten; am Sonnabend Nachmittag waren wir wieder hier. Ich beschreibe Ihnen dieß, um Ihnen Lust zu der Reise zu machen. Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.<lb/>Vor einer Woche hat uns <persName key="197">Müller</persName> verlassen, nachdem er die letzten Tage mit <persName key="300">Bonstetten</persName> ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über <placeName key="58">Weimar</placeName>, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in <placeName key="15">Berlin</placeName> seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über <name key="194" type="work">die Nibelungen</name> geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. 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Wenn <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB1365"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE1365"/> dazu Gelegenheit hat, ehe er seine Arbeit bekannt macht, sollte er es ja nicht versäumen.<lb/>Vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1366"/>Ihrem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1366"/> mit der Nachricht von Ihrem Aufenthalte in <anchor type="b" n="334" ana="10" xml:id="NidB1332"/>Liebenstein<anchor type="e" n="334" ana="10" xml:id="NidE1332"/>. Heute hat mir die Post einen Brief von <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB1335"/>meiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE1335"/> aber nichts von Ihnen gebracht. 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Übermorgen werde ich <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1336"/>Fr.[au] von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1336"/> mit <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB1378"/>ihrem ältesten Sohne<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE1378"/> nach <anchor type="b" n="297" ana="10" xml:id="NidB1333"/>Lausanne<anchor type="e" n="297" ana="10" xml:id="NidE1333"/> begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach <anchor type="b" n="369" ana="10" xml:id="NidB1368"/>Vevey<anchor type="e" n="369" ana="10" xml:id="NidE1368"/>, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich <anchor type="b" n="370" ana="11" xml:id="NidB1369"/>Matthisson<anchor type="e" n="370" ana="11" xml:id="NidE1369"/>, der dort in Langerweile bey der <anchor type="b" n="371" ana="11" xml:id="NidB1370"/>Fürstin von Dessau<anchor type="e" n="371" ana="11" xml:id="NidE1370"/> schmachtet, zur Strafe für <anchor type="b" n="372" ana="12" xml:id="NidB1371"/>seine Elegie auf den <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1334"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1334"/> See<anchor type="e" n="372" ana="12" xml:id="NidE1371"/>. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1337"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1337"/> hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.<lb/>Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1338"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1338"/> sich eine Zusammenkunft mit <anchor type="b" n="373" ana="11" xml:id="NidB1373"/>ihrem Freunde Matthieu de Montmorency<anchor type="e" n="373" ana="11" xml:id="NidE1373"/> in <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB1339"/>Lyon<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE1339"/> giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB1340"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE1340"/> hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB1374"/>die erste Französische Provinzialstadt<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE1374"/> mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB1342"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE1342"/> eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.<lb/>Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1<hi rend="offset:4">ten</hi> August gehen wir nach <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1343"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1343"/>, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1344"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1344"/> zwangloser seyn wo <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1345"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1345"/> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1346"/>Fr. [au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1346"/> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1347"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1347"/> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1348"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1348"/> mitkommt, um die <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB38110"/>Arbeit<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE38110"/> hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1349"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1349"/> könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.<lb/>Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach <anchor type="b" n="277" ana="10" xml:id="NidB1351"/>Nizza<anchor type="e" n="277" ana="10" xml:id="NidE1351"/> gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB1354"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE1354"/>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<lb/>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB1356"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE1356"/> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB1355"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE1355"/> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. Manuscript habe ich natürlich noch nicht abschicken können.