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24sten Febr[uar]<br>1798. [Sonnabend]<br>Ihr Befehl kommt meinem Wunsche entgegen – Seltner Fall mit Befehlen. Sie sollen mich gewiß künftigen Sommer nicht zu wenig sehn. Es hat mich ein wenig geärgert, daß F[riedrich] nicht von der Parthie ist und in Berlin bleibt. Es ist mir unbegreiflich, wie er ein so schönes halbes Jahr von sich stoßen kann. Indeß wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich noch in der Zwischenzeit plözlich in Ihre Stube treten sehn. Dann will ich Sie von der Besorgniß befreyen, daß ich hier zu lauter a + b werde. Ich bin vielmehr wahrhaft entschlossen die Mathematick künftig sehr verächtlich zu behandeln, weil Sie mich, wie einen AbcSchützen, behandelt. Mit der Chymie ist die Gefahr größer – jedoch hat mich meine alte Neigung zum Absoluten auch diesmal glücklich aus dem Strudel der Empirie gerettet und ich schwebe jezt und vielleicht auf immer in lichtern, eigenthümlichern Sfären. Beykommende Fragmente werden Sie davon überzeugen – die Meisten sind ältern Ursprungs und nur abgekehrt. Ihr beyderseitiges Urtheil mag Sie zum Feuer oder zum nassen Wege bestimmen – ich sage mich gänzlich davon los. Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten – welcher Name ein alter Geschlechtsnahme von mir ist, und nicht ganz unpassend. F[riedrichs] Maxime ist die Meinige nicht. Der Name thut nichts zur Sache und schadet ihr gemeiniglich. Hier ist kein pflichtmäßiges Votum abzulegen, wo jeder ehrliche Mann sich nennt. Steht Ihnen diese Masse an, so kann ich noch mit mehr aufwarten. Ich habe noch einige Bogen logologische Fragmente, Poëticismen, und einen Anfang, unter dem Titel, der Lehrling zu Saïs – ebenfalls Fragmente – nur alle in Beziehung auf Natur.<br>Es fehlt mir nur so sehr an Büchern – noch mehr an Menschen, mit denen ich philosophiren, an denen ich mich electrisiren könnte. Ich producire am meisten im Gespräch, und dies fehlt mir hier ganz. Ihr Project mit Jena wäre freylich recht schön, aber es ist für mich unausführbar. Künftigen Winter bleib ich noch hier – und darüber hinaus seh ich gar nicht.<br>Ihre Einladung auf bildende Kunst nehm ich mit Freuden an. Schlegels Fragmente, die Neuen, kenn ich noch nicht. Ihre Ahndung und meine Unwissenheit sind ein trefflicher Boden zu Kunstparadoxen. Ich beziehe mich in p[unc]to der Unwissenheit auf Eins von meinen seynsollenden Fragmenten – ich weis ja noch nicht ob F[riedrich] sie, als Fragmente, anerkennt. Wenn bildende Kunst auch Poësie ist, so muß ich etwas davon verstehn. Das technische ist mir durchaus fremd – aber die <span class="weight-bold slant-italic ">schöne</span> Gestalt – da hab ich doch, wie mich dünckt, Sinn für. Ich rede blos von der schönen Gestalt – Von Composition etc. weiß ich gar nichts – daher ich auch nur die einzelne Gestalt sehe – und die Perspective, die Farben und alles übrige schlechthin ignorire. Wenn Sie nun erst diese Fragmente gelesen haben werden, und die Folge, die noch stärker auftritt, so bitt ich mir von neuem ihr Urtheil über meinen Mystizismus aus, der noch ein sehr unreifes Wesen ist. Mündlich davon mehr. Künftig treib ich nichts, als Poesie – die Wissenschaften müssen alle poëtisirt werden – von dieser realen, wissenschaftlichen Poësie hoff ich recht viel mit Ihnen zu reden. Ein Hauptgedanke dazu ist, die Idee der Religion in meinen Fragmenten.