• Friedrich de La Motte-Fouqué to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Nennhausen · Place of Destination: Berlin · Date: 28.11.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich de La Motte-Fouqué
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Nennhausen
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 28.11.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 362832862
  • Bibliography: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hg. v. Karl von Holtei. Bd. 1. Hannover 1872, S. 103‒105.
  • Incipit: „[1] Nennhausen am 28. Novemb. 1803.
    Theuerster Freund!
    Erst bei der Zurückkunft von einem kurzen Besuche, den ich meinen Verwandten in Potsdam schuldig [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37104
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.2,Nr.19(11)
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,2 x 18,6 cm
    Language
  • German
[1] Nennhausen am 28. Novemb. 1803.
Theuerster Freund!
Erst bei der Zurückkunft von einem kurzen Besuche, den ich meinen Verwandten in Potsdam schuldig war, fand ich die Velin-Ausgabe Deines Briefes vor, und nur diesem Umstande hast Du die Verzögerung meiner Antwort zuzuschreiben. So vieles Erfreuliche darin hätte mich sonst auf jeden Fall sogleich zum Schreibtisch gelockt; vor allem die Hindeutung auf Deinen längeren Aufenthalt bei uns. Es würde mir schwer fallen die Freude, welche ein Blick auf diese Aussicht in mir erweckt, so lebendig darzustellen, als ich sie empfinde, und von meiner Frau kann ich das Gleiche sagen, wie auch von den übrigen Hausgenossen. Jedoch erlaubt es mir mein bestimmtes Gefühl nicht anders, als mich und meine Frau an die Spitze zu stellen. ‒ Ich werde (dem hereinbrechenden nordischen Winter zum Trotz) mit aller Anstrengung in den nächsten Monaten die schöne südliche Sprache zu erlernen trachten, nach welcher Du eine so lebhafte Sehnsucht in mir erweckt hast, und denke Du werdest mich nicht unvorbereitet finden, so daß wir alsdann die Sache mit Eifer, und nicht unter zu großer Anstrengung Deiner Geduld, treiben können. Mein Schwiegervater kommt wie ich glaube am 12ten des künftigen Monats [2] nach Berlin, und durch ihn würdest Du mir vielleicht die spanische Grammatik zukommen zu lassen im Stande sein; vielleicht auch das Andre, wozu ich mich wie ein Kind auf das Christgeschenk freue. An eigentlich altdeutscher Lectüre bin ich jetzt arm. Ich habe mich nicht in eine neue Arbeit verwickeln wollen, und deshalb die einzige Epopöe in der Müllerschen Sammlung die mir noch unbekannt ist: die Eneidt, bis jetzt liegen lassen. Doch reizt mich die romantische Behandlung des antiken Stoffes zu sehr, als daß ich nicht in diesen Tagen noch den Anfang machen sollte.
In dem alten Meister-Gesangbuche, welches Müller hat, finde ich manches Treffliche, doch verhältnissmäßig weniger Schönes, als beim Maneße. Inzwischen bin ich erst bis auf die Hälfte gekommen. Sobald Du mir das Buch der Liebe nebst dem Cochem schickst, und mein Studium des Spanischen angeht, wird wohl das Griechische eine Zeit lang darunter leiden müssen, welches ich jetzt noch ordentlich genug treibe.
Mit rechter Sehnsucht höre ich von Deinen Vorlesungen reden, und von dem standhaften Prinzen. Eine beruhigende Aussicht eröffnet mir meine projektirte Reise nach Berlin, wo mir wenigstens etwas von den ersteren, und hoffentlich der Letztere ganz zu Gute kommen wird.
Bei der schwierigen Wahl die Du mir durch den Vorschlag zweier so schönen und bedeutsamen Namen für mich, auferlegt hast, nahm ich meine Zuflucht zu dem Forum welches Du selbst angiebst ‒ zu meiner Line. So sehr ihr [3] auch der Rosenanker gefiel, hatte doch der Pellerin einmal den Vortheil des ersten Eindrucks, und sie wünschte diesen allein gewählt zu wissen. Ich habe mich gern in ihren Willen gefügt, da dieser Name für mich gleichfalls viel Liebliches hat, und der Erstere noch immer bei einem künftigen Werke zu gebrauchen steht; vielleicht alsdann die Vereinigung beider bei einem dritten, woraus der Zufall manches Drollige entwickeln könnte. ‒ Es bleibe also vor der Hand beim Pellerin. ‒ Die Veränderung des Titels, auch die Weglassung der einzelnen Bezeichnungen dünkt mich vollkommen passend und gut, wie überhaupt Alles, was mein geliebter Meister mit meiner Arbeit vorzunehmen gedenkt. ‒ Was Du vom Rübezahl sagst, hat mich sehr erfreut und aufgemuntert. ‒ Ich habe jetzt noch andre Dinge im Sinn, die, wenn das jetzt Erscheinende gut aufgenommen wird, dereinst ein zweites Bändchen formiren könnten.
