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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-10-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="notice-1632 ">[1]</span> Geliebter theurer Onkel!<br>Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –<br>ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft <span class="index-237 tp-28805 ">der Herzogin von </span><span class="index-237 tp-28805 family-courier ">Broglie</span>, und die <span class="index-2346 tp-29183 ">der Gräfin </span><span class="index-2346 tp-29183 family-courier ">St. Aulaire</span> machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von <span class="family-courier ">Broglie</span> schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes <span class="family-courier ">billet</span> empfangen kam <span class="index-2022 tp-28806 ">Herr Gerard</span> zu mir, glücklicher weise stand <span class="index-5037 tp-52861 ">Dein Bild</span> mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, <span class="index-8555 tp-52864 ">die Copie nach </span><span class="index-8555 tp-52864 index-5066 tp-52862 family-courier ">Palma</span><span class="index-8555 tp-52864 "> </span>und <span class="index-8554 tp-52863 ">das Portrait des kleinen </span><span class="index-8554 tp-52863 family-courier ">Rudolf</span>, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, <span class="family-courier ">mais Madame vous peignez! vous peignez!</span> &. bey dem kleinen <span class="family-courier ">Rudolf</span> meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, <span class="offset-4 ">zu vermögen</span> in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in <span class="notice-1633 ">[2]</span> seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den <span class="notice-23116 ">[Mon]</span>tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von <span class="family-courier ">Broglie</span>, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als <span class="index-268 tp-28813 ">Herr von Stael</span> haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die <span class="index-237 tp-28814 ">H. von </span><span class="index-237 tp-28814 family-courier ">B.</span> erboth sich auch wegen mir an <span class="index-2484 tp-28807 family-courier ">Forbin</span> zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da <span class="family-courier ">Forbin</span> sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey <span class="index-237 tp-28808 ">der Herzogin v. </span><span class="index-237 tp-28808 family-courier ">B.</span> die ich nicht traf, und bey <span class="index-2346 tp-52869 ">der Grafin </span><span class="index-2346 tp-52869 family-courier ">St Aulaire</span> die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem <span class="family-courier ">hôtel</span> als <span class="family-courier ">Attelier</span> an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir <span class="index-8556 tp-52870 ">das </span><span class="index-8556 tp-52870 family-courier ">Diorama</span> zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an <span class="family-courier ">Forbin </span>worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die <span class="index-237 tp-52871 ">herzogin von </span><span class="index-237 tp-52871 family-courier ">.B</span>, und <span class="index-2346 tp-52872 ">die Grafin </span><span class="index-2346 tp-52872 family-courier ">St. A.</span> zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. <span class="index-5036 tp-28815 ">Herr von Üchtritz</span>, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe<span class="notice-23117 ">[n]</span> an <span class="index-2484 tp-52873 ">Graf </span><span class="index-2484 tp-52873 family-courier ">Forbin</span> zu schreiben wegen der Erlaubniß auf <span class="index-5930 tp-52874 ">dem </span><span class="index-5930 tp-52874 family-courier ">Louvre</span> zu Copieren (<span class="family-courier ">n.b.</span> daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von <span class="family-courier ">B.</span> und die Gräfin <span class="family-courier ">St. A.</span> bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen <span class="overstrike-1 ">scheint</span> sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche <span class="overstrike-1 ">nun</span> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <span class="index-171 tp-28809 ">Paris</span>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <span class="index-268 tp-28816 ">Hrr von Stael</span> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<span class="notice-1635 ">[3]</span>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <span class="index-8557 tp-52876 ">meine </span><span class="index-8557 tp-52876 index-8577 tp-52964 ">Heilige Anna</span> zu <span class="index-2022 tp-52875 ">Gerard</span> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <br>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <span class="index-8558 tp-52877 ">eine Sibille</span> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <br>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <br>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <span class="cite tp-52891 ">wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden</span>, und so wie man alle Tage ein <span class="family-courier ">Journal</span> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <span class="index-607 tp-28810 ">Die gute Mendelsohn</span> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <span class="family-courier ">St Aulaire</span> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <span class="index-2346 tp-52880 ">der Gräfin </span><span class="index-2346 tp-52880 family-courier ">St. A.</span> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <span class="index-5930 tp-52879 family-courier ">Louvre</span>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <span class="index-6178 tp-52881 ">der Vorstadt </span><span class="index-6178 tp-52881 family-courier ">St Germain</span> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <span class="family-courier ">Courtier</span>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <span class="notice-1634 ">[4]</span> ein Quartier im <span class="family-courier ">hôtel de Mayance</span> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <span class="index-8559 tp-52882 ">dem Herrn </span><span class="index-8559 tp-52882 family-courier ">Huot</span> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <span class="notice-23118 ">r.</span> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <span class="index-354 tp-52883 ">München</span> auf <span class="index-5958 tp-52884 ">der Akademie</span> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <br><span class="index-5037 tp-28818 ">Dein Bild</span> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <span class="index-3670 tp-53115 index-3669 tp-53116 index-115 tp-53114 index-129 tp-53113 ">alles</span> wohl und gesund in <span class="index-13 tp-28817 ">Dresden</span>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <span class="index-3513 tp-28811 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir angelegentlichst.<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><span class="family-courier ">rue des bons enfans</span><br><span class="family-courier ">hotel du Loiret N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier offset-4 "> </span><span class="family-courier ">5</span><br><span class="family-courier ">près du </span><span class="family-courier index-8530 tp-52885 ">palais Royal</span><br><span class="index-171 tp-52886 ">Paris</span> den 15 Dezember<br>1822<br>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!', 'isaprint' => false, 'isnewtranslation' => true, 'statemsg' => 'betamsg23', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1676', 'description' => 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 15.12.1822, Paris, Bonn', 'adressatort' => 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>', 'absendeort' => 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>', 'date' => '15.12.1822', 'adressat' => array(), 'adrCitation' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'absender' => array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. 