<br>Wenn ich nur recht viel bey Ihnen finde. Ich habe eine heimliche Freude auf den Hamlet, der gewiß größestentheils fertig ist. Wenn ich mit Ihnen den Dichter des armen, verschmäheten Hermanns besuchen könnte? Nein sagen Sie mir nur – ob Hermann überall so misfallen hat, wie hier oben herum. Noch hab ich ihn von keinem Menschen hier loben hören – auch die köstliche Recension hat keinen Eindruck gemacht. Sie war den Meisten zu lang und unverständlich. Der Geschmack ist doch recht sparsam ausgetheilt.<br>Leben Sie wohl – Schreiben Sie mir, wenn Sie so freundlich seyn wollen, mit der <span class="slant-italic ">nächsten Post</span>, unter meiner simpeln Adresse – die Stadt ist nicht groß – oder, wenn Sie das nicht können, so warten Sie auf eine 2te Nachricht. (Indem ich den Brief beym Zumachen ansehe, so rechne ich aus, daß ich auf keinen Fall mehr Ihre Antwort bekommen kann – Alles also mündlich)<br>Was mir recht fatal ist, daß F[riedrich] meine beyden Briefe nicht bekommen hat. Den Einen hab ich in Dresden selbst auf die Post gebracht, und er ist vor meinen Augen ins Paquet gesteckt worden. Es stand manches drinn, was ich doch wünschte, daß ers gelesen hätte.<br>Im Zweyten war viel über Schelling und aus einem Briefe desselben an mich, was F[riedrich] gewiß interressirt hätte. Beyde sind bey Ungern abzugeben gewesen – Unger wird aber doch wohl Schl[eyermachers] Quartier finden können. 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Ab 1790 studierte er Rechtswissenschaften in Jena und Leipzig. Dort lernte er 1792 den gleichfalls dort studierenden Friedrich Schlegel kennen; gemeinsam entwickelten sie ihre Ideen zur „Romantisierung der Welt“, die im Kreis der Jenaer Frühromantiker später fortgeführt wurden. Ab 1797 studierte Hardenberg an der Bergakademie in Freiberg, 1799 wurde er Salinenassessor, ein Jahr später zum Supernumerar-Amtshauptmann ernannt. Seine erste Verlobte Sophie starb 1795 mit nur 15 Jahren an Tuberkulose, eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägen und auch seine Dichtung, v.a. seine „Hymnen an die Nacht“ beeinflussen sollte. Im Dezember 1798 verlobte er sich mit Julie de Charpentier. Schon früh setzte sich Hardenberg mit der Philosophie Kants und Fichtes sowie mit den Schriften Schillers auseinander. 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Indeß wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich noch in der Zwischenzeit plözlich in Ihre Stube treten sehn. Dann will ich Sie von der Besorgniß befreyen, daß ich hier zu lauter a + b werde. Ich bin vielmehr wahrhaft entschlossen die Mathematick künftig sehr verächtlich zu behandeln, weil Sie mich, wie einen AbcSchützen, behandelt. Mit der Chymie ist die Gefahr größer – jedoch hat mich meine alte Neigung zum Absoluten auch diesmal glücklich aus dem Strudel der Empirie gerettet und ich schwebe jezt und vielleicht auf immer in lichtern, eigenthümlichern Sfären. Beykommende Fragmente werden Sie davon überzeugen – die Meisten sind ältern Ursprungs und nur abgekehrt. Ihr beyderseitiges Urtheil mag Sie zum Feuer oder zum nassen Wege bestimmen – ich sage mich gänzlich davon los. Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten – welcher Name ein alter Geschlechtsnahme von mir ist, und nicht ganz unpassend. 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Ein Hauptgedanke dazu ist, die Idee der Religion in meinen Fragmenten.