<lb/>Ich bitte um einen Auszug aus <anchor type="b" n="374" ana="12" xml:id="NidB1375"/>dem Catalog von <anchor type="b" n="367" ana="11" xml:id="NidB1357"/>Herders<anchor type="e" n="367" ana="11" xml:id="NidE1357"/> Bibliothek<anchor type="e" n="374" ana="12" xml:id="NidE1375"/> wenn er gedruckt erscheint da es zu weitläuftig ist, ihn ganz zu schicken. Sie wissen schon was mich interessirt, die Spanischen und Altdeutschen Sachen.<lb/>d. 3 Jul. Leben Sie recht wohl, liebste Freundin. Ich bin heute allein zu Haus, da <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1358"/>Fr.[au] von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1358"/> einen Besuch bey ihrem <anchor type="b" n="10560" ana="11" xml:id="NidB68555"/>Oheim<anchor type="e" n="10560" ana="11" xml:id="NidE68555"/> in <anchor type="b" n="363" ana="10" xml:id="NidB1359"/>Cologny<anchor type="e" n="363" ana="10" xml:id="NidE1359"/> macht. Morgen reisen wir aber zusammen nach <anchor type="b" n="297" ana="10" xml:id="NidB1360"/>Lausanne<anchor type="e" n="297" ana="10" xml:id="NidE1360"/>, hoffentlich wird mir dorthin ein Brief von Ihnen oder <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1377"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1377"/> nachgeschickt. Meine Gedanken und zärtlichen Besorgnisse sind überall bey Ihnen. Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. Ich herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB1540"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB1361"/>die kleinen Engel<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE1361"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE1540"/>.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_29061804', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. 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[180]4<br>Wie geht es Ihnen denn, meine geliebte Freundin? wie ist es mit Ihrer Gesundheit? Wenn dieser Brief Sie schon wieder aus dem Bade zurückgekehrt findet, so seyn Sie mit den herzlichsten Wünschen für eine fortdauernd gute Wirkung in <span class="index-58 tp-1318 ">W.[eimar]</span> bewillkommt. Ich weiß Ihnen nicht genug zu danken für den so bald gefaßten Entschluß nach <span class="index-334 tp-1319 ">Liebenstein</span> zu reisen, es ist mir eine günstige Vorbedeutung für die Annahme meiner Vorschläge auf den Herbst.<br>Gern möchte ich Ihnen etwas Liebes erweisen, etwas von schönen Gegenden, warmem Wetter und heiteren Gesprächen einpacken und übersenden. In Ermangelung eines Besseren schicke ich einstweilen einen kleinen Wechsel. <span class="index-44 tp-1320 ">Wilhelms</span> Geburtstag ist zwar versäumt, doch nimmt er es vielleicht nicht so genau, wenn Sie ihm und <span class="index-96 tp-1321 ">Felix</span> ein Geschenk in meinem Namen nachbringen. Dann seyn Sie so gütig, <span class="index-56 tp-1322 ">Ihren Bruder</span> etwas Hübsches zum Anzug oder Putz für Sie kaufen und sich damit überraschen zu lassen. Was übrig bleibt, wird noch einige gemeine Dienste in der Haushaltung leisten können. Ich wollte, es wäre mehr, und verspreche Ihnen gewiß in Zukunft besser zu sorgen.<br>d. 2<span class="offset-4 ">ten</span>Jul. Ein unvorhergesehenes Hinderniß hat es mir unmöglich gemacht, diesen angefangnen Brief am Freytage zur rechten Zeit auf die Post zu befördern, zu meinem Verdruß hat also auch der Wechsel liegen bleiben müssen. Wenn Sie nur nicht in Verlegenheiten sind! Um Morgen den Abgang der Post gewiß nicht zu versäumen, schreibe ich heute im Vorrath.<br>Am Freytag Nachmittag habe ich mit <span class="index-268 tp-1323 index-267 tp-1912 ">den jungen Leuten</span>, und <span class="index-368 tp-1363 ">ihrem Vetter Hrn. Necker</span>, der Professor der Botanik ist, eine Partie auf die Dole gemacht, die höchste Felsenspitze des Jura. Wir fuhren bis an den Fuß der Berge, und gingen dann zu Fuß weiter, der Weg ist zum Theil beschwerlich aber die Aussicht belohnend. Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von <span class="index-280 tp-1325 ">Genf</span> bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das <span class="index-226 tp-38093 ">bernische</span> Oberland, rechts von <span class="index-280 tp-1327 ">Genf</span> noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. Ich konnte mir dabey recht <span class="index-5343 tp-38171 ">Moses</span> auf dem Berge Nebo denken. Der Gipfel der Dole ist unbewaldet, aber über und zwischen den Felsen die herrlichsten Weiden, mit seltnen Blumen angefüllt, die alle in Flor standen. Weiter unten Tannenwälder, zerstreute Sennenhütten, und das Glockengeläut der weidenden Kühe. Wir frühstückten oben, wir hatten uns schon um 4 Uhr von dem Dorfe wo wir übernachtet, auf den Weg gemacht, dann erfrischten wir uns im Heruntersteigen in einer Sennenhütte mit Rahm und wanderten so weiter, bis wo wir unsere Wagen zurückgelassen hatten; am Sonnabend Nachmittag waren wir wieder hier. Ich beschreibe Ihnen dieß, um Ihnen Lust zu der Reise zu machen. Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.<br>Vor einer Woche hat uns <span class="index-197 tp-1328 ">Müller</span> verlassen, nachdem er die letzten Tage mit <span class="index-300 tp-1329 ">Bonstetten</span> ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über <span class="index-58 tp-1330 ">Weimar</span>, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in <span class="index-15 tp-1331 ">Berlin</span> seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über <span class="index-194 tp-1364 ">die Nibelungen</span> geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn <span class="index-48 tp-1365 ">Ihr Bruder</span> dazu Gelegenheit hat, ehe er seine Arbeit bekannt macht, sollte er es ja nicht versäumen.