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Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey <span class="index-237 tp-28808 ">der Herzogin v. </span><span class="index-237 tp-28808 family-courier ">B.</span> die ich nicht traf, und bey <span class="index-2346 tp-52869 ">der Grafin </span><span class="index-2346 tp-52869 family-courier ">St Aulaire</span> die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem <span class="family-courier ">hôtel</span> als <span class="family-courier ">Attelier</span> an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir <span class="index-8556 tp-52870 ">das </span><span class="index-8556 tp-52870 family-courier ">Diorama</span> zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an <span class="family-courier ">Forbin </span>worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die <span class="index-237 tp-52871 ">herzogin von </span><span class="index-237 tp-52871 family-courier ">.B</span>, und <span class="index-2346 tp-52872 ">die Grafin </span><span class="index-2346 tp-52872 family-courier ">St. A.</span> zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. <span class="index-5036 tp-28815 ">Herr von Üchtritz</span>, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe<span class="notice-23117 ">[n]</span> an <span class="index-2484 tp-52873 ">Graf </span><span class="index-2484 tp-52873 family-courier ">Forbin</span> zu schreiben wegen der Erlaubniß auf <span class="index-5930 tp-52874 ">dem </span><span class="index-5930 tp-52874 family-courier ">Louvre</span> zu Copieren (<span class="family-courier ">n.b.</span> daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von <span class="family-courier ">B.</span> und die Gräfin <span class="family-courier ">St. A.</span> bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen <span class="overstrike-1 ">scheint</span> sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche <span class="overstrike-1 ">nun</span> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <span class="index-171 tp-28809 ">Paris</span>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <span class="index-268 tp-28816 ">Hrr von Stael</span> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<span class="notice-1635 ">[3]</span>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <span class="index-8557 tp-52876 ">meine </span><span class="index-8557 tp-52876 index-8577 tp-52964 ">Heilige Anna</span> zu <span class="index-2022 tp-52875 ">Gerard</span> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <br>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <span class="index-8558 tp-52877 ">eine Sibille</span> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <br>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <br>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <span class="cite tp-52891 ">wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden</span>, und so wie man alle Tage ein <span class="family-courier ">Journal</span> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <span class="index-607 tp-28810 ">Die gute Mendelsohn</span> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <span class="family-courier ">St Aulaire</span> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <span class="index-2346 tp-52880 ">der Gräfin </span><span class="index-2346 tp-52880 family-courier ">St. A.</span> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <span class="index-5930 tp-52879 family-courier ">Louvre</span>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <span class="index-6178 tp-52881 ">der Vorstadt </span><span class="index-6178 tp-52881 family-courier ">St Germain</span> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <span class="family-courier ">Courtier</span>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <span class="notice-1634 ">[4]</span> ein Quartier im <span class="family-courier ">hôtel de Mayance</span> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <span class="index-8559 tp-52882 ">dem Herrn </span><span class="index-8559 tp-52882 family-courier ">Huot</span> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <span class="notice-23118 ">r.</span> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <span class="index-354 tp-52883 ">München</span> auf <span class="index-5958 tp-52884 ">der Akademie</span> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <br><span class="index-5037 tp-28818 ">Dein Bild</span> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <span class="index-3670 tp-53115 index-3669 tp-53116 index-115 tp-53114 index-129 tp-53113 ">alles</span> wohl und gesund in <span class="index-13 tp-28817 ">Dresden</span>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <span class="index-3513 tp-28811 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir angelegentlichst.<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><span class="family-courier ">rue des bons enfans</span><br><span class="family-courier ">hotel du Loiret N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier offset-4 "> </span><span class="family-courier ">5</span><br><span class="family-courier ">près du </span><span class="family-courier index-8530 tp-52885 ">palais Royal</span><br><span class="index-171 tp-52886 ">Paris</span> den 15 Dezember<br>1822<br>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1632"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1632"/> Geliebter theurer Onkel!<lb/>Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –<lb/>ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft <persName key="237">der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName>, und die <persName key="2346">der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName> machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi> schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes <hi rend="family:Courier">billet</hi> empfangen kam <persName key="2022">Herr Gerard</persName> zu mir, glücklicher weise stand <name key="5037" type="work">Dein Bild</name> mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, <name key="8555" type="work">die Copie nach <persName key="5066"><hi rend="family:Courier">Palma</hi></persName> </name>und <name key="8554" type="work">das Portrait des kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi></name>, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, <hi rend="family:Courier">mais Madame vous peignez! vous peignez!</hi> &. bey dem kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi> meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, <hi rend="offset:4">zu vermögen</hi> in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in <milestone unit="start" n="1633"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1633"/> seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den <milestone unit="start" n="23116"/>[Mon]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23116"/>tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi>, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als <persName key="268">Herr von Stael</persName> haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. 