<br>Wenn ich nur recht viel bey Ihnen finde. Ich habe eine heimliche Freude auf den Hamlet, der gewiß größestentheils fertig ist. Wenn ich mit Ihnen den Dichter des armen, verschmäheten Hermanns besuchen könnte? Nein sagen Sie mir nur – ob Hermann überall so misfallen hat, wie hier oben herum. Noch hab ich ihn von keinem Menschen hier loben hören – auch die köstliche Recension hat keinen Eindruck gemacht. Sie war den Meisten zu lang und unverständlich. Der Geschmack ist doch recht sparsam ausgetheilt.<br>Leben Sie wohl – Schreiben Sie mir, wenn Sie so freundlich seyn wollen, mit der <span class="slant-italic ">nächsten Post</span>, unter meiner simpeln Adresse – die Stadt ist nicht groß – oder, wenn Sie das nicht können, so warten Sie auf eine 2te Nachricht. 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Ab 1790 studierte er Rechtswissenschaften in Jena und Leipzig. Dort lernte er 1792 den gleichfalls dort studierenden Friedrich Schlegel kennen; gemeinsam entwickelten sie ihre Ideen zur „Romantisierung der Welt“, die im Kreis der Jenaer Frühromantiker später fortgeführt wurden. Ab 1797 studierte Hardenberg an der Bergakademie in Freiberg, 1799 wurde er Salinenassessor, ein Jahr später zum Supernumerar-Amtshauptmann ernannt. Seine erste Verlobte Sophie starb 1795 mit nur 15 Jahren an Tuberkulose, eine Erfahrung, die ihn nachhaltig prägen und auch seine Dichtung, v.a. seine „Hymnen an die Nacht“ beeinflussen sollte. Im Dezember 1798 verlobte er sich mit Julie de Charpentier. Schon früh setzte sich Hardenberg mit der Philosophie Kants und Fichtes sowie mit den Schriften Schillers auseinander. 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Freyberg: den 24sten Febr[uar]
1798. [Sonnabend]
Ihr Befehl kommt meinem Wunsche entgegen – Seltner Fall mit Befehlen. Sie sollen mich gewiß künftigen Sommer nicht zu wenig sehn. Es hat mich ein wenig geärgert, daß F[riedrich] nicht von der Parthie ist und in Berlin bleibt. Es ist mir unbegreiflich, wie er ein so schönes halbes Jahr von sich stoßen kann. Indeß wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich noch in der Zwischenzeit plözlich in Ihre Stube treten sehn. Dann will ich Sie von der Besorgniß befreyen, daß ich hier zu lauter a + b werde. Ich bin vielmehr wahrhaft entschlossen die Mathematick künftig sehr verächtlich zu behandeln, weil Sie mich, wie einen AbcSchützen, behandelt. Mit der Chymie ist die Gefahr größer – jedoch hat mich meine alte Neigung zum Absoluten auch diesmal glücklich aus dem Strudel der Empirie gerettet und ich schwebe jezt und vielleicht auf immer in lichtern, eigenthümlichern Sfären. Beykommende Fragmente werden Sie davon überzeugen – die Meisten sind ältern Ursprungs und nur abgekehrt. Ihr beyderseitiges Urtheil mag Sie zum Feuer oder zum nassen Wege bestimmen – ich sage mich gänzlich davon los. Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten – welcher Name ein alter Geschlechtsnahme von mir ist, und nicht ganz unpassend. F[riedrichs] Maxime ist die Meinige nicht. Der Name thut nichts zur Sache und schadet ihr gemeiniglich. Hier ist kein pflichtmäßiges Votum abzulegen, wo jeder ehrliche Mann sich nennt. Steht Ihnen diese Masse an, so kann ich noch mit mehr aufwarten. Ich habe noch einige Bogen logologische Fragmente, Poëticismen, und einen Anfang, unter dem Titel, der Lehrling zu Saïs – ebenfalls Fragmente – nur alle in Beziehung auf Natur.
Es fehlt mir nur so sehr an Büchern – noch mehr an Menschen, mit denen ich philosophiren, an denen ich mich electrisiren könnte. Ich producire am meisten im Gespräch, und dies fehlt mir hier ganz. Ihr Project mit Jena wäre freylich recht schön, aber es ist für mich unausführbar. Künftigen Winter bleib ich noch hier – und darüber hinaus seh ich gar nicht.