<br>Vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief von <span class="index-56 tp-1366 ">Ihrem Bruder</span> mit der Nachricht von Ihrem Aufenthalte in <span class="index-334 tp-1332 ">Liebenstein</span>. Heute hat mir die Post einen Brief von <span class="index-264 tp-1335 ">meiner Mutter</span> aber nichts von Ihnen gebracht. Ich habe <span class="index-56 tp-1367 ">Tiecks</span> Brief unsäglich oft gelesen, um alles tröstliche daraus zu ziehen, was meine Unruhe mildern kann, da ich leider in der Lage bin 10 bis 14 Tage mich ohne erneuerte Nachrichten behelfen zu müssen. Bis jetzt habe ich alle Wochen geschrieben und fahre damit fort. Übermorgen werde ich <span class="index-222 tp-1336 ">Fr.[au] von Stael</span> mit <span class="index-268 tp-1378 ">ihrem ältesten Sohne</span> nach <span class="index-297 tp-1333 ">Lausanne</span> begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach <span class="index-369 tp-1368 ">Vevey</span>, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich <span class="index-370 tp-1369 ">Matthisson</span>, der dort in Langerweile bey der <span class="index-371 tp-1370 ">Fürstin von Dessau</span> schmachtet, zur Strafe für <span class="index-372 tp-1371 ">seine Elegie auf den </span><span class="index-372 tp-1371 index-280 tp-1334 ">Genfer</span><span class="index-372 tp-1371 "> See</span>. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, <span class="index-222 tp-1337 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.<br>Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß <span class="index-222 tp-1338 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> sich eine Zusammenkunft mit <span class="index-373 tp-1373 ">ihrem Freunde Matthieu de Montmorency</span> in <span class="index-366 tp-1339 ">Lyon</span> giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von <span class="index-171 tp-1340 ">Paris</span> hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst <span class="index-366 tp-1374 ">die erste Französische Provinzialstadt</span> mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist <span class="index-171 tp-1342 ">Paris</span> eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.<br>Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1<span class="offset-4 ">ten</span> August gehen wir nach <span class="index-280 tp-1343 ">Genf</span>, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <span class="index-280 tp-1344 ">Genf</span> zwangloser seyn wo <span class="index-222 tp-1345 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <span class="index-222 tp-1346 ">Fr. [au] v. St.[aël]</span> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <span class="index-280 tp-1347 ">Genf</span> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <span class="index-56 tp-1348 ">Ihr Bruder</span> mitkommt, um die <span class="index-477 tp-38110 ">Arbeit</span> hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. <span class="index-56 tp-1349 ">Ihr Bruder</span> könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.<br>Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach <span class="index-277 tp-1351 ">Nizza</span> gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <span class="index-276 tp-1354 ">Hufeland</span>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<br>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <span class="index-67 tp-1356 ">Unger</span> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <span class="index-276 tp-1355 ">Hufeland</span> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. 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Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. 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Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <span class="index-280 tp-1344 ">Genf</span> zwangloser seyn wo <span class="index-222 tp-1345 ">Fr.[au] von St.[aël]</span> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <span class="index-222 tp-1346 ">Fr. [au] v. St.[aël]</span> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <span class="index-280 tp-1347 ">Genf</span> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <span class="index-56 tp-1348 ">Ihr Bruder</span> mitkommt, um die <span class="index-477 tp-38110 ">Arbeit</span> hier vorzunehmen. 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Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <span class="index-276 tp-1354 ">Hufeland</span>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<br>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <span class="index-67 tp-1356 ">Unger</span> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <span class="index-276 tp-1355 ">Hufeland</span> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. 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Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1325"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1325"/> bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das <anchor type="b" n="226" ana="10" xml:id="NidB38093"/>bernische<anchor type="e" n="226" ana="10" xml:id="NidE38093"/> Oberland, rechts von <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1327"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1327"/> noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. 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Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.<lb/>Vor einer Woche hat uns <anchor type="b" n="197" ana="11" xml:id="NidB1328"/>Müller<anchor type="e" n="197" ana="11" xml:id="NidE1328"/> verlassen, nachdem er die letzten Tage mit <anchor type="b" n="300" ana="11" xml:id="NidB1329"/>Bonstetten<anchor type="e" n="300" ana="11" xml:id="NidE1329"/> ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB1330"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE1330"/>, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB1331"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE1331"/> seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über <anchor type="b" n="194" ana="12" xml:id="NidB1364"/>die Nibelungen<anchor type="e" n="194" ana="12" xml:id="NidE1364"/> geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB1365"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE1365"/> dazu Gelegenheit hat, ehe er seine Arbeit bekannt macht, sollte er es ja nicht versäumen.