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Die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi> schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes <hi rend="family:Courier">billet</hi> empfangen kam <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28806"/>Herr Gerard<anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28806"/> zu mir, glücklicher weise stand <anchor type="b" n="5037" ana="12" xml:id="NidB52861"/>Dein Bild<anchor type="e" n="5037" ana="12" xml:id="NidE52861"/> mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, <anchor type="b" n="8555" ana="12" xml:id="NidB52864"/>die Copie nach <anchor type="b" n="5066" ana="11" xml:id="NidB52862"/><hi rend="family:Courier">Palma</hi><anchor type="e" n="5066" ana="11" xml:id="NidE52862"/> <anchor type="e" n="8555" ana="12" xml:id="NidE52864"/>und <anchor type="b" n="8554" ana="12" xml:id="NidB52863"/>das Portrait des kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi><anchor type="e" n="8554" ana="12" xml:id="NidE52863"/>, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, <hi rend="family:Courier">mais Madame vous peignez! vous peignez!</hi> &. bey dem kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi> meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, <hi rend="offset:4">zu vermögen</hi> in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in <milestone unit="start" n="1633"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1633"/> seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den <milestone unit="start" n="23116"/>[Mon]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23116"/>tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi>, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB28813"/>Herr von Stael<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE28813"/> haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28814"/>H. von <hi rend="family:Courier">B.</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28814"/> erboth sich auch wegen mir an <anchor type="b" n="2484" ana="11" xml:id="NidB28807"/><hi rend="family:Courier">Forbin</hi><anchor type="e" n="2484" ana="11" xml:id="NidE28807"/> zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da <hi rend="family:Courier">Forbin</hi> sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28808"/>der Herzogin v. <hi rend="family:Courier">B.</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28808"/> die ich nicht traf, und bey <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52869"/>der Grafin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52869"/> die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem <hi rend="family:Courier">hôtel</hi> als <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir <anchor type="b" n="8556" ana="12" xml:id="NidB52870"/>das <hi rend="family:Courier">Diorama</hi><anchor type="e" n="8556" ana="12" xml:id="NidE52870"/> zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an <hi rend="family:Courier">Forbin </hi>worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB52871"/>herzogin von <hi rend="family:Courier">.B</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE52871"/>, und <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52872"/>die Grafin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52872"/> zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. <anchor type="b" n="5036" ana="11" xml:id="NidB28815"/>Herr von Üchtritz<anchor type="e" n="5036" ana="11" xml:id="NidE28815"/>, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe<milestone unit="start" n="23117"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23117"/> an <anchor type="b" n="2484" ana="11" xml:id="NidB52873"/>Graf <hi rend="family:Courier">Forbin</hi><anchor type="e" n="2484" ana="11" xml:id="NidE52873"/> zu schreiben wegen der Erlaubniß auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB52874"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE52874"/> zu Copieren (<hi rend="family:Courier">n.b.</hi> daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von <hi rend="family:Courier">B.</hi> und die Gräfin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi> bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen <hi rend="overstrike:1">scheint</hi> sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche <hi rend="overstrike:1">nun</hi> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28809"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28809"/>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB28816"/>Hrr von Stael<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE28816"/> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<milestone unit="start" n="1635"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1635"/>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <anchor type="b" n="8557" ana="12" xml:id="NidB52876"/>meine <anchor type="b" n="8577" ana="11" xml:id="NidB52964"/>Heilige Anna<anchor type="e" n="8577" ana="11" xml:id="NidE52964"/><anchor type="e" n="8557" ana="12" xml:id="NidE52876"/> zu <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB52875"/>Gerard<anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE52875"/> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <lb/>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <anchor type="b" n="8558" ana="12" xml:id="NidB52877"/>eine Sibille<anchor type="e" n="8558" ana="12" xml:id="NidE52877"/> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <lb/>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <lb/>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52891"/>wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52891"/>, und so wie man alle Tage ein <hi rend="family:Courier">Journal</hi> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB28810"/>Die gute Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE28810"/> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52880"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52880"/> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB52879"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE52879"/>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <anchor type="b" n="6178" ana="10" xml:id="NidB52881"/>der Vorstadt <hi rend="family:Courier">St Germain</hi><anchor type="e" n="6178" ana="10" xml:id="NidE52881"/> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <hi rend="family:Courier">Courtier</hi>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <milestone unit="start" n="1634"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1634"/> ein Quartier im <hi rend="family:Courier">hôtel de Mayance</hi> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <anchor type="b" n="8559" ana="11" xml:id="NidB52882"/>dem Herrn <hi rend="family:Courier">Huot</hi><anchor type="e" n="8559" ana="11" xml:id="NidE52882"/> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <milestone unit="start" n="23118"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23118"/> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <anchor type="b" n="354" ana="10" xml:id="NidB52883"/>München<anchor type="e" n="354" ana="10" xml:id="NidE52883"/> auf <anchor type="b" n="5958" ana="15" xml:id="NidB52884"/>der Akademie<anchor type="e" n="5958" ana="15" xml:id="NidE52884"/> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <lb/><anchor type="b" n="5037" ana="12" xml:id="NidB28818"/>Dein Bild<anchor type="e" n="5037" ana="12" xml:id="NidE28818"/> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <anchor type="b" n="3670" ana="11" xml:id="NidB53115"/><anchor type="b" n="3669" ana="11" xml:id="NidB53116"/><anchor type="b" n="115" ana="11" xml:id="NidB53114"/><anchor type="b" n="129" ana="11" xml:id="NidB53113"/>alles<anchor type="e" n="129" ana="11" xml:id="NidE53113"/><anchor type="e" n="115" ana="11" xml:id="NidE53114"/><anchor type="e" n="3669" ana="11" xml:id="NidE53116"/><anchor type="e" n="3670" ana="11" xml:id="NidE53115"/> wohl und gesund in <anchor type="b" n="13" ana="10" xml:id="NidB28817"/>Dresden<anchor type="e" n="13" ana="10" xml:id="NidE28817"/>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <anchor type="b" n="3513" ana="11" xml:id="NidB28811"/>Mein Mann<anchor type="e" n="3513" ana="11" xml:id="NidE28811"/> empfielt sich dir angelegentlichst.