Ihre Einladung auf bildende Kunst nehm ich mit Freuden an. Schlegels Fragmente, die Neuen, kenn ich noch nicht. Ihre Ahndung und meine Unwissenheit sind ein trefflicher Boden zu Kunstparadoxen. Ich beziehe mich in p[unc]to der Unwissenheit auf Eins von meinen seynsollenden Fragmenten – ich weis ja noch nicht ob F[riedrich] sie, als Fragmente, anerkennt. Wenn bildende Kunst auch Poësie ist, so muß ich etwas davon verstehn. Das technische ist mir durchaus fremd – aber die schöne Gestalt – da hab ich doch, wie mich dünckt, Sinn für. Ich rede blos von der schönen Gestalt – Von Composition etc. weiß ich gar nichts – daher ich auch nur die einzelne Gestalt sehe – und die Perspective, die Farben und alles übrige schlechthin ignorire. Wenn Sie nun erst diese Fragmente gelesen haben werden, und die Folge, die noch stärker auftritt, so bitt ich mir von neuem ihr Urtheil über meinen Mystizismus aus, der noch ein sehr unreifes Wesen ist. Mündlich davon mehr. Künftig treib ich nichts, als Poesie – die Wissenschaften müssen alle poëtisirt werden – von dieser realen, wissenschaftlichen Poësie hoff ich recht viel mit Ihnen zu reden. Ein Hauptgedanke dazu ist, die Idee der Religion in meinen Fragmenten.
Wenn ich nur recht viel bey Ihnen finde. Ich habe eine heimliche Freude auf den Hamlet, der gewiß größestentheils fertig ist. Wenn ich mit Ihnen den Dichter des armen, verschmäheten Hermanns besuchen könnte? Nein sagen Sie mir nur – ob Hermann überall so misfallen hat, wie hier oben herum. Noch hab ich ihn von keinem Menschen hier loben hören – auch die köstliche Recension hat keinen Eindruck gemacht. Sie war den Meisten zu lang und unverständlich. Der Geschmack ist doch recht sparsam ausgetheilt.
Leben Sie wohl – Schreiben Sie mir, wenn Sie so freundlich seyn wollen, mit der nächsten Post, unter meiner simpeln Adresse – die Stadt ist nicht groß – oder, wenn Sie das nicht können, so warten Sie auf eine 2te Nachricht. (Indem ich den Brief beym Zumachen ansehe, so rechne ich aus, daß ich auf keinen Fall mehr Ihre Antwort bekommen kann – Alles also mündlich)
Was mir recht fatal ist, daß F[riedrich] meine beyden Briefe nicht bekommen hat. Den Einen hab ich in Dresden selbst auf die Post gebracht, und er ist vor meinen Augen ins Paquet gesteckt worden. Es stand manches drinn, was ich doch wünschte, daß ers gelesen hätte.
Im Zweyten war viel über Schelling und aus einem Briefe desselben an mich, was F[riedrich] gewiß interressirt hätte. Beyde sind bey Ungern abzugeben gewesen – Unger wird aber doch wohl Schl[eyermachers] Quartier finden können. Nun schreib ich ihm nicht eher, als bis ich das Athenaeum in Händen habe.
1798. [Sonnabend]
Ihr Befehl kommt meinem Wunsche entgegen – Seltner Fall mit Befehlen. Sie sollen mich gewiß künftigen Sommer nicht zu wenig sehn. Es hat mich ein wenig geärgert, daß F[riedrich] nicht von der Parthie ist und in Berlin bleibt. Es ist mir unbegreiflich, wie er ein so schönes halbes Jahr von sich stoßen kann. Indeß wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich noch in der Zwischenzeit plözlich in Ihre Stube treten sehn. Dann will ich Sie von der Besorgniß befreyen, daß ich hier zu lauter a + b werde. Ich bin vielmehr wahrhaft entschlossen die Mathematick künftig sehr verächtlich zu behandeln, weil Sie mich, wie einen AbcSchützen, behandelt. Mit der Chymie ist die Gefahr größer – jedoch hat mich meine alte Neigung zum Absoluten auch diesmal glücklich aus dem Strudel der Empirie gerettet und ich schwebe jezt und vielleicht auf immer in lichtern, eigenthümlichern Sfären. Beykommende Fragmente werden Sie davon überzeugen – die Meisten sind ältern Ursprungs und nur abgekehrt. Ihr beyderseitiges Urtheil mag Sie zum Feuer oder zum nassen Wege bestimmen – ich sage mich gänzlich davon los. Hätten Sie Lust öffentlichen Gebrauch davon zu machen, so würde ich um die Unterschrift Novalis bitten – welcher Name ein alter Geschlechtsnahme von mir ist, und nicht ganz unpassend. F[riedrichs] Maxime ist die Meinige nicht. Der Name thut nichts zur Sache und schadet ihr gemeiniglich. Hier ist kein pflichtmäßiges Votum abzulegen, wo jeder ehrliche Mann sich nennt. Steht Ihnen diese Masse an, so kann ich noch mit mehr aufwarten. Ich habe noch einige Bogen logologische Fragmente, Poëticismen, und einen Anfang, unter dem Titel, der Lehrling zu Saïs – ebenfalls Fragmente – nur alle in Beziehung auf Natur.