<lb/>Vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief von <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1366"/>Ihrem Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1366"/> mit der Nachricht von Ihrem Aufenthalte in <anchor type="b" n="334" ana="10" xml:id="NidB1332"/>Liebenstein<anchor type="e" n="334" ana="10" xml:id="NidE1332"/>. Heute hat mir die Post einen Brief von <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB1335"/>meiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE1335"/> aber nichts von Ihnen gebracht. Ich habe <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1367"/>Tiecks<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1367"/> Brief unsäglich oft gelesen, um alles tröstliche daraus zu ziehen, was meine Unruhe mildern kann, da ich leider in der Lage bin 10 bis 14 Tage mich ohne erneuerte Nachrichten behelfen zu müssen. Bis jetzt habe ich alle Wochen geschrieben und fahre damit fort. Übermorgen werde ich <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1336"/>Fr.[au] von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1336"/> mit <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB1378"/>ihrem ältesten Sohne<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE1378"/> nach <anchor type="b" n="297" ana="10" xml:id="NidB1333"/>Lausanne<anchor type="e" n="297" ana="10" xml:id="NidE1333"/> begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach <anchor type="b" n="369" ana="10" xml:id="NidB1368"/>Vevey<anchor type="e" n="369" ana="10" xml:id="NidE1368"/>, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich <anchor type="b" n="370" ana="11" xml:id="NidB1369"/>Matthisson<anchor type="e" n="370" ana="11" xml:id="NidE1369"/>, der dort in Langerweile bey der <anchor type="b" n="371" ana="11" xml:id="NidB1370"/>Fürstin von Dessau<anchor type="e" n="371" ana="11" xml:id="NidE1370"/> schmachtet, zur Strafe für <anchor type="b" n="372" ana="12" xml:id="NidB1371"/>seine Elegie auf den <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1334"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1334"/> See<anchor type="e" n="372" ana="12" xml:id="NidE1371"/>. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1337"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1337"/> hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.<lb/>Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1338"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1338"/> sich eine Zusammenkunft mit <anchor type="b" n="373" ana="11" xml:id="NidB1373"/>ihrem Freunde Matthieu de Montmorency<anchor type="e" n="373" ana="11" xml:id="NidE1373"/> in <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB1339"/>Lyon<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE1339"/> giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB1340"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE1340"/> hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB1374"/>die erste Französische Provinzialstadt<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE1374"/> mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB1342"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE1342"/> eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.<lb/>Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1<hi rend="offset:4">ten</hi> August gehen wir nach <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1343"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1343"/>, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1344"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1344"/> zwangloser seyn wo <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1345"/>Fr.[au] von St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1345"/> kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1346"/>Fr. [au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1346"/> auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB1347"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE1347"/> darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1348"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1348"/> mitkommt, um die <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB38110"/>Arbeit<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE38110"/> hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1349"/>Ihr Bruder<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1349"/> könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.<lb/>Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach <anchor type="b" n="277" ana="10" xml:id="NidB1351"/>Nizza<anchor type="e" n="277" ana="10" xml:id="NidE1351"/> gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB1354"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE1354"/>. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.<lb/>Ich habe letzthin mich entschließen müssen an <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB1356"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE1356"/> zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB1355"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE1355"/> zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. Manuscript habe ich natürlich noch nicht abschicken können.