<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><hi rend="family:Courier">rue des bons enfans</hi><lb/><hi rend="family:Courier">hotel du Loiret N</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">o</hi><hi rend="family:Courier;offset:4"> </hi><hi rend="family:Courier">5</hi><lb/><hi rend="family:Courier">près du <anchor type="b" n="8530" ana="15" xml:id="NidB52885"/>palais Royal<anchor type="e" n="8530" ana="15" xml:id="NidE52885"/></hi><lb/><anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB52886"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE52886"/> den 15 Dezember<lb/>1822<lb/>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1822-12-15', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purlhand' => 'DE-611-38972', '36_signaturhand' => 'Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.3,Nr.124', '36_h1zahl' => '4 S. auf Doppelbl., hs. m. 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erzählen zu können. Die Herzogin von <span class="family-courier ">Broglie</span> schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes <span class="family-courier ">billet</span> empfangen kam <span class="index-2022 tp-28806 ">Herr Gerard</span> zu mir, glücklicher weise stand <span class="index-5037 tp-52861 ">Dein Bild</span> mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, <span class="index-8555 tp-52864 ">die Copie nach </span><span class="index-8555 tp-52864 index-5066 tp-52862 family-courier ">Palma</span><span class="index-8555 tp-52864 "> </span>und <span class="index-8554 tp-52863 ">das Portrait des kleinen </span><span class="index-8554 tp-52863 family-courier ">Rudolf</span>, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, <span class="family-courier ">mais Madame vous peignez! vous peignez!</span> &. bey dem kleinen <span class="family-courier ">Rudolf</span> meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, <span class="offset-4 ">zu vermögen</span> in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in <span class="notice-1633 ">[2]</span> seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den <span class="notice-23116 ">[Mon]</span>tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von <span class="family-courier ">Broglie</span>, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als <span class="index-268 tp-28813 ">Herr von Stael</span> haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die <span class="index-237 tp-28814 ">H. von </span><span class="index-237 tp-28814 family-courier ">B.</span> erboth sich auch wegen mir an <span class="index-2484 tp-28807 family-courier ">Forbin</span> zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da <span class="family-courier ">Forbin</span> sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey <span class="index-237 tp-28808 ">der Herzogin v. </span><span class="index-237 tp-28808 family-courier ">B.</span> die ich nicht traf, und bey <span class="index-2346 tp-52869 ">der Grafin </span><span class="index-2346 tp-52869 family-courier ">St Aulaire</span> die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem <span class="family-courier ">hôtel</span> als <span class="family-courier ">Attelier</span> an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir <span class="index-8556 tp-52870 ">das </span><span class="index-8556 tp-52870 family-courier ">Diorama</span> zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an <span class="family-courier ">Forbin </span>worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die <span class="index-237 tp-52871 ">herzogin von </span><span class="index-237 tp-52871 family-courier ">.B</span>, und <span class="index-2346 tp-52872 ">die Grafin </span><span class="index-2346 tp-52872 family-courier ">St. A.</span> zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. <span class="index-5036 tp-28815 ">Herr von Üchtritz</span>, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe<span class="notice-23117 ">[n]</span> an <span class="index-2484 tp-52873 ">Graf </span><span class="index-2484 tp-52873 family-courier ">Forbin</span> zu schreiben wegen der Erlaubniß auf <span class="index-5930 tp-52874 ">dem </span><span class="index-5930 tp-52874 family-courier ">Louvre</span> zu Copieren (<span class="family-courier ">n.b.</span> daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von <span class="family-courier ">B.</span> und die Gräfin <span class="family-courier ">St. A.</span> bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen <span class="overstrike-1 ">scheint</span> sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche <span class="overstrike-1 ">nun</span> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <span class="index-171 tp-28809 ">Paris</span>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <span class="index-268 tp-28816 ">Hrr von Stael</span> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<span class="notice-1635 ">[3]</span>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <span class="index-8557 tp-52876 ">meine </span><span class="index-8557 tp-52876 index-8577 tp-52964 ">Heilige Anna</span> zu <span class="index-2022 tp-52875 ">Gerard</span> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <br>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <span class="index-8558 tp-52877 ">eine Sibille</span> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <br>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <br>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <span class="cite tp-52891 ">wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden</span>, und so wie man alle Tage ein <span class="family-courier ">Journal</span> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <span class="index-607 tp-28810 ">Die gute Mendelsohn</span> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <span class="family-courier ">St Aulaire</span> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <span class="index-2346 tp-52880 ">der Gräfin </span><span class="index-2346 tp-52880 family-courier ">St. A.</span> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <span class="index-5930 tp-52879 family-courier ">Louvre</span>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <span class="index-6178 tp-52881 ">der Vorstadt </span><span class="index-6178 tp-52881 family-courier ">St Germain</span> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <span class="family-courier ">Courtier</span>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <span class="notice-1634 ">[4]</span> ein Quartier im <span class="family-courier ">hôtel de Mayance</span> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <span class="index-8559 tp-52882 ">dem Herrn </span><span class="index-8559 tp-52882 family-courier ">Huot</span> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <span class="notice-23118 ">r.</span> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <span class="index-354 tp-52883 ">München</span> auf <span class="index-5958 tp-52884 ">der Akademie</span> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <br><span class="index-5037 tp-28818 ">Dein Bild</span> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <span class="index-3670 tp-53115 index-3669 tp-53116 index-115 tp-53114 index-129 tp-53113 ">alles</span> wohl und gesund in <span class="index-13 tp-28817 ">Dresden</span>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <span class="index-3513 tp-28811 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir angelegentlichst.