• August Wilhelm von Schlegel to Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 20.02.1822 bis 21.02.1822
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Preußen. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 20.02.1822 bis 21.02.1822
  • Notations: Abschrift von Schreiberhand. Blatt 9–15 paginiert 1–7. – Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.23
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 24,8 x 20,7 cm; 32,5 x 19,8 cm
  • Incipit: „[1] An
    das Königliche Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
    Bericht
    über die Ankunft der Indischen Druckschriften.

    Einem hohen Königlichen Ministerium ermangle ich nicht, [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] An
das Königliche Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
Bericht
über die Ankunft der Indischen Druckschriften.

Einem hohen Königlichen Ministerium ermangle ich nicht, unterthänigst zu berichten, daß die Indischen Druckschriften wohlbehalten hier angelangt sind, und daß ich selbige in meiner Wohnung in Verwahrung genommen.
Dieser Bericht ist dadurch einige Zeit verzögert worden, daß ich wünschte zugleich melden zu können, der Guß sey in allen einzelnen Theilen zweckmäßig ausgefallen, und es bleibe durchaus nichts zu ergänzen und zu berichtigen übrig. Jedoch hievon kann ich nur durch wirklich angestellte Proben die Überzeugung erlangen; und ich sehe daß die Einrichtung eines Setzkastens, der gegen 600 Fächer methodisch geordnet enthalten muß, noch zu viel Zeit kosten wird. Ich muß mich daher damit begnügen, jetzt zu be[2]merken, daß die Lettern, so viel sich nach dem bloßen Anblick urtheilen läßt, meisterlich und mit größter Sorgfalt gegossen sind.
Der ganze Vorrath, den ich mit möglichster Sparsamkeit, jedoch für alle denkbaren Bedürfnsse berechnet hatte, beläuft sich auf neuntehalb Centner. Der Schriftstecher sowohl als der Schriftgießer hatten die Bestellung nur auf sechs Centner geschätzt. Der Irrthum entstand daher, daß die gewöhnlichen Lateinischen Lettern von gleichem Kaliber nicht so breit sind als die Indischen, daß also eine gleiche Anzahl von diesen ein größeres Gewicht austrägt. Indessen ist diese Vermehrung des Gewichtes die Ursache, warum meine Hoffnung, daß die Kosten unter der [von] der Königl. Regierung gnädigst bewilligten Summe von 2000 Thal. bleiben würden, nicht in Erfüllung gegangen ist.
Die sämtlichen Kosten [3] mit Inbegriff des Transportes und Einfuhrzolles belaufen sich auf 2006 thl. 19 g. 2 ; worüber anliegend die Berechnung nebst den Belägen erfolgt. Von einem hohen Königl. Ministerium empfing ich in Paris hiezu 1400 thl. Vorschuß; alles übrige habe ich bey Ablieferung der Waare bereits durch eigne Auslage berichtigt, und mein Guthaben beträgt demnach 606 thl. 19 g. 2 ₰.
Indem ich mich nun mit größter Thätigkeit anschicke, dieß durch die Freiygebigkeit der Königlichen Regierung herbeygeschaffte gelehrte Hülfsmittel Höchst deren Absichten gemäß zu benutzen, sey es mir vergönnet, einige unmaaßgebliche Bemerkungen über die zweckmäßigsten Arbeiten zur Förderung des Indischen Sprachstudiums anbey unterthänigst vorzulegen.
Bonn d. 20sten Feb. 1822.
[4] [leer]
[5] Anliegend die Beläge A, B, C, D, E, F, G.