Es fehlt mir nur so sehr an Büchern – noch mehr an Menschen, mit denen ich philosophiren, an denen ich mich electrisiren könnte. Ich producire am meisten im Gespräch, und dies fehlt mir hier ganz. Ihr Project mit Jena wäre freylich recht schön, aber es ist für mich unausführbar. Künftigen Winter bleib ich noch hier – und darüber hinaus seh ich gar nicht.
Ihre Einladung auf bildende Kunst nehm ich mit Freuden an. Schlegels Fragmente, die Neuen, kenn ich noch nicht. Ihre Ahndung und meine Unwissenheit sind ein trefflicher Boden zu Kunstparadoxen. Ich beziehe mich in p[unc]to der Unwissenheit auf Eins von meinen seynsollenden Fragmenten – ich weis ja noch nicht ob F[riedrich] sie, als Fragmente, anerkennt. Wenn bildende Kunst auch Poësie ist, so muß ich etwas davon verstehn. Das technische ist mir durchaus fremd – aber die schöne Gestalt – da hab ich doch, wie mich dünckt, Sinn für. Ich rede blos von der schönen Gestalt – Von Composition etc. weiß ich gar nichts – daher ich auch nur die einzelne Gestalt sehe – und die Perspective, die Farben und alles übrige schlechthin ignorire. Wenn Sie nun erst diese Fragmente gelesen haben werden, und die Folge, die noch stärker auftritt, so bitt ich mir von neuem ihr Urtheil über meinen Mystizismus aus, der noch ein sehr unreifes Wesen ist. Mündlich davon mehr. Künftig treib ich nichts, als Poesie – die Wissenschaften müssen alle poëtisirt werden – von dieser realen, wissenschaftlichen Poësie hoff ich recht viel mit Ihnen zu reden. Ein Hauptgedanke dazu ist, die Idee der Religion in meinen Fragmenten.
Wenn ich nur recht viel bey Ihnen finde. Ich habe eine heimliche Freude auf den Hamlet, der gewiß größestentheils fertig ist. Wenn ich mit Ihnen den Dichter des armen, verschmäheten Hermanns besuchen könnte? Nein sagen Sie mir nur – ob Hermann überall so misfallen hat, wie hier oben herum. Noch hab ich ihn von keinem Menschen hier loben hören – auch die köstliche Recension hat keinen Eindruck gemacht. Sie war den Meisten zu lang und unverständlich. Der Geschmack ist doch recht sparsam ausgetheilt.
Leben Sie wohl – Schreiben Sie mir, wenn Sie so freundlich seyn wollen, mit der nächsten Post, unter meiner simpeln Adresse – die Stadt ist nicht groß – oder, wenn Sie das nicht können, so warten Sie auf eine 2te Nachricht. (Indem ich den Brief beym Zumachen ansehe, so rechne ich aus, daß ich auf keinen Fall mehr Ihre Antwort bekommen kann – Alles also mündlich)
Was mir recht fatal ist, daß F[riedrich] meine beyden Briefe nicht bekommen hat. Den Einen hab ich in Dresden selbst auf die Post gebracht, und er ist vor meinen Augen ins Paquet gesteckt worden. Es stand manches drinn, was ich doch wünschte, daß ers gelesen hätte.
Im Zweyten war viel über Schelling und aus einem Briefe desselben an mich, was F[riedrich] gewiß interressirt hätte. Beyde sind bey Ungern abzugeben gewesen – Unger wird aber doch wohl Schl[eyermachers] Quartier finden können. Nun schreib ich ihm nicht eher, als bis ich das Athenaeum in Händen habe.