<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><span class="family-courier ">rue des bons enfans</span><br><span class="family-courier ">hotel du Loiret N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier offset-4 "> </span><span class="family-courier ">5</span><br><span class="family-courier ">près du </span><span class="family-courier index-8530 tp-52885 ">palais Royal</span><br><span class="index-171 tp-52886 ">Paris</span> den 15 Dezember<br>1822<br>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!' $isaprint = false $isnewtranslation = true $statemsg = 'betamsg23' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/1676' $description = 'Augusta von Buttlar an August Wilhelm von Schlegel am 15.12.1822, Paris, Bonn' $adressatort = 'Bonn <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/1001909-1">GND</a>' $absendeort = 'Paris <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4044660-8">GND</a>' $date = '15.12.1822' $adressat = array() $adrCitation = 'August Wilhelm von Schlegel' $absender = array( (int) 1476 => array( 'ID' => '1476', 'project' => '1', 'timecreate' => '2013-03-26 11:52:18', 'timelastchg' => '2019-08-01 18:18:11', 'key' => 'AWS-ap-0050', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_fulltext' => '', '39_html' => '', '39_name' => 'Buttlar, Augusta von', '39_namevar' => 'Ernst, Augusta (Geburtsname)', '39_gebdatum' => '1796-07-17', '39_toddatum' => '1857-07-05', '39_geschlecht' => 'w', '39_lebenwirken' => 'Malerin, Miniaturistin, Zeichnerin Augusta („Gustchen“) von Buttlar begann ihre Ausbildung zur Malerin 1810 in Dresden unter der Aufsicht von Friedrich Matthäi. 1816 heiratete sie den russischen Obristen Heinrich Ludwig von Buttlar, mit dem sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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Ich wünsche <span class="overstrike-1 ">nun</span> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <span class="index-171 tp-28809 ">Paris</span>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <span class="index-268 tp-28816 ">Hrr von Stael</span> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<span class="notice-1635 ">[3]</span>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <span class="index-8557 tp-52876 ">meine </span><span class="index-8557 tp-52876 index-8577 tp-52964 ">Heilige Anna</span> zu <span class="index-2022 tp-52875 ">Gerard</span> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <br>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <span class="index-8558 tp-52877 ">eine Sibille</span> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <br>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <br>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <span class="cite tp-52891 ">wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden</span>, und so wie man alle Tage ein <span class="family-courier ">Journal</span> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <span class="index-607 tp-28810 ">Die gute Mendelsohn</span> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <span class="family-courier ">St Aulaire</span> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <span class="index-2346 tp-52880 ">der Gräfin </span><span class="index-2346 tp-52880 family-courier ">St. A.</span> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <span class="index-5930 tp-52879 family-courier ">Louvre</span>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <span class="index-6178 tp-52881 ">der Vorstadt </span><span class="index-6178 tp-52881 family-courier ">St Germain</span> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <span class="family-courier ">Courtier</span>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <span class="notice-1634 ">[4]</span> ein Quartier im <span class="family-courier ">hôtel de Mayance</span> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <span class="index-8559 tp-52882 ">dem Herrn </span><span class="index-8559 tp-52882 family-courier ">Huot</span> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <span class="notice-23118 ">r.</span> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <span class="index-354 tp-52883 ">München</span> auf <span class="index-5958 tp-52884 ">der Akademie</span> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <br><span class="index-5037 tp-28818 ">Dein Bild</span> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <span class="index-3670 tp-53115 index-3669 tp-53116 index-115 tp-53114 index-129 tp-53113 ">alles</span> wohl und gesund in <span class="index-13 tp-28817 ">Dresden</span>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <span class="index-3513 tp-28811 ">Mein Mann</span> empfielt sich dir angelegentlichst.<br>Deine treue Nichte<br><span class="family-courier ">Auguste</span><br><span class="family-courier ">rue des bons enfans</span><br><span class="family-courier ">hotel du Loiret N</span><span class="family-courier offset-4 underline-1 ">o</span><span class="family-courier offset-4 "> </span><span class="family-courier ">5</span><br><span class="family-courier ">près du </span><span class="family-courier index-8530 tp-52885 ">palais Royal</span><br><span class="index-171 tp-52886 ">Paris</span> den 15 Dezember<br>1822<br>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!', '36_xml' => '<p><milestone unit="start" n="1632"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1632"/> Geliebter theurer Onkel!<lb/>Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –<lb/>ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft <persName key="237">der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi></persName>, und die <persName key="2346">der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi></persName> machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. 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Der Himmel führte mich auch in die Straße <hi rend="family:Courier">Courtier</hi>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <milestone unit="start" n="1634"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1634"/> ein Quartier im <hi rend="family:Courier">hôtel de Mayance</hi> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. 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Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 <milestone unit="start" n="23118"/>r.<note type="Sachkommentar"><title>Reichstaler</title></note><milestone unit="end" n="23118"/> kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in <placeName key="354">München</placeName> auf <orgName key="5958">der Akademie</orgName> gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß. <lb/><name key="5037" type="work">Dein Bild</name> ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist <persName key="3670"><persName key="3669"><persName key="115"><persName key="129">alles</persName></persName></persName></persName> wohl und gesund in <placeName key="13">Dresden</placeName>. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. <persName key="3513">Mein Mann</persName> empfielt sich dir angelegentlichst.<lb/>Deine treue Nichte<lb/><hi rend="family:Courier">Auguste</hi><lb/><hi rend="family:Courier">rue des bons enfans</hi><lb/><hi rend="family:Courier">hotel du Loiret N</hi><hi rend="family:Courier;offset:4;underline:1">o</hi><hi rend="family:Courier;offset:4"> </hi><hi rend="family:Courier">5</hi><lb/><hi rend="family:Courier">près du <orgName key="8530">palais Royal</orgName></hi><lb/><placeName key="171">Paris</placeName> den 15 Dezember<lb/>1822<lb/>Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!</p>', '36_xml_standoff' => '<milestone unit="start" n="1632"/>[1]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1632"/> Geliebter theurer Onkel!<lb/>Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –<lb/>ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28805"/>der Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28805"/>, und die <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB29183"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE29183"/> machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi> schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes <hi rend="family:Courier">billet</hi> empfangen kam <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB28806"/>Herr Gerard<anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE28806"/> zu mir, glücklicher weise stand <anchor type="b" n="5037" ana="12" xml:id="NidB52861"/>Dein Bild<anchor type="e" n="5037" ana="12" xml:id="NidE52861"/> mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, <anchor type="b" n="8555" ana="12" xml:id="NidB52864"/>die Copie nach <anchor type="b" n="5066" ana="11" xml:id="NidB52862"/><hi rend="family:Courier">Palma</hi><anchor type="e" n="5066" ana="11" xml:id="NidE52862"/> <anchor type="e" n="8555" ana="12" xml:id="NidE52864"/>und <anchor type="b" n="8554" ana="12" xml:id="NidB52863"/>das Portrait des kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi><anchor type="e" n="8554" ana="12" xml:id="NidE52863"/>, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, <hi rend="family:Courier">mais Madame vous peignez! vous peignez!