Berechnung
Der sämtlichen Kosten eines auf Befehl des Königlichen Ministeriums der Geistlichen, Unterrichts- und Medecinal-Angelgelegenheiten verfertigten vollständigen Vorrathes von Indischen Devanagari-Druckschriften
in Französischem Gelde in Preuß. Gelde
Für Stempel Matricen pp – – – 3169 fr.csct.
Belag A. Quittung des
Schriftstechers Vibert.
Für drey Gußformen – – – – 230 ""
Belag B. Quittung
des Mechanicus Drevaulz.
Für Gußlieferungen zu den
verschiedenen Versuchen
des Druckes – – – – – 300 ""
Belag C. Quittung
des Schriftgießers Lion.
Für den Druck des Specimen – – 90 ""
Belag D. Quittung des
Buchdruckers Crapelet
Für 860 halbe Kilogrammen
Lettern – – – – – 3072 ""
Belag E. Quittung
des Schriftgießers Lion
Summa 6861. ""

Hierauf empfangen
durch einen Wechsel des
Herrn Hofbanquier
Schickler – – – – 4912 " 25 " 1400 thr.g.pf.

Rest ~ 1948 " – 75 "
Diese 1948 francs 75 ct. betragen zu dem Curs
von 3 fr. 60 ct. – – – – – – – 541 " 9 " 8 "
Fracht von Paris bis Bonn – – – – 60 " 17 ""
Belag F.
Zoll – – – – – – – – – – 4 " 22 " 6 "

Gesamt-Betrag 2006 " 19 " 2 ₰.
Belag G.
hierauf, wie oben bemerkt, empfangen – 1400 """

Rest meiner Auslagen: 606 " 19 " 2 pf.
Bonn d. 20sten Feb.
1822.
[6] [leer]
[7] [leer]
[8] [leer]
[9] Vorläufige Übersicht
der zur Förderung des Indischen Sprachstudiums
dienlichsten gelehrten Arbeiten.

