• Johann Friedrich Gottlieb Unger to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Coppet · Date: 09.07.1804
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johann Friedrich Gottlieb Unger
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 09.07.1804
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 119‒120.
  • Incipit: „[1] Mein sehr verehrter Freund,
    Ihr Brief hat mir große Freude gemacht. Ich glaubte, daß Sie uns nun ganz würden vergessen haben. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: APP2712-Bd-9
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,IV,e,32
  • Number of Pages: 1 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,7 x 18,5 cm
    Language
  • German
[1] Mein sehr verehrter Freund,
Ihr Brief hat mir große Freude gemacht. Ich glaubte, daß Sie uns nun ganz würden vergessen haben. Sie haben das Gegentheil gezeigt, und das danke ich Ihnen herzlich. Herrn v. Müller erwarte ich mit Freuden. Er schrieb mir von Wien, daß er Ende July in Berlin eintreffen würde. Es wird sich ja zeigen, ob bei der neuen Ausgabe seiner Schweizergeschichte von Seiten der Verleger der ersten Ausgabe große Schwierigkeiten können gemacht werden.
Nun von unsern Angelegenheiten. 1. Werde ich Hrn. Geh.[eimerath] Hufeland die 40 L[ouis]dʼor zahlen. 2. Bitte ich mir das erste Stück zum 9ten Band mit umgehender Post gehorsamst aus. Der Druck kann nicht übereilt werden, und deshalb ist es gut, wenn gleich angefangen wird; unterdes erhalte ich das 2te Stück und dann kann zu guter Zeit dieser Band zur Mich.[aelis] Messe erscheinen. Der dritte Band kann erst künftige Woche zu drukken angefangen werden; die Kalender sind an dieser Zögerung Schuld. Haben Sie an den 4ten und 5t Band etwas noch abzuändern? Es fehlen die Velinexemplare, wo noch Nachfrage ist.
Daß Sie Berlin so schnell verließen, da haben Sie nichts verlohren; an so schönen Gegenden und Naturschönheiten kann freilich das arme Sandland keine Ansprüche machen. Man wird aber auch gegen das schönste, was man täglich sieht, gleichgültiger, und wenn man weiß, daß man, wie Sie, von seinen alten Freunden in der sandigen Mark mit Freude wieder aufgenommen wird, kehrt man denn doch wohl gern wieder zurück. Wir können Ihnen zwar mit keinem Erdbeben aufwarten; keine Lawinen rollen auf Ihre Wohnung zu, wenn Sie in unsern flachen Garten wohnen; auch haben Sie leider keine Wasserfluthen zu befürchten. Wo finden Sie aber wohl so schönen gesunden Staub als bei Berlin? In Ihren Gegenden wo Sie jezt sind, hat die Natur alles gethan; bei uns aber hat die Kunst eine ziemlich schöne Natur hervorgebracht. Das ist ein Verdienst der Sandbewohner. – Also kommen Sie immer bald wieder.
Wilhelm Tell ist gegeben! Unter uns gesagt: ich halte dies Stück für Schillers schlechteste Arbeit. Es ist auch kein einziger in diesem Trauerspiel der interessirt, dessen Schicksal dem Zuschauer zu Herzen geht. Es kommen aber der Vogt mit seinen Vertrauten zu Pferde auf das Theater. Das wirkt auf den gemeinen Haufen; das wird applaudirt, und rührt bis zu Thränen. Einige hübsche Decorationen tragen auch etwas dazu bei; der Text aber läßt alles kalt.
Verzeihen Sie mein Geschwätz! – Ich erwarte, so bald und schnell es Ihnen möglich ist, den Anfang des 9ten Bandes.
Meine Frau und ich empfehlen uns Ihnen auf das herzlichste. Ich wünsche daß Sie recht oft an mich schreiben mögen. Wie gern erhalte ich Briefe, vorzüglich mit von Ihnen. Stets unverändert
Ihr
Verehrer
Unger
Berlin den 9 July 1804
[2] A Monsieur
Monsieur & Professeur A. W. Schlegel
Coppet
+ Geneve
[1] Mein sehr verehrter Freund,
Ihr Brief hat mir große Freude gemacht. Ich glaubte, daß Sie uns nun ganz würden vergessen haben. Sie haben das Gegentheil gezeigt, und das danke ich Ihnen herzlich. Herrn v. Müller erwarte ich mit Freuden. Er schrieb mir von Wien, daß er Ende July in Berlin eintreffen würde. Es wird sich ja zeigen, ob bei der neuen Ausgabe seiner Schweizergeschichte von Seiten der Verleger der ersten Ausgabe große Schwierigkeiten können gemacht werden.
Nun von unsern Angelegenheiten. 1. Werde ich Hrn. Geh.[eimerath] Hufeland die 40 L[ouis]dʼor zahlen. 2. Bitte ich mir das erste Stück zum 9ten Band mit umgehender Post gehorsamst aus. Der Druck kann nicht übereilt werden, und deshalb ist es gut, wenn gleich angefangen wird; unterdes erhalte ich das 2te Stück und dann kann zu guter Zeit dieser Band zur Mich.[aelis] Messe erscheinen. Der dritte Band kann erst künftige Woche zu drukken angefangen werden; die Kalender sind an dieser Zögerung Schuld. Haben Sie an den 4ten und 5t Band etwas noch abzuändern? Es fehlen die Velinexemplare, wo noch Nachfrage ist.
Daß Sie Berlin so schnell verließen, da haben Sie nichts verlohren; an so schönen Gegenden und Naturschönheiten kann freilich das arme Sandland keine Ansprüche machen. Man wird aber auch gegen das schönste, was man täglich sieht, gleichgültiger, und wenn man weiß, daß man, wie Sie, von seinen alten Freunden in der sandigen Mark mit Freude wieder aufgenommen wird, kehrt man denn doch wohl gern wieder zurück. Wir können Ihnen zwar mit keinem Erdbeben aufwarten; keine Lawinen rollen auf Ihre Wohnung zu, wenn Sie in unsern flachen Garten wohnen; auch haben Sie leider keine Wasserfluthen zu befürchten. Wo finden Sie aber wohl so schönen gesunden Staub als bei Berlin? In Ihren Gegenden wo Sie jezt sind, hat die Natur alles gethan; bei uns aber hat die Kunst eine ziemlich schöne Natur hervorgebracht. Das ist ein Verdienst der Sandbewohner. – Also kommen Sie immer bald wieder.
Wilhelm Tell ist gegeben! Unter uns gesagt: ich halte dies Stück für Schillers schlechteste Arbeit. Es ist auch kein einziger in diesem Trauerspiel der interessirt, dessen Schicksal dem Zuschauer zu Herzen geht. Es kommen aber der Vogt mit seinen Vertrauten zu Pferde auf das Theater. Das wirkt auf den gemeinen Haufen; das wird applaudirt, und rührt bis zu Thränen. Einige hübsche Decorationen tragen auch etwas dazu bei; der Text aber läßt alles kalt.
Verzeihen Sie mein Geschwätz! – Ich erwarte, so bald und schnell es Ihnen möglich ist, den Anfang des 9ten Bandes.
Meine Frau und ich empfehlen uns Ihnen auf das herzlichste. Ich wünsche daß Sie recht oft an mich schreiben mögen. Wie gern erhalte ich Briefe, vorzüglich mit von Ihnen. Stets unverändert
Ihr
Verehrer
Unger
Berlin den 9 July 1804
[2] A Monsieur
Monsieur & Professeur A. W. Schlegel
Coppet
+ Geneve
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