<lb/>Ich bitte um einen Auszug aus <anchor type="b" n="374" ana="12" xml:id="NidB1375"/>dem Catalog von <anchor type="b" n="367" ana="11" xml:id="NidB1357"/>Herders<anchor type="e" n="367" ana="11" xml:id="NidE1357"/> Bibliothek<anchor type="e" n="374" ana="12" xml:id="NidE1375"/> wenn er gedruckt erscheint da es zu weitläuftig ist, ihn ganz zu schicken. Sie wissen schon was mich interessirt, die Spanischen und Altdeutschen Sachen.<lb/>d. 3 Jul. Leben Sie recht wohl, liebste Freundin. Ich bin heute allein zu Haus, da <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB1358"/>Fr.[au] von Stael<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE1358"/> einen Besuch bey ihrem <anchor type="b" n="10560" ana="11" xml:id="NidB68555"/>Oheim<anchor type="e" n="10560" ana="11" xml:id="NidE68555"/> in <anchor type="b" n="363" ana="10" xml:id="NidB1359"/>Cologny<anchor type="e" n="363" ana="10" xml:id="NidE1359"/> macht. Morgen reisen wir aber zusammen nach <anchor type="b" n="297" ana="10" xml:id="NidB1360"/>Lausanne<anchor type="e" n="297" ana="10" xml:id="NidE1360"/>, hoffentlich wird mir dorthin ein Brief von Ihnen oder <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB1377"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE1377"/> nachgeschickt. Meine Gedanken und zärtlichen Besorgnisse sind überall bey Ihnen. Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. Ich herze <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB1540"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB1361"/>die kleinen Engel<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE1361"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE1540"/>.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_29061804', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '228', 'content' => 'Coppet', 'bemerkung' => 'GND:1027948-9', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7128', 'content' => 'Sophie Bernhardi', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Bernhardi, Sophie', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. 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Dieser gab zwei ihrer Lustspiele in den „Bambocciaden“ im Jahr 1800 heraus. 1804 traf Sophie Bernhardi den Entschluss, ihren Gatten zu verlassen, und begab sich daraufhin mit ihren Söhnen nach Rom, begleitet von dem estnischen Baron Karl Gregor von Knorring, den sie später heiraten sollte. 1805 konvertierte Sophie Bernhardi in Rom zum Katholizismus, in der Hoffnung, der preußischen Verfolgung zu entgehen und ihre beiden Söhne behalten zu dürfen. Ihre Ehe mit Bernhardi wurde 1806 /1807 rechtskräftig geschieden, doch der Sorgerechtsstreit hielt bis 1808 an. In den Folgejahren lebte sie zeitweilig in München, Wien und Dresden und erfuhr stets finanzielle Unterstützung durch ihren Bruder und durch AWS, den sie regelmäßig um Geld bat. 1810 heiratete sie Karl Gregor von Knorring, dem sie auf seinen estnischen Landsitz folgte. Von 1820 bis 1822 reiste die Familie Knorring nach Deutschland, kehrte anschließend jedoch nach Estland zurück. Sophie tat sich früh als Autorin hervor. 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[Coppet] d.29 Jun. [180]4
Wie geht es Ihnen denn, meine geliebte Freundin? wie ist es mit Ihrer Gesundheit? Wenn dieser Brief Sie schon wieder aus dem Bade zurückgekehrt findet, so seyn Sie mit den herzlichsten Wünschen für eine fortdauernd gute Wirkung in W.[eimar] bewillkommt. Ich weiß Ihnen nicht genug zu danken für den so bald gefaßten Entschluß nach Liebenstein zu reisen, es ist mir eine günstige Vorbedeutung für die Annahme meiner Vorschläge auf den Herbst.
Gern möchte ich Ihnen etwas Liebes erweisen, etwas von schönen Gegenden, warmem Wetter und heiteren Gesprächen einpacken und übersenden. In Ermangelung eines Besseren schicke ich einstweilen einen kleinen Wechsel. Wilhelms Geburtstag ist zwar versäumt, doch nimmt er es vielleicht nicht so genau, wenn Sie ihm und Felix ein Geschenk in meinem Namen nachbringen. Dann seyn Sie so gütig, Ihren Bruder etwas Hübsches zum Anzug oder Putz für Sie kaufen und sich damit überraschen zu lassen. Was übrig bleibt, wird noch einige gemeine Dienste in der Haushaltung leisten können. Ich wollte, es wäre mehr, und verspreche Ihnen gewiß in Zukunft besser zu sorgen.
d. 2tenJul. Ein unvorhergesehenes Hinderniß hat es mir unmöglich gemacht, diesen angefangnen Brief am Freytage zur rechten Zeit auf die Post zu befördern, zu meinem Verdruß hat also auch der Wechsel liegen bleiben müssen. Wenn Sie nur nicht in Verlegenheiten sind! Um Morgen den Abgang der Post gewiß nicht zu versäumen, schreibe ich heute im Vorrath.
Am Freytag Nachmittag habe ich mit den jungen Leuten, und ihrem Vetter Hrn. Necker, der Professor der Botanik ist, eine Partie auf die Dole gemacht, die höchste Felsenspitze des Jura. Wir fuhren bis an den Fuß der Berge, und gingen dann zu Fuß weiter, der Weg ist zum Theil beschwerlich aber die Aussicht belohnend. Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von Genf bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das bernische Oberland, rechts von Genf noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. Ich konnte mir dabey recht Moses auf dem Berge Nebo denken. Der Gipfel der Dole ist unbewaldet, aber über und zwischen den Felsen die herrlichsten Weiden, mit seltnen Blumen angefüllt, die alle in Flor standen. Weiter unten Tannenwälder, zerstreute Sennenhütten, und das Glockengeläut der weidenden Kühe. Wir frühstückten oben, wir hatten uns schon um 4 Uhr von dem Dorfe wo wir übernachtet, auf den Weg gemacht, dann erfrischten wir uns im Heruntersteigen in einer Sennenhütte mit Rahm und wanderten so weiter, bis wo wir unsere Wagen zurückgelassen hatten; am Sonnabend Nachmittag waren wir wieder hier. Ich beschreibe Ihnen dieß, um Ihnen Lust zu der Reise zu machen. Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.