Die Aufgabe ist meines Erachtens, zuförd zur Förderung die der Wissenschaft und zum Ruhme deutscher Gründlichkeit, das bisher von den Engändern geleistete zu übertreffen, wiewohl sie einen Überfluß an Hülfsmitteln und Vorräthen besitzen.
Wie überhaupt die Grundsätze der philologischen Kritik auf dieses neue Fach der Orientalischen Litteratur angewandt werden müssen, so scheint es mir auch ein wesentliches Erfoderniß, bey allem, was eigentlich philologisch ist, sowohl bey Ausgaben von Original-Texten, als bey Elementarbüchern, sich der Lateinischen Sprache zu bedienen, weil keine andere für diesen Gebrauch so wissenschaftlich ausgebildet ist. Es wird aber nöthig seyn, hiebey auf die Lateinische Schreibart eine besondre Sorgfalt zu wenden, da das Bestreben allzu genaue Versionen zu liefern, leicht auf Abwege führen könnte. Wiewohl von einem Orienta[10]listen nicht dieselbe Eleganz des Lateinischen Styls erwartet werden kann, wie von einem Gelehrten, welcher sein ganzes Leben den classischen Sprachen gewidmet hat, so ist doch meines Erachtens eine Latinität wie die des Hrn. Othmar Frank in seiner Sanskrit-Chrestomathie recht dazu geeignet, die ganze Sache in üblen Ruf zu bringen, weil sie den Sinn der Original-Schriften völvöllig unverständlich macht.
Die vorzunehmenden Arbeiten lassen sich in zwey Classen theilen: solche, die den ersten Eintritt zu erleichtern dienen, und solche, die dem schon geübten Kenner neuen Stoff zur Forschung und Erweiterung des Wissens verschaffen.
Was das erste betrifft, so dünkt mich, hat man nicht nöthig, sich allzu weit zu den Schüler-Bedürfnissen herabzulassen; denn es dürfte nicht rathsam seyn, irgend wen zu diesem schwierigen Fache einzuladen, der nicht schon ein entschiedenes Sprachtalent, sey es in Erlernung der classischen, oder andrer orientalischen Sprachen, bewährt hätte.
[11] Indessen ist eine kurzgefaßte Grammatik ein wahres Bedürfniß. Ich arbeite an einer solchen in Lateinischer Sprache, und habe bereits mehrere Abschnitte ausgeführt. Von den vier Englisch geschriebenen Sprachlehren des Sanskrit sind zwey unvollendet, alle sehr weitläuftig, und nur die von Wilkins bequeme zum Gebrauch, und im Buchhandel, wiewohl für einen hohen Preis zu haben. Diese Grammatik ist dadurch zu einem sehr starken Quartbande angewachsen, daß Wilkins bey der Abfassung auf den damaligen Mangel eines Wörterbuchs Rücksicht nahm. Da wir nun auch geschätzte Original-Sprachlehren besitzen, so ist es möglich, bey Benutzung der Englischen Vorgänger, zugleich an der Quelle zu schöpfen.
Wilsonʼs Wörterbuch ist ein höchst verdienstliches Werk. Ich habe es in dem dritten Heft meiner Indischen Bibliothek, welches eben unter der Presse ist, ausführlich beurtheilt, auch die Mängel nicht verschwiegen, und die Mittel zur Vervollständigung und Berichtigung angezeigt.
[12] Ein vollkommneres Wörterbuch, ein wahrer Thesaurus des Sanskrit, wäre ein gelehrtes Denkmal, welches der Regierung, durch deren einsichtsvolle Aufmunterung es zu Stande käme, zu dauerndem Ruhme gereichen würde. Aber meines Erachtens werden dazu die vereinigten Kräfte mehrerer Gelehrten eine Reihe von Jahren hindurch erfodert; und es dürfte nach dem ganzen Stande des Studiums zu frühzeitig seyn, jetzt auf etwas andres als auf Vorarbeiten zu denken.
Ausgaben von Texten.
Bhagavad-Gîtâ. Ich wünsche mit diesem philosophischen Gedichte den Anfang zu machen. Es ist von geringem Umfange, in grammatischer Beziehung nicht schwer, und äußerst wichtig für die Kenntniß der Brahmanischen Philosophie. An dem Texte hat die Conjectural-Kritik nichts zu thun, weil er wie ein Heiligthum bewahrt worden, so daß es gar keine abweichenden Lesearten giebt. Die Ausgabe von Calcutta ist schon äußerst selten geworden; ihre zahlreichen Fehler habe ich durch Vergleichung der Parisischen Handschriften verbessert. Dieses kleine Buch ist ganz dazu eingerichtet, sowohl von der typographischen [13] Eleganz, als von der Correctheit des Druckes, eine Probe zu geben.
Hitôpadêsa. Dieses weitberühmte Fabelbuch ist in England zum Schulbuche für die ostindische Lehranstalt gewählt worden, weil die sinnreichen und in mannichfaltiger Schreibart abgefaßten Sittensprüche mehr Schwierigkeiten darbieten, aber auch mehr Übung gewähren, als die Einfachheit als die der alten epischen Gedichte. Dieses Buch ist zwar schon zweymal herausgegeben: einmal in Serampore, von den Missionaren, als sie selbst noch Schüler waren (in Europa äußerst schwer zu haben;) das andere mal von Wilkins in London, wie es scheint, ziemlich nachlässig. Wenigstens hat mir die Vergleichung der einzigen Parisischen Handschrift eine reiche Ausbeute besserer Lesearten gegeben.
Râmâyana. Dieses Heldengedicht kann als die Ilias der Indischen Vorzeit betrachtet werden. Es ist eine Hauptquelle kosmogonischer Mythologie und heroïscher Sage. Überdieß ist es nicht von so unübersehlichen Umfange wie das Mâhâ-Bhârata, und alle Theile hängen genau zusammen. Die Worterklärung ist meistens leicht, aber zum vollen Verständniß der Er[14]zählung sind geographische, historische, mythologische, überhaupt entiquarische Erläuterungen nöthig. Auch die Kritik des Textes wird schwierig und zum Theil diaskeuastischer Art seyn, wegen der starken Abweichungen der Handschriften, welche nicht immer Interpolationen sind, sondern den ehemals weit verbreiteten mündlichen Vortrag des Gedichtes zu beweisen scheinen. Ich habe mich hievon schon in Paris durch angefangene Vergleichung einer Handschrift überzeugt.
Die von den Missionaren in Serampore unternommene Ausgabe ist mit dem dritten Bande ins Stocken gerathen. Sie war ungeschickt weitläuftig, auf zehn starke Quartbände zu einem unerschwinglichen Preise angelegt. Die drey wirklich vorhandenen Bände sind in Europa selten beysammen zu finden. Nach unsrer typographischen Einrichtung würde der bloße Text sich in fünf bis sechs Octav-Bände bringen lassen, und zu einem mäßigen Preise geliefert werden können.
Die Druckkosten der obigen kleineren Arbeiten, der Grammatik, der Ausgabe des Bhagavad-Gîtâ und des Hitôpadêsa zu bestreiten, werden meine [15] eignen Mittel hinreichen. Wenn diese Arbeiten Beyfall finden, so wird die größere Unternehmung mit dem Râmâyana vielleicht durch eine Subscription, besonders in England, sowohl von Seiten der Behörden des Indischen Sprachunterrichtes, als von Privatpersonen, unterstützt werden.
In Absicht auf die Handschriften bleiben wir für jetzt immer noch in der Abhängigkeit des Auslandes. Sollte in der Folge ein hohes Königliches Ministerium dergleichen für die Königl. Bibliothek in Berlin erwerben wollen, so würde dieß wohl ohne übermäßigen Aufwand möglich seyn, wenn man die Gelegenheiten abwartet. Denn, wie mir Hr. Colebrooke schreibt, ereignet sich der Fall in England nicht selten, daß in dem Nachlaß ehemaliger Ostindischer Beamten Handschriften an ungelehrte Erben kommen, welche sie zu Gelde zu machen wünschen. Die Zahl der Liebhaber ist klein, und die Bibliothek der Ostindischen Compagnie kauft schwerlich, weil sie schon einen großen Überfluß besitzt. Ich weiß, daß die Königl. Bibliothek in Paris vor kurzem 20 sehr schätzbare Handschriften aus dem Nachlasse des bekannten Obristen Polier für den äußerst mäßigen Preis von 1500 Francs erstanden hat.
[16] [leer]
[9] abg. d. 21 Febr. 22
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[1] An
das Königliche Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
Bericht
über die Ankunft der Indischen Druckschriften.