Für jetzt drängt mich die Zeit so sehr, daß ich Dir nur noch sagen kann, Deine Pathe und alle übrige Mitglieder unsres Cirkels seien gesund und wohlauf; und daß ich Dich ersuche die freundlichsten Grüße von Allen an Alle auszurichten.
Ich bin ewig der Deinige
Fouqué.
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[1] Nennhausen am 28. Novemb. 1803.
Theuerster Freund!
Erst bei der Zurückkunft von einem kurzen Besuche, den ich meinen Verwandten in Potsdam schuldig war, fand ich die Velin-Ausgabe Deines Briefes vor, und nur diesem Umstande hast Du die Verzögerung meiner Antwort zuzuschreiben. So vieles Erfreuliche darin hätte mich sonst auf jeden Fall sogleich zum Schreibtisch gelockt; vor allem die Hindeutung auf Deinen längeren Aufenthalt bei uns. Es würde mir schwer fallen die Freude, welche ein Blick auf diese Aussicht in mir erweckt, so lebendig darzustellen, als ich sie empfinde, und von meiner Frau kann ich das Gleiche sagen, wie auch von den übrigen Hausgenossen. Jedoch erlaubt es mir mein bestimmtes Gefühl nicht anders, als mich und meine Frau an die Spitze zu stellen. ‒ Ich werde (dem hereinbrechenden nordischen Winter zum Trotz) mit aller Anstrengung in den nächsten Monaten die schöne südliche Sprache zu erlernen trachten, nach welcher Du eine so lebhafte Sehnsucht in mir erweckt hast, und denke Du werdest mich nicht unvorbereitet finden, so daß wir alsdann die Sache mit Eifer, und nicht unter zu großer Anstrengung Deiner Geduld, treiben können. Mein Schwiegervater kommt wie ich glaube am 12ten des künftigen Monats [2] nach Berlin, und durch ihn würdest Du mir vielleicht die spanische Grammatik zukommen zu lassen im Stande sein; vielleicht auch das Andre, wozu ich mich wie ein Kind auf das Christgeschenk freue. An eigentlich altdeutscher Lectüre bin ich jetzt arm. Ich habe mich nicht in eine neue Arbeit verwickeln wollen, und deshalb die einzige Epopöe in der Müllerschen Sammlung die mir noch unbekannt ist: die Eneidt, bis jetzt liegen lassen. Doch reizt mich die romantische Behandlung des antiken Stoffes zu sehr, als daß ich nicht in diesen Tagen noch den Anfang machen sollte.
In dem alten Meister-Gesangbuche, welches Müller hat, finde ich manches Treffliche, doch verhältnissmäßig weniger Schönes, als beim Maneße. Inzwischen bin ich erst bis auf die Hälfte gekommen. Sobald Du mir das Buch der Liebe nebst dem Cochem schickst, und mein Studium des Spanischen angeht, wird wohl das Griechische eine Zeit lang darunter leiden müssen, welches ich jetzt noch ordentlich genug treibe.
Mit rechter Sehnsucht höre ich von Deinen Vorlesungen reden, und von dem standhaften Prinzen. Eine beruhigende Aussicht eröffnet mir meine projektirte Reise nach Berlin, wo mir wenigstens etwas von den ersteren, und hoffentlich der Letztere ganz zu Gute kommen wird.
Bei der schwierigen Wahl die Du mir durch den Vorschlag zweier so schönen und bedeutsamen Namen für mich, auferlegt hast, nahm ich meine Zuflucht zu dem Forum welches Du selbst angiebst ‒ zu meiner Line. So sehr ihr [3] auch der Rosenanker gefiel, hatte doch der Pellerin einmal den Vortheil des ersten Eindrucks, und sie wünschte diesen allein gewählt zu wissen. Ich habe mich gern in ihren Willen gefügt, da dieser Name für mich gleichfalls viel Liebliches hat, und der Erstere noch immer bei einem künftigen Werke zu gebrauchen steht; vielleicht alsdann die Vereinigung beider bei einem dritten, woraus der Zufall manches Drollige entwickeln könnte. ‒ Es bleibe also vor der Hand beim Pellerin. ‒ Die Veränderung des Titels, auch die Weglassung der einzelnen Bezeichnungen dünkt mich vollkommen passend und gut, wie überhaupt Alles, was mein geliebter Meister mit meiner Arbeit vorzunehmen gedenkt. ‒ Was Du vom Rübezahl sagst, hat mich sehr erfreut und aufgemuntert. ‒ Ich habe jetzt noch andre Dinge im Sinn, die, wenn das jetzt Erscheinende gut aufgenommen wird, dereinst ein zweites Bändchen formiren könnten.
Für jetzt drängt mich die Zeit so sehr, daß ich Dir nur noch sagen kann, Deine Pathe und alle übrige Mitglieder unsres Cirkels seien gesund und wohlauf; und daß ich Dich ersuche die freundlichsten Grüße von Allen an Alle auszurichten.
Ich bin ewig der Deinige
Fouqué.
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