Vor einer Woche hat uns Müller verlassen, nachdem er die letzten Tage mit Bonstetten ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über Weimar, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in Berlin seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über die Nibelungen geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn Ihr Bruder dazu Gelegenheit hat, ehe er seine Arbeit bekannt macht, sollte er es ja nicht versäumen.
Vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief von Ihrem Bruder mit der Nachricht von Ihrem Aufenthalte in Liebenstein. Heute hat mir die Post einen Brief von meiner Mutter aber nichts von Ihnen gebracht. Ich habe Tiecks Brief unsäglich oft gelesen, um alles tröstliche daraus zu ziehen, was meine Unruhe mildern kann, da ich leider in der Lage bin 10 bis 14 Tage mich ohne erneuerte Nachrichten behelfen zu müssen. Bis jetzt habe ich alle Wochen geschrieben und fahre damit fort. Übermorgen werde ich Fr.[au] von Stael mit ihrem ältesten Sohne nach Lausanne begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach Vevey, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich Matthisson, der dort in Langerweile bey der Fürstin von Dessau schmachtet, zur Strafe für seine Elegie auf den Genfer See. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, Fr.[au] von St.[aël] hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.
Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß Fr.[au] von St.[aël] sich eine Zusammenkunft mit ihrem Freunde Matthieu de Montmorency in Lyon giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von Paris hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst die erste Französische Provinzialstadt mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist Paris eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.
Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1ten August gehen wir nach Genf, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in Genf zwangloser seyn wo Fr.[au] von St.[aël] kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der Fr. [au] v. St.[aël] auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in Genf darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn Ihr Bruder mitkommt, um die Arbeit hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. Ihr Bruder könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.
Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach Nizza gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an Hufeland. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.
Ich habe letzthin mich entschließen müssen an Unger zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von Hufeland zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. Manuscript habe ich natürlich noch nicht abschicken können.
Ich bitte um einen Auszug aus dem Catalog von Herders Bibliothek wenn er gedruckt erscheint da es zu weitläuftig ist, ihn ganz zu schicken. Sie wissen schon was mich interessirt, die Spanischen und Altdeutschen Sachen.
d. 3 Jul. Leben Sie recht wohl, liebste Freundin. Ich bin heute allein zu Haus, da Fr.[au] von Stael einen Besuch bey ihrem Oheim in Cologny macht. Morgen reisen wir aber zusammen nach Lausanne, hoffentlich wird mir dorthin ein Brief von Ihnen oder Tieck nachgeschickt. Meine Gedanken und zärtlichen Besorgnisse sind überall bey Ihnen. Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. Ich herze die kleinen Engel.
Wie geht es Ihnen denn, meine geliebte Freundin? wie ist es mit Ihrer Gesundheit? Wenn dieser Brief Sie schon wieder aus dem Bade zurückgekehrt findet, so seyn Sie mit den herzlichsten Wünschen für eine fortdauernd gute Wirkung in W.[eimar] bewillkommt. Ich weiß Ihnen nicht genug zu danken für den so bald gefaßten Entschluß nach Liebenstein zu reisen, es ist mir eine günstige Vorbedeutung für die Annahme meiner Vorschläge auf den Herbst.
Gern möchte ich Ihnen etwas Liebes erweisen, etwas von schönen Gegenden, warmem Wetter und heiteren Gesprächen einpacken und übersenden. In Ermangelung eines Besseren schicke ich einstweilen einen kleinen Wechsel. Wilhelms Geburtstag ist zwar versäumt, doch nimmt er es vielleicht nicht so genau, wenn Sie ihm und Felix ein Geschenk in meinem Namen nachbringen. Dann seyn Sie so gütig, Ihren Bruder etwas Hübsches zum Anzug oder Putz für Sie kaufen und sich damit überraschen zu lassen. Was übrig bleibt, wird noch einige gemeine Dienste in der Haushaltung leisten können. Ich wollte, es wäre mehr, und verspreche Ihnen gewiß in Zukunft besser zu sorgen.
d. 2tenJul. Ein unvorhergesehenes Hinderniß hat es mir unmöglich gemacht, diesen angefangnen Brief am Freytage zur rechten Zeit auf die Post zu befördern, zu meinem Verdruß hat also auch der Wechsel liegen bleiben müssen. Wenn Sie nur nicht in Verlegenheiten sind! Um Morgen den Abgang der Post gewiß nicht zu versäumen, schreibe ich heute im Vorrath.