Einem hohen Königlichen Ministerium ermangle ich nicht, unterthänigst zu berichten, daß die Indischen Druckschriften wohlbehalten hier angelangt sind, und daß ich selbige in meiner Wohnung in Verwahrung genommen.
Dieser Bericht ist dadurch einige Zeit verzögert worden, daß ich wünschte zugleich melden zu können, der Guß sey in allen einzelnen Theilen zweckmäßig ausgefallen, und es bleibe durchaus nichts zu ergänzen und zu berichtigen übrig. Jedoch hievon kann ich nur durch wirklich angestellte Proben die Überzeugung erlangen; und ich sehe daß die Einrichtung eines Setzkastens, der gegen 600 Fächer methodisch geordnet enthalten muß, noch zu viel Zeit kosten wird. Ich muß mich daher damit begnügen, jetzt zu be[2]merken, daß die Lettern, so viel sich nach dem bloßen Anblick urtheilen läßt, meisterlich und mit größter Sorgfalt gegossen sind.
Der ganze Vorrath, den ich mit möglichster Sparsamkeit, jedoch für alle denkbaren Bedürfnsse berechnet hatte, beläuft sich auf neuntehalb Centner. Der Schriftstecher sowohl als der Schriftgießer hatten die Bestellung nur auf sechs Centner geschätzt. Der Irrthum entstand daher, daß die gewöhnlichen Lateinischen Lettern von gleichem Kaliber nicht so breit sind als die Indischen, daß also eine gleiche Anzahl von diesen ein größeres Gewicht austrägt. Indessen ist diese Vermehrung des Gewichtes die Ursache, warum meine Hoffnung, daß die Kosten unter der [von] der Königl. Regierung gnädigst bewilligten Summe von 2000 Thal. bleiben würden, nicht in Erfüllung gegangen ist.
Die sämtlichen Kosten [3] mit Inbegriff des Transportes und Einfuhrzolles belaufen sich auf 2006 thl. 19 g. 2 ; worüber anliegend die Berechnung nebst den Belägen erfolgt. Von einem hohen Königl. Ministerium empfing ich in Paris hiezu 1400 thl. Vorschuß; alles übrige habe ich bey Ablieferung der Waare bereits durch eigne Auslage berichtigt, und mein Guthaben beträgt demnach 606 thl. 19 g. 2 ₰.
Indem ich mich nun mit größter Thätigkeit anschicke, dieß durch die Freiygebigkeit der Königlichen Regierung herbeygeschaffte gelehrte Hülfsmittel Höchst deren Absichten gemäß zu benutzen, sey es mir vergönnet, einige unmaaßgebliche Bemerkungen über die zweckmäßigsten Arbeiten zur Förderung des Indischen Sprachstudiums anbey unterthänigst vorzulegen.
Bonn d. 20sten Feb. 1822.
[4] [leer]
[5] Anliegend die Beläge A, B, C, D, E, F, G.

