• Augusta von Buttlar to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 15.12.1822
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Augusta von Buttlar
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 15.12.1822
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-38972
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.124
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,4 x 12 cm
  • Incipit: „[1] Geliebter theurer Onkel!
    Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, [...]“
    Language
  • German
  • French
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Hoell, Anne
  • Varwig, Olivia
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[1] Geliebter theurer Onkel!
Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –
ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft der Herzogin von Broglie, und die der Gräfin St. Aulaire machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von Broglie schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes billet empfangen kam Herr Gerard zu mir, glücklicher weise stand Dein Bild mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, die Copie nach Palma und das Portrait des kleinen Rudolf, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, mais Madame vous peignez! vous peignez! &. bey dem kleinen Rudolf meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, zu vermögen in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in [2] seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den [Mon]tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von Broglie, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als Herr von Stael haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die H. von B. erboth sich auch wegen mir an Forbin zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da Forbin sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey der Herzogin v. B. die ich nicht traf, und bey der Grafin St Aulaire die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem hôtel als Attelier an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir das Diorama zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an Forbin worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die herzogin von .B, und die Grafin St. A. zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. Herr von Üchtritz, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe[n] an Graf Forbin zu schreiben wegen der Erlaubniß auf dem Louvre zu Copieren (n.b. daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von B. und die Gräfin St. A. bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen scheint sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche nun sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in Paris, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. Hrr von Stael war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An[3]erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich meine Heilige Anna zu Gerard zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte.
Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll eine Sibille vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben.
Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet.
Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden, und so wie man alle Tage ein Journal oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – Die gute Mendelsohn sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin St Aulaire enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von der Gräfin St. A. doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum Louvre. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in der Vorstadt St Germain herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße Courtier, wo du gewohnt hast, wir besahen ein [4] ein Quartier im hôtel de Mayance wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey dem Herrn Huot der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 r. kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in München auf der Akademie gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß.
Dein Bild ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist alles wohl und gesund in Dresden. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. Mein Mann empfielt sich dir angelegentlichst.
Deine treue Nichte
Auguste
rue des bons enfans
hotel du Loiret No 5
près du palais Royal
Paris den 15 Dezember
1822
Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!
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[1] Geliebter theurer Onkel!
Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –
ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft der Herzogin von Broglie, und die der Gräfin St. Aulaire machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von Broglie schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes billet empfangen kam Herr Gerard zu mir, glücklicher weise stand Dein Bild mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, die Copie nach Palma und das Portrait des kleinen Rudolf, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, mais Madame vous peignez! vous peignez! &. bey dem kleinen Rudolf meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, zu vermögen in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in [2] seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den [Mon]tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von Broglie, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als Herr von Stael haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die H. von B. erboth sich auch wegen mir an Forbin zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da Forbin sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey der Herzogin v. B. die ich nicht traf, und bey der Grafin St Aulaire die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem hôtel als Attelier an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir das Diorama zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an Forbin worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die herzogin von .B, und die Grafin St. A. zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. Herr von Üchtritz, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe[n] an Graf Forbin zu schreiben wegen der Erlaubniß auf dem Louvre zu Copieren (n.b. daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von B. und die Gräfin St. A. bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen scheint sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche nun sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in Paris, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. Hrr von Stael war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An[3]erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich meine Heilige Anna zu Gerard zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte.
Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll eine Sibille vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben.
Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet.
Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden, und so wie man alle Tage ein Journal oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – Die gute Mendelsohn sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin St Aulaire enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von der Gräfin St. A. doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum Louvre. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in der Vorstadt St Germain herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße Courtier, wo du gewohnt hast, wir besahen ein [4] ein Quartier im hôtel de Mayance wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey dem Herrn Huot der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 r. kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in München auf der Akademie gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß.
Dein Bild ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist alles wohl und gesund in Dresden. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. Mein Mann empfielt sich dir angelegentlichst.
Deine treue Nichte
Auguste
rue des bons enfans
hotel du Loiret No 5
près du palais Royal
Paris den 15 Dezember
1822
Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!
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