Am Freytag Nachmittag habe ich mit den jungen Leuten, und ihrem Vetter Hrn. Necker, der Professor der Botanik ist, eine Partie auf die Dole gemacht, die höchste Felsenspitze des Jura. Wir fuhren bis an den Fuß der Berge, und gingen dann zu Fuß weiter, der Weg ist zum Theil beschwerlich aber die Aussicht belohnend. Zu unsern Füßen hatten wir die reiche schön angebaute Ebne vom Jura bis an den See, den man ganz übersieht, von Genf bis zum Walliserlande, hinter dem See nach verschiednen niedrigeren Bergen die Savoyischen Alpen und Gletscher, in ihrer Mitte den Mont Blanc in seiner vollen Pracht, links die wallisischen Gebirge und das bernische Oberland, rechts von Genf noch einen Theil von Savoyen und Französischem Gebiet. Im Rücken hatten wir die Aussicht ebenfalls frey, freylich ist sie lange nicht so schön, doch sieht man unermeßlich weit in die Franche-Comté hinein. Es ist herrlich so zwischen zwey Ländern zu stehen, denn das nächste Dorf auf dieser Seite ist schon französisch. Ich konnte mir dabey recht Moses auf dem Berge Nebo denken. Der Gipfel der Dole ist unbewaldet, aber über und zwischen den Felsen die herrlichsten Weiden, mit seltnen Blumen angefüllt, die alle in Flor standen. Weiter unten Tannenwälder, zerstreute Sennenhütten, und das Glockengeläut der weidenden Kühe. Wir frühstückten oben, wir hatten uns schon um 4 Uhr von dem Dorfe wo wir übernachtet, auf den Weg gemacht, dann erfrischten wir uns im Heruntersteigen in einer Sennenhütte mit Rahm und wanderten so weiter, bis wo wir unsere Wagen zurückgelassen hatten; am Sonnabend Nachmittag waren wir wieder hier. Ich beschreibe Ihnen dieß, um Ihnen Lust zu der Reise zu machen. Freylich würde ein solches Unternehmen für Sie unthunlich seyn, allein Sie könnten beynah den halben Genuß, ohne Beschwerlichkeiten haben.
Vor einer Woche hat uns Müller verlassen, nachdem er die letzten Tage mit Bonstetten ganz hier zugebracht hatte. Gern hätte ich ihm etwas an Sie mitgegeben, es wäre mir ein werther Gedanke gewesen, Ihnen einen Boten zu schicken. Aber er geht nicht über Weimar, er vermeidet es geflissentlich, weil er voraussieht, daß er es so schnell nicht würde verlassen können, und er will nach der Mitte Juli in Berlin seyn. Ich habe viele angenehme Stunden mit ihm gehabt, und ihm an einem der letzten Tage noch das vorgelesen, was ich über die Nibelungen geschrieben und daraus übersetzt. Es ist sehr lange her seit er diese Sachen studirt, und vielleicht hat er es nie aus dem Grunde gethan, allein er weiß so unermeßlich viel, und ist in jedem Theile, jedem Zeitalter der Geschichte so zu Hause, daß es unendlich belehrend ist, mit ihm darüber zu sprechen. Wenn Ihr Bruder dazu Gelegenheit hat, ehe er seine Arbeit bekannt macht, sollte er es ja nicht versäumen.
Vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief von Ihrem Bruder mit der Nachricht von Ihrem Aufenthalte in Liebenstein. Heute hat mir die Post einen Brief von meiner Mutter aber nichts von Ihnen gebracht. Ich habe Tiecks Brief unsäglich oft gelesen, um alles tröstliche daraus zu ziehen, was meine Unruhe mildern kann, da ich leider in der Lage bin 10 bis 14 Tage mich ohne erneuerte Nachrichten behelfen zu müssen. Bis jetzt habe ich alle Wochen geschrieben und fahre damit fort. Übermorgen werde ich Fr.[au] von Stael mit ihrem ältesten Sohne nach Lausanne begleiten, wo sie bey der Cantons-Verwaltung Geschäfte wegen ihrer Güter hat, vermuthlich bleiben wir dort bis Sonntag, vielleicht gehn wir auf einen Tag nach Vevey, um die Gegend zu sehen, dann besuche ich Matthisson, der dort in Langerweile bey der Fürstin von Dessau schmachtet, zur Strafe für seine Elegie auf den Genfer See. – Alsdann hätte ich so ziemlich die schönen Punkte am See diesseits durchlaufen, Fr.[au] von St.[aël] hat viel Gefälligkeit für mich, daß ich alles sehen soll, für sie selbst hat es wenig Interesse, da sie so viele Jahre in dieser Gegend zugebracht.