Berechnung
Der sämtlichen Kosten eines auf Befehl des Königlichen Ministeriums der Geistlichen, Unterrichts- und Medecinal-Angelgelegenheiten verfertigten vollständigen Vorrathes von Indischen Devanagari-Druckschriften
in Französischem Gelde in Preuß. Gelde
Für Stempel Matricen pp – – – 3169 fr.csct.
Belag A. Quittung des
Schriftstechers Vibert.
Für drey Gußformen – – – – 230 ""
Belag B. Quittung
des Mechanicus Drevaulz.
Für Gußlieferungen zu den
verschiedenen Versuchen
des Druckes – – – – – 300 ""
Belag C. Quittung
des Schriftgießers Lion.
Für den Druck des Specimen – – 90 ""
Belag D. Quittung des
Buchdruckers Crapelet
Für 860 halbe Kilogrammen
Lettern – – – – – 3072 ""
Belag E. Quittung
des Schriftgießers Lion
Summa 6861. ""

Hierauf empfangen
durch einen Wechsel des
Herrn Hofbanquier
Schickler – – – – 4912 " 25 " 1400 thr.g.pf.

Rest ~ 1948 " – 75 "
Diese 1948 francs 75 ct. betragen zu dem Curs
von 3 fr. 60 ct. – – – – – – – 541 " 9 " 8 "
Fracht von Paris bis Bonn – – – – 60 " 17 ""
Belag F.
Zoll – – – – – – – – – – 4 " 22 " 6 "

Gesamt-Betrag 2006 " 19 " 2 ₰.
Belag G.
hierauf, wie oben bemerkt, empfangen – 1400 """

Rest meiner Auslagen: 606 " 19 " 2 pf.
Bonn d. 20sten Feb.
1822.
[6] [leer]
[7] [leer]
[8] [leer]
[9] Vorläufige Übersicht
der zur Förderung des Indischen Sprachstudiums
dienlichsten gelehrten Arbeiten.