</hi> &. bey dem kleinen <hi rend="family:Courier">Rudolf</hi> meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, <hi rend="offset:4">zu vermögen</hi> in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in <milestone unit="start" n="1633"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1633"/> seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den <milestone unit="start" n="23116"/>[Mon]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23116"/>tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von <hi rend="family:Courier">Broglie</hi>, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB28813"/>Herr von Stael<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE28813"/> haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28814"/>H. von <hi rend="family:Courier">B.</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28814"/> erboth sich auch wegen mir an <anchor type="b" n="2484" ana="11" xml:id="NidB28807"/><hi rend="family:Courier">Forbin</hi><anchor type="e" n="2484" ana="11" xml:id="NidE28807"/> zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da <hi rend="family:Courier">Forbin</hi> sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB28808"/>der Herzogin v. <hi rend="family:Courier">B.</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE28808"/> die ich nicht traf, und bey <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52869"/>der Grafin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52869"/> die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem <hi rend="family:Courier">hôtel</hi> als <hi rend="family:Courier">Attelier</hi> an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir <anchor type="b" n="8556" ana="12" xml:id="NidB52870"/>das <hi rend="family:Courier">Diorama</hi><anchor type="e" n="8556" ana="12" xml:id="NidE52870"/> zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an <hi rend="family:Courier">Forbin </hi>worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB52871"/>herzogin von <hi rend="family:Courier">.B</hi><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE52871"/>, und <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52872"/>die Grafin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52872"/> zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. <anchor type="b" n="5036" ana="11" xml:id="NidB28815"/>Herr von Üchtritz<anchor type="e" n="5036" ana="11" xml:id="NidE28815"/>, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe<milestone unit="start" n="23117"/>[n]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Textverlust durch Klebung</title></note><milestone unit="end" n="23117"/> an <anchor type="b" n="2484" ana="11" xml:id="NidB52873"/>Graf <hi rend="family:Courier">Forbin</hi><anchor type="e" n="2484" ana="11" xml:id="NidE52873"/> zu schreiben wegen der Erlaubniß auf <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB52874"/>dem <hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE52874"/> zu Copieren (<hi rend="family:Courier">n.b.</hi> daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von <hi rend="family:Courier">B.</hi> und die Gräfin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi> bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen <hi rend="overstrike:1">scheint</hi> sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche <hi rend="overstrike:1">nun</hi> sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB28809"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE28809"/>, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. <anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB28816"/>Hrr von Stael<anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE28816"/> war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An<milestone unit="start" n="1635"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1635"/>erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich <anchor type="b" n="8557" ana="12" xml:id="NidB52876"/>meine <anchor type="b" n="8577" ana="11" xml:id="NidB52964"/>Heilige Anna<anchor type="e" n="8577" ana="11" xml:id="NidE52964"/><anchor type="e" n="8557" ana="12" xml:id="NidE52876"/> zu <anchor type="b" n="2022" ana="11" xml:id="NidB52875"/>Gerard<anchor type="e" n="2022" ana="11" xml:id="NidE52875"/> zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte. <lb/>Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll <anchor type="b" n="8558" ana="12" xml:id="NidB52877"/>eine Sibille<anchor type="e" n="8558" ana="12" xml:id="NidE52877"/> vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben. <lb/>Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet. <lb/>Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB52891"/>wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE52891"/>, und so wie man alle Tage ein <hi rend="family:Courier">Journal</hi> oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – <anchor type="b" n="607" ana="11" xml:id="NidB28810"/>Die gute Mendelsohn<anchor type="e" n="607" ana="11" xml:id="NidE28810"/> sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin <hi rend="family:Courier">St Aulaire</hi> enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von <anchor type="b" n="2346" ana="11" xml:id="NidB52880"/>der Gräfin <hi rend="family:Courier">St. A.</hi><anchor type="e" n="2346" ana="11" xml:id="NidE52880"/> doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum <anchor type="b" n="5930" ana="15" xml:id="NidB52879"/><hi rend="family:Courier">Louvre</hi><anchor type="e" n="5930" ana="15" xml:id="NidE52879"/>. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in <anchor type="b" n="6178" ana="10" xml:id="NidB52881"/>der Vorstadt <hi rend="family:Courier">St Germain</hi><anchor type="e" n="6178" ana="10" xml:id="NidE52881"/> herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße <hi rend="family:Courier">Courtier</hi>, wo du gewohnt hast, wir besahen ein <milestone unit="start" n="1634"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="1634"/> ein Quartier im <hi rend="family:Courier">hôtel de Mayance</hi> wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey <anchor type="b" n="8559" ana="11" xml:id="NidB52882"/>dem Herrn <hi rend="family:Courier">Huot</hi><anchor type="e" n="8559" ana="11" xml:id="NidE52882"/> der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. 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sie zwei Töchter, Marianne und Adelheid, hatte. Ab 1818 unternahm die Malerin zahlreiche Reisen, die ihrer Ausbildung dienten, und lebte zeitweilig in Frankfurt am Main und München sowie in Paris, London und Italien. Zu ihren Gönnern zählten der Maler François Gérard, bei dem sie während ihres Parisaufenthalts Unterricht nahm, und der Graf Forbin. Mit Sulpiz Boisserée war sie seit ihrer Ausbildung an der Dresdner Akademie bekannt und stand mit ihm in regem Briefwechsel. Auch in Wien und London, das sie 1824 bereiste, wurde ihre Portraitmalerei sehr geschätzt. Nach dem Tod ihrer Eltern Ludwig Emanuel und Charlotte Ernst musste sie nach Dresden zurückkehren und sich um ihre Kinder kümmern. 1827 konvertierte sie, wohl unter dem Einfluss ihres Onkels Friedrich und von dessen Frau Dorothea, zum Katholizismus. 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[1] Geliebter theurer Onkel!
Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –
ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft der Herzogin von Broglie, und die der Gräfin St. Aulaire machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von Broglie schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes billet empfangen kam Herr Gerard zu mir, glücklicher weise stand Dein Bild mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, die Copie nach Palma und das Portrait des kleinen Rudolf, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, mais Madame vous peignez! vous peignez! &. bey dem kleinen Rudolf meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, zu vermögen in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in [2] seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den [Mon]tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von Broglie, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als Herr von Stael haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die H. von B. erboth sich auch wegen mir an Forbin zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da Forbin sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey der Herzogin v. B. die ich nicht traf, und bey der Grafin St Aulaire die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem hôtel als Attelier an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir das Diorama zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an Forbin worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die herzogin von .B, und die Grafin St. A. zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. Herr von Üchtritz, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe[n] an Graf Forbin zu schreiben wegen der Erlaubniß auf dem Louvre zu Copieren (n.b. daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von B. und die Gräfin St. A. bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen scheint sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche nun sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in Paris, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. Hrr von Stael war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An[3]erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich meine Heilige Anna zu Gerard zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte.
Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll eine Sibille vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben.
Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet.
Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden, und so wie man alle Tage ein Journal oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – Die gute Mendelsohn sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin St Aulaire enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von der Gräfin St. A. doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum Louvre. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in der Vorstadt St Germain herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße Courtier, wo du gewohnt hast, wir besahen ein [4] ein Quartier im hôtel de Mayance wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey dem Herrn Huot der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 r. kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in München auf der Akademie gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß.
Dein Bild ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist alles wohl und gesund in Dresden. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. Mein Mann empfielt sich dir angelegentlichst.
Deine treue Nichte
Auguste
rue des bons enfans
hotel du Loiret No 5
près du palais Royal
Paris den 15 Dezember
1822
Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!
Tausend Dank für Deinen lieben Brief, er hat mich innigst gerührt, und mein Herz mit Dankbarkeit erfüllt, mögte ich doch dereinst deiner Väterlichen Liebe würdig werden! –
ich würde dir sogleich auf diesen Brief geantwortet haben, ich wollte aber zuvor die Bekanntschaft der Herzogin von Broglie, und die der Gräfin St. Aulaire machen, um dir von meiner Aufnahme erzählen zu können. Die Herzogin von Broglie schickte mir deinen Brief mit einem sehr artigen Billet, worin sie mich zwey Tage später zum Frühstück einlud, ich dankte ihr sogleich schriftlich, und fügte hinzu, wie ich die Stunde kaum erwarten könne ihre Bekanntschaft zu machen &. Denselben Morgen als ich jenes billet empfangen kam Herr Gerard zu mir, glücklicher weise stand Dein Bild mit den übrigen angefangnen Sachen, im Nebenzimmer, denn er sah sich sehr bald nach meinen Arbeiten um, die Copie nach Palma und das Portrait des kleinen Rudolf, die beide im Zimmer standen, mußten also gezeigt werden; er schien mehr zu finden, als er erwartet hatte, denn er freute sich darüber und lobte mich sehr, sein erstes war wie er die Copie sah, mais Madame vous peignez! vous peignez! &. bey dem kleinen Rudolf meinte er, es könnte noch mehr auf den Effekt berechnet sein, und Gewänder und Nebendinge solle ich immer nach der Natur machen, ich bekannte ihm nun über diesen Punkt meine Unwißenheit; und meinen Wunsch mich darinn zu vervollkommnen; ich fragte ihn auch, ob er mir nicht ein gutes Buch über die Perspective anweisen könne, da ich darinn noch gar nichts wiße, er meinte die Bücher sagten immer zu viel und machten die Sache nicht deutlich, einige Stunden mündlicher Unterricht wären vollkommen hinreichend, einen deutlichen Begriff davon zu haben, und er wolle es suchen möglich zu machen daß ein Profeßor der in der Perspektive Unterricht giebt, zu vermögen in seinem Hause und unter seiner Leitung einige Stunden darinnen zu geben, wo ich denn daran theil nehmen könne; kurtz er war sehr freundschaftlich, und hat mir alles angebothen, was in [2] seinen Kräften steht. – Dies war am Sonnabend, den [Mon]tag darauf gieng ich zur bestimmten Stunde, obgleich mit einem heftigen Schnupfen, zur Herzogin von Broglie, die mich sehr freundlich aufnahm, so wohl sie, als Herr von Stael haben mir ihre Dienste mit vieler Herzlichkeit angebothen. Die H. von B. erboth sich auch wegen mir an Forbin zu schreiben, welches ich dankbar annahm. Den Tag darauf erhielt ich wieder eine Einladung, um 4 Uhr zu ihr zu kommen, da Forbin sie besuche, ich also mit ihm sprechen könnte, mein Schnupfen der so heftig geworden war, daß ich das Bett hüten mußte hinderte mich aber, diese Einladung anzunehmen, was mir sehr leid that. Als ich etwas beßer war, machte ich gleich meinen Besuch bey der Herzogin v. B. die ich nicht traf, und bey der Grafin St Aulaire die mich schon erwartete, sie war äußerst liebenswürdig gegen mich, sie both mir ein Zimmer in ihrem hôtel als Attelier an (welches ich auch angenommen habe) und ließ gleich anspannen um mit mir das Diorama zu sehen. – Ich schrieb nun auch ein Billet an Forbin worin ich ihn bath mir eine Stunde zu bestimmen wo ich ihn sehen könnte, darauf antwortete er mir, daß es ihm leid thue, mich so wenig besuchen noch bei sich sehen zu können, indem er sich höchst unwohl befinde, aber so bald er beßer seyn werde, würde er zu mir kommen. Bis jetzt ist aber noch nichts erfolgt, und ich habe die herzogin von .B, und die Grafin St. A. zweimal als ich bey ihnen war nicht getroffen, daß ich auch mit diesen nicht deshalb habe sprechen können. Herr von Üchtritz, unser Gesandter hat sich von selbst angebothe[n] an Graf Forbin zu schreiben wegen der Erlaubniß auf dem Louvre zu Copieren (n.b. daß ich ein Bild herunter bekomme) ehe ich aber dies annehme so will ich doch erst sehen, was die Herzogin von B. und die Gräfin St. A. bey ihm bewirken, mir scheint es, daß er der Sache auszuweichen scheint sucht, doch vielleicht irre ich mich. Ich wünsche nun sehnlich endlich recht thätig sein zu können; es ist alles so weitlauftig in Paris, und man trift die Menschen so selten zu Hause; mache ich früh eine Visite, so ist beynahe der ganze Morgen zum arbeiten verloren, und dies fällt die Woche doch gewiß einige mal vor. Hrr von Stael war unter der Zeit auch einmal bey mir, und hat mir sein gütiges An[3]erbieten wiederholt. – Künftige Woche gedenke ich meine Heilige Anna zu Gerard zu bringen, um ihn darüber um sein Urtheil zu bitten, er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert daß ich ihm alles zeigen solle was ich machte.