Was die Abreise nach Italien betrifft so geht sie vielleicht ein 10 Tage früher vor sich, es kann nämlich seyn, daß Fr.[au] von St.[aël] sich eine Zusammenkunft mit ihrem Freunde Matthieu de Montmorency in Lyon giebt, wenn er nämlich nicht zuvor von Paris hieher kommen kann. Ich glaube schwerlich daß selbst die erste Französische Provinzialstadt mich sonderlich interessiren kann, in Frankreich ist Paris eins und alles, außerhalb giebt es fast keine ausgezeichnete Menschen noch Kunstwerke, noch sonst etwas. Die Bekanntschaft mit einem der wenigen edeln und religiösen Männer, die Frankreich noch besitzt, würde mir aber gewiß sehr werth seyn.
Sie müßten ja vor der Mitte des September hier seyn, damit wir noch einige Wochen zusammen zubrächten. Am 1ten August gehen wir nach Genf, werden aber nachher noch wieder hieher zurückkommen, nach 6 oder 8 Wochen vermutlich. Anmuthiger wäre es, wenn wir hier auf dem Lande in dem selben Hause mit einander wohnten. Vielleicht ziehen Sie aber vor, für sich allein zu wohnen und so würden Sie in Genf zwangloser seyn wo Fr.[au] von St.[aël] kein sehr geräumiges Logis hat, daß sie Gäste darin aufnehmen könnte. – Sie müssen sich in Allem ganz nach Ihrer Neigung einrichten. Wenn Sie die Einladung der Fr. [au] v. St.[aël] auf ihr Schloß annehmen, so wird ohne Zweifel unser Aufenthalt in Genf darnach abgekürzt werden können, um so mehr wenn Ihr Bruder mitkommt, um die Arbeit hier vorzunehmen. Die frühere Abreise würde bey der letztern auch durchaus nicht hinderlich seyn, überdem ist sie noch ungewiß. Ihr Bruder könnte mit aller Bequemlichkeit länger als wir hier bleiben und seine Arbeit vollenden, es würde ihm nichts als die Gesellschaft abgehn. Käme er aber Mitte September, so wären wir doch wenigstens noch 4 Wochen zusammen.
Sollte Ihnen die Reise über die Alpen für Ihre Kräfte zu beschwerlich seyn, wiewohl auf dem gewöhnlichen Wege über den Mont Cenis alles sehr gut eingerichtet ist, so könnten Sie durch Frankreich ganz bequem nach Nizza gehn und dort einstweilen bleiben. Überhaupt dürfen Sie sich die Reise nicht zu ermüdend denken. Nirgends habe ich bequemere Wege gesehen als in der Schweiz auf dem Wege hieher, auch in Deutschland wird alles im ganzen besser so wie man nach Süden kommt. Ich erwarte mit Ungeduld Ihren Entschluß, und werde vor Freuden außer mir seyn, wenn er meinen Wünschen entspricht. Ich schreibe alsdann gleich an Hufeland. Wenn ich Ihnen nur sagen könnte, wie mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet ist, Ihnen ein recht frohes und freyes Leben zu verschaffen.
Ich habe letzthin mich entschließen müssen an Unger zu schreiben, und ihn um Abtrag des Wechsels von Hufeland zu bitten. Wenn er es nicht übernimmt, so muß ich freylich von hier aus Anstalt machen, und das wäre schlimm weil es meine Mittel erschöpft. Manuscript habe ich natürlich noch nicht abschicken können.
Ich bitte um einen Auszug aus dem Catalog von Herders Bibliothek wenn er gedruckt erscheint da es zu weitläuftig ist, ihn ganz zu schicken. Sie wissen schon was mich interessirt, die Spanischen und Altdeutschen Sachen.
d. 3 Jul. Leben Sie recht wohl, liebste Freundin. Ich bin heute allein zu Haus, da Fr.[au] von Stael einen Besuch bey ihrem Oheim in Cologny macht. Morgen reisen wir aber zusammen nach Lausanne, hoffentlich wird mir dorthin ein Brief von Ihnen oder Tieck nachgeschickt. Meine Gedanken und zärtlichen Besorgnisse sind überall bey Ihnen. Könnte ich Sie doch bald hier begrüßen, und aus jedem Athemzuge milderer Luft neue Hoffnung für Sie schöpfen. Ich herze die kleinen Engel.
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , 03.07.1804
· Staatsbibliothek zu Berlin
· NL L. Tieck 42, Mp. 4 Bl. 101
· Staatsbibliothek zu Berlin
· NL L. Tieck 42, Mp. 4 Bl. 101