Die Aufgabe ist meines Erachtens, zuförd zur Förderung die der Wissenschaft und zum Ruhme deutscher Gründlichkeit, das bisher von den Engändern geleistete zu übertreffen, wiewohl sie einen Überfluß an Hülfsmitteln und Vorräthen besitzen.
Wie überhaupt die Grundsätze der philologischen Kritik auf dieses neue Fach der Orientalischen Litteratur angewandt werden müssen, so scheint es mir auch ein wesentliches Erfoderniß, bey allem, was eigentlich philologisch ist, sowohl bey Ausgaben von Original-Texten, als bey Elementarbüchern, sich der Lateinischen Sprache zu bedienen, weil keine andere für diesen Gebrauch so wissenschaftlich ausgebildet ist. Es wird aber nöthig seyn, hiebey auf die Lateinische Schreibart eine besondre Sorgfalt zu wenden, da das Bestreben allzu genaue Versionen zu liefern, leicht auf Abwege führen könnte. Wiewohl von einem Orienta[10]listen nicht dieselbe Eleganz des Lateinischen Styls erwartet werden kann, wie von einem Gelehrten, welcher sein ganzes Leben den classischen Sprachen gewidmet hat, so ist doch meines Erachtens eine Latinität wie die des Hrn. Othmar Frank in seiner Sanskrit-Chrestomathie recht dazu geeignet, die ganze Sache in üblen Ruf zu bringen, weil sie den Sinn der Original-Schriften völvöllig unverständlich macht.
Die vorzunehmenden Arbeiten lassen sich in zwey Classen theilen: solche, die den ersten Eintritt zu erleichtern dienen, und solche, die dem schon geübten Kenner neuen Stoff zur Forschung und Erweiterung des Wissens verschaffen.
Was das erste betrifft, so dünkt mich, hat man nicht nöthig, sich allzu weit zu den Schüler-Bedürfnissen herabzulassen; denn es dürfte nicht rathsam seyn, irgend wen zu diesem schwierigen Fache einzuladen, der nicht schon ein entschiedenes Sprachtalent, sey es in Erlernung der classischen, oder andrer orientalischen Sprachen, bewährt hätte.
[11] Indessen ist eine kurzgefaßte Grammatik ein wahres Bedürfniß. Ich arbeite an einer solchen in Lateinischer Sprache, und habe bereits mehrere Abschnitte ausgeführt. Von den vier Englisch geschriebenen Sprachlehren des Sanskrit sind zwey unvollendet, alle sehr weitläuftig, und nur die von Wilkins bequeme zum Gebrauch, und im Buchhandel, wiewohl für einen hohen Preis zu haben. Diese Grammatik ist dadurch zu einem sehr starken Quartbande angewachsen, daß Wilkins bey der Abfassung auf den damaligen Mangel eines Wörterbuchs Rücksicht nahm. Da wir nun auch geschätzte Original-Sprachlehren besitzen, so ist es möglich, bey Benutzung der Englischen Vorgänger, zugleich an der Quelle zu schöpfen.
Wilsonʼs Wörterbuch ist ein höchst verdienstliches Werk. Ich habe es in dem dritten Heft meiner Indischen Bibliothek, welches eben unter der Presse ist, ausführlich beurtheilt, auch die Mängel nicht verschwiegen, und die Mittel zur Vervollständigung und Berichtigung angezeigt.
[12] Ein vollkommneres Wörterbuch, ein wahrer Thesaurus des Sanskrit, wäre ein gelehrtes Denkmal, welches der Regierung, durch deren einsichtsvolle Aufmunterung es zu Stande käme, zu dauerndem Ruhme gereichen würde. Aber meines Erachtens werden dazu die vereinigten Kräfte mehrerer Gelehrten eine Reihe von Jahren hindurch erfodert; und es dürfte nach dem ganzen Stande des Studiums zu frühzeitig seyn, jetzt auf etwas andres als auf Vorarbeiten zu denken.
Ausgaben von Texten.
Bhagavad-Gîtâ. Ich wünsche mit diesem philosophischen Gedichte den Anfang zu machen. Es ist von geringem Umfange, in grammatischer Beziehung nicht schwer, und äußerst wichtig für die Kenntniß der Brahmanischen Philosophie. An dem Texte hat die Conjectural-Kritik nichts zu thun, weil er wie ein Heiligthum bewahrt worden, so daß es gar keine abweichenden Lesearten giebt. Die Ausgabe von Calcutta ist schon äußerst selten geworden; ihre zahlreichen Fehler habe ich durch Vergleichung der Parisischen Handschriften verbessert. Dieses kleine Buch ist ganz dazu eingerichtet, sowohl von der typographischen [13] Eleganz, als von der Correctheit des Druckes, eine Probe zu geben.