Ich lege dir liebster Onkel eine flüchtige Skizze von meiner zweiten Composition bei, es soll eine Sibille vorstellen, wie sie aus den Wolken ihre Orakel vernimmt, ein Genius zu ihren Füßen, der aufmerksam die Worte aus ihrem Munde zu vernehmen scheint, ist im Begriff solche nieder zu schreiben.
Das Obergewand der Sibille ist gelbbraun, das Gewand, roth der Turban weiß, und eine goldne Stirnbinde. Die Gegend, Berge, und Meer, die Luft habe ich sehr grau gehalten, und nur seitwärts sind die schweren Wolken etwas gebrochen wo das herein fallende Licht die Figuren beleuchtet.
Die andre Skizze hat weiter keinen Zweck, ich schicke sie Dir nur weil sie grade die Größe der andern hat, ich habe einige größere gemacht, über die ich wohl dein Urteil hören mögte, ob sich eine oder die andere zum Malen schickt; wenn das verwünschte Postgeld nur nicht wäre, du solltest mit Skizzen überhäuft werden, und so wie man alle Tage ein Journal oder Zeitung erhält, sollte Dir alle Morgen eine Skizze zum Frühstück gebracht werden. – Die gute Mendelsohn sehe ich, so oft ich kann, ich scheue den weiten Weg nicht, denn ich liebe und achte sie sehr; daß sie mir auch gut ist, freut mich innig, sie hat mir auf eine sehr feine Art, schönen Stoff zu einem Kleide geschenckt, und ist in allem, liebend und zuvorkommend gegen mich. Ich war zwar im Begriff wieder eine andere Wohnung zu nehmen, da die meinige zum Malen nicht hell genug ist, aber das Anerbieten der Gräfin St Aulaire enthebt mich des zu Hause Arbeitens, ich wohne jetzt freilich etwas entfernt von der Gräfin St. A. doch wohne ich jenseits der Seine, so habe ich wieder weit zum Louvre. Zwey Tage bin ich nach Quartieren in der Vorstadt St Germain herum gelaufen, habe aber kein paßendes gefunden, die meisten waren ohne Meubles, und andere entweder zu schlecht, oder zu theuer. Der Himmel führte mich auch in die Straße Courtier, wo du gewohnt hast, wir besahen ein [4] ein Quartier im hôtel de Mayance wo man uns für ein paar erbärmliche Hinter-Stuben 70 Franken abforderte, ein enormer Preis, da dieses Quartier ganz schlecht möblirt war. Unser Wirth hat uns ein recht hübsches Oefchen setzen laßen, was recht gut heitzt. Im Frühjahr und Sommer werde ich allerdings ein Quartier suchen was eine gesündere Lage hat, doch im Winter ist das jezige gut genug. Ich habe mich doch nun ganz überzeugt daß wir gar nicht theuer wohnen. – Wir waren heute bey dem Herrn Huot der die schönen Gliederpuppen verfertiget, eine zu kaufen daran ist nicht zu denken, denn es kostet eine 1200 Franken, und man muß noch ein Jahr darauf warten Zum Leihen kostet eine 12 Franken Monatlich, was ich nun wohl thun werde im Fall ich eine brauche. Wenn ich einmal recht viel Geld verdiene dann bestelle ich mir eine, bis dahin muß ich mich schon behelfen; in Deutschland hat man Hölzerne, die nur 40 r. kosten, und die ich bey den meisten Profeßoren, und in München auf der Akademie gesehen habe, eine solche muß denn auch mir genügen, denn 1200 Franken ist ein ungeheurer Preiß.
Dein Bild ist fertig sobald es ganz trocken sein wird kommt der goldne Rahmen darum. Für alle Deine Liebe und Sorgfalt den herzlichsten innigsten Dank. Den letzten Briefen nach ist alles wohl und gesund in Dresden. Mit meiner Gesundheit geht es nun auch wieder gut seit der Schnupfen vorüber ist. Nun lebe wohl geliebter theurer Onkel behalte mich lieb wie ich Dich, alle 4 Wochen erhältst Du einen Brief von mir, Du mußt mir aber erlauben, daß ich ohne alle Zierlichkeit schreibe, da meine Zeit mir immer zu kurz wird. Mein Mann empfielt sich dir angelegentlichst.
Deine treue Nichte
Auguste
rue des bons enfans
hotel du Loiret No 5
près du palais Royal
Paris den 15 Dezember
1822
Alles Glück und Heil zum neuen Jahr!