Hitôpadêsa. Dieses weitberühmte Fabelbuch ist in England zum Schulbuche für die ostindische Lehranstalt gewählt worden, weil die sinnreichen und in mannichfaltiger Schreibart abgefaßten Sittensprüche mehr Schwierigkeiten darbieten, aber auch mehr Übung gewähren, als die Einfachheit als die der alten epischen Gedichte. Dieses Buch ist zwar schon zweymal herausgegeben: einmal in Serampore, von den Missionaren, als sie selbst noch Schüler waren (in Europa äußerst schwer zu haben;) das andere mal von Wilkins in London, wie es scheint, ziemlich nachlässig. Wenigstens hat mir die Vergleichung der einzigen Parisischen Handschrift eine reiche Ausbeute besserer Lesearten gegeben.
Râmâyana. Dieses Heldengedicht kann als die Ilias der Indischen Vorzeit betrachtet werden. Es ist eine Hauptquelle kosmogonischer Mythologie und heroïscher Sage. Überdieß ist es nicht von so unübersehlichen Umfange wie das Mâhâ-Bhârata, und alle Theile hängen genau zusammen. Die Worterklärung ist meistens leicht, aber zum vollen Verständniß der Er[14]zählung sind geographische, historische, mythologische, überhaupt entiquarische Erläuterungen nöthig. Auch die Kritik des Textes wird schwierig und zum Theil diaskeuastischer Art seyn, wegen der starken Abweichungen der Handschriften, welche nicht immer Interpolationen sind, sondern den ehemals weit verbreiteten mündlichen Vortrag des Gedichtes zu beweisen scheinen. Ich habe mich hievon schon in Paris durch angefangene Vergleichung einer Handschrift überzeugt.
Die von den Missionaren in Serampore unternommene Ausgabe ist mit dem dritten Bande ins Stocken gerathen. Sie war ungeschickt weitläuftig, auf zehn starke Quartbände zu einem unerschwinglichen Preise angelegt. Die drey wirklich vorhandenen Bände sind in Europa selten beysammen zu finden. Nach unsrer typographischen Einrichtung würde der bloße Text sich in fünf bis sechs Octav-Bände bringen lassen, und zu einem mäßigen Preise geliefert werden können.
Die Druckkosten der obigen kleineren Arbeiten, der Grammatik, der Ausgabe des Bhagavad-Gîtâ und des Hitôpadêsa zu bestreiten, werden meine [15] eignen Mittel hinreichen. Wenn diese Arbeiten Beyfall finden, so wird die größere Unternehmung mit dem Râmâyana vielleicht durch eine Subscription, besonders in England, sowohl von Seiten der Behörden des Indischen Sprachunterrichtes, als von Privatpersonen, unterstützt werden.
In Absicht auf die Handschriften bleiben wir für jetzt immer noch in der Abhängigkeit des Auslandes. Sollte in der Folge ein hohes Königliches Ministerium dergleichen für die Königl. Bibliothek in Berlin erwerben wollen, so würde dieß wohl ohne übermäßigen Aufwand möglich seyn, wenn man die Gelegenheiten abwartet. Denn, wie mir Hr. Colebrooke schreibt, ereignet sich der Fall in England nicht selten, daß in dem Nachlaß ehemaliger Ostindischer Beamten Handschriften an ungelehrte Erben kommen, welche sie zu Gelde zu machen wünschen. Die Zahl der Liebhaber ist klein, und die Bibliothek der Ostindischen Compagnie kauft schwerlich, weil sie schon einen großen Überfluß besitzt. Ich weiß, daß die Königl. Bibliothek in Paris vor kurzem 20 sehr schätzbare Handschriften aus dem Nachlasse des bekannten Obristen Polier für den äußerst mäßigen Preis von 1500 Francs erstanden hat.
[16] [leer]
[9] abg. d. 21 Febr. 22
· Beiliegender Brief von/an A.W. Schlegel , [20. Februar 1822]
· Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(1),Nr.4
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